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Summen gezahlt als Ersaß für etwaige Verluste, die sie dadurch erleiden sollten. Nun wäre es ein seltsamer Akt der Menschlichkeit, die Häuptlinge von Alt-Kalabar zur Abschaffung der Sklavenausfuhr zu veranlassen, hernach aber ihnen zu gestatten, die überflüssigen Sklaven ohne Ursach und ohne Erbarmen hinzuschlachten. Diese gerechte und ernste Remonstration der brittischen Regierung wurde durch eines der englischen Kriegsschiffe überbracht und an Bord desselben den sämmtlichen versammelten Häuptlingen vorgelesen. Dieß hatte wenigstens den guten Erfolg, daß König Eyo Hōnesty von Creektown, und Archibong, der neu erwählte König von Duketown (Eyamba's Nachfolger), samt andern angesehenen Männern feierlich versprachen, ihr Bestes thun zu wollen, um jene grausame Sitte abzuschaffen. Mehr konnten und wollten sie damals nicht sagen. Sie wünschten die übrigen Häuptlinge in den andern Städten in einer regelrechten nationalen Rathsversammlung zu Rath zu ziehen, ehe sie sich zu einer allgemeinen und bindenden Verpflichtung herbeiließen.

„Etwa zwei Jahre später gab der Tod zweier angesehenen Månner in demselben Duketown Anlaß zu einer Erneuerung der alten Gräuel, und zwar in so scheußlicher Weise, daß es schien, als wollten die Eingeborenen recht eigentlich ihren Hohn gegen die remonstrirenden Ausländer offen an den Tag legen. Siebenzehn Personen wurden geschlachtet und mit ihrem Herrn begraben. Zwölf andere waren bereits mit einer langen Kette zusammengebunden und auf den Lag der Opferung aufbehalten, während auf den Plantagen noch weitere Schlachtopfer bereits bezeichnet waren. Als dieß dem Missionar in jener Stadt und einem im Fluß ankernden Schiffskapitän zu Ohren kam, thaten sie unverzüglich die nöthigen Schritte, um die Unglücklichen zu retten. Und es gelang ihnen über Erwarten. Dann traten alle Missionare in Alt-Kalabar, sowie alle gerade anwesenden Schiffskapitäne zusammen und beschlossen, nochmals gemeinschaftlich gegen die Fortsetzung dieser Gräuel zu protestiren und die eingeborenen Häuptlinge zur Erlassung eines feierlichen 'Eybo-Gefeßes’*) zu veranlassen, wodurch solche Lodtenopfer verboten würden. Die Häupter

*) Der Name Eybo bezeichnet in Alt-Kalabar die Verbindung aller hohen und angesehenen Männer des ganzen Landes, welche die höchste Autorität des Volkes, eine Art Reichsparlament, bildet, wobei einer der Könige nur den Vorsit führt. Alle das ganze Land betreffenden Gesetze gehen von dieser Cybo-Versammlung aus.

von Duketown erklärten, sie müßten erst mit König Eyo Hönesty von Creektown und mit seiner ganzen Stadtgemeinde Rath halten, ehe sie zu einer Entscheidung kommen könnten. Nun begaben sich alle anwesenden Ausländer (Missionare, Kapitäne x.) in Masse nach Creektown und erklärten dem König und seinen Aeltesten in den bestimm testen Ausdrücken, daß aller freundschaftliche Verkehr zwischen dem Ausland und den Eingeborenen ein Ende haben müsse, wenn nicht innerhalb eines Monats ein 'Eybo-Geset' zur Abschaffung aller Menschenopfer erlassen würde. König Eyo stimmte vollkommen bei; ebenso seine Häuptlinge und Aeltesten. Nach wenigen Wochen kam das verlangte Eybo-Gefeß zu Stande und ward in feierlichen Versammlungen durch alle Städte von Alt-Kalabar proklamirt. Dieß ist der erste Fall, daß das Leben der Sklaven dieses Landes unter den Schuß eines öffentlichen Gesezes gestellt ward, aber freilich nur in dem besonderen Fall, der hier vorgesehen war [nemlich daß sie nicht beim Tod ihrer Herren geopfert werden durften]. In allen andern Stücken blieben sie nach wie vor absolut abhängig von dem Willen ihrer Meister. Doch als ein Anfang, als eine erste Masregel, kann dieser Erfolg der Anstrengungen der Missionare nicht hoch genug angeschlagen werden.

