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Denkt aber der Babylonier an den Winter, der vom Winterholstitium bis zur Frühlingstagundnachtgleiche dauert, so singt er: „Wer bist du, Here, deren Treiben drei Monate zehn einen halben Tag währt“?

Nergals Bild ist der Löwe mit Menschenantlitz; dazu trägt er das Horn eines Stiers und Flügel, ein Haarbüschel fällt auf seinen Schädel herab.

Er ist aber auch ein Gott der Gräber und der Unterwelt, der Totengott und Pestgott. Unter seinen vierzehn dienstbaren Geistern befindet sich außer dem Blik, fieber, Gluthize und Pest auch der Dämon, der bereits genannt wurde, Sarrabdu, der auch Verleumder oder Teufel heißt.

Nergal wurde besonders in Kutha nordöstl. von Babel verehrt. Sein dortiger Tempel hieß Esidlam, ebenso der in Maschkanschabri. Ihm gehört in der Musik der siebte Ton und am Himmel der siebte Planet; aber später wurde ihm der Planet Mars zugeeignet. Gehört aber der siebte Ton zur Harmonie der Sphären, so wird mit solcher Zugehörigkeit dem Herrn der bösen Geister doch zu viel Ehre angetan. Ein Mißton wäre seinem Wesen entsprechender. Ganz verschieden ist die Grundlage der hebräischen Frömmigkeit, die wirkliche Harmonie der Menschenseele mit Gott und seinen Werken, wo sie loben kann: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" 2c. 1)

Ein alter Hymnus auf Nergal lautet:

„Der tapfre, der gewaltige Sturmwind, der das feindliche Land überwältigt; der große Stier, der Herr der Macht, der das feindliche Land überwältigt; der Herr von Kutha, der das feindliche Land überwältigt; der Herr von Esidlam, der das feindliche Land überwältigt; der gallu, der Gott Jsum, der das feindliche Land überwältigt; der gewaltige Sturmwind, der seines gleichen nicht hat3).“

Ein Gebet zu Nergal zeigt uns die frommen Wünsche seiner Anbeter:

„Die Gesamtheit ihrer Wohnungen wirf darnieder, daß sie wie Schutthügel werden. Capferer Held, laß deine Stimme erschallen in's Land einzubrechen, und niemand wird es mehr aufsuchen. Dein gewaltiger Glanz überdeckt das Land der Feinde, vor deiner Hoheit mögen sich die Völker beugen3)."

Als Nergals_Gattin gilt bald seine Schwester Laz1) d. h. „ohne Ausgang" oder Ereskigal d. i. Herrin der Unterwelt, bald Gula, die sonst Ninib_zugesellt wird. Sie wird als ein Wesen gemischter Art beschrieben: Ein Horn steht vorn, eins hinten auf dem Kopf. Man sieht an ihr das Ohr eines Cammes, aber die Hände eines Menschen. Mit beiden Händen ergreift fie die Nahrung und führt sie zum Munde, wie Affen und einige andre Tiere tun. Ihren Leib schlägt sie munter mit

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ihrem Schweife. Sonst trägt sie den Kopf eines Löwen 1), zwischen ihren Hörnern steht ein Haarbüschel, der nach der Stirn überfällt.

Die Göttersage erzählt von Ereskigal: Als die Götter einst ein Gastmahl bereiteten, sandten sie zu ihrer Schwester Ereskigal einen Boten mit dem Auftrag, sie solle sich durch einen Boten ihr Backwerk holen lassen. Ihr Bote Namtaru, den sie zum gewaltigen Himmel sendet, hört, daß derjenige Gott, der nicht vor ihm aufsteht, sterben soll. Nergal steht nicht auf und geht darauf zu seiner Schwester Ereskigal und flagt ihr, weil er nicht vor Namtaru aufgestanden sei, müsse er sterben. Zugleich faßt er seine Schwester bei den Haaren und zieht sie von ihrem Throne herab, ihr das Haupt abzuschlagen. Aber sie bittet: „Erschlag mich nicht, mein Bruder! Ich will dir eine Rede sagen." Da lösen sich seine Hände von ihrem Haare, sie aber weint und heult: „Du sollst mein Gatte sein, ich will dein Weib sein. Ich will dich die Königsherrschaft auf der weiten Erde ergreifen lassen, ich will die Tafel der Weisheit in deine Hände legen. Du sollst der Herr, ich will die Herrin sein." Als Nergal diese Rede gehört hatte, küßte er sie, wischte ihre Tränen ab und sprach: Was immer du von mir wünschest, soll geschehen von nun an (und immerdar)" 2).

Man sollte es nicht für möglich halten, daß christliche Gelehrte in diesen mythologischen Fabeln, wo die Schwester sich dem Bruder als Gattin in die Arme wirft, wo überhaupt mehr Dunkelheit als Licht waltet, noch christologische Beziehungen finden. Aber es ist doch so und gewinnt den Anschein, als wollten sie dem Evangelium, an dem sie sich geärgert haben, nur einen Schandlappen nach dem andern anhängen.

