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dessen wir es wagen können, Lehrer daselbst zu stationiren, sobald wir ihrer etliche mangeln können."

Man sieht aus diesen Aufzeichnungen, daß neuer Muth und freudige Hoffnung in Williams' Gemüth mit voller Lebendigkeit wieder auftauchten. Noch erfreulicher waren die Erfahrungen des folgenden Tages. Am Montag den 18. Nov. frühe kam der Camden auf der Nordostseite der Insel Lanna vor Anker. Vor ihnen lag eine prächtige Hafenbucht, die bei den Seefahrern den Namen Port Resolution trägt. Es ist eine prächtige Bucht," schreibt einer von Williams' Begleitern, im Westen von einer niedrigen Hügelreihe begränzt, die von dem Vulkan im Innern an bis zum Meeresufer sich erstreckt. Ein schöner sandiger Strand läuft um die Süd- und Ostseite her. Der Eingang in den Hafen ist weit und offen; aber da um denselben her Sandbänke liegen, welche die Gewalt der Wellen brechen, so bietet er für die Schiffe vollkommene Sicherheit."... „Nach dem Frühstück giengen wir im Boot ans Ufer, um den Hafen zu untersuchen und die Eingeborenen zu sehen. Wir waren hoch erfreut über die freundliche und friedliebende Aufnahme, die wir bei ihnen fanden, und über ihr großes Verlangen, Lauschhandel mit uns zu beginnen. Die drei eingeborenen Samoa-Lehrer, welche für diese Insel bestimmt sind, waren mit uns ans Land gegangen, und diese stellten wir nun den Häuptlingen vor. Wir erklärten ihnen so gut wir konnten den Zweck unsres Kommens und wie diese Lehrer wünschten, künftig in ihrer Mitte zu leben. Die Häuptlinge schienen darüber entzückt, und einer von ihnen erklärte, er werde sie mit Yams, Kokosnüssen und Schweinen versorgen, wenn sie bei ihm wohnen würden. Dann brachten uns die Häuptlinge ein Geschenk von Früchten, was wir mit einigen Gegengeschenken erwiederten. ... Als wir Abends nochmals ans Ufer fuhren, waren andere Stämme aus dem Innern, welche von unsrer Ankunft gehört hatten, in großen Massen am Strande versammelt. Sie waren mit Speeren, Wurfstöcken, Pfeilen und Bogen bewaffnet und begehrten mit großem Ungestüm auch solche Geschenke, namentlich Fischhaken, dergleichen wir den Andern ausgetheilt hätten. Da wir ihnen erklärten, daß wir die Dinge nicht herschenken, wohl aber gegen ihre Waaren einzutauschen bereit seien, wurden sie wüthend, und etwa Hundert von ihnen umringten unser Boot am Ufer und machten Miene, dasselbe zurückzuhalten. Doch nach kurzer Zeit, nachdem wir ruhig mit ihnen geredet und nachdem auch einer der uns befreundeten

Häuptlinge sie zu beschwichtigen gesucht hatte, legte sich ihre Wildheit und sie ließen das Boot frei. So gelang es uns, vom Land zu stoßen; wir ließen jedoch die drei Samoa-Lehrer am Ufer zurück, in der Absicht, morgen erst ihre Habseligkeiten ans Land zu schaffen, nachdem sie mittlerweile die Gesinnung der Eingeborenen erprobt hätten. Uebrigens wagten es zwei Insulaner, mit uns an Bord des Camden zu gehen und dort die Nacht bei uns zuzubringen.“

