ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Zeiten beider Reiche erhalten, dazu kamen später die Annalen und Chroniken, die uns leider nur bruchstückweise bis heute bekannt sind. Ihre Schreibweise ist freilich sehr trocken, aber das ist der Chroniken Art. Es spricht auch die Trockenheit mehr für die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit, als wenn pikante Erzählungen darin engeflochten wären. Aber alle Berichte politischen Inhalts, Briefe, Depeschen, Befehle, Verzeichnisse verschiedenen Inhalts sind für uns troß aller Trockenheit oft sehr wertvoll. Von den wenigen, die bisher überseht und veröffentlicht worden sind, teile ich nach Lehmann 1) eine Botschaft des Königs Afurbanipal mit:

"

Botschaft des Königs an Belibni. Friede sei mit dir. Es ergehe dir wohl. In betreff der Pukudu am Flusse Murru, was du gemeldet hast, ein Diener der Creue, ein Mann, der das Haus seines Herrn liebt; was er sieht und was er hört, öffnet die Ohren seines Herrn. Du hälft meine Ohren offen bis zum Geschehen dessen, was du gemeldet hast."

Damit will der König sagen, er sei sehr gespannt auf seines StattHalters weitere Berichte. Eine zweite Botschaft an denselben Belibni lautet:

hinsichtlich dessen, was du über Musesib-Marduk gemeldet hast, bestimme ich: Die Zeit, da er vor meinem Angesicht hätte erscheinen sollen, ist erfüllt. Seinen Veg hatte ich bestimmt. Er ist doch nicht etwa gestorben? In Ninive ist er nicht angekommen."

Dieser Belibni ist vermutlich ein Sohn des Belibni, den Sanherib am Anfang seiner Regierung zum Statthalter von Babylon gemacht hatte; Musesib-Marduk war ein Befehlshaber unter Belibni, er führte eine affyrische Truppenschar gegen elamitische Räuber.

Der Eponymenkanon oder die Listen der assyrischen Limmi reicht von 911—650 v. Chr. Die synchronistischen Listen über die Könige von Babylonien und Assyrien, die Aufzeichnungen der babylonischen Königsnamen u. a. sind uns nur bruchstückweise erhalten.

Wie hoch oder gering die sog. Prunkinschriften der assyrischen Könige betr. ihrer Glaubwürdigkeit zu schätzen sind, darüber gehen die Urteile der Sachverständigen noch recht weit auseinander, zumal für dieselben keine babylonischen Parallelen vorhanden sind, daß wir beider Berichte miteinander vergleichen könnten. Häufig tragen sie die deutlichen Spuren der literarischen Kunst eines bezahlten Hofhistoriographen an sich; sie verschweigen Niederlagen, übertreiben die Siege, brauchen auch die Worte, um ihre Gedanken zu verbergen und widersprechen sich selbst nicht selten. Erzählungen wie die von der Offenbarung Jftars an Asarhaddon und von der Eroberung Babels haben wohl ihren historischen Wert für uns, nur nicht den, der im Sinn der Verfasser lag. Immerhin haben die Assyrer mehr Sinn für Geschichtsschreibung bewiesen als für Poesie und Musik. So haben sie die synchronistische Geschichte der affyrischen und babylonischen Könige angefertigt, die von einem Ge1) 5. f. A. 1887, S. 59.

lehrten 1), warum sagt er nicht, eine Gelegenheitsschrift genannt wird. Sie reicht von Asurbalnisesu bis etwa 800 v. Chr. 2) Wir verdanken folche Aufzeichnungen sicher den Aufträgen der Könige, aber keinen zufälligen Gelegenheiten. Leider besteht noch viel Unsicherheit in der Lesung der Person- und Ortsnamen, wozu die Unkenntnis der Geographie und Völkerkunde der alten Zeit hinzukommt.