Als Kinder des Nergal und der Gula gelten die sieben großen Götter, die mit ihm acht ausmachen und an die ägyptische Achtgottheit erinnern sollen ). In Nisin wurde die Ninnisin, die Herrin des abneh menden Mondes und Gattin Nergals verehrt. Es ist aber nicht die freie Liebe unter den Göttern Babels herrschend gewesen, sondern die Willkür der dichtenden Priester, die Götter und Göttinnen beliebig vereinigt oder löst, treibt ihr grausames Spiel mit den Gelehrten, die in diesem Wirrnis Ordnung und System und dazu noch die Quelle der religiösen Anschauungen von Juden und Christen entdecken wollen.

1) Bezold, N. u. B., S. 117.

2) K. B. VI, S. 75 2c.

3 fr. Hommel, Grundriß, S. 161. 343.

Elfte Syzy gie.

Ramman und Sala.

Ram man wird auch Adad oder Hadad, Barku, Im (sein Ideogramm), Belbiri Orakelherr, Bur, Martu, Miru genannt. Es ist unter den Gelehrten noch nicht ausgemacht, ob er aus dem Westland nach Babylonien oder aus Babylonien nach dem Westland gebracht worden ist. Hilprecht hält Martu gleich dem aramäischen Umurru; und die Namen Hadadesar, Hadadrimmon, Benhadad sind in Syrien sehr gebräuchlich. Ist aber Adad eins mit dem phönikischen Adonis, so hat er doch dessen Eigentümlichkeit an den babylonischen Duzi oder Tammuz abgetreten. Ob Bir überhaupt ein Göttername sei, darüber sind die Gelehrten auch nicht einig, wie Zimmern gegen Winckler in ein und demselben Buch auftritt.

Ramman ist der Großfürst des Himmels und der Erde, der Herr der Sturmflut, der Quellen und des Regens, der Gott des Blizes und des Donners, der Schuhgott der Grenzen, der die Flüsse mit Schlamm, die Fluren mit Dornen erfüllen soll, nämlich bei dem Grundbesitzer, der einen Grenzstein verseht oder verletzt 1). Als Adad ist er Herr des Sturmes. Er bringt der Erde Fruchtbarkeit, aber auch Mißwachs und Hungersnot. Daher sind ihm auch die Kanäle geheiligt. Der Name bedeutet nach den einen den Glänzenden, nach den andern einen Brüller oder Donnerer. Seine Zahl ist sechs. Sein Bild ist der Donnerkeil, den wir auch bei seinem Vater Unu als dessen Zeichen kennen gelernt haben. Er wird auch mit einem Blitzbündel oder mit einer Art abgebildet. Sein Tier ist der Stier, aber er übertrifft diesen durch seine vier Hörner 2). Auf ihn mag sich die Kälberverehrung beziehen, die Jerobeam I. von Israel in Dan und Bethel aufrichtete. Zu seiner Seite schreiten die fieben bösen Geister seines Vaters Anu, wie sie wohl zu Sturm und Mißwachs, weniger aber zum Segen der Erde passend erscheinen.

Die Verehrung Rammans findet sich besonders in Halab und Karkar, wo sein Tempel Eudgolgol stand; dann in der affyrischen Stadt Ekallate. Sein Tempel in Babel hieß Enamhi, d. i. Haus des Ueberfluffes. Ein Hymnus auf ihn lautet:

„Bei seinem Zürnen, seinem Wüten, bei seinem Brüllen, seinem Donnern steigen die Götter des Himmels zum Himmel hinauf, gehen die Götter der Unterwelt zur Unterwelt hinein."

Also tun die babylonischen Götter wie alle ängstlichen Menschen, die bei dem Zucken der Blige und Dröhnen des Donners Sicherheit in ihren Häusern suchen.

1) K. B. IV, S. 73.

2) H. Zimmern, K. U. C., S. 448.

Der weibliche Teil dieser Syzygie ist Sala oder Gubarra, Herrin von Gueddina, auch Anunit oder Sumalia genannt. Sie ist die Herrin der glänzenden Berge, der hellen Schneeberge, woher im Frühjahr das reichliche Wasser der Ströme kommt.

In den Bildern, die häufig die Inschriften begleiten, waltet eine große Willkür der Schreiber oder Zeichner. Bald ist es die aufgehende Sonne des Samas, die mit Flammenflügeln aus einem Felsenspalt heraufflimmt, bald ist es Ea, der mit Flammenflügeln sißend dargestellt wird und in der Rechten eine Art Säge hält. Bald schwimmen zwei fische auf seinen Nabel zu, bald entspringen diesem Mittelpunkt seines Leibes zwei Ströme, Euphrat und Tigris. Oder die Ströme entfließen cinem Kruge, und der Genius des Euphrat und Tigris steht in Menschengestalt davor und trägt auf dem Januskopf eine Stierhornmüße. Oder Euphrat und Tigris kommen von den Schultern eines knieenden Gottes herab und fließen, indem se sich kreuzen, zu dem fischgeschwänzten Dagon. Oder es wachsen 1) zwei Schlangen aus dem Schultern des Gottes.

