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Legende als Darstellungsform.

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„Wie kommt [W.] dazu, diese „Einzelheiten" nicht für Legende, sondern für Geschichte auszugeben? Er verfährt damit keineswegs nach den Prinzipien, die er selbst aufgestellt hat."

Das Unterschieben und das Bekämpfen der so gewonnenen Aufstellungen wird geradezu prinzipiell betrieben bei den Ausführungen über das Verhältnis von Mythus und Geschichtsdarstellung:

„Winckler tut so, als taste er die Geschichtlichkeit einer Erzählung nicht an, wenn er ihre „Form" als mythologisch-astral bezeichnet. Diese Trennung zwischen „Form“ und „Inhalt“, zwischen „Ausdrucksweise" und ‚Tatsache“ trifft aber keineswegs zu und ist keineswegs so klar, wie man es im Interesse der Wissenschaft wünschen muß.“

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Sie trifft nicht zu? Also Form und Inhalt sind nicht zu trennen? Nein, sie sind freilich nicht getrennt worden bis dahin, in der alttestamentlichen „Wissenschaft". Und was man im „Interesse der Wissenschaft" zu wünschen hat, ist leider nicht maßgebend für die Dinge selbst. Die „ Wissenschaft" muß sich schon bequemen, sich mit den Unvollkommenheiten dieser Welt abzufinden.

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Und nun wird diese Unklarheit durch ein paar Beispiele" belegt: Die Deutung von den 350 Vorgängern Sargons als astral-kalendarische Symbolik wird anerkannt, aber:

„Damit ist nicht nur die Form, sondern auch der Inhalt dieser Notiz als legendarisch beseitigt. Sobald die Notiz mythologischer Herkunft ist, kann sie nicht zu gleicher Zeit auch historisch sein.“

G. beweist in der Tat, daß er nicht begriffen hat, obgleich es doch öfter als einmal auseinandergesetzt worden ist, was Form und Inhalt ist. Hätte er nicht die Mühe gescheut zu lesen, was über den Gegenstand gesagt ist, so hätte er unmöglich dergleichen schreiben können. Das Beispiel, das er wählt, ist natürlich für seinen Fall möglichst günstig ausgesucht, aber: woher weiß er denn, daß Sargons Archivräte ihm nicht 350 Vorfahren nachwiesen? Das war eine Kleinigkeit! Warum geht er nicht auf die übrigen Fälle ein, wo Bewußtsein der Gottnatur und Legende und geschichtliche Handlungsweise sich decken? Ich habe ja selbst an Beispielen solche Unterschiede klargemacht. Ich habe darauf verwiesen, daß Könige, deren Vater bekannt ist, sich die göttliche Vaterschaft (unbekannter Vater, Sargon von Agade) zuschreiben. Mir ist es im höchsten Grade gleichgültig, ob G. etwas daran liegt, hier „Form und Inhalt zu scheiden". Für meine geschichtlichen Zwecke habe ich das nicht nötig. Das, worauf es mir ankam, und was G. durchaus

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Mythus und Gottnatur in der

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nicht begreifen kann er meint eben immer, es sei die „Pflicht" anderer und die „Aufgabe der Wissenschaft" das zu sagen, was er gerade wissen möchte war zu zeigen, was Sargon oder wer sonst mit seiner Legende ausdrücken will. Es ist eine Ausdrucksweise des Orients, die hier festgestellt wird, eine Form, nicht ein Inhalt. Auch das ist klar und deutlich ausgesprochen worden, auch die Grundsätze, nach denen unabhängig hiervon über den Inhalt geurteilt werden muß (z. B. EOL II, 1, S. 19): „Es bleibt hierbei natürlich noch oft die Frage, in welchen Fällen man sich für Tatsache oder Dichtung entscheiden will. Dafür werden ausschlaggebend die weiteren Grundsätze geschichtlicher Forschung etc." Wenn ich aber von der Form spreche, so spreche ich eben nicht vom Inhalt, wenn G. auch der Meinung ist, daß ich es hätte tun müssen; gerade so, wie ich in einer Grammatik die Sprache, nicht die Literatur behandle. Es war mein Bestreben, nachzuweisen, wie der Orient dachte, empfand und darstellte, weil niemand bis dahin davon eine Ahnung hatte, was wohl zur Genüge daraus hervorgeht, daß solche Einwände wie die Greßmanns gemacht werden von denen, die immer noch nicht begreifen können, daß es ein anderes Denken, Empfinden und Darstellen gibt, als das unsrige. An Beispielen, wie das der Verheiratung von Stratonike mit Vater und Sohn als „Istar" in einer „Istar"-Legende habe ich das klarzumachen gesucht und mich bemüht, daran zu zeigen, daß hier bewußtes Handeln, auch inneres Gefühl, Überzeugung mit dem fertigen mythologischen Stoff sich identifiziert. Der Mythus in seiner fertigen Form konnte hier tatsächlich eine geschichtliche Tatsache wiedergeben. Kleopatra empfand sich als „Istar" (mag sie es auch ägyptisch vielleicht Isis genannt haben) und wählte einen Tod, den ich für geschichtlich halte, der ein Istar-Tod war. Wenn Alexander als der Gott eines neuen Aions geschildert wird, so haben wir eben einen Mythus oder einen „Roman", aber keine Geschichte vor uns." 66

