ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

EUFEMIA.

Wenn man Wilna sieht, tut einem der Kopf weh, aber das Herz lacht. Die Glocken läuten über den Stätten furchtbarer Erinnerung, und die heiligen Männer aus Rom gehen schwarz mit feierlichen Gesten. Ah! Du! Solch eine Prozession! Ich habe geweint. Ich habe geweint!

Und das Volk sang.

DER ZAR.

EUFEMIA.

Es sang. Ja. Aber es war, wie wenn das Meer braust. Kein Anfang war und auch kein Ende. Wie ein langsamer Donner von ungewöhnlicher Stärke lag es über den Straßen und Plätzen.

DER ZAR.

Wie du blühst, wenn du so sprichst!

EUFEMIA.

Ich trage eine heilsame Blume im Herzen. Wo ich nun bin, wird ihr Duft gespürt.

DER ZAR.

So anders bist du geworden, Eufemia Aleksandrowna. Leg dein Geheimnis in diese Hand.

EUFEMIA

(mit leichtem Schreck).

Mein Geheimnis? Ich - ich habe doch keins. Ja, doch, ich habe ein kleines. Doch ich will dich damit überraschen. Warte. Aber du bist krank. Dein Auge ist müde. In deinem Körper liegt ein gelähmter Schwung. Ich werde dich küssen. Mein Atem wird dir die springende Seele wiedergeben.

DER ZAR

(mit wachsendem Staunen).

Du bist anders, Eufemia, ganz, ganz anders.

EUFEMIA.

Ich habe so viel gesehn. Und vieles ist in mir reif geworden. Das ist es. Aber du bist krank. Und dein Reich ist krank. Du und dein Osteuropa sind krank. Und ich will den Zahn ziehen, denn niemand

hat die Kraft sonst. nicht ersticken will.

Und ich muß ihn ziehen, wenn ich mit euch

Denn Stickluft ist, wo du gehst. In Wilna aber wachsen Myrten und Reseden. Und die gebundenen Bücher der frommen Männer riechen so schauersüß nach reinem Geist.

DER ZAR.

Du siehst schwarz. Ich bin nicht krank. Nein! Nie noch war so viel Kraft in mir wie heut.

EUFEMIA

(mit fernen Augen).

Kraft? Hast du Kraft? Durch wen denn hast du die Kraft bekommen? Nein du hast keine Kraft. Und wenn ich nur eine geringe Bitte hätte, siehe, du hast nicht Kraft, sie mir zu erfüllen.

DER ZAR.

Du weißt doch gar nicht, was du da sprichst!

EUFEMIA.

Gib mir hunderttausend Soldaten und deine Hand für deinen Bruder, den Papst.

Was du da redest.

DER ZAR (erschreckt).

EUFEMIA

(heftig drängend).

Hunderttausend Soldaten nur und die Hand, sag ich! Ich will dir Byzanz geben und Wien und die ganzen Völker im Süden, hörst du!

DER ZAR.

Wo hast du das her! Wo hast du das her, sprich! Du redest von unerhörten Dingen in dieser Stunde.

EUFEMIA.

Zieh doch den Bauer empor, wenn du schon willst, aber stoß nicht deines Landes Intelligenz vor die Brust. Du zwingst uns, mit übelriechenden Leuten zusammenzuleben, die aus Wollust nackt unter der Kutte sind. Fotius Spatzki, er stinkt wie ein Ackerknecht, der er gewesen ist. Du befiehlst; er sagt nein. Du beugst dich und speiest so ins Gesicht der Adligen deines Landes.

DER ZAR.

Ich regiere! Ich! Eufemia! Ich dulde nicht solche Sprache.

EUFEMIA.

Wer verhindert es, daß du dem Papst die Hand gibst und dich zum Mächtigsten dieser Erde aufhebst? Versuche es doch, den Arm zu heben. Die Faust des Knechtes wird ihn berühren. Dann hebst du ihn nicht mehr.

DER ZAR.

