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Nacht bis zum Tage." Froh und traurig wurde der Fisch, der die Heilandseele trägt, als er dieses hörte. Er sollte seine Mutter nicht an seiner Seite fühlen. Deshalb hörte er auf zu singen. Nur von Zeit zu Zeit singt er einmal seinen Ton. Und dann hört ihn von all den Menschen nur die eine einzige Frau, welche das Marienleben lebt. Und er singt den Ton zum Zeichen, daß sie die Maria sei, denn ihr süßer Leib weiß es nicht; singt zum Zeichen, daß er sich nach der Marienseele sehne. Singt ihr Kraft zu ihrem schweren Wege hin. (Er ist aufgestanden.)

ANATOLIE

(hat sich ebenfalls erhoben. Ihre geöffneten Lippen beben. Sie haben sich beide über den Tisch gebeugt, um einander näher zu sein.) (Schweigen bei den übrigen, die Anatolie mit grenzenlosem Staunen anstarren.)

BRAGSTRÖM

(mit lauter Innigkeit, ganz nahe Anatolien).

Hat sie den Ton der Heilandseele einmal gehört, kann sie ihn nie mehr vergessen, sondern trägt seine Schönheit in Seele und Ohr und bleibt unbefleckt bis an das menschliche Ende!!!

DIE ZWEITE NACHT

SCHAUPLATZ

Es ist das Mittelstück eines kleinen Gartens sichtbar, der auf einer Anhöhe liegt. Im Hintergrunde geht es hinab zum Strande, und dahinter liegt das offene Meer. Auf der einen Seite des Gartens steht das Fischerhäuschen, eine Veranda davor. Der Garten ist der Beschaffenheit des Bodens gemäß nur spärlich bewachsen. Niedriges Nadelbuschwerk, dazwischen die welken Stauden verblühter Blumen. Denn es ist Herbst. Das Laub kümmerlicher Birken ist gelb. Dem Hause gegenüber wächst die Krone einer versandeten Kiefer trotzig aus dem Boden. Daneben steht eine kleine hölzerne Bank.

Das Meer rauscht gedämpft.

WENDEFEUER

(strolcht mit einem langen Säbel wie ein Indianer durch den Garten).

BRAGSTRÖM

(kommt vom Strande her).

WENDEFEUER

(stellt ihn).

Halt! Halt!! Steh still, sag ich, oder du bist eine Leiche.

BRAGSTRÖM

(windet ihm mit kurzem Griff die Waffe aus der Hand). Warum nicht gar, lieber Bruder! Was seid ihr hier für gefährlich Volk?

WENDEFEUER.

Ist ja bloß ein Scherz, Bragström. Gib her. So. Ts, ts, ts, was ihr da drüben für Menschen seid. Keinen Spaß versteht ihr. Wer kann da das Leben noch ertragen!

BRAGSTRÖM.

Was kampiert ihr denn mit blanken Waffen herum? Das ganze Gehöft ist eine Festung. Ist der Elch ausgebrochen, oder gibt es Wegelagerer?

WENDEFEUER.

Das ist ja doch alles bloß so, Bragström. Jedes Volk hat seine Sitten. Bei uns pflegt der Bräutigam die Braut zu rauben. Das ist in der Nacht vor der Hochzeit. Aber das ist, sage ich dir, bloß so. Nachher wird gegessen und getrunken. Und es ist alles ganz ordentlich und sittsam. Am Morgen wird dann zur Kirche gefahren. Verstehst du. In alten Zeiten hat sich das alles in Wirklichkeit zugetragen. Da sind die Menschen noch besser gewesen.

BRAGSTRÖM.

Ernste Spiele... Spielt nur weiter . . . (Er geht ins Haus.)

WENDEFEUER
(ihm nach).

Aber das ist doch alles bloß so. Ts, ts, ts

STÖBSAND

...

(kommt ihm entgegen).

Ich sage dir, Wendefeuer, wir haben sonderbare Kinder. Wenn bloß schon erst morgen wär.

WENDEFEUER.

Ta, ta, ta . . . Wird alles zwischen die Beine genommen, Stöbsand. Wird alles zwischen die Beine genommen. Wenn bloß der Bragström unter Segel wär.

Wie will der da zurück!

STÖBSAND.

