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ihr Kreuzesbanner mitten in die Heerhausen des Feindes hineingeworfen; dort wird sie es als Siegerin wieder holen.

Der bisherige Verlauf der Neuhebriden - Mission trägt den Charakter einer sehr düstern Tragödie; wir kennen aber bis heute nur die ersten Akte. Sie wird gleichwohl, so gewiß der Herr lebt, nicht tragisch, sondern herrlich und glorreich enden. Man hört schon jezt im Hintergrund, wie ein ahnungsreiches Rauschen, den leisen Jubelchor der Sieger. Er wird der lezte auf der Arena sein. Indem wir aber nun uns anschicken, die bisherigen Akte dieses wunderbaren Schauspiels vor den Augen unserer Leser aufzurollen, müssen wir vor allen Dingen den Mann kennen lernen, der die Augen der Missionswelt zuerst auf die Neuhebriden gelenkt und zugleich diesen Fleck der Erde mit seinem eigenen Blute für alle Zeiten gekennzeichnet hat.

1. John Williams, der Apostel der Südsee.

Wem ist dieser Name nicht wohlbekannt und unvergeßlich theuer? Indem wir die Neuhebriden betreten, begegnet uns die blutige Leiche dieses hochbegnadigten Knechtes Gottes. Wir können aber sein Ende nicht verstehen, wenn wir nicht seine Anfänge kennen lernen. Wohl sind in der neueren Missionsgeschichte die Lebensführungen weniger Männer so weithin bekannt geworden, als die des Missionars John Williams. Gleichwohl können wir es uns nicht versagen, wenigstens in einigen Hauptzügen die denkwürdigen Wege zu zeichnen, auf denen der Herr ihn zu sich gezogen und für seine große nachmalige Aufgabe tüchtig gemacht hat.

Zu Tottenham, zwei Stunden von London, am 29. Juni 1796 geboren, also in eben den Lagen, wo das erste Missionsschiff mit dreißig evangelischen Sendboten von England nach der Südsee abzusegeln sich anschickte, -wuchs er unter den Augen einer frommen Großmutter und einer gottesfürchtigen Mutter kräftig nach Leib und Seele heran. Nach einer providentiellen Fügung seines himmlischen Vaters kam er als vierzehnjähriger Knabe zu einem wackern Eisenwaaren-Fabrikanten in London in die Lehre, nicht um in den Werkstätten der Fabrik selbst mit Hand anzulegen, sondern ¡um_den_kaufmännischen Betrieb dieses Geschäfts kennen zu lernen. Aber eine unwiderstehliche Neigung trieb ihn in seinen Freistunden immer wieder in die Schlosserwerkstätte, wo er mit unverwandtem Blick jeden Schlag

des Hammers und jeden Kunstgriff des Handwerks zu beobachten pflegte. Oft, wenn die Arbeiter zu Lisch gegangen waren oder Feierabend gemacht hatten, saß der junge Williams, das Schurzfell um die Lenden, an ihren Werkbänken oder stand an der Esse, um sich in der Arbeit zu üben, die er da und dort ihnen abgesehen. Es dauerte nicht lange, so übertraf er manchen ausgelernten Gesellen an praktischem Geschick. Es war dieß eine der folgenreichen äußeren Vorbereitungen zu einem künftigen Beruf, von dem er selbst um jene Zeit noch nicht die leiseste Ahnung hatte. „Denn mein Wandel,“ so schreibt Williams selber, „war damals, obgleich vor Menschenaugen ehrbar, doch vor Gottes Augen sehr gottlos. Ich hatte keine Achtung vor der Heiligkeit des Sonntags; ich hatte die Weltluft lieber als Gott." Ja, er fügt hinzu: „Oft spottete ich des Namens Christi und seines heiligen Wortes, und hatte keinen Sinn für das, was allein der Seele Frieden und Trost geben kann." Mit jedem Jahr nahm die geistliche Gefahr, in welcher der junge Mann sich befand, eine ernstere und bedenklichere Gestalt an. Er schien rasch in gänz lichen und bewußten Abfall von Gott zu versinken. Nicht nur weltlich gesinnte, sondern entschieden gottlose und gegen alles Göttliche feindlich gestimmte Jünglinge bildeten den Kreis seiner Freunde. Die Kirche ward gänzlich verlassen und der Sonntag der sündlichen Weltlust geweiht. Selbst die Bitten und Thränen seiner tiefbekümmerten Mutter schienen keinen Eindruck mehr auf ihn zu machen. Es blieb dem geängsteten Mutterherzen nur noch Eines übrig, anhaltende treue Fürbitte für den verlorenen Sohn.

