II. Am Sonntage. Pf. 27, 4. Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gern; daß ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Lebenlang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu besuchen. . Ewiger, allmächtiger Gott! wir danken dir von ganzem Herzen, daß du uns bewahret und beim Leben erhalten hast, bis dieser Tag herbeigekommen. Unfre Augen sehnen sich, Herr, nach deinem Heil und nach dem Worte deiner Gerechtigkeit. Wir freuen uns, daß uns geredet ist, daß wir heute werden in das Haus des Herrn gehen, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und anzubeten den Herrn im heiligen Schmuck. Ach, Herr, hilf und Laß alles wohlgelingen. Laß uns mit Frohlocken wallen zu deinem Hause, unter dem Haufen derer, die da feiern. Laß uns voll Geistes werden und reden von Psalmen und Lobgefängen und geistlichen Liedern, auch dir, dem Herrn, singen und spielen in unserm Herzen, und dir, o Gott und Vater, im Namen Jesu Dank sagen. Laß dir heute gefallen die Rede unsers Mundes und das Gespräch unsers Herzens vor dir. Herr, der du wohnest im Heiligthum, wende von uns ab alle sündlichen Gedanken und erneuere in uns den innerlichen Menschen. Dein Haus ist der Ort, da deine Ehre wohnet: aber hilf uns, daß wir selbst dein heiliger Tempel werden, darin dein heiliger Geist wohne. Mache uns fertig in allen guten Werken, zu thun deinen Willen, und schaffe in uns, was vor dir gefällig ist, durch Jesum Chriftum. Geuß über uns aus den Geist der Gnaden und des Gebets, daß wir mit Freudigkeit zu deinem Gnadenstuhle treten, Barm . herzigkeit empfahen und Gnade finden. Laß uns alle einerlei gesinnt sein nach Christo Jesu, auf daß wir einmüthig mit einem Munde loben dich, Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, in welchem du uns erwählet hast, ehe der Welt Grund geleget worden, zur Seligkeit. Mache uns ferner tüchtig zum herrlichen Eigenthum unsers Herrn Jesu Christi und zum Erbtheil der Heiligen im Licht. Laß uns mehr und mehr reich werden in aller Erkenntniß und Erfahrung, daß wir prüfen mögen, was das Beste fei, auf daß wir lauter und unanstößig bleiben bis auf den Tag Christi, erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit dir zu Lob und Ehre. Und weil du durch die Predigt deines Wortes selig machen willst alle, die daran glauben, so gieb deinem Diener, daß er mit freudigem Aufthun seines Mundes kund mache das Geheimniß des Evangeliums, daß er darin freudig handle und rede, wie sich's gebührt. Thue auch mein Herz auf, wenn ich zuhöre, daß ich darauf Acht habe, was gerebet wird; öffne uns das Verständniß, daß wir die Schrift verstehen und die Wunder an deinem Gesetze sehen. Gieb uns, o Vater, den Geist der Weisheit zu deiner Erkenntniß und erleuchtete Augen, daß wir erkennen, was da sei die Hoffnung unsers Berufs, und welcher da fei der Reichthum deines herrlichen Erbes an deinen Heiligen. Laß den Samen deines Wortes bei uns ein gutes Land antreffen, daß wir das Wort hören und behalten in einem feinen guten Herzen, und Frucht in Geduld bringen; daß wir es aufnehmen nicht als Menschenwort, sondern als dein Wort; daß wir es hören und auch danach thun. Heilige uns in deiner Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit, und laß alle endlich mit Freuden dahin kommen, einen Sabbath nach dem andern vor dir anzubeten in der heiligen Stadt, in dem neuen Jerusalem. Dir sei Preis, Ehre und Dank, der du lebest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen: 2. Um würdige Feier des Sonntags. 