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winnen können, auch einen Begriff von dem babylonischen Götterwesen unmittelbar überkommen und zuletzt zu der Gewißheit gelangen, daß die hl. Schrift hoch, unendlich hoch über dem babylonischen Schmutz er haben ist.

Doch möge hier, indem wir die an dieser Stelle eingeschaltete Erzählung Hasisatras von der Sintflut aufsparen und besonders vorführen wollen, sogleich das Ende des Gilgamis-Epos Platz finden.

Utnapistim wendet sich weiter an den Hilfe suchenden Gilgamis mit dieser geheimnisvollen Rede:

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„Wer von den Göttern wird dich zu ihnen versammeln, daß du das Leben findest, das du suchst? Auf, lege dich nicht schlafen sechs Tage und sieben Nächte." Sowie er aber auf seinem Hintern sitzt, bläst der Schlaf wie ein Wetter gegen ihn, rnd Utnapistim spricht zu seinem Weibe: „Sieh den starken, der das Leben wünschte. Ein Schlaf bläst wie ein Wetter gegen ihn." Das Weib spricht zu Utnapistim: Rühr ihn an, daß der Mensch aufschrecke und auf dem Weg, den er gegangen, gefund zurückkehre." Utnapistim antwortete: Jst dir das Schlimmere des Menschen schlimm? Wohlan so backe seine Brote und lege sie zu seinen Häupten. Und zu der Zeit, da der Mensch sich an der Wand seines Schiffes schlafen legte, but sie seine Brote, legte sie zu seinen Häupten und sprach (den Zauberspruch): „Sein eines Brot sei trocken, das zweite hart, das dritte naß gemacht, ein viertes weiß, das fünfte wirft graues Haar ab, das sechste ist gekocht, ein siebentes. Da rührte er ihn an, und der Mensch schrat auf. Gilgamis aber sagte zu Utnapiftim: „Erstarrung und Schlaf ergoffen sich über mich. Da rührtest du mich an und stießest mich." Utnapistim sprach zu Gilgamis: „Wohlan, Gilgamis, zähle deine Brote,, *)."

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Hier ist eine Lücke in der Erzählung; denn wir hören nichts davon, wie es mit Gilgamis Broten geworden ist, sondern wir werden ans Meer geführt, wo Gilgamis von seinem fährmann Urnimin ins Wasser getaucht und vom Aussah rein wird. Ein neuer Zauberspruch ergeht über ihn:

Seinen Leib wasche er mit Wasser, werfe ab seine Häute, das Meer trage fie fort. Erneuert werde die Binde seines Hauptes, er werde mit seinem Schamtuch bekleidet. Bis er zu einer Stadt kommt, soll das Gewand kein graues Haar ab. werfen."

Als dann Gilgamis und Urnimin im Schiff fahren, sagt der Fährmann zu Gilgamis:

„Ich will verborgenes dir verkünden. Es ist ein Kraut wie Dornen auf dem Acker, die seine Hand durchbohren. Wenn deine Hände dieses Kraut erlangen, wirst du zu deinem Land zurückkehren." Hierauf bindet Gilgamis schwere Steine an feine Füße, die ihn in's Meer hinabziehen, wo er das Kraut findet, das ihm die Hand durchbohrt. Er sagt zu Urnimin: „Dies Kraut ist ein Zauber, wodurch der Mensch seine Vollkraft erlangt. Ich will es nach Erech bringen. Sein Name ist „als Greis wird der Mensch wieder jung."

An diesen Teil des Epos mögen sich die griechischen Sagen von Glaukos, die arabischen von Hadir anschließen. Die Erzählung fährt fort: Als Gilgamis glücklich wieder ans Land ausgestiegen war und sich in eine Zisterne wusch, um durch Hilfe des Zauberkrautes zur Kraft seiner

1) Nach Jensen, K. B. VI, S. 247 2c.

Jugend zu kommen, riecht eine Schlange den Duft des Krautes und entreißt es ihm. Darüber erhebt Gilgamis ein großes Klagen und zieht mit dem Schiffer zu Fuß nach Erech. Glücklich in Erech angekommen, stellt Gilgamis für seinen verlorenen Freund Eabani eine zweite Totenflage an, wodurch Ea so gerührt wird, daß er die Seele Eabanis ins Land der Seligen aufsteigen läßt.

