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Erste Syzygie.

Ea und Damkina.

Ea gilt als der Vater der Götter, als der König und Erschaffer des Weltalls, als Gott des Meeres, als König der Tiefe, sar apsu, als Herr der Quellen, als König der Flüsse, als Bildner des Menschen. Er ist der Gott der Steinschneider, der Fischer und Schiffer, der Töpfer und Tonarbeiter, der Gott mit dem glänzenden oder durchbohrenden Auge, der die geschaffenen Menschen auch zu einem Paare verband, der die Heilmittel für alle Krankheiten kennt, der die bösen Geister durch Beschwörungen vertreibt, der das Geschick der Menschen bestimmt.

Einige von seinen sechsunddreißig Beinamen oder Titeln seien hier mitgeteilt. Er heißt barsa, bel sadi Herr des Gebirges, bel teniseti Herr der Menschheit, damku, dergal der große Steinbock, dugga oder duggal, der gute, na sa nappasi, enki Herr der Erde, enkimagh, lahmi tamti, nakbu der reine, ninagal, ningiazag der Herr der Weisheit oder der gute Ratgeber, nudimmut, sassu, innu, sibba, zuab.

Er heißt auch Herr von Irisibba (Erizibba) oder Urudugga, einer Stadt, die nach Hommel und Haupt gleich Eridu ist. Hier hatte er aahe der alten Mündung der beiden früher getrennten Ströme Euphrat und Tigris seinen Tempel Eapsu genannt, Haus des Apsu. Apsu aber ist im akkadischen dasselbe, was affyrisch bau, hebr. bohu ist. Darum aber bedeutet bohu noch keine semitische Gottheit, und das A. T. kennt kein bet bohu. Auch ist tohu wabohu in Gen. 1, 2 keine „leere Alliteration"), sollte wohl Assonanz heißen, sondern die treffende Bezeichnung des durch widergöttliche Gewalten erzeugten Zustandes dieser unsrer Erde vor ihrer Neubildung, von der allein die hl. Schrift näheres berichtet.

Auf den Bildern erkennt man Ea an seinem Schlangenhaupt; auf der Nase trägt er eine Art Horn, Wasser fließt aus seinem Maul, sein Körper ist mit sternförmigen Korallen oder einem andern Seetier besetzt, weil er Herr der Tiefe ist. An seinen Füßen trägt er Klauen. Als fein Vater gilt Bel, seine Mutter soll Bau oder Gur 2) gewesen sein, die Getärerin Himmels und der Erde. Ihre und seine Tochter wird Gaash genannt; als sein erstgeborener und größter Sohn wird Marduk angesehn. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn deckt eine Beschwörungsformel auf, in der Ea redend auftritt: Mein Sohn, was wüßtest du nicht? Was könnte ich dir noch mehr sagen? Was ich

1) Fr. Hommel, Sem. V. n. Spr. I, S. 382.

2) Ueber die Unsicherheit bei Lesung der Ideogramme vergl. fr. Delitzsch bei Mürdter S. 276, M. Duncker und Tiele an vielen Stellen.

weiß, das weißt auch du.“ Peiser übersett: „Das sollst auch би wissen." Diese formel wird später vollständig mitgeteilt.

Als Marduks Schwestern werden Gaasch, Gadimkurazag und Nina genannt. Ein sumero-akkadischer Hymnus beschreibt auch das Boot, in dem Ea mit Damkina, seinem Sohn Marduk und noch zwei Göttern über das Meer fährt, während der Steuermann nicht mit einer Lanze, sondern mit einem langen Ruder im Vorderteil des Bootes steht. Ob dies nun das Boot der Sonne oder das Schiff des ägyptischen Gottes Ra1) ist oder nicht, immerhin wird das Lied anzeigen, daß die Verehrung dieses Gottes über das Meer nach Babylon gekommen ist. Daß der Steuermann aber im Vorderteil des Bootes sein Ruder führt, wird durch die Sitte der Gondoliere in Venedig erklärt, die ebenso noch heute das Boot mit Einem Ruder zu gleicher Zeit lenken und vorwärts treiben.

