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„Du mußt ihn zwingen. Zwingen mußt du ihn. Denn du bist doch ein Weib. Herr Gott! Und was für ein Weib! Du mußt ihn zwingen! Hörst du wohl! Zwingen, zwingen, zwingen!! Zwei schöne Beine sind stärker als der unerbittlichste Vorsatz."

Sie schweigt...

,,Ich mache ihn berühmt, daß ihm schwindlicht wird. Und er wird glücklich sein - es wird gelingen. Kennst du denn deinen Mann nicht?"

,,Ich hab ihn lieb. Wie soll ich ihn kennen."

Conrad, unverhofft.

,,Sieh da. Herr Wacholder, wenn ich nicht irre. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Es hat lange gedauert. Aber Sie haben ja nichts verloren..."

,,Du bist ja immer so fremd, Schatz."

,,Ja, ja. Ich habe Grund, einsam zu sein. Und das kann auch noch eine Zeitlang dauern.“

,,Nein, Meister. Das muß ein Ende haben."

,,Conrad heiß ich, wenn Sie wollen. Und im übrigen bitte ich Sie, mir keinerlei Interesse entgegenbringen zu wollen."

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,,Das geht nicht, mein Herr, man weiß von Ihrem ungeheueren Können. Sie müssen sich offenbaren."

,,Damals, als ich noch nichts konnte, hatte ich einmal die Sehnsucht, berühmt zu werden. Nun ich Leistung bei mir finde, will ich nur einsam sein und nichts mehr Lautes wissen."

,,Denk auch an mich, Mann. Es ist doch so schwer, in Armut zu leben."

,,Wenn das Gemüt heiter ist, Senta, was heißt da Armut!Armut heißt meistens Freiheit, wenn man sie recht versteht.“ .,,Mein Herr, Sie werden bestimmt öffentlich spielen. Leben Sie wohl!"

Wacholder geht.

,,Wie doch diese lauten, beweglichen Menschen unangenehm sind! Und du hast sie gern, Senta!"

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Es ist nicht dieses, Schatz. Wenn das Blut in den Adern kocht und der Leib reif ist, und niemand kommt ihn pflücken, jagt das Hirn nach Zerstreuung."

,,Zerstreuung. Wir haben in den letzten Jahrhunderten genug davon gehabt. Es ist Zeit, daß eine Generation zerstäube und neu werde."

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Und müssen wir das sein? Müssen denn wir unsere Leiber zu Markte tragen ?“

,,Niemand kann um das Schicksal herum. Wir alle müssen * hindurch."

,,Mann, lieber Mann, weshalb bist du so kalt geworden?"

,,Ich bin nicht kalt! Es brennt mir in allen Gliedern!! Aber so es aufstürmt in mir und Unrast durch die Brust wälzt, muß ich zu meiner einsamsten Einsamkeit: zu Farben und Tönen.“

,,Dahin kann ich nicht folgen. Ich bleibe allein und verbrenne." ,,Sei stark, Kind, und meide mich. Und wenn ich ganz rein und wunschlos sein werde, dann wird in mir der Wunsch aufblühen, ein Kind mit dir zu haben. Dann wird ein heiliges Zusammensein unsere Leiber adeln. Und wir werden ineinander

strömen und nie mehr voneinander können."

„Und wenn mich ein Wahnsinn packt?!"

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,,Sieh mir ins Auge, Senta. Ach du kannst es nicht. Es ist kaum ein Mensch da, der das noch kann..."

Er ist im Begriff zu gehen.

,,Du gehst ?"

,,Ja

ich muß sehn, wie sich die Bäume entkleiden! Es ist Herbst. Wenn Frühling sein wird, will ich dich erkennen.“

Er geht.

Wenn ein Gott wäre und risse mir die Frucht aus dem Schoß!!!

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Resel kommt, steht, blickt vor sich nieder und geht, bleibt wieder stehn und blickt sinnend ins Leere.

Wacholder tritt ihr langsam entgegen.

,,Du schweigst seit jenem Farbenkonzert, Resel."

,,Ja— denn er ist ein großer Mensch, und ich habe es nicht gewußt. Damals, als seine Augen aufbeteten zu mir, hab ich Spott über sein Blond haupt gegossen. Ich wußte nicht, welch großer Mensch da lebte."

,,Groß geworden ist er doch erst durch mich."

,,Wie doch ein Mensch so unsinnig reden kann! Wenn du Berühmtheit Größe nennst, zeugt das von der unerhörten Beschränktheit deines Hirns. Aber deine Stirn ist niedrig, dein Auge ist flach und deine Sprache ist leer."

,,So SO Was denn nennst du so groß an Conrad? Daß bei den Farben zehn, zwölf Frauen in Ohnmacht fielen? Daß so ein schwangeres Lockenköpfchen, welches sich nicht versagen konnte, dem raffinierten Abend beizuwohnen, spornstreichs niederkam? Ich suche Größe und finde immer nur Sensation."

,,Ich wünsche Sie nicht mehr zu kennen, Wacholder. Ein eiserner Vorhang sei fortan zwischen uns!"

Sie geht.

,,Hm! Ja! Ganz sonderbar!"

