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Hindernisse der Verständigung.

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sammenhange sich als den Anfänger eines neuen Weltenjahres darstellt (350 Könige Zahl des Mondkreislaufs hätten vor ihm regiert), wenn Sanherib, der ein neues Zeitalter inaugurieren1 wollte, als Adapa, als eine Neuerscheinung des Urmenschen bezeichnet wird?

Übrigens ist die Erkenntnis der astralen Philosophia orientalis durchaus nicht neu. Es hat zu allen Zeiten vereinzelte Geister gegeben, die im Zusammenhange mit der Astronomie und Astrologie die Überlieferungen der alten Weltanschauung in ihrer Einheitlichkeit erkannt haben. Im Altertum handelte es sich um ein Geheimwissen, das in der Tempellehre gepflegt wurde und durch die Mysterienkulte in weitere Kreise getragen wurde. Ein großer Teil der späteren klassischen Überlieferung steht unter dem Einfluß des Euhemerismus, der ohne Einblick in jene Zusammenhänge vom Standpunkte des Rationalismus der griechischen Philosophie aus jene alten Überlieferungen erklärte. Sie verschloß sich in ihrer Art dem Verständnis ebenso, wie es die moderne Auffassung tut, wenn sie Cyrus, s. Babylonisches im N. T. 27 f. 29 f. ATAO 271, 410 ff. vgl. H. Zimmern KAT 380 ff.

1) ATAO 71. Zu Sanherib-Adapa, s. Winckler, Forschungen III, 300. Die Sargon-Aussage findet sich auf Cyl.-Inschr. Z. 45 (Keilinschr. Bibl. II, 47) und in Parallelen. K. 270, 1a heißt es in einer Inschrift Asurbanipals, des Enkels Sanheribs: „Assur [sprach] im Traume zum Großvater des Königs, meines Herrn abkallu: der König, der Herr der Könige, ist der Enkel des abkallu und Adapa.“

2) Athanasius Kircher, Dupuis, Nork etc., auf die von unsrer Seite oft hingewiesen worden ist.

*) Zuweilen hat man bei antiken Erzählern den Eindruck, daß sie den Sinn des (astral-)mythologischen Einschlags sehr wohl kennen, und man liest zwischen den Zeilen ihren Gedanken: „Das beste, was man wissen kann, darf man den Buben doch nicht sagen." Plutarchs Ansprache an Sossius Senecio, den Adressaten seiner Theseus-Schrift, ist nicht ohne feinen Humor (er war Apollo-Priester gewesen und mochte die Zusammenhänge wohl kennen):

,Es wäre freilich zu wünschen, daß das Mythologische sich mit Hilfe der Kritik gänzlich absondern ließe und die Gestalt der Geschichte annähme. Sollte es sich aber trotzig gegen die Glaubwürdigkeit sträuben und sich mit der Wahrscheinlichkeit durchaus nicht vereinigen lassen, so hoffe ich, daß die Leser billig genug sein werden, die Erzählung so entfernter Begebenheiten mit Nachsicht aufzunehmen.“

Im Kampfe, 1. 2. Aufl.

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Hindernisse der Verständigung.

von ihrer eigenen Weltanschauung aus jenes astrale Weltbild nicht versteht. Es ist die Auffassung der Philosophie des 19. Jahrhunderts und die Gedankenwelt der

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Die Gott und Welt und was sie selbst bedeuten,

Begriffen längst mit Hegelschem Verstande."

Allerdings hat es seine Gründe gehabt, wenn jene Art der mythologischen Forschung, wie sie in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts aufgekommen war, in Mißkredit gekommen ist. Seit dem Zeitalter der ersten sprachwissenschaftlichen Entdeckungen hatte eine weitgehende Etymologisierungssucht, die weit über die mögliche Kenntnis hinausging, und vor allem der naive Fehler, in jedem neu zugänglich gewordenen kulturellen und ethnologischen Gebiete, wie sie allmählich bekannt wurden (Indien, Ägypten), die Urheimat jener Gedankenwelt zu finden, wohlfeile Veranlassung gegeben, das unbequeme Problem in bequemer Weise beiseite zu schieben. Demgegenüber hat die Ethnologie die Notwendigkeit betont, die Völker aus sich selbst zu begreifen, aber auch über die Grenzen sprachlicher Trennung hinüberzugreifen, wie sie die Philologie und Sprachwissenschaft in Verfolgung ihrer Taktik gezogen hatten. Dem Nichteingeweihten wird es nun scheinen, als hätte der panbabylonische Gedanke eine große Ähnlichkeit mit dem soeben geschilderten Fehler der ersten sprachwissenschaftlichen Begeisterung. Es ist oft auseinandergesetzt worden, worin er sich davon unterscheidet. Es handelt sich nicht um eine babylonische Turmpolitik. Die Heimat des astralen Grundgedankens aller Weltauffassung kann nur dort gefunden werden, wo die Heimat der Astronomie aller Menschheit ist und wohin alle astronomischen Überlieferungen und Andeutungen weisen1. Nur der Nachweis eines andern Erdenflecks als Heimat der Astronomie kann den Namen der „panbabylonischen" Idee ändern. Der astrale Charakter wird der ersten und einzigen geschlossenen Weltanschauung, die die Menschheit bis jetzt gehabt hat, bleiben.

