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der Sonnengott, dem sie geweiht waren, dann der assyrische Obergott Assur gewesen, dessen Emblem bekanntlich die geflügelte Sonnenscheibe ist". Assur der Sonnengott! Und wurde denn Assur im Tempel von Jerusalem verehrt? Zwei Ungeheuerlichkeiten auf einmal, die nur bei vollkommenem Mangel an Vorstellungen über das ganze Geistesleben Assyriens und des alten Orients möglich sind. Was da gesagt wird, wäre ungefähr dasselbe, als wenn man im noch unabhängigen Antiochia unter Antiochos dem Großen Sonnenrosse erklärte, welche dem Sonnengotte (!) Juppiter (1) Capitolinus (!) geweiht gewesen wären!

Damit kann die Besprechung der assyriologischen Leistungen des ausgebildeten Fachmannes erledigt sein. Der Zweck dieser Ausführungen hier ist nicht, eine Lizentiatenschrift zu kritisieren und auch nicht die alttestamentlichen Leistungen, die noch durch keine voraufgegangene Arbeit als fachmännisch legitimiert waren, zu untersuchen. Einen neuen Vorschlag habe ich nicht gefunden, wenn man von der Entdeckung absieht, daß Jesaja Politik und Religion getrennt habe (vgl. S. 28) und daß das in seiner Haltung gefunden wird (z. B. S. 31).

Ich habe diese Form der Auseinandersetzung gewählt, nicht sowohl, um meine eigenen Rechte zu wahren, als um an ausführlichen Beispielen zu zeigen, welcher Art der Widerspruch ist, der mit so viel Selbstvertrauen und Eifer auftritt. Ich habe diese Art bereits gekennzeichnet in „Der Alte Orient und die Geschichtsforschung" und habe nun zwei Fälle auf den Tisch des Hauses gelegt, die als Beispiele für die dort näher bestimmte Art gelten können. Ich habe dort gesagt, daß das Verhalten der Gegner den Charakter einer gegen mich gerichteten Agitation angenommen hatte. Ich überlasse es nach den obigen Beispielen dem Tieferblickenden, ob er Angriffen von dieser Art die Voraussetzung einer aus innerm Zwange auf Grund der Kenntnis der Tatsachen geflossenen Anschauung zubilligen will. Ich habe auch, ebenfalls a. a. O., darauf hingewiesen, daß alle die mit soviel Aufwand von Zuversichtlichkeit bekämpften Aufstellungen und „Phantasien“ das Glück haben, nach ein paar Jahren anerkanntes Gut der Wissenschaft zu sein. Ich verwies schon dabei kurz auf den Fall der „Königstitel". Als ich meine Geschichte Babyloniens und Assyriens" schrieb, hoffte ich, damit die Grundlage der politischen und der ethnologischen

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Nachträgliche Anerkennung der

Verschiebungen der Euphratländer klargelegt zu haben. Die eingehendste Würdigung wurde meinem Bestreben seitens eines Mannes zuteil, dem diese Dinge bis dahin so fern gelegen hatten, wie sie ihm seit jener Rezension wieder fern gelegen haben1. Aber die „Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" war die Stelle, welche einem so legitimierten Manne ihr Papier zur Verfügung stellte. Meine Ausführungen über die Bedeutung der babylonischen Königstitel waren - mit ausdrücklicher Verurteilung der ganzen Betrachtungsweise als Phantasterei hingestellt worden. Seither haben die meisten Inschriftenfunde diese Betrachtungsweise bestätigt, und bei allen Kennern der babylonischen Geschichte ist sie selbstverständlich. Mancher, der damit rechnet, wird sich kaum noch der Entwickelung der Frage bewußt sein.

In dem gleichen Buche hatte ich die Rolle der Aramäer und Chaldäer gewürdigt und ihre zeitliche Stellung zu der übrigen Bevölkerung der Euphratländer. In dieser Erkenntnis würde ich noch heute eins der wissenschaftlichen Verdienste jener Arbeit erblicken. Damals hat niemand für nötig gehalten, darüber auch nur ein Wort zu verlieren.