Gilgamis aber sagt zu Urnimin:

Gehe hin und her auf der Mauer von Erech, befiehe die Aufschüttung und das Ziegelwerk. Wenn sein Ziegelwerk nicht wieder hergestellt ist, und die fieben Klugen fein fundament nicht gelegt haben, so werde ich einen Sar von der Stadt, einen Sar von den Gärten, einen Sar von dem heiligen Bezirk des Hauses der Iftar, drei Saren und den heiligen Bezirk von Erech hinschütten."

Mit diesem Rätselwort schließt der babylonische Roman. gibt noch einen zweiten, nicht minder dunkeln Schluß:

Aber es

Wer den Tod durch Eisen starb, das sahest du? Ja ich sah es. Er ruhet im Schlafgemach und trinkt reines Wasser. Wer in der Schlacht erschlagen ward, das fahest du? Sein Vater und Mutter erheben sein Haupt und sein Weib auf ihn. Weffen Leichnam auf das Feld geworfen ward, das sahest du? Das sahe ich, dessen ikimmu) hat in der Erde nicht Ruhe. Wessen ikimmu niemand hat, der für ihn forgt sahest du, sahe ich. Ueberbleibsel im Topf, Reste von Speisen, die auf die Straße geworfen sind, muß er effen3)."

In einem dritten Schluß 3) wird die Mahnung ausgesprochen, Marduk möge die Menschen die Gebote Eas lehren: Sie mögen festgehalten werden, und der erste (älteste?) möge sie lehren."

Wieder einen andern Schluß bringt Jensen in seinem neuesten Buch: Vergeblich beschwor Gilgamis den toten Eabani, aus der Unterwelt heraufzukommen. Da öffnet Nergal, der Herr des Totenreichs, ein Loch der Erde und läßt den Schatten Eabanis wie einen Wind herausfahren. Ihn redet Gilgamis also an: „Sage mein Freund, sage mein Freund das Gesetz der Erde, das du gesehn hast." Ihm antwortet Eabani: „Werde ich es dir nicht sagen, mein Freund, werde ich es dir nicht sagen? Wenn ich dir das Gesetz der Erde, das ich gesehn, sage sebe dich, weine." Gilgamis antwortet: „Will mich setzen, will weinen." Hierauf berichtet Eabani, wie es in der Unterwelt aussieht, was er bereits aus dem Ort der Toten schon geklagt hatte.

Wenn dieses Epos bald ein Sonnen-, bald ein Dioskuren-Mythus genannt wird, so ist anzuerkennen, daß die Zahl der zwölf Tafeln auf die zwölf Tierkreisbilder bezogen werden kann; auch daß auf das Zeichen der Zwillinge der Freundschaftsbund zwischen Eabani und Gilgamis, auf das Zeichen des Skorpions der Skorpionmensch, auf das Zeichen des Wassermanns die große Flut, auf das Zeichen der Jungfrau die Begegnung mit der Buhlerin (!) Iftar hinzuweisen scheint aber was ift

1) Die Seele, die mit dem Leib begraben wird.

2) Jensen in K. B. VI.

3) A. Jeremias, U. C. O., S. 106.

damit für den Inhalt und die Beurteilung des ganzen Gedichtes gewonnen? Mag es von den Sternen abgelesen sein“, und sei alles zugegeben, was die Forscher entdeckt zu haben sich rühmen, so ist damit doch nur die form bestimmt, in die der mannigfaltigste Inhalt gegossen werden konnte und gegossen worden ist. Beweis dafür sind die deutschen Märchen von Dornröschen und Schneewittchen, von Brunhild und Siegfried, die auch ihren Naturhintergrund haben, aber etwas ganz anderes geben als die Babylonier.

5. Fage von Adapa.

Mitten unter den Urkunden des ältesten diplomatischen Briefwechsels“, wie Klostermann sagt, nämlich auf einigen von den 300 Tontafeln aus dem Tell el Amarna, fand sich die Erzählung von Adapa, in der einige Gelehrte sogleich die Vorlage der Quelle des biblischen Berichtes 1) vom Sündenfall der ersten Menschen zu erkennen vermeinten. Der vorurteilslose Leser wird staunen über die kühne Phantasie, die in solcher Behauptung offenbar wird; aber die Mode oder Richtung der Zeit erfordert die Herabsehung der hl. Schriften A. T. Doch hören wir die Erzählung selbst.

