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noch blieb er dem äußeren Bekenntniß nach Heide und vermochte den leßten entscheidenden Schritt, der ihn ganz und rückhaltslos zu den Füßen des Gekreuzigten gebracht hätte, nicht zu thun! Er that ihn nicht bis an seinen Tod.

Es war am letzten Sonntag des November 1858, daß König Eyo Honesty in der Missionskapelle fehlte, die er so regelmäßig zu besuchen pflegte. Es hieß, er sei unwohl. Missionar Robb eilte nach dem Gottesdienst zu ihm. „Ich gieng mit seinem ältesten Sohne, ihn zu besuchen," schreibt er selbst, „und fand ihn auf dem Bette liegen, vor ihm eine große englische Bibel, die beim ersten Kapitel des ersten Buchs Mose aufgeschlagen war. Er stimmte mit Freuden zu, als ich mich erbot, etwas aus dem Worte Gottes vorzulesen. Ich schlug das elfte Kapitel des Matthäus auf, wo der Heiland das Wehe ausruft über die Städte Chorazin, Bethsaida und Kapernaum, weil sie ihn, den einigen Retter und Seligmacher, verwarfen; und davon nahm ich Anlaß, in feierlichem Ernste dem König zu Gemüthe zu führen, was er zu thun habe, um selig zu werden, und wie er es thun müsse: daß er zu Christo kommen möge, und wie das zu ge= schehen habe. Er hörte mit seiner gewohnten Aufmerksamkeit zu, und nachdem ich noch mit ihm gebetet, verließ ich ihn."

Es war dieß die leßte ernste Mahnung. Eyo's Krankheit schien keinen ernsten Charakter zu haben, und kein Mensch ahnte irgend eine Gefahr. Aber nach wenigen Tagen nahm das Uebel eine gefährliche Wendung, und schon am 3. Dez. war der König eine Leiche. Unbeschreiblicher Schrecken und unsägliche Bestürzung ergriff die ganze Stadt und die umliegenden Plantagen bei der wie ein Lauffeuer sich verbreitenden Lodeskunde. Man gedachte an die Blutscenen, die in Duketown bei dem Lode des Königs Eyamba und seines Nachfolgers Archibong eingetreten waren; man erinnerte sich, wie viel größer und angesehener Eyo Honesty war als alle andern Fürsten des Landes, und machte mit Recht den Schluß, daß die Zahl der Menschenopfer, die über seinem Grabe würden bluten müssen, Alles übersteigen werde, was bei früheren Todtenfeiern geschehen. Alles was fliehen konnte, ergriff in stummem Todesschrecken die Flucht. Die Stadt war wie ausgestorben. Nur des Königs nächste Verwandten, die Häuptlinge und Aeltesten, und — das Häuflein der Christen blich zurück. Die königlichen Sklaven aber, an die sich viele andere angeschlossen hatten, griffen zu den Waffen und rüsteten sich zur

Selbstvertheidigung in einem Dorfe nahe bei der Stadt, das die Straße nach den Plantagen und zu dem königlichen Pulvermagazin beherrschte. Hier schlossen sie unter einander den sogenannten Blutbund, indem Jeder etwas von des andern Blut kostete und Alle sich gegenseitig schwuren, bei einander als Brüder zu stehen, Einer für Alle und Alle für Einen.

Mittlerweile gieng in der Stadt Unerhörtes, Unglaubliches vor. Die beiden Söhne des verstorbenen Königs, die zum Christenthum sich bekannten, vereint mit der übrigen kleinen Schaar von eingeborenen Christen, unter denen mehrere Sklaven des königlichen Haushalts sich befanden, gruben still und geräuschlos im Palast des Verstorbenen ein Grab und legten die Leiche, geschmückt mit den Zeichen des Königthums, feierlich in dasselbe nieder. Dann erklärten sie, daß kein Menschenopfer über diesem Grabe dürfe gebracht werden; denn also sei es des entschlafenen Fürsten Wille gewesen, und dabei soll es bleiben. Und so war es. Eyo Hōnesty hatte noch in den Tagen voller Kraft und Gesundheit, doch nicht sehr lange vor seinem Tode, seinen ältesten Sohn und zwei seiner vertrautesten Häuptlinge, die dem Throne zunächst standen, zu sich gerufen und sich mit ihnen in einem feierlichen Eide verbunden, daß, wer auch von ihnen zuerst sterben sollte, die Ueberlebenden weder selbst ihre Sklaven als Lodtenopfer schlachten, noch auch Andern gestatten wollten, dieß zu thun. Von diesem Bunde des Königs mit seinem Sohne und den beiden Häuptlingen wußte Niemand etwas, selbst die Missionare nicht. Jeßt, da der König selbst der erste war, der da starb, war die schwere Probe zu bestehen gegenüber der mächtigen Heidenpartei, die an den uralten Gebräuchen des Landes mit zäher Anhänglichkeit festhielt. Die Lage war um so ernster, als die andern Söhne und Verwandten des Königs und die große Mehrzahl der Häuptlinge und Aeltesten der Stadt laut und drohend das Beibehalten der alten blutigen Sitte verlangten. Konnten nicht die mächtigen Vertreter des Heidenthums den christlichen Sohn des Königs und die beiden mit ihm verbundenen Häuptlinge der Zauberei anklagen und sie der Schuld zeihen am Tode des Königs? - In diesem kritischen Momente kam diesen wenigen bedrohten Männern der Blutbund der in der Nähe der Stadt lagernden bewaffneten Sklaven zu gute. Diese hörten wohl von dem Wunderbaren, was in der Stadt vorgieng; aber sie trauten der Sache nicht. Ihre Zahl vermehrte sich mit jedem Augenblick, und ihre