„Allein eine so tief eingewurzelte barbarische Sitte stirbt nicht so leicht aus. Die Sache nahm nur eine andere Nichtung und lebte in einer neuen Form wieder auf. Wir meinen das 'Gottesgericht' mittelst der giftigen Esere-Bohne, welche diejenigen verschlucken müssen, die man beim Tod eines angesehenen Mannes im Verdacht hat, sie hätten durch Zauberei denselben herbeigeführt. Da nun diese Sitte nicht in das obengenannte Eybo-Gesetz mit aufgenommen war, so warf man sich mit wahrhaft dämonischem Eifer auf diese neue Form des Mordens. Es stellte sich dieß auf schauerliche Weise heraus, als im Jahr 1852 Eyamba's Nachfolger, der König Archibong von Duketown, mit Lod abgieng. Seine Mutter Abuma, eine angesehene, einflußreiche und in hohen Verbindungen stehende Frau, suchte sich über den Tod ihres Sohnes dadurch zu trösten, daß sie so viele zum Tode brachte, als sie nur habhaft werden konnte. Vier entfernte Verwandte des Verstorbenen wurden von ihr angeklagt, daß sie durch Verzauberung den König getödtet hätten; die Esere-Bohne habe über ihre Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Sie alle starben. In gleicher Weise wurden auch mehrere Frauen des hingeschiedenen Königs um

gebracht. Ebenso soll diese Frau insgeheim eine Anzahl Sklaven einfach geschlachtet haben. Am folgenden Lag stürmte eine Heerschaar bewaffneter Sklaven, die zum königlichen Eigenthum gehörten, sowie andere Sklaven, die um großen Lohn gedungen worden waren, von den Plantagen herein in die Stadt, entschlossen, wie sie sagten, den Mörder des Königs Archibong ausfindig zu machen. Gestüßt auf diese Blutmenschen, ließ nun die Königin - Mutter noch eine ganze Reihe von Unglücklichen, hauptsächlich Frauen, ums Leben bringen, dadurch daß sie sie der Zauberei beschuldigte und sie die giftige Bohne verschlingen ließ. Dieß Alles gieng auf offenem Marktplaß und vor den Augen der Aeltesten und Häuptlinge vor sich.

Die Anstrengungen der Missionare, diesem Gräuel zu wehren, waren alle umsonst. Der Häuptling Efraim, der nächste nach dem König und hernach auch sein Nachfolger, war voll Zorns, daß die Ausländer sich in Sachen mengten, die sie nichts angiengen, und das Morden gieng fort. Die Plantagensklaven, die von der blutdürftigen Abuma waren herbeigerufen worden, fiengen an, ihre eigene Kraft zu fühlen und machten Miene, den günstigen Augenblick zu benüßen, um sich ihrer eigenen Herren zu entledigen. Ein Bruder des früheren Königs Eyamba, der bis dahin zum Morden Anderer geholfen, ward von ihnen nun selbst der Zauberei beschuldigt und sollte zum Essen der Esere-Bohne gezwungen werden. Es gelang ihm aber, zu König Eyo Honesty in Creektown zu entkommen. Jeßt wandte sich der Blutdurst der Sklaven sogar gegen die Königin - Mutter Abuma selbst; auch sie sollte durch das Gottesgericht vom Verdachte der Mitschuld am Tode ihres Sohnes sich reinigen. Das entschlossene Weib aber schloß sich in ihres Sohnes Wohnung ein, wo eine Anzahl Pulverfäßchen sich befand, und erklärte fest, wenn man sie zum Essen der Bohne nöthigen wollte, so werde sie sich und alle, die mit ihr im Hause seien, in die Luft sprengen. In der Stadt herrschte vollständige Anarchie; sie war ganz in den Händen der 'Blutsklaven', wie man sie nannte. Der Thronfolger Efraim selbst fieng an, für sein Leben zu fürchten. Unter diesen Umständen wandten sich die Missionare an König Eyo Honesty von Creektown und baten ihn, die Stadt zu retten. Die Häuptlinge von Duketown selbst, und sogar der stolze Efraim, der kurz zuvor die Missionare schnöde abgewiesen hatte, waren nun froh, daß Eyo Honesty hiezu bereit war. Er eilte herbei, nicht mit einer großen, aber mit einer auserlesenen Schaar tüchtiger Kriegs

Leute. Friedlich, aber mit Entfaltung königlicher Würde, zog er in die Stadt ein und nahm seinen Siß unter seinem großen Schirm auf Einer Seite des Marktplaßes, umgeben nicht von seinen Sklaven, sondern von seinen tüchtigsten freien Männern und von seinen Brüdern, alle bewaffnet. Die Blutsklaven', mehrere hundert Mann stark, alle mit Flinten und Säbeln bewaffnet, nahmen in langen, drei oder vier Mann tiefen Reihen die drei übrigen Seiten des Plazes ein. Sie zeigten insgesamt großen Respekt vor König Eyo und seiner Familie und fürchteten seine überlegene Macht. Ihre Hauptleute traten vor, um mit dem König zu unterhandeln. Dieser befahl ihnen, sofort die Stadt zu verlassen und an ihre Arbeit auf die Plantagen zurückzukehren. Dieß geschah ohne Widerrede. Die Stadt war gerettet und die Ordnung wiederhergestellt."