Eines schönen Tages, wird uns berichtet, beschäftigte sich Adapa, der Sproß der Menschheit, den Ea, der Allweise, unter den Menschen schuf, der auf die Gebote acht hat und mit den Bäckern von Eridu das Bäckerhandwerk betrieb, mit Fischfang auf dem Meer; denn er übte die Fischerei und Jagd von Eridu aus. Daneben war er auch Bäcker und Priester feines Vaters Ea und hatte für den Bedarf des Heiligtums an Brot und Wasser zu sorgen.

Schon aus diesem Anfang der Erzählung wird die Grundlosigkeit des Vergleiches mit der hl. Schrift offenbar; denn entweder ist Adapa gar nicht der erste Mensch gewesen oder er ist schon einige hundert Jahre alt, und dann kann von einem Sündenfall nicht mehr die Rede sein, wie die Schrift ihn versteht.

Die Erzählung fährt fort: An der hellen Ufermauer von Eridu bestieg Adapa ein Segelschiff und lenkte dasselbe mit dem Steuer ins weite Meer, das dem Meerland den Namen gegeben. Da erhob sich plötzlich ein heftiger Südwind und tauchte ihn unter zum Haus der Fische, indem er sein Boot zum kentern brachte. Den Wind für diesen Unfug zu strafen, zerbrach Adapa ihm seine Flügel, daß er sieben Tage lang nicht zum Land hin wehen konnte.

Nach sieben Tagen fragt Unu, der Himmelsgott, feinen Boten Jlabrat, warum der Südwind seit sieben Tagen nicht zum Land hin geweht habe? Darauf bringt Jlabrat den frevel, den Adapa am Süd

1) Gen. 3.

wind begangen, zur Kenntnis Anus. Der ruft „Hilfe“, steht von seinem Thron auf und heißt den Südwind selbst kommen; aber Adapa wird von Ea, seinem Vater, mit einem Trauertuch bekleidet und erhält von dem weisen Gott folgende Belehrung über sein Verhalten, das er vor seinem Richter beobachten soll: „Wenn du zum Himmel hinauf kommst, um vor Anu, den König, zu treten, werden in seinem Tor Tammuz und Gisrida stehn und dich fragen: »Mann, für wen siehst du so aus? Um wen trauerst du?« Dann sage: »Weil zwei Götter aus unserem Lande verschwunden sind, befinde ich mich_so.« »Wer sind die zwei Götter ?« werden sie fragen. Dann sage: »Tammuz und Gisrida.« Sie werden einander ansehn und staunen, aber gute Worte für dich zu Anu sagen.“ Weiter sagte Ea:

„Wenn du dann vor Anu hintrittst, so wird man dir Speise des Todes bieten, iß sie nicht. Wasser des Todes wird man dir hinhalten, trink es nicht. Ein Gewand wird man dir bieten, zieh es an. Del wird man dir hinhalten, salbe dich damit. Den Befehl, den ich dir gegeben, laß nicht los. Die Worte, die ich dir gesagt habe, halte fest." So der Gott Ea.

Als Adapa dann vor Unu, seinem Richter, stand, fragte ihn dieser : „Wohlan, Adapa, warum hast du des Südwinds flügel zerbrochen?“ Adapa antwortete: für das Haus meines Herrn fing ich Fische inmitten des Meeres, das einem Spiegel glich. Da wehte der Südwind und tauchte mich unter zum Haus der Fische." Anu war durch diese Antwort nicht befriedigt und wollte kein Erbarmen gelten lassen, aber er wurde durch Tammuz und Gisrida beruhigt; doch fragte er noch: „Warum hat Ea einem unholden Menschen das Innere des Himmels und der Erde geoffenbart? Holt ihm Speise des Lebens, daß er sie esse." Aber Adapa aß die Speise des Lebens nicht. Und als sie ihm Wasser des Lebens brachten, trank er es nicht. Da sie ihm ein Gewand holten, zog er es an. Da sie ihm Oel brachten, salbte er sich damit. Anu blickte den Uebeltäter an, staunte über ihn und sprach: „Wohlan, Adapa, warum hast du nicht gegessen und getrunken, sodaß du nicht leben wirst?" Adapa antwortete: Ea, mein Herr, befahl mir »iß nicht und trink nicht«.“

Hierauf befahl Anu, daß Adapa, der vom Grund des Himmels bis zu den Höhen des Himmels geschaut habe, auf die Erde zurückgebracht werde 1).