Daß die astrale Weltanschauung gewandert ist und sich überall auf dem Erdball feststellen läßt, ist ein Ergebnis empi

1) Vgl. S. 33. Von hier aus sind die Ideen der Himmels- und Kalendermythologie gewandert. Wenn man in Indien oder Ägypten das Ursprungsland

Astrale Anschauung als Völkeridee?

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rischer Untersuchung, von dem sich jeder Mythenforscher immer mehr überzeugt. Durchaus bedeutungslos ist dafür die Frage, ob wir mit unsern bisherigen Vorstellungen von der kulturellen Entwicklung der Menschheit und von den Möglichkeiten und Bedingungen einer solchen Wanderung uns eine Vorstellung machen können. Es ist uns von Wichtigkeit, dies hervorzuheben angesichts der Stellungnahme Wilhelm Wundts zur „Wanderhypothese" in seiner Völkerpsychologie II, Mythus und Religion 1. Teil S. 566 ff. Wundt sagt:

Die Wanderhypothese habe von Haus einen rationalistischen Zug, denn sie hänge eng mit jenen Vorstellungen der Aufklärungszeit von einer irgend einmal durch Priesterweisheit vermittelten Erfindung zusammen, mit der sich dann leicht die weitere Vorstellung verbinden kann, eine solche Erfindung sei ein einziges Mal an einem bevorzugten Punkte der Erde geschehen, um von da aus über die ganze Menschheit sich auszubreiten. So liege denn in dieser Hypothese immer zugleich das Eingeständnis, daß der Mythus und demzufolge auch die Religion aus den allgemeinen Eigenschaften der menschlichen Natur nicht zu begreifen seien. Man müsse zugeben, daß die geschichtlichen Zeugnisse für sich allein die Hypothese, alle Mythen und Religionen seien dereinst in vorhistorischer Zeit von einem einzigen Ursprungszentrum ausgegangen, durchaus nicht unmöglich erscheinen lassen, falls nur eine solche Hypothese psychologisch möglich sein sollte. Aber wenn etwas als Tatsache feststehe, so sei es in der Tat dies, daß die Eigenschaften der menschlichen Phantasie und die Gefühle und Affekte, die das Wirken der Phantasie beeinflussen, bei den Menschen aller Zonen und Länder in den wesentlichsten Zügen übereinstimmen, und daß es daher keiner alle Grenzen möglicher Nachweisung weit überschreitenden Wanderhypothese bedarf, um die Ähnlichkeit gewisser mythologischer Grundvorstellungen zu erklären.

Was Wundt vorschlägt, deckt sich in der Hauptsache mit der Bastianischen „Völkeridee"1. Die neue Auffassung hat ihren

fand, so war das also eine relativ richtige Fährte. Wir werden S. 28 ff. beispielsweise an der ägyptischen Religion zeigen, wie wichtig diese Erkenntnis ist. Für Ägypten kommt noch hinzu, daß es für die klassische Welt die Übermittlerin orientalischer („babylonischer") Weisheit gewesen ist.

1) Die folgenden Ausführungen, die in der 1. Auflage geschrieben waren unter der Annahme, es solle durch Wundts Ausführungen auch der Babylonismus getroffen werden, finden ihre Einschränkung, soweit sie sich auf Prof. Wundts persönliche Anschauung über diese Dinge beziehen, durch den kleingedruckten Einschub S. 21 f. Sie sind in der 2. Auflage stehen geblieben, weil sie u. E. ihre allgemeine Giltigkeit behalten.

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Astrale Anschauung als Völkeridee?

Standpunkt gegenüber der Völkeridee von Anfang an betont1. Von ihr und im Widerspruch zu ihr ist sie ausgegangen in ihrer Entwicklung durch Schüler und Verehrer Bastians. Die Gemeinsamkeit gleicher Vorstellungen aus gleichen allgemein menschlichen Voraussetzungen kann stets nur den Grundgedanken betreffen, kann aber unmöglich zur Durchbildung einer ganzen Gedankenwelt führen, die bis in die kleinsten Details hinein wie ein mathematisches Rechenexempel und das Räderwerk einer Uhr nicht nur im Gedanken, sondern auch im Ausdruck übereinstimmt. Es ist stets betont worden, daß es sich bei diesen Mythologien um eine Gedankenwelt handelt, die oft weit über dem Kulturniveau steht, auf dem sich die Völker befinden, bei denen wir sie feststellen müssen. Wenn Wundt von den ,Grenzen aller möglichen Nachweisung' spricht, so setzt das die von uns bekämpfte Vorstellung voraus, als wäre die moderne Geschichtskenntnis ausreichend, um schon eine annähernde Vorstellung von der Kulturentwicklung der Menschheit zu gewinnen. Die Ethnologie zeigt, daß Völkerwanderungen Teile des Erdballs miteinander verbunden haben, deren Wege und Mittel dem modernen Verstande durchaus unfaßbar sind. Es ist von Anfang an betont worden, daß mit den gangbaren Begriffen von Weltgeschichte und Altertum gebrochen werden muß. Was sind schließlich die fünftausend Jahre, die wir kennen, in der Entwicklung der Menschheitsgeschichte. Die Annahme von Verbindungen und Beziehungen zwischen den Völkern wird erwiesen durch das Auffinden zweier zusammenpassender Bruchstücke desselben Gegenstandes, gleichviel ob man das Individuum kennt, das sie von einem Ort zum andern gebracht hat. Die Nachweisung ergibt sich für uns aus den Tatsachen, die Tatsachen hängen nicht umgekehrt von dem erbrachten Nachweis ab. Was nun ferner Wundts Voraussetzung anlangt, die Wanderhypothese hinge mit der Vorstellung von einer uranfänglichen Ideenerfindung durch Priesterweisheit zusammen, so

1) Vgl. Winckler, Die Babylonische Kultur, S. 6; OLZ 1904. Sp. 95. Vgl. ferner ATAO2, S. 4 f.

2) S. 22 ff.

*) Dies gilt vor allem von den Kulturvölkern. Richthofen, China I, 404 ff., fand astronomische Lehren in China, die auf Babylon als Ursprungsland wiesen und sagte: „Wir stehen hier vor einem der merkwürdigsten Probleme, welche uns die Vorgeschichte in bezug auf gegenseitigen Verkehr der Völker bietet."

Wilh. Wundts Stellung zum Babylonismus.

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hätten wir zunächst einzuwenden, daß jene Vorstellung auch auf einer dem rationalistischen Denken sehr fernliegenden, entgegengesetzten Voraussetzung ruhen könnte. Aber wir möchten uns überhaupt nicht auf eine Erklärungsform festlegen. Wir begnügen uns mit der Feststellung des Tatbestandes und verzichten vorläufig, bis dieser Tatbestand in allen seinen Teilen klar erkannt sein wird, auf jegliche Erklärung der Tatsache. Professor Wundt hat die Freundlichkeit gehabt, auf die vorstehenden Bemerkungen sich brieflich zu äußern. Ich darf folgendes den Briefen entnehmen und mitteilen:

1. Bei der oben zitierten Wanderhypothese in Wundts Völkerpsychologie ist nicht der Babylonismus, sondern die an die Romantik sich anschließende Hypothese vom Ursprung aller Religion und Mythologie aus einem Zentrum gemeint, wie sie Julius Braun um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in seiner „Naturgeschichte der Sage" vertrat. Die panbabylonistischen Anschauungen habe Wundt nicht zu der abzulehnenden Wanderhypothese gezählt, weil in ihnen zwar gewisse Tendenzen im Sinne einer einheitlichen Ursprungstheorie vorhanden, aber doch nicht in gleichem Grade zur Herrschaft gelangt seien, wie dies von den erwähnten Formen der „Wanderhypothese" gesagt werden könne.

Wie die einseitige „Wanderhypothese", so halte er aber auch die einseitige Hypothese Bastians von einem überall verbreiteten „Völkergedanken“ mit Ausschluß der Einflüsse der Übertragung für nicht minder undurchführbar. Speziell für das Gebiet der Naturmythologie glaube er nur im allergeringsten Maße an eine solche Gemeinsamkeit mythologischer Entwicklungen. Dagegen sei er geneigt, gerade auf diesem Gebiete weitgehende Wanderungen mythologischer Motive teils als wahrscheinlich, teils als erwiesen anzunehmen. Der größte Teil der von mir geltend gemachten Beziehungen des babylonischen Astralmythus zu andern altorientalischen Mythen und Sagen gehöre danach für ihn nicht zur „Wanderhypothese", sondern zur tatsächlich nachweisbaren Mythenverbreitung. Das einzige Kriterium historischer Wanderungen irgend welcher Vorstellungen scheine ihm hier wie überall der der nur singulären Entstehungsmöglichkeit zu sein. Er halte es aber für unzweifelhaft, daß das Kalendersystem Alt-Babylons in seiner Verwebung mit der Himmelsmythologie einen singulären Ursprung hat.

2. Prof. Wundt schlägt vor, die Begriffe Panbabylonismus und Babylonismus in dem Sinne zu scheiden, daß man unter Panbabylonismus nur eine solche Anschauung versteht, die alle Mythologie von Babylon herleitet; unter Babylonismus dagegen die Anschauung, daß alle Kulturvölker der Alten Welt und wahrscheinlich indirekt auch einige der Neuen Welt Einflüsse von Babylon aus empfangen haben.

Unterscheide man so, dann halte Professor Wundt den Babylonismus für berechtigt und erwiesen, den Panbabylonismus hingegen ange

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