So schildert Missionar Waddell die Zustände von Alt-Kalabar und den furchtbaren Kampf, welchen die Boten des Evangeliums mit den gräulichen Volksbräuchen zu bestehen hatten. Von Seiten des Volks selbst, das doch so schwer unter diesen Uebeln zu leiden hatte, fanden sie keinerlei Unterstüßung. „Man sollte es kaum für möglich halten," fügt Waddell hinzu, „daß das Volk solches blutige Morden sich ruhig gefallen läßt; aber so ist es. Selbst die nächsten Anverwandten der gemordeten Personen machten keinerlei Versuch, sie zu retten. Vielleicht hätten sie allerdings ihr eigenes Leben aufs Spiel gesezt, wenn sie irgend welchen Widerstand geleistet oder auch nur Mitgefühl für sie an den Tag gelegt hätten. Vielleicht hat die Gewohnheit ihre Herzen verhärtet und sie gleichgültig gegen solche Dinge gemacht. Sie selbst fanden ja bei Niemand Theilnahme und Mitgefühl, warum sollten sie um Andere sich kümmern? Es schien Keinem in den Sinn zu kommen, daß es anders sein könnte und sollte, und die Einmischung der Missionare kam ihnen ebenso unnöthig als unbegreiflich vor. Selbst die Schulkinder, die bei solchen Todtenopfern Mütter, Brüder und andere nahe Verwandte verloren hatten, kamen mit einer unglaublichen Gleichgültigkeit zur Schule, als wenn gar nichts geschehen wäre, so gewohnt waren sie an blutige Scenen dieser Art!"

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3. König Sno Honesty von Creektown.

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Nur Ein Mann im Lande schien ein offenes Auge für den Jammer seines Volkes und ein empfängliches Herz für die Wahrheit zu haben. Das war König Eyo Honesty in Creektown. Er ist," schreibt Missionar Robb über ihn, „ein nicht gewöhnlicher Mann, vorsichtig, flug, scharfsichtig und energisch; was er einmal gesprochen. und zugesagt, das hält er treulich; für die sociale und sittliche Hebung seines Volkes thut er, was in seinen Kräften steht. An Verstand und Einsicht überragt er alle andern Fürsten des Landes und wagt kühn das Aeußerste, wenn es gilt, den schlimmen Gebräuchen seines Volkes entgegenzuarbeiten. Gegen die Missionare war er von Anfang an freundlich gesinnt und übte seinen großen Einfluß stets zu ihren Gunsten aus. Das Haus Gottes besucht er regelmäßig, nimmt in ehrerbietiger Weise Antheil an den gottesdienstlichen Uebungen, liest die Bibel fleißig und sucht in vielen Stücken sein Leben nach den Forderungen des Christenthums einzurichten.... In seinem Herzen trägt er unzweifelhaft etwas von lebendiger Gottesfurcht. Eines Tages hörte ich ihn sagen, daß er schon in frühester Zeit, da er noch ein Knabe gewesen, an manche abergläubische Dinge, die im Lande Geltung hätten, nicht geglaubt habe; doch habe er die Dinge alle eben mitgemacht, bis das Wort Gottes ins Land gekommen sei, wo er erst den Muth gewonnen, sie von sich abzuschütteln."

So schreibt Missionar Robb über diesen außerordentlichen Mann, und im Vorangehenden haben wir mehrmals Gelegenheit gehabt, die Entschlossenheit dieses Königs kennen zu lernen, wo es galt, den im Lande herrschenden Gräueln Widerstand zu thun. Und doch der= selbe Mann, der den Muth hatte,,, den Aberglauben seines Volkes von sich abzuschütteln", konnte den höheren Muth nicht finden, sich offen und frei zum Christenthum zu bekennen. Er las die heilige Schrift und hielt ihr Wort für die ewige Wahrheit; er besuchte das Haus Gottes und machte die Formen des christlichen Gottesdienstes ehrerbietig mit; er ließ es zu und freute sich, daß zwei seiner Söhne, unter ihnen sein Erstgeborener, der muthmaßliche Thronerbe, Christen wurden und sich taufen ließen; er selbst fühlte klar und scharf seine eigene Verpflichtung, denselben Schritt zu thun, und wie Missionar Robb schreibt, es gieng bei ihm durch viele schwere innere Kämpfe zwischen seinem Gewissen und seinem zeitlichen Interesse;" und den

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