Senta kommt. Bleich, durchsichtig ist sie geworden. Sie steht und sieht Wacholder lang ins Gesicht.

,,Ich vermags nicht! Und wenn ich es dennoch könnte, es ist zu spät. Er würde es dann erfahren."

,,Nur nicht so trostlos sich fallen lassen, Kind! In der Gefahr die Augen offenhalten, Das ist alles!"

,,Es wird niemand sein, der in der schweren Stunde in Liebe bei mir steht. Fremde Menschen werden mit lächelnden Mienen über meiner Schande gebeugt sein."

,,Sprich doch nicht so, sprich doch nicht so, Senta! Es muß noch eine Tat geben, die uns darüber hinaushebt."

,,Arm und Geist sind schwach geworden in der Zeit."

,,Nein, siehst du." Er hat ein Pistol.,,Ein Fingerdruck und wir atmen frei. . .ʻ

SO

,,Ich soll!!!

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,,Wer bläst dir das alles ein, Mensch!"

,,Sie werden alle sagen, er habe es selbst getan in seiner grenzenlosen Verwirrung. Und ich hab gehört, wie er Ähnliches äußerte. Ja gewiß ich hab's gehört. Das kann ich beschwören. Er hat es mir selbst gesagt...

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,,Du sprichst furchtbar, sage ich dir."

,,Dann werden wir über allem sein, dann werden wir uns reinigen. Denn was nützt es wohl, daß man sich heute reinigt. Wir würden schmutzig vor allem dastehn immerdar. Ein frisches Unglück und dann aufatmen! Noch einmal eine ganz irdische Tat, um dann inniger,,Jenseits" leben zu können! Das ist es."

Er zwingt ihr den Dolch in die Hand und sieht ihr in das Auge, daß sie sich willenlos ergibt.

,,Sei stark. Hörst du wohl!! Sei ganz stark, sag ich dir!!"

Er ist fort! Ist geradezu geflüchtet!

Conrad kommt. Senta hat das Werkzeug an ihrer Brust verborgen.

Was es doch seltsame Menschen gibt. Wacholder läuft vorüber, daß mich sein Luftdruck fast umweht.“

,, Ich hab keine Kraft mehr."

,,Du bist schwach, Senta, durchsichtig wie Glas." ,,Jedes Wort, das du sprichst, Schatz

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,,Sei ruhig, ruhig, ruhig... Bald wird Frühling sein. Dann werden wir die Fessel zerbrechen und gegeneinander atmen.“ Ich kann es ja nicht!" Sie schreit es hinaus.,,Lieber, herzensguter Mann, ich kann es ja nicht!!"

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Sie sinkt an seine Schulter.

Er wird größer.

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,,Du trägst ein Messer. . . Er sagt es ruhig. ,,Trag ich es ? - Trag ich es ?

Sie schleudert es weit von sich.

Ja

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da ist es, ist es!"

,,Aus Haß zu morden, kann heldenhaft sein, mein Weib. Aber es zu tun, um eine schlechte Tat zu verdecken, ist immer noch ein Verbrechen."

,,Laß mich reden, laß mich reden! Zwei Minuten nur hör mich

an!"

,,Schweige, Senta. Du schweige... Ich weiß ja alles, alles..." ,,Du weißt!! Was weißt du?"

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,Wenn ein Mensch mit sich bricht, gehen gute Dinge jenseits ver sich."

,,Und du hoffst noch ?"

,,Daß unser Jenseits euer Diesseits werde, das ist alles, was ich hoffe ..

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,,Du verzeihst ?"

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Ich werde bei dir sein in der schweren Stunde. Ich werde den Kopf dir halten und dir aus meinen Augen Kraft zu trinken geben." ,,Das ist zuviel, das ist zuviel."

,,Dein Kind sei mein Kind! Wer kennt die weisen Wege des heiligen Geschicks?! Es ist so schwer, alle Dinge im Raum zu verstehn, doch sind sie notwendig. Ob uns ein Stein zerschmettert,

oder eine Welle ersäuft, wir sind dagewesen yon Anbeginn und werden vorhanden sein in allen, allen Zeiten, in welcher lieben Form es auch immer sein mag. Was in uns lebt, ist immer gut. Und alle Dinge atmen ihre eigne Schönheit."

Der Prälat tritt schnell hinzu. Er steht erstaunt, sieht das Messer liegen und atmet schwer.

,,Für die Würde Ihres Berufes gehen Sie sehr rasch, Priester.“ mein Herr. Das mag geschehn sein. Ich darf fortan gemessener schreiten."

,,Ja

Resel kommt langsamen Schritts.

,,Er ist tot. Und es rührt mich nicht. Er ist tot .

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Senta sinkt mit einem hörbaren Hauch um. Der Prälat fängt sie auf.

Die Szene ist bewegungslos.

Senta erwacht und blickt fremd umher. Dann ahnt sie und leuchtet.

Conrad schließt:

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,,Das arme Kind in diesem Schoße! Denn den Rhythmus jenes Menschen wird es erben.“

Resel wird groß und blickt mit Augen restlosester Bewunderung auf ihn.

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• Der Prälat schreitet sehr langsam und lächelnd davon.

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