Eine Art von Landkarte ist veröffentlicht worden, aber es sind darauf fast nichts als regelmäßige geometrische Figuren zu sehen, wie ein Kreis konzentrisch in einem andern größeren, aus dem sieben Spitzen hervorragen, während im innern des kleineren Kreises ein Balkenkreuz zwischen ganz kleinen Kreisen und Ellipsen zu sehen ist. Die Schrift, die alle diese figuren bedeckt, sagt uns von acht Gebieten, die keine bedeutende Größe haben. Es ist von dem babylonischen König Samasnapistimusur die Rede. Für die Abschrift vom Original bürgt mit Namensunterschrift Sohn des Jffuru, Sohnes des Bilbililani.

Asurbanipal, der die trocknen Chroniken seiner Vorfahren eifrig studierte, läßt seine gelehrten Schreiber nicht mehr in der alten Weise reden. Sie müssen von jest ab auf die Sprache und den Stil Fleiß verwenden, um ihre Berichte lebendiger und anmutiger zu gestalten.

In Babel gab es verschiedene Systeme der Geschichtsauffassung, vertreten durch verschiedene Schulen 3). Aber nicht in der Geschichtsschreibung, sagt Bezold mit recht *), liegt der Schwerpunkt der literarischen Aufzeichnungen, deren sich die Priester am Hofe Asurbanipals befleißigten. Nur ein geringer Bruchteil der Bibliothek von Kujundschik besteht in historischen Terten; das Groß der Bibliothek ist einer Pseudowissenschaft gewidmet, in deren Dienst alle bisher bekannt gewordenen Wissenszweige zu stehn scheinen, der Astrologie.

Um höchsten unter allen Wissenschaften standen in Babylonien und Affyrien die Astronomie und Mathematik samt ihrer unebenbürtigen Schwester, der Astrologie, von der zu vermuten steht, daß sie die ältere Schwester ist. Welchem Volk das Verdienst zuzuschreiben ist, den Grund dieser Wissenschaften von sehr verschiedenem Wert gelegt zu haben, das steht auch bei den Gelehrten noch nicht fest. Einer meint, hier liege nicht ein Erbstück der alten Chaldäer vor, sondern das Produkt der Vermischung sumero-akkadischer Zivilisation mit semitischer Kultur. Und diese eingewanderten Semiten sollen gewohnt gewesen sein, den AbGlanz des von ihnen verehrten Einen göttlichen Wesens in den Gestirnen zu sehen. Das heißt nach der modernen Entwickelungslehre die „Kindheitsstufe des semitischen Monotheismus". So noch Hommel, der sich

1) H. Winckler, B. u. A., S. 15.

2) Ciele a. a. M., S. 17.
3) H. Winckler, B. u. A., S. 14.
4) Bab. aff. K. S., S. 65.

auf Baudissin und Krehl beruft; und diese Gelehrten merken alle nicht darauf, daß diese Semiten zur Zeit der Kindheitsstufe" grade dabei waren, den monotheistischen Glauben aufzugeben und Anbeter der sichtbaren Götter zu werden, oder vielmehr daß die Mehrzahl schon im heidnischen Aberglauben befangen war.

Aber wenn die Sumero-Akkadier sowohl mit den Semiten, von denen nur wenige noch den Glauben an den Einen unsichtbaren Gott festhielten, wie mit andern Völkern des Morgenlandes den Sterndienst gemein hatten, und wenn sich bei ihnen und andern Völkern aus ihrem Sterndienst kein Monotheismus entwickelt hat, so müßten jene Gelehrten für das Volk der Hebräer einen besondern Beweis in dieser Richtung antreten. Aber der Weg zur klaren Einsicht wird durch die Liebhaberei unsrer Zeit versperrt, wonach alles und jedes Leben und Werden auf dieser Erde der Entwickelungslehre unterworfen werden soll. So haben dieser modernen Richtung zu gefallen selbst gläubige Gelehrte den einzig sichern Boden aufgegeben, auf dem sie fest stehn und das Feld behaupten konnten, nämlich die Tatsache, daß von Anfang an nur Ein Gott den Menschen bekannt gewesen ist, nicht durch Schlüsse ihres Verstandes, nicht durch Beobachtung ihrer Sinne, sondern durch seine Offenbarung. Und als selbst die Vorfahren eines Abraham von diesem Einen Gott abfielen und seiner Offenbarung nicht mehr achteten, und die Gefahr nahe lag, daß die ganze Menschheit in dem Gößendienst versinke, da kam eine neue Offenbarung der Menschheit zu Hilfe, indem Gott der Herr den Abraham zum Auswandern bewog und zum Fremdling in einem andern Cand machte ). Dieses Gebiet der Offenbarung ist das heilige Land, wo es heißt zieh deine Schuhe aus"; dieses Gebiet soll weder die Affyriologie noch eine andre Wissenschaft der Theologie streitig machen 2).