Wieder auf andern Bildern sieht man Gilgamis und Eabani je einen Krug darreichen, aus jedem Krug aber sprießen drei Keime. Daneben schwimmen im Flusse göttliche Stiere, Stiere mit Menschenantliß tragen einen Gott, der auf dem Throne siht... Wer kann es alles er zählen?

Oder: Auf der Grabwand von Bavian hält der assyrische Gott, der auf einem männlichen Hund steht, zwei Keilschriftzeichen in seiner Hand. Aus dem Schrein, auf dem ein Keil liegt, kriecht ein doppelzüngiges gehörntes Ungeheuer hervor. Aber auf dem Urkundenstein des Merodachbaladan ist über dem Schrein ein aufrechter rechteckiger Stab angebracht, ebenso auf der Urkunde des Mardukiddinabal auf dem Tier an der Berggrotte. Über Kegel und Keilschaft erscheinen in zwei Randleisten zerlegt auf der Sargonstele. Bald hat der Schaft in der Mitte eine Querlinie, bald ist er am oberen Ende keilartig verbreitert, bald ein Halbmond darüber, davor ein Stern. Dann trägt eine Göttin ein langes Szepter wie von ineinander gesteckten Keilen, ähnlich dem Schachtelhalm, oder der Schaft bleibt halbiert rechteckig brettartig. Das zweizüngige Ungetüm sieht mit seiner Mähne und aufgeworfener Nase einer Hyäne ähnlich; aber die Beine sind mit Federschuppen bedeckt und geierartig, während der Schweif lang ist wie eine Schlange. Geht neben diesem Tier ein Stier, so haben wir das Zweigespann des Gottes Asur. So geht es weiter in endloser Mannigfaltigkeit nach der Gabe der Zeichner. Das in ein System bringen zu wollen, heißt unsern Archäɔ. logen eine Danaidenarbeit auflegen.

1) Hofmann, 3. f. A. 1896, S. 273.

Andere Gottheiten.

Neben den zweiundzwanzig Hauptgottheiten der Babylonier und Assyrer gibt es noch eine nicht geringe Anzahl von gepaarten und einzelnen Göttern, die es zu keinem so hohen Ansehn wie jene gebracht haben, auch hier wieder abgesehn von den vergessenen oder abgesezten alten Göttern, die uns in den Göttersagen begegnen werden.

Der Stiergott Arabi hat keine Geschichte und wird uns fast nur im Bild, wie Nergal als Löwengott vorgestellt.

Die Göttin Aruru kommt in einem Schöpfungsbericht als Gattin Eas vor und soll an der Erschaffung des Menschen teil haben. Nach der Göttin Dadi a nannte Samfiiluna eine Mauer in der Sonnenstadt Sippara.

Dag an oder Dagon ist am Mittelmeer ebenso wie in Babylonien und Affyrien bekannt, daher bei ihm dieselbe Frage betr. des Ursprungs wie bei Ramman vorliegt. Häufig begegnet uns sein Bild auf Denkmälern, der obere Körper in Menschengestalt, der untere Teil einem fisch gleich. Dieser Meergott schwimmt vor den Schiffen der assyrischen flotte her. Erklärt man den Namen für semitisch, so bedeutet er einen Fischgott oder den Gott des Getreides; aber E. Schrader und H. Zimmern fassen den Namen als akadisch auf 1). Mehrfach sind assyrische Königsnamen mit Dagan zusammengesetzt, wie Jsmidagan u. a.

Ein Gott Dod muß den geistreichen Einfall und die großartige Entdeckung rechtfertigen helfen, von der bereits in der Einleitung die Rede war. Nun heißt aber Dod ein Geliebter oder Vetter, und fr. Hommel möge uns sagen, was man sich unter dem Detter oder Beliebten in der großen Götterfamilie“ zu denken hat 2)? Auch muß die Frage aufgeworfen werden, welche Legende die frühere gewesen ist, die der Menschengeschicke oder die Berichte von den Gestirnen?

Dumuzi odr Duzi, akkad. Sohn des Lebens, Dumuzi abzu oder Duzizuab, Sohn des Ea oder der Wassertiefe, auch Dugal-usugalanna genannt, hieß bei den Phönikiern Adon, griech. Adonis, bei den Hebräern 3) Tammuz. Nach Rawlinson wird er bald als ein Gott, bald als Göttin betrachtet. Bei den Sumero-Ukkadiern soll er der Sonnengott gewesen sein. Sonst gilt er als Gott der Jugend, als der Buhle Iftars, auch als Gott des Pflanzenwuchses und des Totenreiches. Aber Duzi und Bisrida stehen auch im Tor von Anus Himmel.

Wie in Phönikien Adonis in der Zeit der Sommersonnenwende beweint wird, weil die meisten Blumen und Blätter vor der Sonnenglut dahinwelken, grade wenn die Tage anfangen kürzer zu werden, so Duzi in Babylonien; denn dann tritt die Sonne scheinbar in die rückläufige Bewegung ein, es geht dem Herbst und Winter zu, und dieser Gedanke

1) K. U. C., S. 358.
2) K. A. C., S. 225.
3) Ezech. 8, 14.

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