Haltung ward immer drohender. Die Anhänger der alten blutigen Sitte aber fiengen an, eine Wiederholung des Sklavenaufruhrs von Duketown und der dabei vorgefallenen Mordscenen zu fürchten. Es kam dahin, daß die Brüder des Königs und die übrigen Großen der Stadt sich herunterlassen mußten, zu den bewaffneten Sklaven im nahen Dorfe sich zu begeben und dort feierlich zu schwören, daß Niemand über dem Grabe des Königs solle getödtet werden. Erst jest beruhigten sich die Mitglieder des „ Blutbundes“ und ein Jeder gieng ruhig nach Hause. Schon schien die Gefahr vorüber, als Inyang, die Tochter des verstorbenen Königs, ein stolzes und herrschsüchtiges Weib, vor den Stadtältesten unter heftigen Zornausbrüchen sich beklagte, daß man schwach genug gewesen, mit feiger Drangebung altväterlicher Sitte sich ausländischen Meinungen zu fügen. Es sei unerhört in Kalabar, sagte sie, daß man einen Mann, wie ihr Vater gewesen, ohne Geleite, ohne Diener und Frauen, in die andere Welt habe gehen lassen. Die Aeltesten schwiegen; die meisten wandten sich unwillig von ihr ab. Da lief das Gerücht durch die Stadt, Inyang habe zwei Sklavinnen greifen lassen, um sie über dem Grabe ihres Vaters zu schlachten. Rasch versammelten sich die Sklaven des Blutbunds wieder und rüsteten sich wie zum Kriege. Sie stürmten in die Stadt, nöthigten die stolze Königstochter in ihrer Mitte zu erscheinen und ließen sie nicht wieder gehen, als bis auch sie den feierlichen Eid geleistet, Niemanden zu tödten. Die ganze Stadt war in den Händen der Sklaven, und sie benüßten dieß, um alle übrigen Größen, die den Eid noch nicht geleistet, dazu zu nöthigen. Selbst der jüngste Sohn des Königs, ein neunjähriger Knabe, mußte dazu sich beque= men. Und die beiden christlichen Prinzen? Auch an sie ward die Forderung gestellt, den mit heidnischem Aberglauben verbundenen Eid zu leisten und aus dem mit Blut gemischten Becher zu trinken. Sie weigerten sich dessen, erklärten sich aber bereit, im Namen des lebendigen Gottes, an den sie glaubten, auf die offene Bibel zu schwören. Die Sklaven nahmen dieß an, und so gelobten jene vor den Ohren der Heiden mit Berufung auf den lebendigen und heiligen Gott der Christen, daß sie die alten blutigen Bräuche nicht wieder wollten aufkommen lassen; und sollten sie von Andern hören, daß sie dergleichen versuchen wollten, so werden sie sofort die Sklaven des Blutbunds zum Schuß und Schirm herbeirufen. Nun erst verließen diese die Stadt, und ein Jeder gieng im Frieden an seine Arbeit.

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Die Ruhe ward nicht weiter gestört. Ein großer Sieg war errungen, und dieser Sieg war im tiefsten Grunde eine Frucht des Evangeliums.

4. Der Untergang des Geschlechts der Eyo's.

Wir sind aber mit den düstern Zügen aus der Geschichte der Kalabar-Könige noch nicht zu Ende. Nach dem Tode des Königs Eyo Honesty von Creektown wurde dessen ältester Sohn, der junge Eyo Ita, durch die Wahl der Häuptlinge und Aeltesten zum Königthum berufen. Es war derselbe, der samt einem jüngeren Bruder schon zu des Vaters Lebzeiten zum Christenthum sich bekannt und die Taufe empfangen hatte. Die Missionare seßten große Hoffnungen auf ihn, zumal nachdem er bei dem Tode seines Vaters so heldenmüthig sich benommen und sein Bekenntniß zu der christlichen Wahrheit so männlich behauptet hatte; ja sie erwarteten nun nichts Geringeres, als daß durch seinen weitreichenden Einfluß dem Evangelium nicht nur in Creektown, sondern in ganz Alt-Kalabar mit raschen Schritten der Sieg werde verschafft werden. Aber „verlasset euch nicht auf Fürsten, auf Menschenkinder, die keine Hülfe haben. Es ist besser, auf den Herrn vertrauen, denn sich verlassen auf Fürsten." Hören wir die Berichte der Missionare.