Der Rat, den ich damals einem jüngeren Manne gab, diese Fragen mit Nachweisen im einzelnen zu behandeln, konnte nicht befolgt werden. A. Šanda hat dann auf meine Veranlassung im „Alten Orient" einen Überblick über die Frage in diesem Sinne gegeben. Soeben sind jetzt zwei Arbeiten von Maximilian Streck erschienen, welche die Aramäerfrage ausführlich zur Darstellung bringen, und zwar Punkt für Punkt, wie es in meinem Buche vorgezeichnet ist. Alles, was dort zum ersten Male, aus einem völligen Chaos, das ich vorgefunden, herausgearbeitet ist, wird jetzt ausführlich behandelt und ebenso dargestellt. Es wird dabei mit keiner Silbe auch nur meines Buches gedacht. Das ist nicht etwa Absicht und soll hier auch in keiner Weise gerügt werden; ich führe es nur an, um zu zeigen, daß die Ergebnisse des damals mit genau denselben Mitteln wie die jetzigen bekämpften Buches so selbstverständlich als

1) Vgl. Ein Beitrag zur Geschichte der Assyriologie in Deutschland. Leipzig, Pfeiffer 1894.

2) Dagegen hat es Ed. Meyer, wie ich zufällig sehe, anerkannt (Israeliten S. 246) jetzt. Vielleicht wird er auch andere Dinge aneinst, wenn er die betr. Tatsachen ebenso kennen gelernt

erkennen

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haben wird, wie ich sie den Inschriften entnehme.

anfangs verhöhnten Auffassungen.

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Allgemeingut der Wissenschaft erscheinen, daß sie nochmals ausführlich behandelt und in Einzelheiten erörtert werden, ohne daß es für nötig erscheint, zu sagen, wann und wie die Frage auf diesen Punkt gestellt worden ist. Und das noch bei einem Manne, der bedacht darauf ist, in dieser Hinsicht sorgsam zu sein. Die orientalische Weltanschauung hat sofort ihre Bekenner gefunden, und ich verdanke es deren Auftreten und Eintreten, daß das alte Spiel nicht wieder denselben Gang gehen konnte. Aber bereits O. Weber fand es nötig, darauf hinzuweisen, welcher merkwürdige Gegensatz im äußern Erfolge meiner sich an einen rein wissenschaftlichen und kritischen Leserkreis wendenden Geschichte Israels II mit ihrer Begründung der ganzen Frage- und dem erfolgreichen Eintreten von A. Jeremias in seinem ATAO liegt. Alles, was an Äußerungen über mein Buch sich an das Licht gewagt hat, war der Versuch von Peter Jensen der fleißig empfohlen worden ist es lächerlich zu machen. Es ist freilich eine von dessen Eigentümlichkeiten, daß es von ihm dann benutzt wurde, um die dadurch gewonnenen Erkenntnisse in verballhornter Form zum Gegenstande einer neuen Behandlung der Frage zu machen, die Jensen bis dahin weltenfern gelegen hatte. Als der BabelBibel-Streit die Geister zur Äußerung ihrer Meinung und zur Zurückweisung des Babyloniertums, das nicht mehr im Dunkeln blühen wollte, aufrief, da forderte ich und andere die „Fachleute" auf, sich doch, wie es wissenschaftliche Art ist, an die wissenschaftliche Literatur zu halten. Es hat lange gedauert, bis man jemand fand, der das wissenschaftliche Rüstzeug dafür zu haben vorgab. Die Hoffnung als bestätigt anzusehen, daß der Bel zu Babel Küchlers Pillen erlegen sei, ist wohl nun zu Grabe getragen. Dem andern Meisterkämpfer der alttestamentlichen ,,Religionsgeschichte" ist es eingestandenermaßen von vornherein wieder zu viel gewesen, in die Tiefen der Fachwissenschaft zu steigen. Ich hätte beide mit ein paar Bemerkungen abtun können. Das wäre mir aber zuviel der Mühe gewesen. Wenn irgend einen, so haben solche Erörterungen für mich den Zweck, das Wesen der Wissenschaft so, wie sie ist, nicht wie sie sich dünkt, zu beleuchten. Als Beiträge zur Geschichte der Wissenschaft sind sie ausführlich gehalten und darum nicht in ihren gleichgültigen Persönlichkeiten, sondern in ihren weiteren Zusammenhängen gefaßt.

Nachtrag,

(Zu S. 10, Anm. 1.)