2 Mof. 20, 8. Gedenke des Sabbathtages, daß du ihn heiligeft. Erwecke meine Andacht, lieber himmlischer Vater, diesen und alle Sonntage, die geistliche Feier nach deinem Willen zu halten. Verleihe mir Gnade, von den Sündenwerken zu ruhen, mich dir ganz zu ergeben und meine Seele stille zu halten als ein stilles Wasser, damit die Strahlen deiner Gnade sich darin spiegeln, und mich im Glauben, Liebe und Gebet zu dir erwärmen mögen, und mir durch solches Stillsein und Hoffen geholfen werde, stark zu sein und zu bleiben in aller Gottseligkeit. Amen. 3. Um fruchtbare Anhörung der Bredigt. Luc. 8, 15. Das auf dem guten Lande find die das Wort hören und behalten in einem feinen guten Herzen, und bringen Frucht in Geduld. gütiger Gott, dieweil es dir gefallen, durch die Predigt des Evangelii selig zu machen die, so daran glauben, so bitten wir dich, du wollest unsern Berstand erleuchten, und unser Herz eröffnen, daß wir dein Wort nicht allein mit leiblichen Ohren hören und verstehen, sondern auch ins Herz fassen und behalten. Laß uns nicht vergeßliche Hörer, sondern Thater des Worts sein. Laß deine Lehre auf uns triefen, wie den Regen, und deine Rede fließen, wie den Thau, daß wir's mit Sanftmuth annehmen und dich dafür preisen. Wehre dem bösen Geist, daß er den edlen Samen nicht wieder aus unsern Herzen reiße, noch in Kreuz und Verfolgung uns abfällig mache, oder durch die Dornen der weltlichen Sorge, Reichthum und Wollust unser Herz tödtlich verwunde, sondern gieb, daß wir durch dein lebendig Wort, als den unvergänglichen Samen, wiedergeboren und zum ewigen Leben erhalten werden. Amen. 4. Für den Prediger, wenn er auf die Kanzel geht. Mal. 2. Des Priesters Lippen sollen die Lehre bewah ren, daß man aus seinem Munde das Gesez suche. Holdseligster Jesu! der du ehemals versprochen, daß du deinen Jüngern Mund und Weisheit geben, und sie durch deinen heiligen Geist in alle Wahrheit leiten wollest: stärke doch in dieser Stunde diesen deinen Diener, und gieb ihm das Wort mit freudigem Aufthun seines Mundes, daß er möge kund machen das Geheimniß des Evangelii, und reden, wie fich's gebühret. Laß seine Worte rechte Spieße und Nägel sein, daß sie durchdringen, und scheiden Seel und Geist, auch Mark und Bein, damit er sich selbst und alle, die ihn hören, könne selig machen um deines bittern Leidens willen! Amen. 5. Beim Beschluß des Gottesdienstes. Psalm 119, 7. Ich danke dir von rechtem Herzen, daß du mich lehreft die Rechte deiner Gerechtigkeit. Deine Rechte will ich halten, verlaß mich nimmermehr. Nun, Herr Gott, der du groß geachtet bist nach allem, das wir mit unsern Ohren gehöret haben, der du uns dir zum Volk bereitet hast, und unser Gott geworden. bist: bekräftige, Herr Gott, dein Wort. Ja Herr, Herr! du bist Gott und deine Worte werden Wahrheit sein. O du Gott des Friedens, tritt den Satan unter unsere Füße. Dein Friede, welcher höher ist, denn alle Vernunft, bewahre unser Herz und unsern Sinn in Christo Jesu, Amen. Gelobet sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von uns wendet! Der Herr segne uns und behüte uns: der Herr lasse sein Untlizz leuchten über uns und sei uns, gnädig: der Herr erhebe sein Antlig auf uns und gebe uns Frieden. Amen. 6. Abendgebet. Pf. 119,55. Herr, ich gedenke des Nachts an deinen Namen. Vater im Himmel, du treuer Wächter und Hüter Israels! Wir nehmen an diesem Abend unsre Zuflucht zu deinen offenen Augen. Du schläfest noch schlummerst nicht. Wir aber müssen beides thun, daß der müde Leib erquicket werde. Erleuchte aber unsere Augen, daß wir nicht im Tode entschlafen. Wir haben heute die Wunder an deinem Geseße gesehen. Wie deutlich hast du uns gelehret, wie väterlich vermahnet, wie treulich gewarnet, wie herzlich getröstet! Aber wir müssen billig erschrecken, wann wir auf uns sehen. Wie träge waren wir im Hören, wie lau in der Liebe, wie nachlässig im Gehorsam, ja wie muthwillig haben wir deinen Gnadenzug verachtet! Ach laß das Wort, welches wir verachtet haben, nicht uns richten an jenem Tage. Laß nicht die Sonne über unserer Bosheit untergehen. Gnade für Recht bitten wir; Erbarmen für Züchtigung. Sei auch in der Finsterniß unser Licht, daß wir morgen zu einem neuen Licht und Wandel aufstehn. O'Jesu, du Sonne der Gerechtigkeit! laß dein Licht uns nicht untergehen in der Finsterniß der Nacht. Du treuer Hirte, dein Schäflein legt sich in deinen Schooß. Dein Küchlein birgt sich unter deine Flüs |