In seiner Geschichte der Feldzüge Aleranders d. Gr. erzählt Arrian, man habe in Babylonien einen Gott Serapis befragt, ob der franke König in das Heiligtum dieses Gottes gebracht werden solle, damit er gesund werde? Lehmann 2) vermutet, und es ist sehr glaublich, daß mit diesem Serapis niemand anders als Ea gemeint sei, indem dieser far apsu oder Herr der Tiefe heißt. Ihm ist der Monat Airu, hebr. Jjjar, geweiht; sein Tier im Tierkreis ist der Widder.

Wie die oben geschilderte bildliche Darstellung bieten noch andre ähnlicher Art manches Interessante: Ein Gebirge, vermutlich das armenische, scheidet Ober- und Unterwelt. Ea steigt als Wassergott und Herr des Gebirges in Begleitung des Feuergottes Gibil auf. Vor ihm sinkt ein unbewaffneter Riese nieder, bis Ea seinen Glanz abgelegt und hinter den Bergen gelassen hat. Dann hält er dem Riesen seinen Dreizack entgegen, das Zeichen der Bändigung und Bildung der wilden Erdenbewohner oder Riesen. Nackt und unbewaffnet empfangen sie die Fischergabel und die Erntesäge oder Sichel von Ea-Oannes-Jabal und vom Gott der Schmiede, Gibil. Den Wilden wird der Kopf umgedreht, daß sie andern Sinnes werden! Oder der gebildete Mensch hält dem Bild des aufquellenden Gottes die von ihm empfangene Sichel entgegen.

Der weiblich vorgestellte Teil dieser Syzygie ist Damkina, bei Damaskus Dauke, sumero-akkadisch auch Aruru und Damgalnunna genannt. Sie hat elf Titel oder Beinamen, wie ninki Herrin der Erde, jarrat apsi Herrin der Tiefe, belit ilani Herrin der Götter, Herrin des Lebens, Herrin der himmlischen Tiere, Muttergöttin u. s. w.

Ea und Damkina sind später von ihren Kindern sehr in den Hintergrund gedrängt worden, namentlich von Marduk, neben dem noch vier

1) Tiele a. a. Ø. S. 520.
2) 3. f. A. 1897, S. 112.

Brüder genannt werden; die drei Schwestern sind vorher erwähnt worden.

Wer einen Zusammenhang zwischen Maria, der Mutter Gottes, und Damkina annehmen kann, wie H. Zimmern tut1), der scheint zu erwarten, daß im Morgenland mit dem Christentum zugleich eine ganz neue Sprache entstanden wäre, darin kein Wort einer der vorher gebrauchten Sprachen gleich sein durfte.

Zweite Syzygie.

Marduk und Zirbanit.

Marduk oder Maruduk, Merodach, abgekürzt aus dem ursprünglichen amarutuk, der erstgeborene Sohn, dessen Zeichen amarud Sonnenkreis oder elf gelesen wird, hat eine Menge ehrender Titel oder Beinamen. Er heißt akbal ilani, der Weise unter den Göttern, amal, dann wie Ea amarud oder elf, amarutuk, asari, bel balati u muti Herr der Lebendigen und der Toten, bel bili Herr der Herrn, bel erua Herr der fruchtbarkeit, bel nubatti Herr der Totenklage, bili rabbu der große Herr, burnuntasi, enkilulu, gigal, giri gullu dugga 2), girra, gisbarra, gudana Herr der Welt, gudibir, gurru dugga, ilu banija Gott, mein Schöpfer, ilu ilu der höchste Gott, ilu kissati der Gott des Weltalls, ilu nibiri Gott des Planeten Jupiter, lamassu Machthaber der Beschwörung, lugal Marada Herr von Marada, malik milki ilani rabuti König der Könige der großen Götter, masmas ilani, der Sühnepriester der Götter, mirri dugga die Morgensonne, muballitat muti, der die Toten ins Leben ruft, musim simati der Bestimmer des Geschickes, ningal, nur bili Leuchte der Götter, patisi siru erhabener Gebieter, rabsauzui, sar ili König der Götter, sar sami u irsiti Herr Himmels und der Erde, silig galsar, taru seines Volkes, tutu, ubaratutu.

