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in den Anfang zu setzen ist, und wenn ja, dann lag das Tote und Philisterhafte gewiß nicht auf jener Seite.

Die Religion der ältesten für unsere Kenntnis erreichbaren Zeit in der ägyptischen Geschichte ist geistig beeinflußt durch die Lehre von On, jener Priesterstadt, die bei Matarije unweit des heutigen Kairo gelegen war (Erman S. 10). „Fast alle religiösen Texte tragen den geistigen Stempel der Priesterschaft von On, und man kann wohl sagen, daß überhaupt der größte Teil der ägyptischen Religionsliteratur dort geschaffen oder wenigstens redigiert worden ist 1." Wenn in On der Kult der Sonne geherrscht hat zu einer Zeit, wò in Babylon der Mondkult betont wurde, so stimmt das zu jener großzügigen Weltanschauung, die die den Menschen bekannte Welt, ebenso wie dann die einzelnen Länder und ebenso die einzelnen Kultgebiete als Spiegelbild des Himmels auffaßte und für die Babylonien den Charakter der Oberwelt und Ägypten den Charakter der Unterwelt hatte', wie die der

1) Steindorff 1. c. S. 143.

2) Das ist die eigentliche spezifisch ägyptische Lehre. Steindorff 1. c. 145 sagt sehr richtig, daß diese priesterliche Lehre nie Gemeingut des Volkes wurde, sondern als Mysterium galt. Wissenschaft ist auch bei uns nicht Gemeingut des Volkes. Sofern diese Wissenschaft religiöse Erkenntnisse barg, wurde sie dem Volke in Gestalt der Mythologie und der Festspiele dargeboten. Die Mond-Lehre bedeutet im Gegensatz zur Lehre, die die Sonne betont, eine Durchquerung im babylonischen Sinne. Sie findet sich in der Lehre von Hermupolis, die Thot als Mondund Weisheitsgott als summus deus hervorhob und im Gegensatz zu On in der Lehre von der Weltentstehung eine Achtheit von Göttern aufweist; sodann in den an die Monderscheinungen anknüpfenden OsirisMythen. Die Reform Amenophis III., der wahrscheinlich in On erzogen war (Steindorff 1. c. 147) macht mit der Sonnenlehre Ernst, sie erscheint als Protest gegen euphratensischen Einfluß; die AmonRe-Reform von Theben findet einen Mittelweg zugunsten der Sonne, s. S. 46, ohne daß der Mond um sein Recht kommt. Wie stark zu gewissen Zeiten der Einfluß der Mondlehre war, zeigt die Annahme, der Mond sei Gott aller Weisheit und Gelehrsamkeit und er habe die Gottesworte d. h. die Schriftzeichen erfunden (es handelt sich hier um NeboThot und zwar nach seinem Mondcharakter). Erman sagt: „Wie der Mondgott zu dieser Rolle kommt, ist leicht zu erraten; er regelte ja die Zeiten." Das tut die Sonne doch wohl auch. Vgl. Gen. 1, 14 ff.: Sonne und Mond zur Bestimmung von Zeiträumen und Tagen und Jahren.

3) Zu Ägypten und Unterwelt s. ATAO2 27. 180. 342. 3701. 383. 886 ff. 395. 408. 432'. 440. 465 und die dort zitierte Literatur.

Agypten als Unterweltland.

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kosmischen Vorstellung (Raum) entsprechende Kreislaufslehre (Zeit) im Vollmond das Oberwelts- und Auferstehungsgestirn 1 und in der Sonne, die bei der Kulmination des Vollmondes in Opposition zu ihm im Tiefpunkt steht, als Unterweltsgestirn. Wo und wann die Urheberschaft dieser die Völkergrenzen überschreitenden Lehre zu suchen ist, entzieht sich unserer Untersuchung – es ist für uns prähistorisch'. Aber war dann Ägypten nicht gleichsam degradiert? Nein, denn die praktische Weltbetrachtung kehrte sich für den Ägypter einfach um. Der Ägypter hat für sein Weltbild die Süd-Kibla, während der Babylonier die Nord-Kibla hat. Der Nil fließt nach Norden, der Euphrat nach Süden'. In den Urkunden Thutmes I. z. B. findet es der Ägypter äußerst komisch, daß man in Babylonien auf einem „, verkehrten Wasser fährt, so daß es nach Norden geht, wenn man stromauf fährt". Daß man in der Lehre den Unterweltscharakter anerkannte, zeigt abgesehen von der ägyptischen Betonung der Totenwelt (s. S. 60 ff.) die Einteilung Ägyptens in 42 Gaue, die den 42 Totenrichtern entsprechen (Erman S. 104, 106). Die 42 ist nämlich die charakteristische Zahl für den Unterweltshalbkreis. Der Tierkreis ist in 5 und 7 geteilt; denn in der Nacht (der Nachthimmel entspricht dem Unterweltshalbkreis) sind in der südlichen Zone 7 Tierkreisbilder sichtbar. Ein Tierkreisbild umfaßt 3 Dekane oder nach Fünferrechnung 6 hamuštu: die 42 entsprechen den

1) s. oben S. 37.

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2) Ebenso merkwürdig und geradezu unfaßbar ist für uns die Tatsache, daß in ganzen Ländern die Städte und Kulte nach einem fertigen System aufgeteilt erscheinen, wie es ATAO' 92 f. für das alte Sumer und Akkad gezeigt wurde. Auch die 42 Gaue (s. oben) gehören hierher.

*) Daß diese umgekehrte Anschauung wirklich in der spezifisch ägyptischen Lehre galt, zeigt die hernach (S. 44) zu besprechende Einteilung Ägyptens in Unterwelts- (Südägypten) und Oberweltsland (Nordägypten).

4) Es ist wohl kaum so, daß „die Zahl der 42 Richter durch die 42 Gaue gegeben war" (Erman S. 106), eher umgekehrt; jedenfalls liegt Entsprechung" vor. Vgl. auch weiter S. 69.

5) Die antike Astrologie teilt entsprechend der Höhe von Babylon den Himmelsbogen in 5+ 7 Tierkreisbilder: 7 Sternbilder sind im Sommer über dem Horizonte sichtbar.

*) 36 Dekane, daher bei den Griechen die Zehnerwoche (360:10). ') Zu den babylonischen hamuštu (Fünferwochen) s. Winckler, Forschungen II. 95 ff. 354 ff.

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Ober- und Unterägypten als Kosmos.

7 x 6 42 hamuštu der Unterweltshälfte. Das ist einer der Fälle, in denen ein Glied des Systems, das einer mathematischen Formel gleicht, rechnerisch erschlossen wird, wenn auch der inschriftliche Beleg noch aussteht.

Aber Ägypten ist als Land selbst ein Abbild des gesamten Weltalls. Dann entspricht Oberägypten der Unterwelthälfte1. Hieraus erklärt sich vielleicht die Wiederholung der geographischen Namen in beiden Landesteilen. Um dieser Theorie willen hält man längst nach dem Vordringen bis Chartum daran fest, daß der Nil bei Elephantine entspringt'. Die Gottheit von Unterägypten ist Set, die Gottheit von Oberägypten ist Horus. Der Herrscher beider Teile wird in einem alten Namen „Horus und Set" genannt (Erman S. 22). Hinter der Götterlehre von Horus (Kind des Osiris und der Isis) und Set (dem feindlichen Bruder des Horus) steht die Lehre vom Dualismus des Kosmos und des Kreislaufs in seiner lichten und dunklen Hälfte. Das Tier des Set ist dabei der Esel und das Tier des Horus der Stier, wobei man beachte, daß Ochs und Esel auch sonst die Kreislaufhälften symbolisieren, insbesondere im Mythus von der Erlösererwartung, die mit dem Sieg der lichten Hälfte über die dunkle zusammenfällt“.

Wie in allen Kosmogonien gehen auch nach der Lehre von On die aufeinanderfolgenden Welten aus dem Urmeer hervor.

1) Vgl. hierzu unten, Anm. 3.

2) Kultort des Chnum - Ea s. S. 51, also der apsû, aus dem die Welten hervorsteigen.

') Erman sagt, der Name klinge wie eine der zahlreichen Erinnerungen an jene Zeit, in der Ägypten in zwei einander befehdende Reiche zerfiel. Das kann sehr wohl richtig sein, auch bei unserer Auffassung. Denn die Variationen des dualistischen Gedankens, der durch die Welt wandert (s. S. 23 f.), werden nicht nur auf Naturbeobachtungen, sondern auch auf historische Kämpfe angewendet (vgl. z. B. den Indra-Mythus, auch die Darstellung der Errettung aus Ägypten und Kampf Jahve's mit Rahab) — der Sieger ist immer die Oberweltsmacht, der Besiegte ist Unterweltsmacht. Darum wird unter den Ramessiden Set als Schutzherr der Ägypten unterworfenen syrischen Länder angebetet (Tempel Ramses II. in Tanis), bez. von anderen Gesichtspunkten aus als Beschützer der Feinde Ägyptens gefürchtet (s. Steindorff 1. c. S. 149).

*) S. ATAO2 4594. 481. 4851. Vgl. Ochs und Esel im Kalenderspiel S. 56.

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Hinter der Göttergenealogie (große Neunheit und kleine Neunheit) muß schon deshalb eine Lehre stehen, weil viele der Götter, nämlich alle die, die die Weltteile früherer Weltä on en personifizieren, niemals als Kultgötter verehrt worden sind. Auf den Versuch einer Erklärung der hier in Betracht kommenden Textstellen müssen wir vorläufig verzichten. Nur ein tastender Versuch sei gestattet. Jedenfalls handelt es sich auch hier um die Kreislauflehre. Wie beim Kreislauf der Mond aus der Sonne (= Schwarzmond) geboren wird (Neumond), dann sich mit der Sonne vermählt (Vollmond), endlich stirbt (in der Sonne verschwindet), um neu zu erstehen', so vollendet die gesamte Welt ihren Kreislauf, kehrt in ihren Ursprung zurück, um durch neue Zeugung die neue Welt hervorzubringen.

Nun (bez. Atum), Urwasser bez. Sonne

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Das ist bekanntlich die gewöhnliche Darstellung der großen Neunheit. Keb und Nut, die im Urwasser zur Zeugung verschlungen liegen, entsprechen ungetrennt Apsû und Tiâmat in der babylonischen Kosmogonie, und Schu, der aus ihnen entsteht, entspricht Mummu, der ersten intelligiblen Welt (Moymis, vontós xóoμos bei Damascius, entsprechend dem ruab, dem über dem Urwasser schwebenden Geist). Schu trennt das männliche und weibliche Prinzip des Urchaos, wie Mummu Apsu und Tiâmat trennt und durch die Spaltung entsteht die in Zeit und Raum sinnlich wahrnehmbare Welt. In der mythologisierten Dar

1) Vgl. die astronomische Zeichnung S. 49 und die nähere Beschreibung S. 48 ff.

2) Es wird zu beachten sein, daß beide, Urwasser und Sonne, im kosmogonischen Sinne die Unterweltsmacht darstellen, aus der die Welten entstehen, die eine im Sinne der räumlichen Welt, die andere im Sinne der zeitlichen Welt (Kreislauf). Re(-Atum) sagt im Kuhbuch zu Nun: Du ältester Gott, aus dem ich entstanden bin“.

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3) Woher kommt die Neunheit? Wir vermuten, daß sie die Vierteilung des Sonnenlaufes (36 Dekane: 4 = 9) mit der Dreiteilung des Mondlaufes (27 Tage: 3 9) [zu ihrem kosmischen Sinne s. S. 47f.] in sich

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vereinigt.

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Sonne und Mond als Zwillinge.

stellung des späteren Äon entspricht die Trennung dem Durchschneiden der Tiâmat durch den Demiurgen Marduk. Das S. 73 oben wiedergegebene Bild, das Nut und Keb getrennt durch Schu darstellt, entspricht dem späteren dreigeteilten Weltbild. Hier entspricht Schu dem festen Himmel, der die beiden Hälften des Urchaos trennt und zu Himmel und Erde wölbt (= Marduk, der Tiâmat in Himmel und Erde trennt, wie ja andrerseits Marduk der späteren Welt einem Mummu der früheren Welt entspricht).

Zur älteren Lehre gehört es nach S. 7 bei Erman, daß die Sonne das rechte Auge eines Gottes ist, dessen linkes Auge der Mond ist1. Also sind Sonne und Mond offenbar wie in Babylonien als Zwillinge gedacht, d. h. als die beiden im Gegensatz zueinander stehenden großen Gestirne, deren Kreislauf und gegenseitiges Verhältnis die vornehmste Offenbarung alles Weltgetriebes und Wesens der Gottheit darstellt. Das entspricht der ältesten für uns erkennbaren Ausgestaltung der euphratensischen Lehre, der Lehre von Babylon (Marduk und Stier, mit der Kibla nach Osten). Mond und Sonne in ihrer Opposition (Vollmond) stehen in der Stellung der beiden Augen: der Mond im Norden, der als linke Seite gilt; die Sonne im Süden, die als rechte Seite gilt. Es liegt also die Lehre von Babylon zugrunde. Sie stimmt zu Amon von Theben, der zugunsten von Theben als Metropole die gleiche Lehre repräsentiert, die Marduk von Babylon vertritt zugunsten von Babylon als Metropole. Da es sich übrigens um die beiden Augen = Sonne und Mond, handelt, und Re unzweifelhaft die Sonne ist, so zeigt sich, daß Amon in Amon-Re den Mondcharakter vertritt. Theben ist Sonnenkultstadt. Die Verbindung Amon-Re sagt: Sonnenkult ist vom Mondkult (der Kalender ruht auf dem Ausgleich des Kreislaufs beider) untrennbar. Zur Vollendung der Trias tritt die Himmelsgöttin Amaunet hinzu (Erman S. 60 u. 84), die als Kuh Amon-Re durch die Flut trägt. Eine der Inkarnationen des Amon-Re ist Harsaphes. Sein Kultort aber heißt die Stadt der Zwillinge", auch die Stadt,,des Anfangs des Re", d. i. des Frühlingsanfangs'.

1) Nach S. 83 gehört es der späteren Lehre von „dem ohnehin unklaren" Amon-Re an! Zum Auge vgl. S. 55, Anm. 4.

2) Vgl. ob. S. 26. Zu der Kibla nach Osten s. ATAO3 277, Anm. 6. 3) S. H. Winckler, Ex oriente lux I, 1, S. 28.

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