Nachdem diese Schrift schon gesetzt war, ist mittlerweile eine Erklärung von H. Gunkel (in der Christlichen Welt, 1907, Nr. 5, 111) erschienen, welche wohl von Greßmann um ein Jahr voraus geahnt wurde, und die in der Tat in seinem Sinne als eine „Ablehnung" einzelner meiner Anschauungen angesehen werden kann. Sachlich wäre dazu nicht viel mehr zu bemerken, als was oben bereits gesagt ist: soweit die altorientalische Weltanschauung in Betracht kommt, muß deren selbständige Kenntnis verlangt werden, um zu einer Beurteilung meiner Ausführungen darüber zu berechtigen. Gunkel gibt in jedem seiner Worte zu erkennen, daß er nur mein letztes zusammenfassendes Schriftchen „Religionsgeschichtler" auf ein paar ihm auffällige oder mißfällige Punkte hin durchgeblättert hat, im übrigen aber von der ganzen Frage, wie sie nun seit etwa acht Jahren erörtert wird, keine Kenntnis genommen hat. Das ging schon aus seiner Besprechung von Jeremias' ATAO hervor, welche deutlich zeigte1, daß ihm gerade die wesentlichen, zur Erörterung stehenden Fragen vollkommen unbekannt geblieben waren, und das bestätigt sich wieder in jedem der Punkte, die er diesmal aufsticht. Er hat z. B. meine zusammenhängenden Ausführungen über Mummu und Logos nicht angesehen und gibt auf Grund der kurzen Erwähnung in „Religionsgeschichtler" diese als ein Kuriosum wieder, zu dessen Belächelung er seine Leser mit dem unsern Gegnern von Anfang an allein zu Gebote stehenden Widerlegungsmittel aufruft: mit einem Ausrufungszeichen oder gleichwertigen Ausdruck, wie: „Wer hätte das gedacht“ u. dgl. Oder eigentlich er gibt meine Ansicht nicht wieder, sondern er läßt mich einfach sagen: „der Logos bei Johannes ist die mit Sinnen vorstellbare Welt." In der gleichen Weise werden meine Meinungen von ihm auch im folgenden

1) Vgl. A. Jeremias (Alter Orient und Alttestamentler) in Th. L. Bl.

1905, Nr. 29.

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stets angeführt, entweder läßt er das zum Verständnis Wesentliche weg, oder aber er schiebt etwas von sich aus unter. So entrüstet ihn wieder meine Meinung inbezug auf die Bedeutung der Benennung nâbî', und er schiebt dabei sogar ein,,ursprünglich" ein, um zu beweisen, daß ihm unsere Auffassungsweise völlig fremd ist und daß er keine meiner Ausführungen gelesen hat. Meine kurze vielleicht mißverständliche Angabe,,Die Dreinigkeit des Christentums spielt an auf die Einheit der drei großen Gestirne" kritisiert er mit dem überlegenen:,,wer hätte das geahnt?" Das zeigt mir, daß er allerdings keine Ahnung von alledem hat, was über babylonische Religion im Zusammenhange mit der Astrallehre erörtert worden ist. Das hätte ich allerdings nicht geahnt, daß man,,Religionsgeschichtler" sein kann, ohne zu wissen, daß die Vorstellung von den drei Erscheinungsformen der Gottheit, wie sie der vordere Orient1 ebenso wie das Brahmanentum hat, und wie sie in Lehre und Bild dargestellt wird, nicht allgemein bekannte Tatsache ist. Ohne Andeutung des Zusammenhanges wird angeführt: „Elias Wirkung fällt großenteils auf phönizischem Boden" und dazu bemerkt:,,wir hatten gedacht, nur in Ausnahmefällen habe Elias im Auslande geweilt". Daß es sich für mich darum handelt, nur zu betonen, daß für die Propheten der Unterschied der Landesgrenze nicht besteht, wird mit keiner Silbe angedeutet, ist wohl auch nicht verstanden worden. Aber unterdrückt wird der erste Teil meines Satzes, wo auf Elisas Rolle in der Politik von Damaskus hingewiesen ist. So wird in jedem Satze meine Meinung verdreht, während der Anschein erweckt wird, als werde wörtlich angeführt. Alles, was Gunkel an Widerlegungsgründen hat, ist:,,ich hatte geglaubt" oder,,das ist überwunden" was eigentlich

zu gelten hat, wird nie gesagt.

Verdreht wird auch, was ich an meinen Kritikern auszusetzen habe. Ich habe mich nicht beklagt, daß man meine Werke nicht lese oder mißverstehe", sondern darüber, daß man ohne Kenntnis des Gegenstands und ohne meine Meinung wirk

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1) Vgl. jetzt Nr. 1 dieser Sammlung S. 40 ff.; ATAO 2 79 ff. 2) Auf Elias Verhältnis zum phönizischen Boden einzugehen, führt hier zu weit. Es genügt auch gegenüber solchen Einwänden, zu bemerken, daß ein solches wir hatten bisher gedacht" oft große Veränderungen erfahren hat. Oder hat Gunkel sich noch nie gegen bisherige" Vorstellungen gewandt?

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