Will aber jemand schöne rätselhafte Worte vom Ursprung der Astronomie vernehmen, der lese, was die Jubiläen berichten, aber vergeffe nicht, daß das Wasser der Quelle immer ähnlich sein wird, aus der es entsprungen ist 3). Die Jubiläen sagen:

„Die Weisheit oder Kunde des Himmels kommt von den Göttern. Henoch, der dreihundertfünfundsechzig Jahre lebte und dann entrückt wurde, lernte von den Engeln Gottes die Herrschaft der Sonne und schrieb alles auf. Wie die Mithrasliturgie von dem Mysten) verlangt, er soll wie ein Adler den Himmel beschreiten und alles beschauen, wird er selbst wie ein Wandelstern sein und den Weg der Götter beschauen.“

Zwei große Vorteile hatten die Bewohner des Mittelstromlandes vor andern Beobachtern des nächtlichen Himmels voraus. Die südliche Lage gab ihnen viele helle Nächte, und die Ebene bot einen weiten

[blocks in formation]

Horizont, der noch bedeutend ausgedehnt wurde, wenn der Beobachter auf der Spitze eines der gewaltigen Stufentürme seinen Standort nahm. Wo die betr. Sternwarte stand, kann man aus gewissen Beobach tungen schließen. So wenn der längste Tag mit vierzehn Stunden vierundzwanzig Minuten angesetzt wird, wie noch heute die Chinesen annehmen während er bei der großen Ausdehnung ihres Reiches im Süden kleiner, im Norden größer ist, so kann diese Beobachtung nicht in Babel gemacht sein, das zu südlich liegt, sondern etwa in Kalah; denn diese Beobachtung trifft nur auf den fünfunddreißigsten Grad zu.

[ocr errors]

Als Planeten erkannten schon die alten Sumero-Akkadier die folgenden sieben Gestirne; wobei nur noch nicht feststeht, ob sie die sieben Wochentage in ihrer eignen oder in der bei uns heute gebräuchlichen Reihenfolge diesen Planeten unterstellten.

Die Folge der Planeten bei den Sumero-Akkadiern war diese:

Sonne oder barra, dem Samas heilig. Ihr Metall ist das Gold. Mond oder inzu, dem Sin heilig. Sein Metall ist das Silber. Merkur oder udalkud, auch dunghaddauddu, d. i. Held, der den Schreibgriffel ausgehn läßt, dem Nabu heilig. Auch trägt er den semitischen Namen dainu (dajan) oder Richter.

Venus, als Morgenstern nabat oder dilbat, d. i. Verkündigerin, als Abendstern zig oder zib genannt, der Istar heilig. Ihr Metall ist das Kupfer.

Mars oder guttu, sinutu, nibatanu und zalbadanu genannt, dem Nergal heilig. Aber hier begegnen wir schwankenden Meinungen; denn nibatanu wird auch Merkur genannt, zalbadanu auch Jupiter.

