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Α'

uf dem Gebiet der Bibelforschung hatte man im Anfang gegenüber der drohenden Gefahr des Panbabylonismus sich auf gewohnheitsgemäßes Absprechen im Kreise der Herrschenden beschränkt. Das hat nicht den Erfolg gehabt, den man sich versprach. Der „Unsinn" und die „Phantasterei" haben immer mehr von denen angesteckt, welche sie kennen gelernt haben. Auf alttestamentlichem Gebiete bekennt sich einer nach dem andern von solchen Forschern, welche die neuen Tatsachen kennen zu lernen nicht verschmähen, zu der Auffassung des Panbabylonismus; auf dem der Mythenforschung und den damit in Berührung stehenden Gebieten haben die Astralphantasien eine Schar von Bekennern vereinigt, welche vielleicht keine der den Markt beherrschenden „Richtungen" zu einer Gefolgschaft zusammenbringen könnte 1.

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So sind wir in ein zweites Stadium getreten: man ist bemüht, durch Sonderuntersuchungen die Aufstellungen abtun zu lassen, die dem geruhigen Besitz ein so schweres Ärgernis bereiten. Das glaubt man zu erreichen, indem man junge Männer ins Feuer schickt, von denen man anzunehmen scheint, daß sie das Rüstzeug besitzen könnten, ohne das man doch nun einmal nicht ganz auskommen kann, wenn man wissenschaftlich streiten will, und die anderseits noch den schönen Mut der Jugend haben, das zu glauben und zu verfechten, was ihnen eingegeben worden ist. Wenn sich die folgenden Blätter mit zweien solcher Leistungen beschäftigen müssen, so bedaure ich von Herzen, daß ich dabei auch Personen treffen muß. Diese haben den mir immerhin menschlich schönen Zug der Überzeugungstreue und des Eintretens für ihre Meinung bewiesen. Wenn sie es in einer Weise und Form taten, die wissenschaftlich schärfste Abfertigung verdient, so will ich diese wenigstens in der Summe dorthin gerichtet haben, wo die Ursache sitzt.

1) Gesellschaft für vergleichende Mythenforschung. Vgl. Heft 1 dieser Sammlung S. 10 f.

Wilberforce Tunes & Jan 1940

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Es sind die Lehrer dieser jungen Männer, welche sie durch oberflächliches, aber autoritatives Aburteilen über Dinge, zu deren Beurteilung ihnen selbst die Elemente fehlen, ermutigt haben, das aus solcher Belehrung Geschöpfte als wissenschaftliches Gut anzusehen, mit dem die Literatur bereichert werden darf. Das geistige Versagen einer sich als herrschende fühlenden wissenschaftlichen Richtung tritt hierbei in einer Weise zutage, wie sie innerhalb des wissenschaftlichen Meinungsaustausches doch nur selten ist. Ich habe bereits mehrfach auf die literarischen Gepflogenheiten hingewiesen, wie sie sich auf unsern Gebieten breit machen dürfen. Aber doch ist mir noch nie die naive Unbeholfenheit des von der Schulbank Mitgebrachten in Form wie Inbalt in so aufdringlicher Weise begegnet, wie in diesen Fällen. Es wäre Pflicht der „Lehrer" gewesen, den eifervollen Schülern wenigstens zu bedeuten, daß, ehe man in die Arena stieg, man für die Aburteilung, die man fertig bezogen hatte, mindestens noch die Kenntnis der Tatsachen und Gründe hätte beschaffen müssen. Das Unterlassen ist um so mehr zu verurteilen, als es sich in beiden Fällen um eine Irreleitung des guten Willens von jungen Männern handelt, welche in Spezialarbeiten einen guten Anfang wissenschaftlicher Betätigung gemacht hatten und die sich durch das Eintreten in ein ihnen noch nicht erschlossenes Gebiet für ihr weiteres wissenschaftliches Leben eine Bloßstellung schlimmster Art zugezogen haben. Ich betone es darum nochmals, daß ich nicht diese, sondern die Urheber verantwortlich wissen möchte, und hoffe, daß sich die frische Jugendkraft, die sich in dem übersprudelnden Zutrauen zu dem frisch aus den Hörsälen oder sonstiger persön licher Anregung Gewonnenen ausspricht, auch auf diesem Gebiete zu ernster Arbeit durchkämpfen wird, zu einer Arbeit, der nicht von vornherein die Ziele gesteckt sind, sondern die sie aus den beherrschten Tatsachen gewinnt. Nicht einem Küchler und einem Greßmann oder ihren Pamphleten, die vergessen worden wären, wie so viele andere gleichartige Anathemata, sondern den Meinungsäußerungen einer ganzen Richtung sind meine Ausführungen gewidmet; sie sollen einen Beitrag zur Entwicklungsgeschichte unserer Wissenschaft bilden.

In der Tat wüßte ich aus einer doch nicht ganz unbeträchtlichen wissenschaftlichen Kampfzeit kaum ein Beispiel zu nennen, wo nach ernsten Ansätzen unter ärgerer Verkennung alles dessen "gearbeitet" worden wäre, was Vorbedingung und Wesen wissen

gegen den Panbabylonismus.

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schaftlicher Arbeit und wissenschaftlichen Urteils ist, als in diesen beiden Fällen. Friedrich Küchler1 und Lic. th. Dr. ph. Hugo Greßmann haben sich beide zu Sprechern aufgeworfen3. In Geist und Ausführung sind beide Schriftstücke Bein vom selben Beine. Das frische Selbstvertrauen, das über Dinge aburteilt, die man nicht kennt, ist nicht aus ihrer Arbeit erwachsen, sondern fertig mitgebracht worden. Selbst der Jargon, der in bestimmten Hörsälen gepflegt wird, ist unverändert herübergenommen worden. So sind beide Autoren in der naiven Anschauung befangen, daß sie durch ein rite absolviertes akademisches Studium mit geziemender Erlangung eines entsprechenden Grades als zünftige Mitglieder in eine nach bestimmten Fächern abgegrenzte Gemeinde doctus ordo - eingetreten und daß sie innerhalb des erlangten Befähigungsnachweises nunmehr berufene Vertreter ihres Faches geworden seien. Sie berufen sich beide darauf, darum muß es hier auch betont werden. Küchler hat, noch ehe die Mitwelt etwas davon wußte, daß er seine Bemühungen nach dieser Richtung hin ausgebreitet hätte, seiner Zeit in der ,,Christlichen Welt" den Berichterstatter über die Erscheinungen gemacht, welche die Frage Babel und Bibel" behandelten, und getreulich das Sprachrohr für die Stimmen abgegeben, die auch in seinem jetzigen Schriftchen erklingen. Was aber dabei noch mehr als die Zuversichtlichkeit eines noch durch keinerlei Begründung erprobten Urteils in Erstaunen setzte, war vielleicht die offenbar durch eine einstmalige Äußerung von meiner Seite veranlaßte — Versicherung, daß man das biblische Altertum auch verstehen könne, ohne

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1) Die Stellung des Propheten Jesaia zur Politik seiner Zeit. Tübingen 1906.

2) Wincklers altorientalisches Phantasiebild. Hilgenfelds Zeitschrift für wiss. Theol. 1906, S. 289-309.

3) Ich habe erst durch Küchlers Bemerkung über die erfreuliche Übereinstimmung seiner Ergebnisse in Widerlegung meiner Anschauungen mit Ed. Meyer dessen Buch: Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, kennen gelernt und habe es noch in den hier in Betracht kommenden Punkten - ebenso wie gelegentlich in einigen anderen - berücksichtigt. Es sei ausdrücklich hervorgehoben, daß ich es lieber gesehen hätte, wenn ich mich mit Meyer selbst hätte auseinandersetzen können, denn dieser hat sich wenigstens die Mühe genommen, das Material, das er verwertet, durchzudenken. Er behandelt aber - von gelegentlichen Seitenbemerkungen abgesehen - auch nur die Spezialfrage Musri-Meluha (und ebenso Sûri, worüber ich seine Bemerkungen an anderer Stelle erörtern werde).

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