Das Uebrige der Tafel ist so beschädigt, daß kein Zusammenhang zwischen den gelesenen Zeichen hergestellt werden kann. Aber wir haben aus dem mit Sicherheit Gelesenen hinreichende Mittel, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß diese ausgedehnte, einige Male ganz poetische Erzählung mit dem kurzen Bericht der Bibel über den Aufenthalt der

1) Nach K. B. VI, S. 93 2c.

ersten Menschen im Paradies und ihren Sündenfall unter dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse kaum einen einzigen Berührungs punkt hat. Hier ist nicht von Mann und Weib die Rede, sondern nur von einem Mann. Hier stehen nicht zwei reine Menschen vor dem Versucher, sondern ein gewalttätiger Mensch vor dem Strafrichter. Es ist sehr die Frage, ob der dichtende Babylonier überhaupt die hebräische Ueberlieferung gekannt hat, und wenn er sie gekannt hat, so hat er eine Travestie darauf gemacht, ohne für den wirklichen Inhalt dieser Ueberlieferung das geringste Verständnis zu zeigen. In seiner Verlegenheit dreht er die Sache hin und her, bis sie auf seinen heimisch en Boden, den Streit der Götter unter einander, geschoben ist. Da kann er frei dichten und erfindet eine Kriminalgeschichte. Anu, der König des Himmels, soll einen Frevler richten, aber Ea steht diesem mit Advokatenlist bei. Was der eine Speise des Codes nennt, ist dem andern Speise des Lebens.

Aber die Gelehrten meinen ja, der biblische Bericht sei aus dem babylonischen Gedicht geschöpft! Aber wo ist denn in diesem die Rede von der listigen Schlange, die zu dem Weib des Menschen versuchliche Worte spricht? Wo von den erlaubten und von verbotenen Baumfrüchten? Wo von dem Auftun der Augen und Erkenntnis des Guten und Bösen? Nichts von alledem.

Etwas anders steht es mit einem alten Tert, der in fumero-akkadischer Sprache geschrieben ist. Der weiß zu erzählen: „In Sünde kamen die beiden die ersten Menschen überein. Das Gebot war im Garten Gottes gegeben. Vom Ansambaum aßen sie und brachen ihn entzwei. Seinen Stiel zerstörten sie, den süßen Saft, der dem Leibe schadet, (tranken sie). Groß ist ihre Sünde. Sich selbst erhoben sie. Dem Marduk, ihrem Erlöser, überwies der Gott Sar ihr Geschick 1).”

Hier haben wir sozusagen die erste Uebertragung der alten Ueberlieferung in das neue Heidentum. Noch wußten die alten Sumero-Akkadier etwas von einem Gebot, von einem Garten Gottes, von einem Baum und seinen Früchten, von dem Ungehorsam der Menschen, von der Sünde, in der sie sich selbst erhoben; aber schon ist die Tatsache in den Hintergrund getreten, daß sich die Menschen an Gottes Gebot versündigt haben, wie sie versucht, aber auch gewarnt sind. Schon wissen sie nichts mehr von dem Schaden der Seele, sondern dies effen und trinken tut nur dem Leibe des Menschen Schaden. Und vergleichen wir den Standpunkt des späteren Babyloniers, so ergibt sich die Tatsache, daß je größer die zeitliche Entfernung irgend einer Aufzeichnung von der den ersten Menschen gewordenen, von ihnen auf die Nachkommen überlieferten Offenbarung ist, desto schwächer wirkt das Licht der ursprüng lichen Erkenntnis, desto tiefer werden die Schatten des Aberglaubens.

1) Vergl. Boscaven bei Urquhart I, S. 109.

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