Es war am Sonntag den 30. Januar 1814, daß Williams nach Gewohnheit mit seinen Genossen eine Zusammenkunft auf den Abend verabredet hatte. Sie sollte in der Schenke nahe bei der Wohnung seines wackern Lehrherrn stattfinden, wo die Freunde schon öfters zusammengekommen waren, um ihr gottloses Wesen bis spät in die Nacht fortzutreiben. Williams war der erste auf dem Plaß, und da er seine Genossen noch nicht fand, trieb er sich in der Nähe der Schenke eine Zeitlang ungeduldig wartend umher. Da fügte es Gott, daß die Gattin seines Lehrherrn auf ihrem Gang zum Abendgottesdienst an ihm vorüberkam. Bei dem Schein einer nahen Straßenlampe erkannte sie ihn und fragte, was er hier mache. Der junge Williams bekannte offen und ohne Scheu, daß er auf seine Freunde warte, um in der nahen Schenke mit ihnen sich lustig zu machen, und verhehlte

dabei seinen Aerger nicht über ihr langes Ausbleiben. Die fromme Frau, die schon längst mit tiefem Kummer die Irrgänge des jungen Menschen beobachtet hatte, versuchte mit eben so eindringlichem Ernst als herzlicher Liebe ihn von dem beabsichtigten Besuch des Wirthshauses abzubringen, und lud ihn ein, lieber mit ihr nach der Kirche zu gehen. Williams weigerte sich anfangs entschieden; aber die Bitten dieser mütterlichen Freundin, von der er schon so viel Liebe und Wohlthat empfangen, wurden so dringend, daß er sich endlich mitzugehen be= wegen ließ. Aber war er vorher über seine ausbleibenden Freunde ärgerlich gewesen, so war er es nun noch mehr über den ihm abgenöthigten Gang zur Kirche. Seine Stimmung war die allerungünstigste für ein gesegnetes Hören des göttlichen Wortes. Und dennoch Gottes Stunde war für ihn gekommen. Die Gebete seiner Mutter sollten an diesem denkwürdigen Abend erhört werden. Der Prediger hatte zum Tert die gewaltige Stelle: „Was hälfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewänne, und nähme Schaden an seiner Seele ? Oder was kann der Mensch geben, daß er seine Seele wieder löse?“ Und was er darüber sprach, das war mit Erweisung des Geistes und der Kraft geredet. Vier und zwanzig Jahre später befand sich Williams abermals in demselben Gotteshause, und zwar dießmal nicht als Zuhörer, sondern als Prediger auf der Kanzel, um von der Gemeinde für seinen zweiten Auszug nach den Inseln der Südsee sich zu verabschieden. Es sind jezt 24 Jahre," sprach er an jenem Abend mit bewegter Stimme, „daß eine theure mütterliche Freundin mich, den verirrten Jüngling, einlud, mit ihr in dieses Gotteshaus zu kommen. Die Thüre, durch welche ich eintrat, sehe ich dort drüben vor meinen Augen, und alle die einzelnen Umstände, welche jenen wichtigsten Zeitpunkt meines Lebens begleitet haben, stehen in diesem Augenblick aufs allerlebhafteste vor meinem Geiste; ich sehe den Plaß. vor mir, auf dem ich in jener denkwürdigen Stunde saß. Und ewig unvergeßlich wird mir die gewaltige Predigt bleiben, die an jenem Abend von dem theuern Prediger East, jezt in Birmingham, auf dieser Kanzel gehalten worden. Es gefiel Gott in seiner unergründlichen Güte und Erbarmung, mein Gemüth so mächtig dadurch zu ergreifen, daß ich allen meinen weltlichen Genossen von Stund an den Abschied gab." Aber dieß war nicht Alles. Von jenem Abend an," so sagt er an einem andern Orte, giengen mir die Augen auf, und ich sah nicht nur mein eigenes Elend, sondern auch den herrlichen

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Weg des Heils, welchen der barmherzige Gott allen Sündern in Christo eröffnet hat. Ich fieng an, die Gnadenmittel fleißig zu benüßen. Ich sah und erkannte jene Schönheit und Realität im Evangelium, die mir bis dahin ganz und gar war verborgen geblieben. Meine Liebe dafür, mein Entzücken darüber stieg von Tag zu Tag, und ich darf mit den Worten des Apostels hinzufügen: ich wuchs in der Gnade und Erkenntniß unsres Herrn und Heilandes Jesu Christi.""

Williams ward von da an ganz, was er zu sein begehrte. „Die neuen Anschauungen, die er gewonnen," sagt sein Lebensbeschreiber, wurden von ihm sofort ins Leben eingeführt. Ja schon sein erster Christenlauf trug das Gepräge derselben Herzenseinfalt und derselben Entschiedenheit, die nachmals seinen Missionslauf so wunderbar ausgezeichnet und geadelt hat." Er selbst sagt: „Wie oft habe ich damals mit meiner theuern Mutter in dieser Kirche, besonders am Tische des Herrn, selige Zeiten der Erquickung genossen! Wie oft habe ich meinem Gott und Heiland damals gelobt, was ich heute vor Ihm wiederhole: 'Herr, ich übergebe meinen Leib, meine Seele und Alles was ich bin und habe, in deine Hände! Thue mit mir, was dir wohlgefällt!"