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Am folgenden Morgen (Dienstag 19. Nov.) fuhr das Boot mit den beiden Lannesen wieder ans Land. Eine Masse von Eingeborenen hatte sich am Ufer versammelt. Die drei Samoa-Lehrer waren nicht da. Anfangs herrschte großer Lärm und beängstigende Konfusion. Doch bald wurde Alles ruhig. „Die Eingeborenen gruppirten sich nach Stämmen," heißt es in dem schon benüßten Tagebuch, und jede Parthie hatte Früchte aller Art herbeigebracht, um sie gegen unsre Waaren auszutauschen. Da erschienen auch unsre Samoa-Leute und gaben uns einen höchst erfreulichen Bericht von der herzlichen und freundlichen Aufnahme und Behandlung, die sie gefunden hätten." Im Lauf der weiteren Verhandlungen zeigte sich die Opferwilligkeit und der ächte Missionsgeist der drei Samoa-Lehrer im schönsten Licht. Williams forderte sie nemlich auf, selbst noch einmal nach dem Camden mitzugehen und dort ihre wenigen Habseligkeiten zu holen, welche ihnen künftig auf der Insel Tanna so nöthig sein würden. Allein sie waren so besorgt und augenscheinlich bange, man möchte sie nicht mehr nach der Insel, diesem Schauplaß ihrer nachmaligen schweren und unsäglichen Leiden, zurückkehren lassen, daß sie lieber ohne ihren kleinen Besit dableiben wollten; und erst dann waren sie dazu zu bewegen, als Williams ihnen den Vorschlag machte, zwei andere Lehrer, welche im Boot mitgekommen waren, gewissermaßen als Geißel am Ufer zurückzulassen. Damit gaben sie sich zufrieden und eilten nun auf dem Boot hinaus nach dem Camden, um ihre Sachen zu holen. Im Lauf des Vormittags wurden sie wieder samt ihren Habseligkeiten ans Land geschafft. Die Häuptlinge nahmen die leßteren in Empfang, und bei jedem Stück, das sie ihren Untergebenen zum Forttragen übergaben, hörte man sie das Wort „Tabu" (heilig, unantastbar) aussprechen. Dann nahm man Abschied. So schloß einer der interessantesten Besuche, die wir je bei den Wilden der Südsee zu machen Gelegenheit hatten, wo es galt, ihnen das Wort des Lebens zu bringen."

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,,Dieß ist ein denkwürdiger Lag," schreibt Williams selbst in seinem Tagebuch am Abend des 19. November, ein Tag, dessen man noch in den spätesten Geschlechtern gedenken wird. Was wir heute erleben durften, dessen wird man sich noch freuen, wenn diejenigen, welche thätigen Antheil daran genommen haben, längst vergessen sein werden, und das Ergebniß dieses Tages wird sein "

Es sind das die leßten Worte, die seine Hand geschrieben hat; selbst den angefangenen Saß hat er nicht vollendet. Um Ein Uhr Nachmittags wurden die Anker gelichtet, und der Camden fuhr nordwärts, der Insel Eromanga zu, deren Südspiße am Abend erreicht wurde. Nachdem man vergebens eine Bucht gesucht, wo das Missionsschiff sicher hätte liegen können, zumal da die einbrechende Nacht den Ausblick hinderte, legte man bis zum folgenden Morgen auf offener See bei. Es war eine herrliche Nacht. Williams lehnte sich neben seinem Freunde Cunningham auf das Geländer des Schiffs und schaute mit tiefbewegtem Gemüthe und freudigen Hoffnungen nach dem Ufer Eromanga's hinüber, das in geheimnißvollem Halbdunkel still und ernst ihnen gegenüber lag. Sein Mund floß über von Dank und Freude über dem, was sie auf Tanna im Laufe jenes Lages erlebt hatten, und so groß und herrlich stand die Zukunft dieser Inseln vor seinen Augen, daß er gegen den Freund die Aeußerung that, er sei fast entschlossen, seine Familie hieher zu bringen und selber seinen Wohnsiz hier aufzuschlagen. Am Morgen des 20. November aber schien er eher gedrückt und niedergeschlagen. Demselben Mitarbeiter, mit dem er Abends zuvor in so frohem und hoffnungsreichem Lone geredet, sagte er, er habe eine schlaflose Nacht zugebracht; denn die Größe und Wichtigkeit des Werkes, das vor ihm liege, habe ihn wach gehalten. Das Gewicht der Aufgabe liege so centnerschwer auf ihm, daß`er fürchte, er habe mehr übernommen, als er auszuführen im Stande sei; die Inselwelt, die er zu untersuchen und dem Evangelium zu eröffnen unternommen habe, sei so groß und ausgedehnt, daß viele Jahre banger und schwerer Arbeit erforderlich sein dürften, ehe seine eigenen Pläne und die Erwartungen seiner Freunde in England in Erfüllung gehen könnten.

