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HARVARD UNIVERSITY

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VORWORT.

in dem vorliegenden Buche habe ich mir, wie schon der Titel

I desselben besagt, die Aufgabe gestellt, den religiösen Bewegungen,

die im Zeitalter Jesu das Judentum Palästinas und der griechischen Diaspora beherrschten, nachzugehen und zu zeigen, inwieweit sie der kommenden Weltreligion den Pfad bereiteten oder sich ihr hemmend entgegenstellten und dadurch die Entladung latent gelegener Kräfte beschleunigten. Es wird zu erforschen sein, welche Vorarbeiten intra et extra muros geleistet werden mußten, damit die Zeit erfüllt und reif für das Erscheinen des Messias werde, damit die Welt, berührt von dem Strahl des meteorartig aufleuchtenden, im Fluge alles Alte und Verlebte versengenden göttlichen Funkens, zu neuem Leben und zu neuen Idealen erwache und erglühe.

Die wichtigsten Quellen für die Erforschung dieser Zeit und ihrer Bestrebungen sind die Apokryphen und Pseudepigraphen, das jüdisch-hellenistische, nicht minder aber das talmudische und midraschische Schrifttum; das letztere mehr in negativer Richtung, indem es uns die Elemente im Judentum kennen lehrt, die sich jedem Versuche, den Mosaismus von den nationalen Fesseln zu befreien und ihn zur Weltreligion auszubauen, mit aller Macht entgegenstemmten, ewig neue Ketten schmiedend, um das Judentum national zu verengen, durch Verlebendigung alter und Schaffung immer neuer Ritualgesetze es von der Außenwelt abzuschließen und jede universalistische Regung aus ihrer Machtsphäre zu bannen. Daher kommt es denn auch, daß sich in den aus der Zeit der Entstehung des Christentums fließenden talmudischen Quellen auch nicht die leiseste Andeutung über dieses und über dessen Stifter vorfindet.

Freilich wird dieser unserer Behauptung widersprochen und heute mehr denn je; leicht begreiflich.

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In dem Talmud sprechen Stimmen zu uns aus der Zeit Jesu, Stimmen maßgebender Schriftgelehrten, unter deren Augen Jesus lebte und wirkte, und diese sollten nicht ein Sterbenswörtchen über ihn und sein Evangelium zu berichten gewußt haben? Das scheint doch ganz unglaublich! So dachten und denken noch heute nicht blos christliche, sondern auch jüdische Theologen, und diesen letzteren hauptsächlich ist die merkwürdige Entdeckung zu verdanken, daß der Talmud die urchristliche Gemeinde nicht nur kennt, sondern auch bekämpft. Sie fanden nämlich in den Minim des Talmud, die hier, weil sie die Thora und Auferstehung leugneten, hart befehdet wurden, die Anhänger Jesu, die Judenchristen wieder.

Wie ungereimt diese Entdeckung auch sein mochte, sie hat doch ungeteilten Beifall hüben und drüben gefunden, und so ist es denn zum Dogma geworden, daß unter den Minim im Talmud Judenchristen zu verstehen seien.

Der Kampf nun, den ich in den letzten Jahren gegen diese verkehrte Hypothese führte, die soviel Trübung in die Erforschung der Geschichte des nachmakkabäischen Judentums und der Entstehung des Christentums gebracht, und die Beweise, die ich für meine Behauptug, daß die Minim in den ältesten talmudischen Quellen philosophierende Juden gewesen, erbrachte, haben vielseitige Zustimmung, aber auch manchen Widerspruch erfahren; und noch in letzter Stunde ist mir ein Widersacher erstanden, der gegen meine These mit großer Heftigkeit anrennt, so daß ich mich auch in diesem Buche bestimmt sehe, gegen die neuerlichen Einwendungen zu reagieren; vielleicht daß es mir diesmal gelingt, die Minimfrage endgiltig zu erledigen.

Bei der Leidenschaftlichkeit, mit der zumal heute nach Jesus und dem entstehenden Christentum im Talmud gefahndet wird, ist es wahrlich kein Wunder, daß sich talmudunkundige Gelehrte für die Hypothese, daß die Minim Christen gewesen seien, leicht kaptivieren ließen. Das ganze Interesse, das die christlichen Theologen an dem Talmud nehmen, konzentriert sich in der Frage: was er über Jesus und sein Evangelium zu berichten wisse? ob Gutes oder Schlimmes, gleichviel. Die Tatsache an und für sich, daß zeitgenössische talmudische Berichterstatter von den ersten Anfängen des Christentums sprechen, gewinnt Bedeutung, wo sonstige geschichtliche Quellen völlig versagen. Leider muß ich

diese Illusion, die auch ich in jungen Jahren, unter dem Banne der jüdischen Seminartheologie stehend, teilte, gründlich zerstören und konstatieren: daß die talmudischen Quellen des ersten christlichen Jahrhunderts noch keinerlei authentische Nachrichten von Jesus und seiner Botschaft haben. Woher diese befremdliche Tatsache, das wird im Verlaufe unserer Untersuchungen klar werden. Aber ist es denn nicht befremdlich genug, daß auch sonst und selbst in den Evangelien Jesus und seine unmittelbaren Apostel nicht direkt zu uns sprechen, sondern lediglich Überlieferungen durch den Mund späterer, mehr oder weniger eingeweihter und kongenialer Referenten? Und selbst aus den paulinischen Briefen, den ältesten Dokumenten urchristlicher Geschichte, spricht kein Augenzeuge des Lebens Jesu zu uns, sondern ein Apostel des auferstandenen Jesus, der von dem Erdenwallen des Meisters nur vom Hörensagen unterrichtet ist und seine Botschaft erst aus dem Munde des erhöhten, nicht aber des lebenden Jesus empfangen hat.

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Und dennoch ist die Kenntnis des Talmud für die Erforschung der Geschichte des Urchristentums unerläßlich. Und derjenige wird niemals in das Dunkel desselben völlig eindringen, dem dieses Schrifttum ein Buch mit sieben Siegeln; nicht etwa weil es den Schlüssel zur Lösung des Problems des Christentums hat wir sagten ja eben, daß es von Jesu und dem Christentum nichts weiß wohl aber weil es uns den Geist enthüllt, der das offizielle Judentum jener Zeit beherrschte und uns unwiderleglich zeigt, daß aus diesem die Weltreligion nie und nimmer hätte hervorgehen können, daß es also vergebliche Mühe, hier die treibenden Kräfte finden zu wollen, die zur Bildung einer Weltkirche führten. Das allein schon ist ein Gewinn von nicht zu unterschätzendem Werte. Wir werden also von hier unsern Blick ab- und ihn ungetrübt einem andern Boden zuwenden, auf welchem Männer von prophetischer Fernsicht erstanden, Männer, die einen andern Geist hatten, und die, wie später Jesus, „gewaltig predigten, aber nicht wie die Schriftgelehrten". In diesen Männern lebte der freie weitausschauende Geist des jüdischen Hellenismus, der frühzeitig in den Synagogen der griechischen Diaspora bis herab in die Ära des Christentums von griechischen Juden, wie Apollos, die noch keine Kenntnis von dem erschienenen Messias hatten, gepredigt wurde.

Zum andern vermag die Kenntnis der talmudischen Literatur unser Verständnis für die Zeit, in der das Christentum entstanden,

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