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im Ehebruch leben. Alle die praktischen Schwierigkeiten, die bei diesem Fall im Wege liegen, finden sich auch im Wege des Polygamisten. Der Herr schneidet scharf durch.

„Man hat sogar behauptet, Christus selbst verbiete ja einem Manne, sich von seinem Weibe zu scheiden; aber man vergißt dabei, daß dieses Verbot nur von dem Einen rechtmäßigen Weibe gilt, mit dem ein Mann kraft des allgemein gültigen Gesetzes: Die Zwei werden Ein Fleisch sein,' verbunden ist. Die sogenannte 'zweite' (polygamistische) Ehe ist keine Ehe, weder nach den Grundsäßen der natürlichen, noch nach denen der geoffenbarten Religion, sondern eine unerlaubte gesetzwidrige Verbindung. Man vergleiche mit dem göttlichen Geseß: 'Ein jeder Mann habe sein eigenes Weib, und jedes Weib habe ihren eigenen Mann,' die liederliche Vorschrift des Koran: 'Nimm dir so viele andere Frauen zur Ehe, als dir beliebt, zwei oder drei oder vier, aber nicht mehr!' Hier ist es klar, wie das Gesetz eines Menschen das Geseß Gottes aufhebt; und gleichwie das Gesetz Gottes die jüdisch-pharisäische Saßung des 'Korban' (Marc. 7, 11) beseitigt und abgethan hat, so muß es auch hier geschehen. Oder man nehme ein Beispiel aus der neueren Missionsgeschichte: wenn ein Heide in seiner Unwissenheit ein Gelübde gethan hat, irgend einem Gößen ein Opfer zu bringen, so ist er von diesem Gelübde entbunden, sobald er das Gesetz Gottes kennen lernt.

„Im Buch Esra wird ein Fall berichtet, der großes Gewicht bei denen haben sollte, welche diese ganze Frage nach den empfindsamen Rücksichten auf die Noth und Bedrängniß der armen Frauen und Kinder behandeln, auf die das Loos der Entlassung fällt. Während der babylonischen Gefangenschaft nemlich hatten israelitische Priester und Leviten heidnische Frauen geheirathet. Da hätte man Vieles zu Gunsten dieser Frauen und Kinder sagen können; aber auf die ernsten Zurechtweisungen Esra's hin beschloß das Volk: 'So lasset uns nun einen Bund machen mit unsrem Gott, daß wir alle Weiber, und die von ihnen geboren sind, hinausthun nach dem Rath meines Herrn und derer, die die Gebote unsres Gottes fürchten, daß man thue nach dem Geset' (Esra 10, 3). Die letteren Worte deuten darauf hin, daß man durch eine gebührende Achtung vor dem Worte Goites eine Menge verwickelter Fragen zu lösen vermag, von denen ein ängstliches Gemüth sonst beunruhigt und verworren werden könnte.

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Freilich muß zu gleicher Zeit, soweit nemlich nach den Geseßen

oder Sitten eines Landes die Ehe einen Civilkontrakt bildet, den bekehrten Eingeborenen klar gemacht werden, daß sie verpflichtet sind, den daraus entspringenden Verbindlichkeiten dadurch nachzukommen, daß sie für das entlassene Weib und ihre Kinder sorgen und auf jede andere rechtmäßige Weise den Schaden gut machen, der für die Frau aus der Trennung erwächst, während sie jedes Zusammenleben mit ihr entschieden zurückweisen. Große und ernste Schwierigkeiten werden allerdings da und dort auftauchen, wie dieß bei jedem Uebergang von einer verkehrten Handlungsweise zur richtigen und gottgefälligen der Fall ist. Diese Schwierigkeiten werden verschiedener Art sein, je nach den Ehe- und Scheidungsgefeßen der verschiedenen Länder; man muß deshalb jedesmal nach den Umständen handeln. Immerhin aber, was für Schmerzen und Nachtheile auch aus der Erfüllung einer religiösen Pflicht erwachsen mögen, man muß sie eben tragen als die Frucht einer früheren Sünde, mag dieselbe auch in Unwissenheit begangen worden sein.