Nur zur Charakterisierung der heutigen gelehrten Forschung teile ich mit, was A. Jeremias 1) gefunden hat: Zalbadanu ist für ihn der Zebedäus des N. T., der Boanerges 2), Kinder Nerigs oder Nergals hat! Uber Zebedäus ist in Wirklichkeit die griechische Aussprache von dem hebräischen Zabdi oder Zabdiel, d. i. Gottes Gabe, ein Name, der mit zalbadanu nur etwas Gleichklang gemein hat. So ist es auch mit Boanerges und Nergal 3) und hört bei Bne Harkam ganz auf.

Jupiter oder bibbu, d. i. Stier oder gudibir, Stier des Lichtes oder sagmasa oder tiut genannt, dem Marduk heilig. Wenn bei seinem sichtbarwerden Dunghaddauddu oder Merkur X Grade hochsteht, heißt er Nibiru 1).

Der Saturn oder kaimanu, sakku, d. i. beständig oder zibaanna genannt, dem Ninib heilig. Unsre Reihenfolge ist nur in den mittleren Planeten eine andre:

1) Bab. i. N. T., S. 92.

2) Mark. 3, 17.

3) Später folgt noch weitere Behandlung dieser Gleichklänge.

4) Fr. Hommel, A. u. A., S. 379.

Sonne
Mond

[ocr errors]

Sonntag, sunday im Englischen.
Montag, monday.

Mars Dienstag, nach Ziu oder Diu genannt, tuesday.
Merkur Mittwoch, früher Wodanstag, wednesday.
Jupiter Donnerstag, nach Donar oder Tor gen., thursday.
Venus Freitag, nach Freia oder Frigga, friday.
Saturn Sonnabend, saturday.

Diese Planeten nahmen die sieben Himmelssphären ein, als achte kam hinter ihnen oder über ihnen die Sphäre der Firsterne. Von diesen hat man lange Verzeichnisse gefunden, wo ihre Namen und ihre Lage zur Ekliptik angegeben sind. Aber es können auch seltsame Dinge aus den Tontafeln gelesen werden. So las einmal Epping 1): „Um vierzehnten ist der Gott (Sin) mit dem Gott (Samas) zusammen sichtbar, und der Gudud-Planet steht neben dem Mond." Der vierzehnte ist immer der Tag des Vollmonds. Da kann Merkur wegen seiner Sonnennähe unmöglich neben dem Mond stehn, der als Vollmond grade der Sonne gegenüber steht. Der Gudud-Planet muß also der Mars sein in seiner Opposition zur Sonne.

Besonders eifrig wurde der Mond beobachtet. Zahlreich sind die Aufzeichnungen über Mond-Beobachtungen uns erhalten. In solche Tafeln wurden auch andre Bemerkungen aufgenommen, wie betr. des Wetters: Am 28. Elul des Nachts bewölkt, Wetter ungünstig (zu Beobachtungen). Die Nacht am 29. (der Himmel) bewölkt und dunkel. In diesem Monat der 29. ist der letzte Tag des Elul war der Preis des Weizens ein pi, der Datteln zwei pi, der Gerste hundertzwanzig fa, isbar eineinhalb ka, unreife Datteln acht ka, Sesam einundzwanzig ka, Wolle fünf mana für einen Sekel Silber." Eine andre dieser Aufzeichnungen lautet:

„In diesem Jahre war Hungersnot im Land Akkad, die Leute verkauften ihre Kinder um Geld, die Einwohner wurden verkauft. In diesem Jahre herrschte eine schwere Krankheit im Lande. Die Preise in Babylon und den Städten richteten sich nach den Bestimmungen der Könige Untiochus und Seleukus, wie sie für Griechenland gegeben waren.“

Die Betrachtungsweise der Planeten ist unsicher und schwankend, namentlich aber ihre Verbindung mit den verschiedenen Gottheiten *). Auf die sieben Planeten beziehen sich die Farben der sieben Stockwerke der Neboziggurat in Borsippa und der sieben Mauern der Stadt Ekbatana.

[blocks in formation]
« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »