ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

12

Anhänger der astralen Weltauffassung.

von Oefele für den astralen und „babylonischen" Charakter der medizinischen Grundanschauungen energisch eingetreten1.

Aus der Mitte der alttestamentlichen Forscher sind neuerdings Bruno Baentsch und Willy Staerk (beide in Jena) für das panbabylonische System und insbesondere für den Einfluß eines astralmythologischen Schemas auf die Darstellungsform der Bibel eingetreten. Der erstgenannte in seinem Buche über „Altorientalischen und israelitischen Monotheismus" und der letztere in der Besprechung des Buches in der Christlichen Welt. Daß die Erkenntnis des inneren Zusammenhanges aller Kulturzweige für eine Darstellung der biblischen Archäologie von einschneidender Bedeutung ist, hat Benzinger veranlaßt, die biblische Archäologie in ihrer Neubearbeitung nach pan

1) Vgl. die Referate in Mittl. der Deutschen Ges. für Gesch. der Medizin. 2) Im einzelnen sind diese biblisch-orientalischen Zusammenhänge schon früher erkannt worden. Zuerst ist hier Buddes Urgeschichte zu nennen. In neuerer Zeit hatte H. Gunkel die Fenster nach Osten geöffnet für die Auslegung des Alten Testaments. S. XLI seiner Genesis (1. Auflage) bedeutete einen wichtigen Vorstoß. Aber Gunkel erkannte die Wesenseinheit des Alten Orients noch nicht. Er denkt an einzelne literarische Einflüsse von Babylon her, von Ägypten her etc. (vgl. das S. 13, Anm. 2 Gesagte).

[ocr errors]

*) Freiburg, Mohr 1906. Vgl. jetzt auch David und sein Zeitalter in Wissenschaft und Bildung" Heft 16, Leipzig, Quelle & Meyer 1907. *) 1906, Nr. 28. Vgl. „Die assyrische Weltmacht im Urteil der Propheten" (im Druck).

*) 2. Auflage (Freiburg, Mohr), inzwischen erschienen. Im Vorwort erklärt Benzinger ausdrücklich seine Stellung zum „Panbabylonismus": Wer hier im Orient es tagtäglich mit Händen greifen kann, daß der Orient nicht nur ein geographischer Begriff ist, sondern eine reale Macht, eine gewaltige Kulturwelt, die vom Nil bis zum Euphrat die verschiedenen Länder und Völker zusammenfaßt, der kann sich auch den alten Orient gar nicht mehr anders vorstellen, und der Gedanke einer gemeinsamen altorientalischen Weltanschauung ist ihm ein ganz selbstverständlicher. Er müßte die Annahme einer solchen verlangen, auch wenn sie gar nicht mehr aufgezeigt werden könnte. Alles Weitere ergibt sich dann als einfache Konsequenz hieraus. Ich lege aber Wert darauf, zu betonen, daß ich und zwar nicht erst heute von ganz anderem Ausgangspunkt als die Assyriologen zu dem als einem Postulat gekommen bin, was sie uns als vorhanden darlegen. Man braucht nicht Assyriologe zu sein, um aus innern Gründen grade die Hauptgedanken der neuen, von H. Winckler zuerst klar gelegten Anschauung vom alten Orient als richtig zu erkennen."

Anhänger der astralen Weltauffassung.

13

babylonischen Gesichtspunkten umzuarbeiten. Auch Köberle in Rostock ist, wie seine neuesten Aufsätze in verschiedenen theologischen Zeitschriften zeigen, auf bestem Wege, sich das Verständnis der Frage zu erschließen1. Dasselbe gilt von

E. Sellin nach seinen Aufsätzen über die Ziele der alttestamentlichen Forschung, auch von von Orelli in seinen letzten Kritiken über die einschlägigen Bücher und Schriften. Auf theologischer Seite sind noch besonders zu nennen einige Arbeiten von Joh. Lepsius, der in seiner Zeitschrift „Das Reich Christi" den Sinn des Weltbildes klar erfaßt und ihn mit glücklichem Blick auf die Interpretation alttestamentlicher

1) s. jetzt vor allem Die Theologie der Gegenwart I, 1, S. 11 ff. ') Ev.-luth. Kirchenzeitung 1907, 48 f. Sellin liefert dabei eine theologische Kritisierung Wincklers und stellt Forderungen in bezug auf die biblische Anwendung. Es freut den Verfasser, daß die theologischen Fragen von Sellin in gleichem Sinne behandelt werden, wie es der Verfasser bereits früher in Gegensatz zu Winckler gefordert und getan hat. Was die Frage des biblischen Orientalismus anlangt, so ist Sellin mit uns eins in der Erkenntnis, „daß die alttestamentliche Religion (abgesehen von ihrem einzigartigen originalen Faktor) organisch mit den andern altorientalischen Religionen verbunden ist und selbst als eine altorientalische verstanden werden muß". Also in der Intensität des Orientalismus stimmen wir überein. Aber Sellin verkennt die geistige Einheit der einzelnen orientalischen nur national verschieden ausgeprägten Kulturen. Aus dem empirischen Befund der palästinensischen Ausgrabungen, die etwa 2/3 ägyptischen, 1⁄2 babylonischen Kultureinfluß zeigen (abgesehen von andern speziellen Einschlägen „phönizischer", vielleicht auch mykenischer Herkunft), würde z. B. nach Sellin zu schließen sein, daß die Behauptung babylonischen Einflusses von unsrer Seite übertrieben worden sei (ein ähnliches Urteil fand ich bei G. Hölscher). Wir aber sagen: 2/3 ägyptisch, babylonisch entspricht den politischen Verhältnissen, es war also so zu erwarten. In unserm Sinne (sofern es sich um das ABC der Geisteswelt handelt) ist aber ägyptisch identisch mit „babylonisch" (in dem S. 18. 23 und sonst oft erläuterten Sinne).

*) Weitgehende Zustimmung in bezug auf den astralmythologischen Einschlag in die biblische Geschichtserzählung findet sich auch bei Oettli Theol. Lit.-Bericht 1907, Nr. 4. Um Mißverständnissen zu begegnen, sei ausdrücklich gesagt, daß die Nennung dieses Gelehrten, ebenso wie die von Köberle und von Orelli nicht im Sinne einer Gefolgschaft gemeint sein kann; aber es ist schon sehr wertvoll, daß auch auf diesen Seiten der astrale Charakter der orientalischen Kultur und die Berechtigung der neuen Betrachtungsweise anerkannt wird im Gegensatz zu sonstigen unbegründet absprechenden Urteilen.

14

Anhänger der astralen Weltauffassung.

Stellen angewendet hat1, und W. Erbt, der sich besonders der Weiterführung der Untersuchungen Wincklers nach der geschichtlichen Seite hin gewidmet hat und dabei namentlich die Art der Analyse der geschichtlichen Legende nach ihrer vollen Bedeutung würdigt'. Unter den christlichen Talmudisten haben August Wünsche und Erich Bischoff die neuen Erkenntnisse verwertet; der erstere in einigen Arbeiten der Wincklerschen Sammlung Ex oriente lux', der letztere in seinem Buche Astralmythologisches im Talmud und Midrasch'.

Seit einem Jahre haben sich in Deutschland eine Anzahl von Gelehrten, die, von verschiedenen Grundanschauungen ausgehend, zu dem Resultat gekommen sind, daß in allen Mythologien der Welt bestimmte einheitliche Vorstellungen wiederkehren, deren Grundlage am gestirnten Himmel zu suchen ist, zu einer Gesellschaft für vergleichende Mythologie vereinigt". Aus der Reihe ihrer Mitglieder seien Arbeiten hervorgehoben, wie die von Ernst Siecke, welcher bereits vor Stucken die astrale Grundlage vieler Mythen erkannt hatte, G. Hüsing, der neben der Bedeutung des Gestirnhimmels für die Mythologie auch die Untersuchung mythischer Elemente in der Geschichtslegende gepflegt hat, H. Less

1) Reich Christi, besonders im 6. Jahrgang 1903, auch im 10. Jahrg. Lepsius nimmt an, daß die mythologische Ausgestaltung und Darstellung des Weltsystems eine materielle Realität habe. Es handelt sich jedoch nur um eine Versinnbildlichung (Darstellung zu populären Zwecken) einer geistigen Vorstellungswelt.

2) Vgl. bes. „Die Ebräer", Leipzig, Hinrichs 1905 und Untersuchungen zur Geschichte der Hebräer, Heft 1, Elias, Elisa, Jona, Leipzig, Ed. Pfeiffer 1907. Wir sprechen hier wie in allen Fällen natürlich nur von den allgemeinen Gesichtspunkten und den gemeinsamen Regeln des Verfahrens. Für den einzelnen Fall bestehen Verschiedenheiten der Auffassung.

*) Leipzig, Pfeiffer 1904 ff.

4) Leipzig, Hinrichs 1907.

*) Sitz Berlin, Sekretär: Dr. Lessmann. Ihr Organ, die „Mythologische Bibliothek" (Bd. I 1907) erscheint in Leipzig bei Hinrichs.

6) Beiträge zur Kyrossage; Berlin, Wolf Peiser 1906. Hüsing und die seiner Anschauung nahestehende Gruppe erkennt für historische Zeiten die von Asien kommende Geistesströmung durchaus an. Aber über den astralen Kalenderkult, der rückwärts gesehen hinter dieser Strömung liegen soll, gehen unsere Meinungen auseinander. Nach Siecke und Hüsing würden in den meisten antiken Religionen (bei Ägyptern, Eraniern, Germanen) die mit dem Monde zusammenhängenden mythologischen Erscheinungen erst durch Einführung eines Sonnenkalenders in Sonnenwesen verwandelt

Babylonisches Phantasiebild?

15

mann1. Auch auf dem Gebiete der Amerikanistik hat sich die Erkenntnis von der Bedeutung der Sterne für die Mythologie Bahn gebrochen. Besonders Paul Ehrenreich' hat reichhaltigen und lehrreichen Stoff unter diesem Ge sichtspunkte mitgeteilt. Jüngst hat auch Heinrich Seler' seinen Beitritt zu dieser Auffassung ausdrücklich erklärt.

In den Schriften und Aufsätzen der Kritiker begegnen wir, wie bereits bemerkt, wiederholt dem Hinweis, daß Assyriologen von Ruf das ganze System als „ein kühnes Phantasiegebilde" bezeichnen, zu dem die Keilinschriften selbst auch nicht den geringsten Anhalt bieten". Wir haben darauf folgendes zu erwidern.

Die babylonischen Inschriften bieten freilich kein Kompendium der Lehre - sie muß herausgelesen werden. Es scheint, daß auf Seite der Laien (aber nicht nur auf dieser Seite) der Nachweis einer Schrift verlangt wird, in der die Lehre im Zusammenhange dargestellt wird. Eine solche Urkunde wird sich worden sein. Für uns ist die Mondlehre nur eine Seite und Ausprägung der Lehre vom Kreislauf der Himmelserscheinungen. Eine Mondkalenderlehre, die nicht irgendwie auf die Sonne Rücksicht nimmt, ist unmöglich. Wenn es richtig ist, daß die eranische Welt weder in Mythus noch Sprache das Jahr kennt und daß hier als höchste Zeiteinheit nur der Mondumlauf nachweisbar ist, so setzt grade diese mit den einfachsten Naturvorgängen unvereinbare Anschauung eine vielleicht aus verhältnismäßig prähistorischer Zeit stammende künstliche Lehre voraus. Wir werden bei Gelegenheit der Besprechung der ägyptischen Religion an einem Beispiel die Verschiedenheit und doch im letzten Grunde innere Einheit der Anschauungen zur Sprache bringen (S. 28 ff.).