Doch darf nicht verschwiegen werden, daß die praktischen Schwierigkeiten weit geringer find, als man vermuthen möchte. Es sind immer nur etliche Wenige, und zwar aus den höheren und wohlhabenden Volksklassen, die eine größere Anzahl von Frauen zu halten vermögen. Die untern Klassen, die Armen, denen vornemlich das Evangelium gepredigt wird, nehmen selten zwei Frauen. In vielen Ländern, wo nach der gewöhnlichen Redeweise die Polygamie herrschend ist, wird nur Eine Person als die (rechtmäßige) Frau betrachtet, die übrigen gelten als Konkubinen. Das aber hat noch Niemand zu behaupten gewagt, daß ein Mann seine Konkubinen beibehalten solle, wenn er Christ wird.

„Man hat eingewendet, wenn man den Polygamisten die Laufe verwehre, so würden manche Bekehrte von der christlichen Kirche ferne gehalten und jedes weiteren Unterrichts in der Heilslehre beraubt werden; auch würden dadurch die Heiden noch mehr gegen die Wahrheit eingenommen. Darauf könnten wir ganz allgemein erwiedern, daß noch viele andere Dinge in der christlichen Lehre Manchen als 'harte Worte' erscheinen mögen, und daß Viele deshalb hinter sich gehen werden. Aber es ist ja nicht nothwendig, einem Polygamisten christlichen Unterricht zu versagen. Die Taufe kann inzwischen verschoben werden, bis die wachsende Erleuchtung des Laufbewerbers oder ein providentielles Eingreifen Gottes die Hindernisse aus dem Weg

räumt. Es wird von vielen Missionaren bezeugt, daß verhältnismäßig wenige Polygamisten um die Taufe nachsuchen; denn das natürliche Gewissen des Heiden schon fühlt die Schwierigkeit und schrickt vor dem Bekenntniß zum Christenthum zurück, so geneigt man auch sonst dazu wäre; ja es ist kaum möglich sich vorzustellen, daß Einer, der wahrhaft an Gott glaubt, willens sein sollte, in der Polygamie zu verharren, nachdem er die Wahrheit Gottes erkannt hat. Es ist deshalb wenig Gefahr da, daß aufrichtige Bekehrte dadurch zurückgeschreckt werden sollten, während schon die Thatsache, daß jeder bekehrte Christ der Mann Eines Weibes ist, und daß er dieß durch die Kraft Gottes in einem Lande der Sinnlichkeit zu sein vermag, ebenso sehr ein Zeichen seiner Aufrichtigkeit, als ein schlagender Beweis für die umwandelnde Kraft des Christenthums ist. Und dieß muß ja den denkenden Theil der Eingeborenen eines heidnischen Landes im Allgemeinen eher günstig für das Christenthum, als gegen dasselbe stimmen. Es war der Hauptzweck dieser Andeutungen, die Frage der Polygamie einfach auf dem Grunde der heiligen Schrift zu entscheiden. Aber es muß daran erinnert werden, daß in der Praris selbst viele augenfällige Uebel aus der Zulassung von Polygamisten zur Laufe entspringen müssen. Es müßte sehr schwer sein, getaufte eingeborene Christen zu überzeugen, daß es in Wirklichkeit etwas Anderes sei, einen Polygamisten in die. christliche Kirche zuzulassen, und wieder etwas Anderes, die Polygamie denen zu gestatten, die schon in der Kirche find; oder daß es recht und billig sei, einen Polygamisten aus der Gemeinde auszuschließen, der nach seiner Laufe es geworden ist, während man kein Bedenken habe, einen andern Polygamisten, der es vor der Laufe war, in die Kirche aufzunehmen und ihn ein Glied der Gemeinde sein und bleiben zu lassen.