Unter Aeußerungen dieser Art vergieng ein Theil des Morgens, während dessen der Camden an der Südküste von Eromanga langsam dahinfuhr. Von den Eingeborenen war nur selten einer oder zwei in der Ferne zu sehen, bis man vor einer weiten schönen Bucht ankam,

die unter dem Namen Dillons' Bay bekannt ist und eine nur allzu schmerzliche Berühmtheit erlangt hat. Hier bemerkte man ein Kande mit drei Eingeborenen. Sofort bat Williams, das Landungsboot ins Wasser zu lassen, damit er den Insulanern entgegenfahre. Mit ihm

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trat der junge liebenswürdige Harris, Missionar Cunningham und der Kapitän Morgan ins Boot, während vier Matrosen dasselbe ruderten. Als man dem Kande näher kam, versuchte Williams, mit ihnen in ein Gespräch zu kommen; aber ihre Sprache war so verschieden von der der östlicheren Inseln, daß er sie nicht verstehen konnte. Dazu waren sie ausnehmend scheu, und ihr ganzes Aussehen. war wild und finster. Williams warf ihnen einige Geschenke zu und lud sie durch Zeichen ein, näher heran oder gar mit ihm aufs große Schiff zu kommen. Allein sie weigerten sich und fuhren davon. Doch glaubte man bemerken zu können, daß sie einen günstigen Eindruck von den Fremdlingen mitgenommen hätten. So fuhr Williams mit seinen Gefährten tiefer in die Bucht hinein dem Ufer zu; dabei bemerkte man, wie etliche Eingeborene am felsigen Strande dem heranrudernden Boote nachliefen. Als das Ende der Bay erreicht war, sah man mehrere Jusulaner in einiger Entfernung dastehen. Man machte ihnen Zeichen näher zu kommen, sie aber suchten unter lebhaften Geberden den Fremdlingen zu verstehen zu geben, sie möchten sich wieder entfernen. Nun warf man ihnen einige Glasperlenschnüre ans User, die sie begierig ausrafften. Jezt erst kamen sie näher und nahmen etliche Fischhacken, einen kleinen Spiegel und andere Dinge dieser Art mit sichtbarer Gier in Empfang. Wir bemerkten nun,"

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fährt Kapitän Morgan zu erzählen fort, „einen klaren Bach, der aus einem herrlichen Thal zwischen den Bergen hervorkam und in die Bucht sich ergoß, und da wir zu wissen wünschten, ob es gutes Trinkwasser sei, gaben wir dem Häuptling, den wir als solchen gleich erkannten, ein Wassergefäß und baten ihn, uns etwas von dem Wasser zu holen. Nach etwa einer halben Stunde kam er mit dem vollen Gefäß zurückgelaufen und reichte es uns. Dieß gab uns mehr Vertrauen. Williams trank davon und äußerte gegen mich: Die Leute gefielen ihm wohl; ihr scheues Wesen werde wohl von Mishandlungen herrühren, die sie bei früheren Gelegenheiten von fremden Schiffen müßten erfahren haben. Auf die Frage des Herrn Cunningham, ob er (Williams) ans Land zu treten im Sinn habe, erwiederte er, er habe nicht die mindeste Furcht; dann wandte er sich an mich mit den Worten: 'Kapitän, Sie wissen, wir möchten gerne Besit von diesem Lande nehmen, und wenn es uns nur gelingt, einen guten Eindruck in den Gemüthern der Eingeborenen zurückzulassen, so können wir wieder kommen und Lehrer bei ihnen stationiren. Wir müssen zufrieden sein, wenn wir nur ein wenig zu Stande bringen; Sie wissen, Babel ist nicht an einem Tage gebaut worden.' Williams hatte nicht im Sinne, schon jezt Lehrer hier zu lassen. ́ Bald hernach fragte ihn Herr Harris, ob er etwas dawider hätte, wenn er (Harris) ans Land gienge. Durchaus nicht,' erwiederte Williams. Nun watete Harris vollends ans User; aber kaum hatte er es erreicht, so liefen die Eingeborenen davon. Williams rief ihm zu, sich zu seßen. Er that's, und nun kamen Jene wieder heran, brachten ihm Kokosnüsse und öffneteu sie für ihn zum Trinken.

Williams äußerte nun gegen mich, er sehe eine Anzahl Knaben, die sich mit Spielen belustigten, und das halte er für ein gutes Zeichen; denn er schließe daraus, daß die Eingebornen nichts Böses im Schilde führen. Es scheine mir auch so, erwiederte ich, doch wäre es mir lieber, wenn ich auch Weiber sehen könnte. Denn wenn die Eingeborenen dieser Inseln irgend Böses im Sinne haben, so schicken sie die Weiber hinweg; es waren aber weit und breit keine da. Endlich erhob er sich, ließ das Boot vollends ans User stoßen und trat ans Land. Er streckte seine Hand den Eingeborenen hin, aber sie wollteu sie nicht annehmen. Dann rief er mir, ich möchte ihm etwas Kleiderzeug aus dem Boot reichen, worauf er sich niederseßte und dasselbe unter die Leute austheilte, in der Hoffnung, ihr Ver

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