Von Marduk sagt ein Gelehrter, er sei eine der reinsten lichtesten Gestalten des babylonischen Pantheons, ein Gott der Menschen, der ein Herz hat für alle Not und Elend der Menschen“, als ob diese Gestalt Leben und Wirklichkeit wäre und keine Dichtung; doch wir werden diese reine Gestalt noch näher kennen lernen.

Er ist der Gott der Frühsonne und Frühlingssonne, er bringt den Kranken Heilung, er ist der Schutzpatron der Magier, der Machthaber des Lebens, der Friedebringer. Seine Beschwörung“, sagt H. Zim mern 2), „ist eine Beschwörung des Lebens, sein Speichel ein Speichel des Lebens, er selbst ist der Herr des Lebens"; er ist aber auch ein gewaltiger Jäger, der die Geister und Ungeheuer der Finsternis bekämpft, dazu den

1) Fr. Hommel, Grundriß, S. 308, Unm.
2) K. A. T. S. 373.

dunkeln Wolkendrachen des Gewitters und der Nacht, er hilft dem Licht zum Sieg. Er ist der Retter der Bedrängten, der Helfer der Schwachen, der Geber des Lebens, nur den Bösen schrecklich 1). Er ist bel riminu, der barmherzige Herr. Aber viele dieser Lorbeeren, mit denen babylonische Dichter das Haupt ihres Lieblingsgottes geschmückt haben, sind dem Ruhmeskranz seines Vaters entnommen; und barmherzig wird jeder Gott genannt, wenn er tut, was der Gläubige von ihm bittet.

Sein Symbol ist bald ein Pinienzapfen, bald ein Blikbündel, bald ein Nagel oder Hammer. Nach den einen Gelehrten gehört Marduk zu den ältesten Gottheiten der Babylonier, nach den andern ist er eine spä tere künstliche Schöpfung der babylonischen Priesterschaft, der nach und nach die Ehren der andern Götter zugewiesen wurden; wie wir bereits vernommen haben, daß Götter abgesetzt und neue aufgestellt werden können. Sicher ist, daß in Babel bereits Agumkakrime und Hammurabi sich um seinen Dienst und seine Verehrung bemühten. Nur in Assyrien fam er viel später als in Babylonien zu Ehren und Ansehn, nämlich unter Tiglatpilesar I, der 1000 Jahre nach Hammurabi regierte.

Schon in dem Epos enuma-elis wird Marduk häufig mit Bel verwechselt und später kaum noch von diesem Gott unterschieden, ja allem System zum Spott heißt er auch bilu habal bilu, Bel, Sohn des Bel. Seine Verehrung war besonders in Babylonien und in Babel selbst verbreitet. Hier gehörte ihm der große Tempel Esagila, der vorher in Eridu stand, auch Emahtila, Ekua (Mekua) und Ezida, vielleicht auch Etemenanki oder Bit temennu sami u irsiti Haus des Grundes von Himmel und Erde, dessen hohen Stufenturm Nebukadnezar mit glasierten Ziegeln und hellem Uknustein schmücken ließ. Das Heiligtum Esagila bestand aus mehreren Gebäuden, die um zwei Höfe herum lagen, deren einer 346 mal 270 Meter, der andre 316 mal 315 Meter groß waren. Sechs Tore führten zu diesen Höfen 2). Aber in Esagila „wohnten" neben Marduk auch Nebo und Tasmitu, Ea und Nusku, Anu und Bel.

Die Stadt Marada gilt, wie wir gehört haben, als die Geburtsstadt des Nimrod-Izdubar-Gilgamis. Aber dem Lugalmarada d. i. Marduk, Herr von Marada, erbaute schon der alte König Naramsin einen Tempel in derselben Stadt 3).