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Williams' Christencharakter war durch Gottes Gnade von nun an auf einen ewigen Fels gegründet und ward von Stufe zu Stufe völliger ausgereift. Aber sein Gott wollte ihn zum Missionar brauchen, und dazu bedurfte es noch besonderer Zubereitungen. Auch dafür aber hatte der Herr Alles herrlich geordnet. In der Kirchge= meinde, zu welcher Williams sich hielt, bestand ein Jünglingsverein. Er zählte etwa dreißig auserlesene Mitglieder," heißt es in der Biographie, aus der wir schöpfen. Wir kamen jeden Montag Abend um 8 Uhr zusammen. Man begann und schloß mit Gesang und Gebet. Nach dem Eingangsgebet wurde ein Thema, das in der vorangehenden Zusammenkunft bestimmt worden war, besprochen. Diese Themate wurden der Reihe nach von jedem Mitglied vorgeschla= gen; es stand aber dem theuern Prediger Browne, der den Vorsit führte, das Recht zu, einen vorgeschlagenen Gegenstand zu verwerfen, benn er ihm unpassend oder unfruchtbar erschien. Bloßes Disputiren wurde mit ernster Sorgfalt ferne gehalten. Am Schluß wurden von dem Vorsizenden die gefallenen Hauptgedanken in möglichst lichtvoller Weise resumirt, unsre Irrthümer ins Licht gestellt und Alles nach dem Worte Gottes berichtigt. Je der achtzehnte Montag war aus

schließlich dem Gebet gewidmet, wobei vier oder fünf von uns Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung vor Gott brachten. Jedes Vierteljahr fand eine Art Examen statt, wobei unser Präsident an jedes Mitglied des Vereins solche Fragen richtete, die uns zur ernstesten Selbstprüfung in Betreff unsres Herzensstandes vor Gott Anlaß gaben. Der Gewinn, der aus diesen Zusammenkünften für uns hervorgieng, war augenscheinlich. Unsre Gedanken und Herzen waren stets die Woche über mit irgend einem wichtigen Thema beschäftigt, und auf die Stunde der Zusammenkunft sahen wir immer als auf eine Zeit der süßesten Erfrischung und der lehrreichsten Anregung hinaus.“

Von diesem Verein war Williams eines der eifrigsten Mitglieder. Das war die Universität, wo er jene gesunde, lautere und umfassende Einsicht in den ganzen Heilsplan Gottes und jene lebensvolle praktische Auffassung des Christenthums erlangte, die ihn nachmals zu dem ausgezeichneten Diener Gottes unter den Heiden machte. Noch eine andere praktische Vorschule kam hinzu. Während er in den Zusammenkünften des Jünglingsvereins als lernbegieriger Schüler saß und emsig die Schäße der Erkenntniß zu sammeln bemüht war, konnte er dem Drang der Liebe nicht widerstehen, das Gelernte und Empfangene auch Andern wieder mitzutheilen. Eine Sonntagsschule, die mit der Gemeindekirche verbunden war, gab ihm hiezu reiche Gelegenheit. Er bot sich an, als Lehrer dabei mitzuwirken. Herr Browne, der schon erwähnte Pastor der Gemeinde, sagt von ihm: Williams war mit Herz und Seele dabei, und wurde bald ein Liebling aller Sonntagsschüler. In Allem was er that und sprach, war so viel ungeheuchelte Frömmigkeit, solche Herzlichkeit und gewinnende Liebe, solche Bereitwilligkeit, Jedem zu dienen, daß Alles ihn lieb haben mußte. Man fand ihn immer auf seinem Posten, und nichts konnte ihn bewegen, von der Schule wegzubleiben, selbst wenn die Versuchung dazu noch so nahe lag.“ Hier, in dieser Sonntagsschule, empfieng Williams seine praktische Vorbereitung zum Missionsberuf. Hier lernte er mit Kindern kindlich umgehen; hier hielt er seine ersten öffentlichen Ansprachen, und an diesen Erstlingsversuchen lernte er jene Freimüthigkeit, die ihn nachmals in Mitten der größten und angesehensten Versammlungen so wunderbar auszeichnete.

Bis dahin hatte die Mission noch in keiner Weise die Aufmerksamkeit des jungen Williams auf sich gezogen. Zwar bestand in der Gemeinde, zu der er sich hielt, ein Missionshülfsverein, der die

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