1) Die Kyrossage in Europa, Berl. 1905. Vgl. Bork in OLZ 1906, 594 ff. Während des Druckes finde ich eine Würdigung der Trias (Sonne, Mond, Venus) bei A. Döhring in „Etymol. Beiträge zur griech. und deutschen Mythologie" im Progr. des Kgl. Friedrich-Kollegiums, Königsberg 1907.

2) Mythen der nordamerikanischen Naturvölker, Beiband zu der Zeitschrift für Ethnologie 1905, vgl. dazu die Besprechung Wincklers OLZ 1906, No. 8 u. 9 und KS V, S. 81; Götter und Heilbringer in Zeitschrift für Ethnologie 1906, S. 536 ff.

*) Zeitschrift für Ethnologie 1907, 1. Vgl. die Kritik Wincklers OLZ 1906, 447 ff.

4) So formuliert bei Bezold, Die babyl.-assyr. Keilinschriften und ihre Bedeutung für das A. T. S. 23 und danach zitiert bei Wilke, War Abraham eine historische Persönlichkeit (vgl. zu dieser Schrift die Bemerkungen S. 8 Anm. 2) unter Berufung auf C. Bezold und P. Jensen,

16

Babylonisches Phantasiebild?

niemals finden. Wir besitzen auch im Alten Testament kein Kompendium der israelitischen Theologie. Es ist oft auseinandergesetzt worden, daß speziell die Literaturgattung, die die Bibel besitzt und für die das Hineinspielen eines astralmythologischen Systems als Kunstform der Darstellung behauptet wird, innerhalb der uns zugänglichen Keilschriftliteratur nicht gepflegt wird. Die historischen Keilschriftdenkmäler sind annalistische Urkunden. Die israelitische Literatur hat auch dergleichen Annalen gehabt. Sie sind in den biblischen Büchern bis auf Reste, die man das Schema zu nennen pflegt, und Bruchstücke wie 2. Kg. 8, verloren gegangen. Die biblische Erzählung bedient sich der lingua vernacula, sie ist für einen weiteren Leserkreis bestimmt, sie will den Wissensstoff nicht konkret übermitteln, sondern im unterhaltenden und erbauenden Sinne dem Volke nahebringen. Aber bieten die babylonischen Texte wirklich keinen Anhalt für die Bestätigung des Systems? Selbst wer die Texte nur philologisch behandelt, kann sich doch gegen die Tatsachen nicht dauernd verschließen. Wir fragen1:

1. Ist es kein keilinschriftlicher Anhalt für das System, wenn die astrale Trias fast auf jedem Monumente zur Darstellung kommt, teils um Sonne, Mond und Venus (abgesehen von den anderen astralen Bildern, die sich teilweise noch der Deutung entziehen) als Schwurzeugen für den Inhalt der Urkunde, teils als Leiter und Beobachter dessen, was unter ihnen geschieht, darzustellen?

2. Ist es kein keilinschriftlicher Anhalt, wenn die Taten der alten Könige Sargon und Naramsin unter Angabe der einzelnen Omina, unter denen sie geschehen sind, überliefert werden? Wenn jede wichtige Unternehmung vom himmlischen Vorzeichen abhänig gemacht wird?

3. Ist es kein Beweis für die Neigung zu astralmythologischem Einschlag in die Geschichtsdarstellung, wenn die Kind. heitsgeschichte babylonischer und assyrischer Könige in mythisches Gewand gehüllt wird, um den König als Inkarnation der im Kreislauf der Zeiten erwarteten himmlischen Errettergestalt darzustellen, wenn ferner Sargon mitten in historischem Zu

1) Zu den urkundlichen Nachweisen im einzelnen s. ATAO2 1ff. 2) Selbst wenn es sich zunächst um Omina der Leberschau handelt, wie M. Jastrow vermutet, so gilt doch die Leber als eine Widerspiegelung des Himmelsbildes, das den „Weg der Götter" zeigt.

*) Gudea, Sargon, Asurnaṣirpal, Merodachbaladan II., Asurbanipal,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »