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Historische Betrachtungsweise.

Wohlwollend am Beginn wie am Schlusse

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gibt G. mir zu, daß der „einseitig literar-kritischen Betrachtungsweise, die leider noch immer verbreitet ist", gegenüber der Grundsatz festzuhalten sei, daß „Alter und Abfassungszeit einer Schrift noch nicht Alter und Beweiskraft der Angaben entscheidet“. Aber das brauche man nicht erst vom „Alten Orient" zu lernen, sondern das sei selbstverständlich. Freilich; denn selbstverständlich ist jede richtige Erkenntnis. Ich habe das auch nicht aus dem Alten Orient gelernt, sondern aus meiner allgemeinen geschichtlichen Betrachtungsweise. Darum handelt es sich aber nicht, sondern darum, daß dieser Grundsatz, der, wie G. selbst anerkennt, nicht beachtet worden war, Geltung erhält, und daß er von mir erst denjenigen klargemacht werden mußte, welche ihn eben nicht kannten, d. h. nicht anzuwenden wußten. Er ist nämlich von sehr großer Wichtigkeit für die Würdigung dessen, was von altorientalischer Weltanschauung auf uns gekommen ist, und bei dessen Betrachtung selbst denen noch nicht in seiner Tragweite geläufig, welchen er „selbstverständlich" ist, und die ihn doch von mir zuerst aufgestellt finden werden - innerhalb dieser ganzen Frage. Als Beispiel dafür sei nur angeführt Greßmanns ganze Beweisführung, der sich darüber aufregt, daß ich und mein „Schüler" Wünsche aus „späten" Schriften altorientalisches Material entnehmen wollen. Hätte er meine verschiedenen Untersuchungen gelesen, so hätte er sehen müssen, daß es sich dabei um diesen Grundsatz handelt. In AOG habe ich das weiter ausgeführt, und wenn G. sich um die von ihm bekämpfte Auffassung überhaupt bekümmert hätte, so hätte er wissen müssen, daß derselbe Einwand bereits von A. Jeremias zurückgewiesen worden war, als Gunkel ihn gegen ihn erhoben hatte (Theol. L. Bl. 1905, No. 29).

Genau dasselbe gilt von seiner Beanstandung der Einheit der altorientalischen Kultur. „Die Existenz von Zusammenhängen der babylonischen und ägyptischen Kultur soll nicht geleugnet werden. Aber daß beide „eine große Einheit" gebildet hätten, wird wohl so leicht niemand glauben. Vielleicht mag das in unvordenklichen Zeiten einmal der Fall gewesen sein"

Gerade diese unvordenklichen Zeiten sind eben, wie er aus jedem meiner Aufsätze ersehen mußte, die der Gemeinsamkeit der Anschauungen und der Entstehung dessen, was ich das „System" genannt habe. Denn ich habe in jeder der

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Schriften, denen, die G. anführt, und den übrigen betont, daß dieses System" bereits fertig in den ältesten Zeiten, die wir geschichtlich kennen, vorliegt, daß es also in ältere Zeiten zurückgeht1.

Und damit stimmt das, was es über seine astronomischen Voraussetzungen verrät, überein. Es ist sehr gleichgültig, ob schon eines „, wissenschaftlichen Forschers Auge in diese Zeiten gedrungen ist" oder nicht; das, was das System uns sagt, würde genügen. Denn was an einem bestimmten Zeitpunkt da ist, ist vorher entstanden. Im übrigen ist der wissenschaftliche Forscher derjenige, der die Dinge kennt, nicht, der unter Verzicht auf diese Kenntnis, wie auf das, was darüber vorgebracht worden ist, beide Kulturen als „so charakteristisch ausgeprägt und so voneinander verschieden" ansieht, „daß man sie nicht zusammenbiegen kann". Was diesen Anschein erweckt, habe ich in „Abraham als Babylonier" S. 14 gesagt: Deutschland und Frankreich würden der Anschauungsweise, welche Babylonien und Ägypten nicht als kulturell zusammengehörig erkennt, ebenfalls nicht als Töchter einer Mutterkultur erscheinen, weil der Franzose eine andere Sprache spricht und den Bart anders trägt als der Deutsche. In gesperrtem Druck werde ich über die Pflicht belehrt, den Nachweis zu liefern, daß die altorientalische Weltanschauung auch im ältesten Ägypten ge. herrscht hat. Hätte er meine Bücher gelesen, hätte er Stucken nur zu Gesicht bekommen, oder auch nur das gelesen, was ich über diesen gesagt habe, hätte er sich überhaupt um das gekümmert, was über das Thema beigebracht wird, so hätte er die betr. Nachweise schon ausreichend gefunden und hätte sich aus den Ausführungen von A. Jeremias darüber unterrichten können. Über meine Pflicht nehme ich mir die Freiheit, selbst zu befinden, aber meine Auffassung von der Pflicht eines Forschers ist, daß er die Dinge nötigenfalls selbst zu suchen hat, die ihm ein anderer nicht auf dem Präsentierbrett bringt, wenn er darüber reden will. Nicht darum handelt es sich, ob ich sie nachweise, sondern ob sie da sind. Also hineingesehen in die babylonischen Texte und in die Pyramidentexte: kennen

1) Vgl. EOL I, 1 S. 27, II, 2 S. 11. 43. Zuletzt wieder „Religionsgeschichtler" S. 57.