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Es ist sehr gleichgültig, wie G. und wir heute eine Darstellungsform nennen. Ich habe ihr Wesen dargelegt, um damit eine Vorbedingung für geschichtliche Kritik zu schaffen, und habe dabei vor der sehr naheliegenden - Gefahr, die ich selbst kennen gelernt habe, zu bewahren gesucht, überall, wo Mythus nachweisbar ist, sofort alles für Mythus zu erklären. Ich habe darauf hingewiesen, daß mir das Umgekehrte in die

Empfindungsweise des alten Orients.

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Schuhe geschoben worden ist1; nun wird hier wieder das Gegenteil davon behauptet. Beiden Auffassungen meiner Ansichten finde ich gemeinsam, daß sie es für überflüssig gehalten haben, diese Ansichten und die ihnen zugrunde liegenden Tatsachen kennen zu lernen. Daß beides genugsam von mir auseinandergesetzt worden ist, beweist mir der Umstand, daß ich von denen verstanden worden bin, die das getan haben. Freilich G. gewinnt sein Ergebnis auf folgende Weise: Er führt meine Worte aus KAT S. 222 an und folgert:

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„Das eine aber steht mit Sicherheit fest: rein mythologische Erzählung berechtigt noch nicht, auch den Kern (sic!), den eigentlichen Inhalt (sic!), ebenfalls als mythologisch anzusehen“ (KAT3 S. 222). Jeder Mythus hat also nach Winckler einen historischen Kern."

Die letztere Schlußfolgerung aus meinen Worten hat G. schon selbst gesperrt. Ich weiß nicht, ob er wirklich einen logischen Schnitzer a minore ad majus gemacht hat oder ob er meinen Worten bewußt den gegenteiligen Sinn durch Herausreißen aus dem Zusammenhange gibt, indem er für die mythologische Erzählung, d. h. die Erzählungsform, den Mythus selbst setzt. Vielleicht, daß wenigstens moralisch zur Entschuldigung dienen könnte, daß er tatsächlich nicht Form und Inhalt unterscheiden kann. „Die reine Balladenform berechtigt noch nicht, auch den Kern des behandelten Gegenstandes als erdichtet anzu. sehen" sage ich, und G. folgert daraus: jede Ballade behandelt also nach W. ein geschichtliches Ereignis.

Greßmann führt Psalm 48, 3 an, wo

,,der babylonische Götterberg, auf dem der höchste Gott wohnt, der Stadt Jerusalem oder dem Berge Zion beigelegt worden ist. Wir haben hier also ein mythisches Motiv. Will Winckler nun weitergehen und dieser mythischen Form einen historischen Inhalt verleihen? Dann müßte er behaupten, der Berg Zion hätte wirklich „an den äußersten Enden des Nordens gelegen". Eine absurde Behauptung!"

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1) Vgl. KS V, S. 80. Es ist nur konsequent, wenn diese Art der Geschichtsbetrachtung. . . . behauptet, die Alexandersage sei älter und authentischer, als die geschichtliche Überlieferung“ — sagt Ed. Meyer, Israeliten S. 485, Anm. 2 über mich. Wo habe ich das gesagt? Ich halte den Stoff, das Magazin der Alexander legende für altorientalisch. Diese Seite der Sache habe ich besprochen (vgl. KS II, S. 103), den historischen Gehalt „älter und authentischer" überhaupt nicht. Auch Meyer hat nicht erfaßt, wovon ich eigentlich gesprochen habe, und gehört offenbar zu denen, welche bei mir ungefähr das Gegenteil meiner Meinung suchen.

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Tatsachen und Auffassung.

Wenn G. statt „absurde" Fälle zu konstruieren, sich um die altorientalische Weltanschauung bekümmert hätte, so würde er bei diesem wichtigen, und von ihm ja anerkannten Gegenstand dieser Weltanschauung gesehen haben, daß Jerusalem der hier zugrunde liegenden Anschauung tatsächlich als der „Nabel der Erde" gilt. Das aber ist der höchste Punkt der Erde, und dieser liegt unter - entspricht dem höchsten Punkte des Alls, dem himmlischen Nordpol, wo der summus deus thront. Alles Nötige konnte er ausgeführt finden bei Jeremias, ATAO S. 49 u. o., wenn er die Quellen selbst nicht kennt. Er hat hier ein Beispiel, wie man mit modernen Begriffen in die Irre geführt wird und als „absurd" ansieht, was aus einer andern Anschauung hervorgeht. Gerade das klarzumachen, war der Zweck meiner Ausführungen in EOL II, 2 (S. 22!).

„Bis jetzt habe ich vorausgesetzt, daß Wincklers „altorientalische" Weltanschauung wenigstens babylonisch sei, wenn ich auch ihren Einfluß auf israelitische Religion verneint habe. Aber zum Schluß möchte ich die Existenz einer „altorientalischen" Weltanschauung, wie sie Winckler schildert, überhaupt, auch in Babylon, leugnen."

Zu diesem Urteile ist die Berechtigung aus der Unbekanntschaft mit dem, was ich über den Gegenstand gesagt habe, sowie aus der Unkenntnis alles dessen, was babylonisch ist, gewonnen. Der Beweis wird geführt durch die bereits erwähnte (S. 14) Vertauschung von Astrologie und astraler („,astrologischer") Weltanschauung.

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Zum Schlusse wird dann noch wenigstens in Kürze" auf die Verdienste Wincklers hingewiesen:

„Wir Alttestamentler1 schulden ihm Dank nicht nur für alles das, was er über den Kalender und die damit verbundenen astronomischen Theorien ausgeführt hat, sondern auch für den dringlichen Appell, die Geschichte Israels nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit den vorderasiatischen Völkern zu betrachten. Aber" etc.

Diesen geschuldeten Dank würde ich als abgestattet ansehen, wenn man meine Arbeiten benutzen wollte, um die darin behandelten Fragen ihrer Lösung weiter entgegenzuführen. Ich würde dann der Meinung sein, daß nicht nur der „dring. liche Appell" sondern auch die Versuche zur Lösung der angedeuteten Auffassung der Geschichte Israels nicht verlorenes Öl gewesen wären, und gern einmal in einen Meinungs

1) Diese Sperrung rührt von mir her. W.

Küchler; die Propheten als Politiker.

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austausch eintreten mit Forschern, bei denen ich die Vorbedingungen dafür, die Kenntnis der nötigen Dinge, finde.

Küchler hat die Anregung und den Stoff zu seiner Lizentiatenschrift meiner Bearbeitung von KAT entnommen:

„Die mir von vornherein wenig einleuchtende These Wincklers, daß Jesaja seine Inspirationen1 von Ninive aus erhalten habe, stellte sich dabei als völlig unhaltbar heraus, von Tag zu Tag festigte sich vielmehr in mir die Überzeugung, daß Jesaja überhaupt nie ein positives Verhältnis zur Politik gehabt, ihr im Gegenteil stets schroff ablehnend gegenüber gestanden hat, und daß er die geschichtliche Situation seines Volkes nicht unter politischen, sondern unter religiösen Gesichtspunkten zu betrachten gewohnt war." (Küchler S. VI.)

Von seinen eigenen Bemühungen denkt der „Forscher" offenbar wesentlich besser, als von denen anderer. Wir sehen seine „Forschungen“ in ihrem mühsamen Werdegang ordentlich heranreifen. Sein völliges Eigentum ist die Formulierung meiner „These“. Man beachte den Ausdruck „Inspirationen“. In einer theologischen Arbeit nimmt er sich besonders gut aus, denn entweder ist diesem Theologen nicht klar, daß theologisch Inspiration eines Propheten etwas anders ist - nämlich göttliche Inspiration als wovon er hier redet, wenn er davon spricht, daß ein prophetisches Wort im Sinne assyrischen Interesses gehalten sei (in politischen Dingen), oder aber er wählt das Wort, um mir etwas unterzuschieben, wovon ich mit keiner Silbe geredet habe. Denn ich habe das Wort Inspiration überhaupt nicht angewendet.

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Auf S. 42 Anm. gibt K. ein Zitat, von dem er auszugehen scheint. Dort heißt es: Wir müssen uns vorstellen, daß die damaligen Propheten, Elisa wie seine Gegner, ebenso ihre Anregungen von Damaskus aus empfingen, wie ein Jesaja von Ninive und ein Jeremia von Babylon." Es ist also von Elisa die Rede, der in Damaskus bei dem Thronwechsel eine Rolle gespielt hat. Eine Anregung aber kann auch indirekt sein, sie ist kein Auftrag. Diesen empfängt man vom Herrn oder Vorgesetzten, die Anregung führt zu innerer Überzeugung und beruht auf uninteressiertem Parteiergreifen. Das ist zum Überfluß in den oben angeführten Stellen ausgeführt worden. Wenn ich die Stelle über den Wüstenzug Assarhaddons mit

1) Von mir gesperrt. W.

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