Ein Hymnus auf Marduk lautet nach Fr. Hommel *) :

Lugalmarada war zu einem Berg, einem fernen Ort (gezogen), auf dem Berg Sabu (war sein Aufenthalt). Seine Mutter bewohnte ihn nicht, und sein Vater bewohnte ihn nicht. In eines Vogels Gestalt verwandelte er sich, in den Gott zu verwandelte er sich."

1) Tiele a. a. C. S. 531.

2) Fr. Hommel, A. u. A., S. 316 2c.

3) K. B. IV, S. 63.

4) Sem. D. u. Spr. I, S. 297.

In diesem Hymnus wird auch ein scharfes Auge wenig „Licht" entdecken.

Aber eine Inschrift Merodachbaladans II. rühmt wieder in Begeisterung:

Marduk, der große Herr, der weise unter den Göttern, der König des Alls, der oberste der Igigi und der Anunaki, der Herold der Gesamtheit des Himmels und der Erde, der Berater der Götter, seiner Erzeuger, der Herr der Höhe und der Tiefe, der die Menschheit regiert“ u. f. w.1)

Ein Reliefbild, das in Birs Nimrud gefunden wurde, stellt Marduk dar, wie er ein Strahlenbündel in seinen beiden Händen hält, während ein Sichelschwert an seinem linken Arm hängt. Er ist der streitbare Held und gewaltige Jäger, wie auch ein 1900 nach Chr. aufgefundener Halsschmuck ihn zeigt. Zu den Füßen des Jägers liegt eine Antilope, vier Hunde begleiten ihren Herrn, der Packer, der Vielfraß, der Einholer und der Schnapper; bei andern heißen sie der Zerstörer, der Fresser, der Greifer und der Wegschlepper 2). Mit diesen 4 Hunden sollen die vier Monde des Jupiter gemeint sein, des Planeten, der dem Marduk geheiligt war. Die Inschrift des Bildes lautet:

„Marduk, dem großen Herrn, dem hocherhabenen, dem Allherrn, dem Herrn der Herrn, dem erhabenen Richter, der die Entscheidungen der Völker entscheidet, dem Herrn der Länder, dem Herrn von Babel, der da wohnt in Esagila, seinem Herrn, hat Marduknadinsum, der König des Alls, der hehre, sein Verehrer, auf daß er lebe, daß es seinem Hause wohl ergehe, seine Lebenszeit lang und seine Re gierung gefestigt sei, daß er das Land seines Feindes niederwerfe und wohlbehalten vor ihm ewiglich wandle, ein Siegel aus glänzendem Lasurstein mit prachtvollem Gold forglich bereitet, einen Schmuck seines glänzenden Halfes anfertigen lassen und bereitet."

Der Glanzpunkt des Mardukkultus war das Neujahrsfest, das sumero-akkadisch zagmuk, babyl. res fatti oder akitu heißt. Als tabu bedeutet das Neujahrsfest das Auferstehn der Natur im Frühjahr, wo der Winterdrache besiegt ist. Das Wort selbst bedeutet auch einen „Greuel". Am Akitufest wurde das Bild Marduks auf dem makua, einem Schiff, über die Prozessionsstraße von Babel, also auch über den Kanal Arachtu gefahren und mit den Bildern der andern Götter vereinigt, damit sie alle in gemeinsamer Beratung im Schicksalsgemach die Lose des Jahres bestimmen möchten 3). Was aber das ursprüngliche ist, diese Sitte oder die Erzählung von der Götter-Versammlung in Enuma elis, wird nicht zu entscheiden sein. Irgend einen Vorwurf wird die Dichtung doch gehabt haben. Dann mußte der König die Hände des Mardukbildes ergreifen und an der Prozession teilnehmen. Es war der zehnte Nisan, an dem der König der Götter, Marduk, und die Götter von Himmel und Erde für ein neues Jahr in Esagila Wohnung nahmen.

1) K. B. III, S. 185.

2) Tiele a. a. . S. 531.

3) A. Jeremias, A. T. V., S. 43. Fr. Hommel, Grundriß, S. 311, Anm.

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