2) Über die Religion der Agypter s. jetzt Heft I dieser Sammlung, S. 21 ff., auch ATAO2 84 f, 144 ff.

altorientalischen Kulturwelt.

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diese das himmlische Weltsystem oder nicht? Ja oder nein? Und was die Einheitlichkeit der Kultur nicht nur dieser beiden Länder, sondern des ganzen vorderen Orients betrifft, so war ja auf Tel-Amarna verwiesen und ist deutlich von mir und anderen betont worden, daß dieser und die übrigen Funde - ich hatte ebenfalls bereits auf Boghaz-köi für Kleinasien, d. h. die „Hethiter" verweisen können - eben der Ausgangspunkt der Betrachtungsweise gewesen sind, welche die alten Anschauungen von dem unberührten Nebeneinanderleben der altorientalischen Völker beiseite zu legen zwangen.

Aber wer nie eine Urkunde des alten Orients und auch nie eine eingehendere Behandlung des Gegenstandes kennen gelernt hat, ist berechtigt zu erklären: „eine einheitliche altorientalische Kultur hat es in der Zeit, die uns beschäftigt, überhaupt nicht gegeben. Wir setzen statt dessen das Wort ,babylonisch', das auch nach Wincklers Sinn einigermaßen zutrifft." Es muß dem gegenüber nach allen Klarstellungen über die beiden Bezeichnungen wohl darauf verzichtet werden, diesem Kritiker begreiflich zu machen, wie die beiden aufzufassen sind. Nur die Unbefangenheit, mit der er sich einen Boden für seine Polemik schafft, ist festzustellen.

Er stimmt dann meiner allgemein formulierten These zu, daß die babylonische Kultur einst auf Palästina einen nachhaltigeren Einfluß gehabt habe, als vielleicht in der assyrischen Zeit.

„Wie wenig sich aber Winckler darum kümmert (den Grad der Abhängigkeit aus den überlieferten Tatsachen nachzuweisen), zeigt z. B. eine hingeworfene Bemerkung, daß „ja (sic!) die Überlieferung Abraham in die Zeit Hammurabis setze“ (EOL II, 2, S. 16). Wo ist denn das „überliefert"? Beruht jene Bemerkung nicht auf einer modernen und sehr gewagten Konjektur in Gen. 14 und auf der sehr zweifelhaften Identifizierung des dort genannten Amraphel mit Hammurabi ?"

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Anders als „modern" könnte die „Konjektur" wohl kaum sein. Es ist aber keine Konjektur, sondern eine Erklärung des überlieferten Textes. Und etwas anderes weiß ich nicht zugrunde zu legen für ja, für die Bibelerklärung. Und dann beruht sie noch auf etwas mehr, das kann aber bei gelegentlicher Anführung nicht immer wieder erörtert werden. G. wolle nur die einschlägigen Fragen studieren. Wenn er aber wissen will, wie wenig ich mich z. B. gerade um diese Frage. gekümmert habe, so will ich ihm ein Beispiel geben, das zeigt,

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Hammurabi-Amraphel.

wieviel Arbeit in den Dingen steckt, die auch er, nachdem sie erarbeitet sind, noch nicht einmal kennen zu lernen sich bemüht. Diese Hammurabi-Frage ist einmal bei den „Assyriologen"; die Alttestamentler" sehen bei alledem nur zu sehr ausführlich behandelt worden, als Scheil geglaubt hatte, den Namen Kedor-Lafomers in einer Keilschrifttafel zu finden. Damals wurden mehrere sehr schwierige Texte bekannt (Hommel hat sie in seiner „Altisraelitischen Überlieferung" behandelt), die man glaubte ebenfalls auf diese Zeit beziehen zu können. Ich bin damals ins British Museum gegangen, habe die Texte, was andere nicht getan hatten, selbst abgeschrieben und bei der Durcharbeitung erkannt, daß alle jene Kombinationen hinfällig waren. Seitdem hat King auf Grund neuer Urkunden bekanntlich die Lesung Scheils richtigstellen können, und nun haben alle, die einst auf jene Zusammenstellungen eingegangen waren1, sie aufgegeben. Bei mir wird man vergeblich eine Erwähnung der ganzen Angelegenheit suchen. Mir hatte das verneinende Ergebnis meiner Untersuchung genügt. Das nur als ein Beitrag für die Oberflächlichkeit und Unbesonnenheit, durch die sich meine Arbeitsweise von der ruhigen und besonnenen Methode der Kritiker und ihrer Hintermänner unterscheidet.

„Nirgendwo macht (Winckler) auch nur den Versuch, das Hauptstück der babylonischen Weltanschauung, die Astrologie, in Kanaan oder im Alten Testament nachzuweisen."

Ich habe gesagt, daß die babylonische Weltanschauung „astrologisch" sei und daß die Astrologie bis an die Schwelle der Neuzeit ein Kind jener Weltanschauung sei. „Astrologisch" in diesem Sinne habe ich genau erklärt: die „Entsprechung" von Himmels- und Weltenbild ist ein „,astrologischer" Gedanke. Die Form, in der die „Astrologie" handwerksmäßig ausgeübt wurde, ist damit doch durchaus nicht identisch (oder braucht es nicht zu sein). Wenn G. nur in meine Schriften hinein. geblickt hätte, so mußte er das wissen. Er faßt Astrologie im handwerksmäßigen Sinne und reitet nun mit Emphase darauf herum, daß ich Astrologie in Babylonien, in Kanaan und im AT nachweisen müßte2. Denn man müßte einen Beweis haben,

1) Zimmern, sonst doch wahrlich behutsam, betont das selbst von sich. 2) Über die „Vogelschau" in der Abraham-Legende, wo sie ausgemerzt ist, s. Forschungen III, S. 413. Das biblische kasam „zerschneiden" d. h. zaubern (und davon kôsem Wahrsager etc.) möchte ich

Astrologie und astrologische Weltauffassung.

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daß „das Horoskop eine alles überragende Bedeutung gehabt hätte“. Als ob das Horoskopstellen die einzige Betätigung einer astrologischen" Weltanschauung gewesen wäre. Diese kann noch ganz andere Formen annehmen; dahin gehört alles Wahrsagewesen, das nach dem Himmel blickt, die Leberschau und die Vogelschau, das Beschwörungswesen und vieles andere. Man muß sie aber kennen und verstehen, um das zu erfassen und um nicht aus einer willkürlichen Beschränkung des Begriffes Stoff zu einer Polemik zu gewinnen, welche nur die völlige Unkenntnis des Stoffes wie der Meinung des Bekämpften beweist. Dahin gehört auch das Verlangen, ich solle nachweisen, daß das Volk Israel in die Lehren des Alten Orients, d. h. vornehmlich in die Astrologie, zurückgefallen sei". Hier wird nicht einmal mehr geschieden zwischen dem, was G. selbst meint, und was ich nach ihm meinen soll. Denn daß Israel zur altorientalischen Lehre abgefallen ist und daß ihm das vorgeworfen wird, leugnet er doch wohl selbst nicht? Die Sonnenrosse sind ja doch wohl schon genügend abgehetzt und oder weiß er vielleicht wirklich nichts vom Tammuz-Kulte und Ezechiels Eifern dagegen? Aber vornehm. lich in die Astrologie". Das ist, wie gesagt, nur seine Vertauschung der Begriffe. Selbst wenn ich aber diesen engeren Sinn einsetzen wollte, so wäre auch sehr gut denkbar, daß wir gerade in der Bibel nichts erführen von diesen Dingen. Man kann manchen arabischen Historiker und Geographen, man kann viele mittelalterlichen Chroniken und Urkunden lesen, ohne vornehmlich von Astrologie zu hören. Doch, wie gesagt, davon ist gar nicht die Rede und nie die Rede gewesen. G. freilich hat eingehende Studien gemacht und sogar - Zimmern nachgeschlagen (der nebenbei dasselbe in dieser Hinsicht sagt, wie ich, und deshalb ebenfalls schief angesehen wird) und keinen Beleg gefunden, daß die Astrologie auch nur in Babylonien alt sei. Die ausführliche Nachricht darüber ist ja jung, denn sie steht bei Diodor!

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nicht vom „Zerteilen" der Lospfeile, sondern vom Abschneiden des Téμevos oder templum, wie beim augurium, also himmlisch, also astrologisch erklären.

1) Nach G. freilich nicht; die šurpû-Tafeln beweisen ihm das Gegenteil, denn sie sind eben nicht astrologisch in seinem Sinne, sie enthalten keine Horoskopstellerei. Die Theologie würde ihm danach etwa nur Dogmatik sein, die Medizin Rezeptschreiberei etc.

2) Vgl. oben S. 11!

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