Hier ist nicht der Ort, von solchen Dingen zu reden, Eufemia. Laß uns gehn. Du bist müde, bist erregt. Ruhe noch, und du wirst anders denken.

EUFEMIA
(läßt sich geleiten).

Ich bin müde, dieses Bauernlebens unsäglich müde — ja. Und wer in Petersburg wäre es nicht müde, so regiert zu werden!

(Während der Zar die Tür öffnet, steckt Akim den Kopf durch die Hintertür, läßt sie offen und schlüpft lautlos in die Badstube, stößt aber in der Tür mit Staretz Ssladki zusammen, der gerade heraus will. Erstauntes Mustern. Ssladki geht auf die Mitteltür zu, schließt sie heftig, um an dieser Stelle gehört zu werden.)

EUFEMIA

(dreht sich rasch um).

Ah! Der Staretz. Das ist die Überraschung. Ich habe Majestät einen Staretz mitgebracht.

SSLADKI

(trägt auch den Vollbart und das lange Haar, beides aber deutlich verschnitten. Er ist eine außerordentlich einnehmende Erscheinung. Er verneigt sich.)

Der gnadenreichen Majestät Nikolai Pawlowitsch untertänigster Staretz Ssladki.

DER ZAR.

Ssladki... Ich erinnere mich. Deine Mutter stammte aus Rom.

SSLADKI.

Majestät verzeihen, daß meine Mutter in Wilna geboren war.

DER ZAR.

Ah! Wirklich! Dann hat man mich belogen. Ja.

EUFEMIA.

Wie kann die Mutter eines Rechtgläubigen aus Rom stammen ? Weshalb Rom? Rom? Oder doch

ja

Ich verstehe! Eine

Zunge, die im Nachtschweiß entstanden ist.

DER ZAR.

Wo hast du studiert? Denn man sieht dir an, daß du studiert hast.

SSLADKI.

In den steinernen Gärten der Troitzka Lawra und lateinisch in Rom.

Rom. Also doch Rom..

DER ZAR.

SSLADKI.

Nur in Rom kann man lateinisch lernen. Ich war dort Sekretär an der vatikanischen Bibliothek.

DER ZAR.

Ah! Gibt es das? Auch für Nichtkatholiken?

SSLADKI.

Ja das gibt es. Und ich schulde Rom ewigen Dank, weil es mich lehrte, an der Welt Vergangenheit die Zukunft des irdischen Seins zu erkennen.

DER ZAR.

Und hast du den Papst gesehn?

SSLADKI.

Ich habe den Vorzug gehabt, häufig zu Seiner Heiligkeit geladen zu werden.

DER ZAR.

Ganz seltsam. Wer hat dich empfohlen? Ich begreife dies nicht.

SSLADKI.

Ich habe gewiß eine Empfehlung gehabt, eine Empfehlung Eurer Majestät in Gott ruhenden Vaters!

[ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

SSLADKI.

Und ich bitte, mich damit auch hierorts in Empfehlung bringen zu dürfen ....

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

So ist es, Nikolai Pawlowitsch. Ich bin Ihr Halbbruder. Und meine arme Mutter starb mit einem Gebet für Sie auf den Lippen. Sie hat Sie auf den Händen getragen, als Sie noch klein waren. Denn sie war Amme in St. Petersburg. Und unser Vater hat ihren schönen Leib sehr geliebt.

DER ZAR,

Und ich begreife es kaum! Weshalb wurdest du nicht Militär? Du hättest einen Adel und einen hohen Rang bei deinen Fähigkeiten erreicht.

SSLADKI.

Rang und Adel regieren die Menschheit nur bedingt. Aber der treibende Geist fühlt seines irdischen Dauerns Wohnstatt vor.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

Ich habe vielleicht nur deshalb gelebt, um diesen Wunsch einmal aussprechen zu dürfen. Vielleicht werd' ich ihn zwei-, dreimal in meinem Leben aussprechen müssen. Ich weiß es nicht. Doch es bringt mich dem Ziele näher. (Schweigt kurz.) Hunderttausend Soldaten und Ihre Hand für den Papst.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »