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Jesajas Verhältnis zur Politik.

der Schilderung des Negeb bei Jesaja in Zusammenhang bringe, so kann sich das sehr einfach erklären aus dem Aufsehen, welches das damals im Munde aller Sänger befindliche Ereignis gemacht hat. Wenn der Dichter Jesaja die Anregung zu einem Liede aus den assyrischen Gazetten empfing, so braucht er deshalb noch nicht beauftragter Lohnschreiber gewesen zu sein, ebensowenig wie ein heutiger Prediger, der Betrachtungen über gleichzeitige Ereignisse des Völkerlebens anstellt (vgl. auch hierzu S. 27, Anm.). Die Formulierung und damit die Meinung, die bekämpft wird, ist völlig Eigentum des Widerlegenden oder derer, die über meine Meinungen sich aufregten, ohne sie aus meinen Schriften und dem von mir besprochenen Material kennen gelernt zu haben. Ich habe nur in bestimmten Fällen davon gesprochen, daß gewisse Aussprüche, die bei Propheten sich finden, im Sinne einer vom assyrischen Hofe ausgegebenen Parole gehalten sind. Viele solche Fälle werden wir naturgemäß nicht nachweisen können. Aber bei einigen halte ich es für wahrscheinlich. Wenn einer oder der andere Fall sich bei „Jesaja“ findet, so ist damit natürlich nicht von mir gesagt, daß Jesaja in assyrischem Auftrage gesprochen habe. Das ist eine für die politische Beurteilung des Ausspruches recht nebensächliche Frage, mit der ich mich gar nicht beschäftigt habe, denn die theologische Seite der Sache habe ich nicht betrachtet. Ein Mann kann sehr wohl eine Sache und Meinung vertreten, die ihm nicht durch unmittelbare „Inspiration" d. h. Auftrag geworden ist, sondern die er eben für richtig hält. Das habe ich für jeden, der denken und lesen will, klar und deutlich, wenn auch in der nötigen knappen Form zum Ausdruck gebracht, dort, wo ich in dem von Küchler zugrunde gelegten Buche vom Wesen der Propheten — nicht der biblischen, sondern aller „Propheten" - als politischer „Sprecher" schrieb (KAT3 S. 171): „Selbstverständlich gab es auch unter diesen Männer verschiedener Begabung mit größerer geistiger Selbständigkeit, mit eigenen Ideen, oder bloße Sprachrohre ihrer Auftraggeber. Als die berufenen politischen Wortführer des Volkes spielen aber alle nebi'îm ihre Rolle und entsprechen also in ihren Verhältnissen dem, was wir Politiker nennen. Als einen Mann, der in diesem Sinne ein Urteil über die politische Lage abzugeben im Stande ist, denkt sich die alte Anschauung auch Jesaja". Ich habe das dann wiederholt ausgeführt und gegen das auf Unkenntnis und

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Hörensagen beruhende Gerede richtig gestellt

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hiervon lag

wenigstens die eine längst vor, ehe das Pamphlet Küchlers der

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1) Vgl. EOL 1, S. 24. Auf S. 42 widerlegt Küchler meine dort gegebene Ausführung, daß ich die „Propheten", d. h. einen Jesaja nicht als „politische Agenten“ u. ä. bezeichnet hätte, und führt dabei meine Worte an: „hierbei tritt zutage, daß es sich um eine von Assyrien ausgegebene Losung handelt, die auch Jesaja seinen Warnungen zugrunde legt und die wir uns als überall im Lande wie ein politisches Schlagwort durch die Sprecher (nebi'îm Propheten, Zusatz Küchlers) des Assyrerkönigs .. verbreitet denken müssen“. Also Jesaja sagt etwas, was auch die „Agenten" des Assyrerkönigs sagen, d. h. er verwendet ein im Munde aller Welt befindliches Schlagwort sage ich (vgl. S. 26!), und daraus wird gemacht, er war einer der Agenten. Ich gebrauche den Ausdruck nâbî, so wie ihn die damalige Zeit gebrauchte (und erkläre ihn ausdrücklich so; vgl. „Religionsgeschichtler" usw. S. 23); und daraus weiß man trotz meiner Erklärung, über die man sich wegen des Ortes ihres Erscheinens aufregt (Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung) immer noch nicht den Unterschied zu machen zwischen dieser Bedeutung und der, welche die spätere, religiöse Entwickelung ausgebildet hat. Selbstverständlich werden auch unbequeme Stellen (wie KAT3 S. 89) nicht berücksichtigt! Außer dieser Art zu lesen und zu verstehen wird auch hier wieder ein Beispiel gegeben, wie K. sich über den Abzutrumpfenden unterrichtet hat. Gegen meine Deutung der Losung Sargons (der „König, der nicht hilft", vgl, S. 37) und jesajanischer Worte weiß K. zu bemerken, daß sie etwas rasch und übereilt" ist. „Sollte es sich wirklich um eine assyrische Losung handeln, so müßte eine wörtliche Übereinstimmung (! also nur die beweist! der Sinn einer Losung wäre Nebensache! W.) gefordert werden, die gar nicht schwer herzustellen wäre, wie Kap. 30, 6 ('am lô' jô'îlû) deutlich genug zeigt, worauf Winckler sich aber merkwürdigerweise nicht beruft." Bereits in Musri-M.-M. S, 33 ff. ist ausführlich über diesen mir aus dem Handgelenk hingeworfenen Bissen gehandelt. In KAT3, S. 89 ist bei Besprechung der Stelle auf ebenda S. 71 verwiesen (wo die von K. angeregte Gelegenheit besprochen wird), und dort ist die betreffende Stelle jenes Aufsatzes angeführt! Hätte K. das dort Ausgeführte nachgelesen, so würde er auf S. 47 seine Erklärung von 30, 6 sich überlegt haben zugunsten der unbesonnenen Phantasic: „nach Winckler wenigstens - und Krall pflichtet ihm bei (eine Einsicht der Quellen und des Tatbestandes gibt es nicht! W.) — bestieg Taharka erst 694 den Thron; bis dahin gab es in Ägypten . . . . kein einheitliches Regiment (auch nicht unter Sabako? W.) . . . . um die Hilfe dieses selbst hilflosen Staatengebildes zu erkaufen, entleert man die Schatzhäuser und transportiert auf schwierigen Pfaden und unter tausend Nöten und Gefahren ihren Inhalt heimlich an den Nil. ... Aus der Heimlichkeit . . . .

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Jesajas Verhältnis zur Politik.

theologischen Fakultät eingereicht (März 1905) war und ehe das Vorwort (Juni 1906) geschrieben war: in „Abraham als Babylonier" (1903). Ich denke, die Frage als solche ist mit diesen Ausführungen erledigt, und es kann nur als Ausfluß des Gegenteils von wissenschaftlichen Grundsätzen angesehen werden, wenn immer wieder das Bestreben durchbricht, eine Polemik an Aufstellungen anzuknüpfen, die überhaupt nicht aus der Einsicht eines Buches entstanden sind.

Der weitere Gegensatz, der zwischen Politik und Religion angenommen wird, beweist völlige Unkenntnis der Kulturverhältnisse und Denkweise des Alten Orients wie des Orients überhaupt und der gesamten Kulturgeschichte obendrein. So viel allgemeine Bildung sollte das Universitätsstudium doch eingetragen haben, daß man wüßte, daß dieser Gegensatz überhaupt erst ein ganz moderner ist, d. h. daß die Religion als politischer Faktor erst in neuester Zeit ausgeschieden ist. Vor allem aber müßte jeder, der überhaupt einen orientalischen Text gelesen - d. h. seinen geistigen Gehalt verarbeitet hat — wissen, daß eben alles Denken des Orients „religiös" ist, also auch das politische, und dieses gerade in hervorragendem Maße.

Was es heißen soll, daß Jesaja „nie ein positives Verhältnis zur Politik gehabt", würde dieser selbst wohl nicht ver

erklärt sich auch die Gefährlichkeit des Weges (dunkel ist der Rede Sinn; soll etwa umgekehrt die Heimlichkeit sich aus der Gefährlichkeit erklären? W.); man braucht übrigens die Beschreibung Jesajas nicht wörtlich zu nehmen; die Erwähnung der geflügelten Seraphen verbietet das sogar. (Aber Assarhaddon spricht auch davon; es handelt sich nicht darum, ob es dergleichen gibt, sondern ob von dergleichen gesprochen wurde; wie kamen Jesaja und Assarhaddon darauf? W.) Die dichterische Phantasie konnte sie ebensogut auf dem Wege nach Ägypten wie in den Wüsten des Negeb und der Sinaihalbinsel vorstellen". Das letztere hätte sie gekonnt, aber wozu dann die gefahrvollen Wege und die Heimlichkeit? Wenn Assarhaddon auf ungewöhnlichem Wege zog, so erklärt sich das vielleicht aus der Sperrung des gewöhnlichen Weges, denn er war der Feind. Aber um Schätze nach dem befreundeten Ägypten zu bringen, wählt man nicht die gefahrvollen Wege, sondern die eben durch Ägypten - gesicherte Karawanenstraße. Und auf der gibt es weder Heimlichkeit, noch (unter diesen Verhältnissen) Gefahr, noch Abenteuer. Wo sucht und wie denkt sich K. eigentlich diese viel begangene Straße? Für eine Karawane bietet sie gar keine Schwierigkeiten. Wozu also Jesajas „Phantasie" und wodurch ist sie angeregt?

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standen haben. Wenn ich versuche, mir darunter etwas zu denken, so kann ich mir dieses Wort nur als aus der Vorstellung geflossen denken, die von „Fächern“ und Zünften' ausgeht und glaubt, der „Alttestamentler" d. h. der von Amts wegen dazu Berufene allein darf vom Alten Testament reden, der „Assyriologe" von Assyrisch etc. Was aber ist es, wenn Jesaja dem Könige seinen Rat gibt, auszuharren im Widerstande gegen Sanherib bei der Belagerung 701, wenn er vor dem Anschluß an Babylonien warnt, wenn er (Jes. 8, 6-8) einen Anschluß an Damaskus tadelt und die Bestrafung durch Assyrien voraussagt? Das bin ich gewohnt als Politik zu bezeichnen. Wenn es jemand Religion und „schroffe Ablehnung von Politik" nennen will, so wäre das eine verschiedene Meinung über die Bedeutung der Worte. Als einen „Kenner der politischen Lage, der die Machtverhältnisse der Großstaaten zu beurteilen versteht" (KAT S. 172) habe ich darum Jesaja bezeichnet, aber nicht als einen Mann, der seine „Inspirationen von Ninive aus erhalten habe". Und ich wähle gerade die angeführten Beispiele, um zu zeigen, daß er sein Urteil der Sachlage entsprechend abgab, weder im assyrischen Sinn, noch im assyrien. feindlichen, sondern so, wie es die politische Lage bedingte. Er warnt vor Damaskus und spricht damit für Anschluß an Assyrien im Jahre 735, er warnt vor dem Anschluß an Babylonien und ist damit wieder für Assyrien, aber er verheißt Rettung vor Sanherib, welche durch das Losschlagen Babyloniens erfolgte.

Übrigens will ich bei dieser Gelegenheit bemerken, daß es für mich sich bei allen diesen Aussprüchen immer nur um die Bedeutung der einzelnen für die politischen Verhältnisse handelt. Die Bedeutung für Jesaja als Person lasse ich zunächst außer acht. Nach meiner Meinung können wir nicht immer feststellen, ob nicht in den verschiedenen „Büchern“ der Propheten auch Aussprüche aufgenommen sind, die von andern Personen herrühren, vielleicht sogar Gegnern. Die Prophetenbücher in ihrer vorliegenden Gestalt sind ja nur Anthologien.

So viel über das allgemeine Urteil über meine angebliche Auffassung vom Prophetentum, das genau nach derselben Weise zustande gekommen ist, wie wir sie auch bei den Einzelfragen

1) Zum nâbî' als Beruf s. übrigens „Religionsgeschichtler" S. 23, Anm.

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Die Propheten als Politiker.

festzustellen haben werden. Ohne Prüfung der Tatsachen und der Meinung des Bekämpften - genau nach dem Rezepte wie ich es seiner Zeit geschildert und wie es nunmehr jedermann vergleichen kann1! Nur noch eine Frage: ich habe nicht von Jesaja allein, sondern auch von den andern Propheten und ihrem Verhältnis zur „Politik" und zu den Großstaaten gesprochen, so von Elia, Elisa, Jeremia. Standen auch diese der Politik ablehnend gegenüber? Warum nahm sich Küchler gerade nur „vor, die Stellung Jesajas zur Politik . . . . zu erforschen"?

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„Andere Behauptungen, die Winckler in demselben Buche aufgestellt oder wiederholt hat, mußten mitbehandelt werden, so vor allem seine Muṣri-Theorie. Daß auch sie nicht haltbar sei, ist mir ebenfalls im Laufe der Arbeit immer klarer geworden, während ich vorher zeitweilig geneigt war, ihr nachzugeben. Jetzt glaube ich jedoch mit Bestimmtheit sagen zu können, daß sie ein Spinnengewebe ist, von dem man sich nicht fangen lassen sollte."

Es wird der Anschein erweckt, als ob Küchler überhaupt versucht hätte, sich eine Meinung über den Gegenstand zu bilden, und als ob er wie ein anfängliches Schwanken zeigen würde, den Gegenstand und Stoff geprüft hätte. Meine Meinung ist in mehreren Aufsätzen allmählich durchgebildet worden, und in KAT ist eine Zusammenfassung gegeben worden. Für eine Kritik wäre eine Verfolgung des Entstehens der Ansicht wesentliche Voraussetzung gewesen. Küchler hat weder das getan, noch auch nur die Angaben in KAT sorgfältig durchgedacht. Da die ganze Sache aber tatsächlich von großer Bedeutung für den in Betracht kommenden Zeitraum der israelitischen Geschichte ist und er sie in seinem Buche ausführlich behandelt, so beleuchtet das von ihm als Kritik Vorgebrachte sein Verfahren und zeigt, daß er weder hier noch sonst irgendwo für nötig gehalten hat, auch nur den assyrischen Stoff ebensowenig wie den alttestamentlichen in Wahrheit anzusehen. Die Frage wird auf S. 8 ff. behandelt:

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1) Vgl. AOG (Alter Orient und Geschichtsforschung), S. 8.

2) Das hat eine Spur hinterlassen, die einen lehrreichen Einblick in das Zusammenstoppeln der ganzen Schrift bietet. Auf S. 35 also später als die Ablehnung der Musri-Theorie heißt es: „Die Evidenz eines nordarabischen Reiches (! W.) Muşri ist keineswegs so sicher, wie Winckler es immer hinstellt, im Gegenteil höchst unwahrscheinlich.“

8) Die Worte haben Marti so gut gefallen, daß er sie wörtlich anführt (vgl. oben S. 7).

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