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MEISTER ECKHART

DER

VATER DER DEUTSCHEN SPECULATION.

ALS BEITRAG

ZU EINER GESCHICHTE DER DEUTSCHEN THEOLOGIE

UND PHILOSOPHIE DER MITTLEREN ZEIT

VON

von

JOSEPH BACH.

WIEN, 1864.

WILHELM BRAUMÜLLER

K. K. HOFBUCHHÄNDLER.

08-3-42.mi.

Philosophy
Resenber of

7.20-42
45924

Vorrede.

Fast vermessen mag es erscheinen, dass ein Schüler in

dem Gebiete der Theologie und Philosophie es wagt, über den „Meister" zu sprechen, welcher die grössten Denker der christlichen Zeit, wenn nicht an Tiefe, so doch an Kühnheit der Gedanken übertrifft.

Meister Eckhart berührt vielfach jene feinen Linien des Gedankens, welche die äusserste Grenze der begrifflichen Fassung der christlichen Wahrheit bilden.

Gezogen von der Uebermacht seines intuitiven Geistes will er auch jene Tiefen des Unendlichen noch mit dem Gedanken wo die Maasse des endlichen Denkens nicht mehr

messen,
ausreichen.

Desshalb musste er von der Kirche seiner Zeit in manchen überkühnen und leicht des Missverständnisses fähigen Ausdrücken reprobirt werden.

In diesem kühnen Gedankenbilde genau Licht und Schatten zu unterscheiden, wäre eine nicht unwürdige Aufgabe für die kundige Feder eines Mannes der Wissenschaft.

Ganz abgesehen von dem Missverhältniss, in welchem meine Kraft zu dem Gegenstande steht, setze ich mich bei der Darstellung desselben der Gefahr aus, von zwei entgegengesetzten Seiten reichliche Vorwürfe zu ernten.

Von der einen Seite wird man mir es kaum verdenken können, dass ich mich erdreiste, mit jener vielleicht übermässigen, jugendlichen Begeisterung, die nicht immer das Rechte

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trifft, von einem Manne zu reden, dem nicht blos der Ketzergeruch, sondern der gegenwärtig so wohlfeile Vorwurf des Pantheismus anklebt.

Von der entgegengesetzten Partei werde ich möglicherweise etwas schief angesehen werden, dass ich in unserer geistig so weit vorgeschrittenen Zeit über ein halbes Jahrtausend zurückgegriffen habe nach einem einfachen Predigermönche, der mit der Frömmigkeit eines Christen die tiefe Innigkeit des deutschen Gemüthes und die Selbstständigkeit des Denkens verband.

Nicht Wenige mögen es gegenwärtig noch sein, welchen die Reformation des sechzehnten Jahrhunderts als jene Göttin erscheint, die noch einmal dem Vater des Olymp aus dem Kopfe gesprungen, um auch den Deutschen deutsche Wissenschaft, deutsche Sprache, deutsche Freiheit zu schenken.

Dieses in jeder Beziehung in Abrede zu stellen, wäre ein Widerspruch gegen die Geschichte.

Immerhin ist es von meiner Seite ein arger Verstoss gegen diesen modernen Glaubensartikel der gebildeten Welt, wenn auch ich das Recht und die oft sonderbare Ironie der Geschichte in Anspruch nehme; um zu zeigen, dass Meister Eckhart schon im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts, also noch mitten in jener „finstern Zeit" des Mittelalters, eine deutsche Philosophie und Theologie lehrte, welche an Tiefsinn und Kühnheit der Gedanken, an der Selbstständigkeit der deutschen Sprache die meisten Erzeugnisse der Gegenwart hinter sich lässt.

Schon Franz von Baader hat den tiefsinnigen Mönch nicht mit Unrecht den Vater der deutschen Speculation genannt. Auch Hegel konnte solchen Ideen seine Bewunderung nicht versagen, obwohl er nur sehr Weniges von Eckhart wusste.

Sogar die Selbstständigkeit des Gedankens möchte ich für Eckhart in Anspruch nehmen. Dies jedoch in keinem Falle in dem Sinne, als ob Eckhart blos auf eigene Faust philosophirt, etwas Neues, gar nie Dagewesenes erfunden habe; oder als ob derselbe bereits das Christenthum, die Autorität der Kirche, zum überwundenen Standpunkt gezählt hätte. Gerade in dem entgegengesetzten Sinne ist die Philosophie des Meisters selbstständig. Sie weiss sich im organischen Zusammenhang mit aller frühern Philosophie, nimmt die Resultate der Scholastik, soweit

diese speculativ waren, in sich auf, und spricht diese in einer Form aus, wie sie nur dem deutschen Geiste unter den damaligen trüben Verhältnissen des socialen und kirchlichen Lebens eigenthümlich ist.

Von da aus floss der goldene Strom tief geistigen Wissens durch die Gemüther der Deutschen noch zwei Jahrhunderte lang nach Eckhart, unter heftigen Kämpfen sich läuternd und reinigend, endlich im Sande der Aufklärung versickernd.

Die deutsche Mystik war es - um gleich den Namen zu nennen, auch auf die Gefahr hin, damit manches moderne wissenschaftliche Zartgefühl zu verletzen durch welche die

tiefsten speculativen Ideen aus der Schule in's Leben, von dem engen Kreise der Gelehrtenrepublik in den weiten des Volkes, aus dem straffen Gürtel der lateinischen Sprache in den tief gemüthlichen Ton der deutschen Zunge herüberflossen.

Von da an zündeten diese tiefen Ideen in den Herzen der Deutschen, gingen durch Predigt und Betrachtung auf das Volk über, und wurden - so weit das überhaupt möglich ist Eigenthum des gesammten deutschen Volkes.

Sogar in das Lied, in die schlichte Legende, in die einfachen Erbauungsbücher wusste sich dieser Geist der speculativen Mystik im 14. und 15. Jahrhundert einzuschleichen.

Daher wirken die Erzeugnisse dieser Literatur selbst mit all den Sonderbarkeiten der damaligen Zeit auch heute noch so mächtig auf Gemüth und Geist.

Meister Eckhart wird als der Vater dieser eigenthümlichen Speculation, der deutschen Mystik, genannt.

Diese reiche Saat der deutschen Mystik wurde durch die excentrische Richtung des 16. Jahrhunderts verwüstet, und grösstentheils in den Koth getreten nicht um ganz verloren

zu sein, sondern um in der Gegenwart neue Keime und Blüthen zu treiben, in deutschen Gemüthern die Innigkeit des Christenthums und die Tiefe des Gedankens zu wecken.

Wäre die durch eigenthümliche Missverhältnisse bei Vielen veranlasste Meinung, als ob die Kirche keine Philosophie vertragen könne, einer Widerlegung werth; so wäre hiefür eine Geschichte der deutschen Theologie in der damaligen Zeit der kräftigste Beweis.

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