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„Der junge König Eyo," schreibt Missionar Robb, „ist nicht mehr hienieden; er starb am 12. Mai 1861. Die Geschichte seiner lezten Lebensjahre und seines Todes ist überaus schmerzlich und erfüllt uns mit tiefster Trauer. Unvergeßlich werden uns die Tage seiner Jugend, da er dem Herrn so kindlich anhieng, und die Zeiten seiner ersten Liebe bleiben. Wie ist Alles so anders worden! Als er nach dem Tode seines Vaters (1858) König ward, trat die Macht der Versuchung von allen Seiten an ihn heran, und er war ihr nicht gewachsen. Schon im Jahr 1859 fiel er in die Sünde des Ehebruchs und er mußte vom Abendmahl ausgeschlossen werden. Er wurde der Erbe aller Sklaven seines Vaters und hatte alle die hundert Streitigkeiten unter ihnen zu schlichten; dazu kam, daß er vermöge seiner neuen hohen Stellung im Lande alle öffentlichen Angelegenheiten mit zu berathen und zu ordnen hatte. Vielleicht war es die Anstrengung, welcher er sich dabei zu unterziehen hatte, und die mancherlei damit verbundene Wiederwärtigkeit, daß er sich ans Trinken gewöhnte. Die Trunksucht führte zu andern Sünden, bis endlich die

Krankheit, die ihn so frühzeitig hinweggerafft hat, ihre unerbittliche Hand an ihn legte. Um aber die Versuchungen zu verstehen, denen ein Mann in seiner Stellung und in einem solchen Lande ausgefeßt ist, muß man mit eigenen Augen die gesellschaftlichen Zustände dieses Volkes gesehen haben. Es wäre unmöglich, eine eingehende Schilderung davon zu geben, ohne das sittliche Gefühl und den ordinärsten Anstand aufs peinlichste zu verleßen.

„Auch nach seiner Erkommunikation kam Eyo mit der größten Regelmäßigkeit in den Sonntagsgottesdienst und hörte der Predigt des göttlichen Wortes mit gewohnter Aufmerksamkeit zu; aber von einem ernstlichen Wunsch, zur Abendmahlsgemeinschaft wieder zugelassen zu werden, war nie die Rede. Es war schwer, mit ihm in ein ruhiges Gespräch über seinen Herzenszustand einzutreten; er wich immer aus, so viel er nur konnte. Doch war es klar, daß sein Gewissen keineswegs erstorben, und daß er mit sich selbst keineswegs zufrieden war. Ein Wort der Ermahnung nahm er immer geduldig an, und es kam niemals vor, daß er durch Zurechtweisungen, auch wenn sie sehr ernst und eindringlich waren, sich beleidigt oder zurückgestoßen gefühlt hätte. Etwa drei Monate vor seinem Lod schrieb er solgenden Brief an mich: Mein theuerster Freund, ich danke Ihnen für alle Ihre freundlichen Zuschriften, die ich ganz als Mahnungen vom Herrn ansehe; denn Er ist es, der es Ihnen ins Herz gab, so zu schreiben, und es ist die Pflicht eines Dieners Gottes, so mit einem solchen Sünder zu reden, wie ich bin. Lieber Lehrer, was kann ich sagen? Kann ein Knecht [Sklave] Nein zu seinem Meister sagen, wenn der Meister ihn zu sich ruft? Der Herr aber ruft uns Sünder alle zu sich, zu unserm eigenen Besten. Wenn ich dieß erwäge und denke darüber nach, so wird mein Gemüth sehr unruhig; aber die Schaam und Furcht meines elenden Herzens schlägt mich darnieder, und dazu ist die Noth und Unruhe, die mir die unaufhörlich wechselnden Ange= legenheiten des Landes bereiten, sehr groß. Ich schreibe nur dieß Wenige, um Sie in mein Herz sehen zu lassen; aber was kann ich sagen, wenn der Herr mich zur Umkehr ruft, und wenn ich weiß, daß Er willig ist zu retten und willig zu helfen, und daß Er zu retten und zu helfen vermag, und daß für Ihn nichts zu schwer ist? Ich danke Ihnen sehr für Ihre Fürbitte und für Ihre Liebe zu meiner Seele; und ich bitte Sie, ferner für mich zum Herrn zu flehen, daß Er mein gottloses Herz von der Liebe zur Sünde losmache und

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