WENDEFEUER.

Gefällt mir nicht. Gefällt mir nicht. Sieht Geister am hellichten Tag. Ist einer von den sogenannten guten Menschen. Kuck mal untern Tisch, wenn wir sitzen, ob da nicht ein Schwarzfuß stampft.

STÖBSAND.

Unter drei Tagen läßt der Sturm niemals locker. Große Schiffe sind da vorn in den Stunden gestern abgesackt. Aber der Teufel hängt sich Gottes Regenmantel um. Nichts von Sturm. Und der Kahn läuft glatt auf den Strand. - Auch noch nicht so schlimm; wenn bloß die Weibsleut nicht so drehig wären, wenn wo ein sonderbares Ding passiert. Die haben immer gleich Gefühle, hast du mich verstanden ...

WENDEFEUER.

In Rio de Janeiro hat ich einmal Eine, muß ich dir erzählen. . . Ts, ts, ts, das war so . (Sie gehen um das Haus ab.)

FRAU WENDEFEUER

(aus dem Hause).

Mann! Mann! Mann! Wo bist du? Bist du nicht hier? Sie will nicht! Sie will nicht! Heut am Polterabend will sie plötzlich nicht! Sie will überhaupt nicht! O Gott! O Gott! Welche Schande bereitet mir mein Kind! Welche Schande, Schande, Schande! Mann! Mann! Mann! Sie will nicht! Sie will nicht. (Sie läuft um das Haus ab.)

VERONIKA

(tritt hinter der versandeten Kiefer hervor. Sie reckt sich und streckt sich; streckt die Arme ganz hoch zum Himmel hinauf, dabei auf den Fußspitzen stehend.)

Sie will nicht! Sie will nicht! Kannst du es fassen? Sie will nicht! (Geht so leise jauchzend vorwärts.) Ich will! Ich will! Hahahaha! Ich will!

FRAU STÖBSAND
(steht in der Verandatür).

Was tust du hier, Kind?

VERONIKA.

Ich? Ich saß in der Laube dort. Da ist man so einsam und winzig zwischen Himmel, Haff und Meer.

FRAU STÖBSAND.

Du bist ganz schwer heut nacht, Veronika. Sind die Stunden so weh?

VERONIKA.

Mir ist plötzlich ganz leicht, Mutter. Ich möchte springen, daß alles zittert.

FRAU STÖBSAND
(näher).

Du weinst? Ist denn das Tränen wert? Nein das ist nicht Tränen wert. Ich möchte alle Frauen auf Erden lehren, nicht mehr zu weinen. Lächle, lächle! Aber lache und weine nicht. Lächeln ist das Los der Gesichter!

VERONIKA.

Und dann ist man auf einmal in Lächeln erstarrt.

FRAU STÖBSAND.

Habe Christus, Kind. Und dann bleibt dein Lächeln flüssig. Hab ich ihn dir nicht gegeben? Liebe ihn in der Glut. So ganz aus Innen heraus. Schaue, so sagte meine Mutter. Schaue. Schweig stille und schaue.

VERONIKA.

Mutter, ich habe solche Angst, daß ich nicht verstehe, was du zu mir sprichst. Du sagst ein Wort und fühlst. Ich aber höre ein Wort und fühle nicht. Oder ich fühle etwas anderes. Die Worte klingen, aber dasselbe Gefühl kommt nicht mit.

FRAU STÖBSAND.

Die Menschen haben es schwer.

Das versteh ich.

VERONIKA.

FRAU STÖBSAND.

Laß mich gegen dein Blut reden. Auch das wirst du verstehn. Du liebst einen Mann.

VERONIKA.

Lieb ich ihn, Mutter? Lieb ich ihn bloß? Ist das denn nicht etwas anderes? Sag mir, was ist Liebe, damit ich weiß, ob ich den Mann liebe.

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Wart. Ich hab den Satz auswendig gelernt. Als ich noch jung war, hat ihn mir jemand gesagt: Liebe ist der Wunsch, seinem Mitmenschen ohne jeden Grund und Selbstzweck Gutes zu erweisen. Alles andere ist nicht Liebe.

VERONIKA.

Hör mich, Mutter! Ich liebe ihn. Jetzt weiß ich, daß ich ihn liebe!

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