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Es muß auch noch hinzugefügt werden, daß eine viel größere Gefahr aus irgendwelcher Duldung der Polygamie erwächst, als manche Christen zu denken geneigt sind. Zweifel und Bedenken über die Gültigkeit des uranfänglichen Grundgeseßes über die Ehe, und Schlußfolgerungen von dem Erempel der Patriarchen auf die Erlaubtheit der Polygamie haben nur allzuleicht Eingang gefunden in den verderbten Herzen der Getauften. In einigen Perioden der Kirchengeschichte ist diese bittere Wurzel emporgewachsen und hat Viele zu Grunde gerichtet. Unfre eigene Zeit hat die abscheulichen Verirrungen der Mormonen zu Tage gefördert. Dieß genügt, um uns ernstlich

das Geset:

vor Allem zu warnen, was darauf ausgeht, das uranfängliche und universelle Ehegeseß zu erschüttern und umzustoßen, 'Die Zwei werden Ein Fleisch sein.”“

So schreibt der ehrwürdige Sekretär der englisch-kirchlichen Misflonsgesellschaft. Die Sache ist für alle Missionsgesellschaften, die unter den Heiden arbeiten, der ernstesten Erwägung werth. Möge der Herr Allen Licht, Muth und Entschlossenheit geben, auch mitten unter den größten Schwierigkeiten zur Wahrheit Gottes zu stehen.

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Missions-Beitung.

Englische Missionsgesellschaften.

1. Die Gesellschaft der „Unirten freien | meinden sind mit einer gnädigen Methodißten - Kirchen“ für innere und Ausgießung des heiligen Geistes ge= äußere Mission (United Methodist free segnet worden, was im Jahr 1861 churches' home and foreign Miss. Soc.) eine Zunahme von 98 vollberechtigten Mitgliedern und außerdem von 357 Mitgliedern auf Probe zur Folge hatte."

im Jahr 1861.

Derjenige Zweig der vielfach zerspaltenen MethodistenkircheEnglands, welcher den obigen Namen trägt, hat In Australien scheint vor zwei fünf Missionsgebiete beseßt, wovon Jahren der Friede durch irgendwelche aber nur zwei, nemlich Westafrika Vorfälle gestört worden zu sein; inund Ostafrika, unter den Begriff dessen hatten im verflossenen Jahr der Heidenmission fallen, während die Gemeinden Friede und baueten die drei andern (Westindien, Austra- sich. Doch hat die Zahl der Mitlien und Tasmanien oder Vandie- glieder etwas abgenommen. mensland) fast ausschließlich mit Namenchristen es zu thun haben.

Ueber die Missionen dieser Gesell= schaft in Tasmanien wird im Bericht nichts gesagt.

In Westindien (Jamaika) arbeiten vier Brüder, die ganz dem In Westafrika hat die GesellPredigtamt sich widmen, und sieben- schaft zwei verheirathete Missionare zehn Lokalprediger" (Laien), welche in Sierra Leone, die sich jedoch, da mehr oder weniger häufig sich an der sie erst frisch angekommen sind, vorArbeit betheiligen. Die Pfleglinge erst noch zu akklimatisiren haben. der Mission sind, wie überall bei den Es ist aber beabsichtigt, einen dritMethodisten, in Kreise (Circuits) ein- ten zu senden, welcher ein Institut getheilt. Von ihnen heißt es im zur Bildung von Schullehrern und Jahresbericht von 1861: „Die Ge- Predigern gründen und leiten soll.

Die Gemeinde in Sierra Leone zählt | sion. Von leßterer Summe sind bis 2187 Mitglieder. zum Abschluß des Berichts 1146 Pf. Ueber Ostafrika heißt es: „Viele auf die Ausstattung und Reise der Freunde und Mitglieder unsrer Kirche fünf nach Ostafrika gegangenen Brühaben wiederholt den dringenden der ausgegeben worden. Wunsch ausgesprochen, daß wir auch

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Da Dr. Krapf uns in einem aus

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in solchen Ländern missioniren soll- | führlichen Schreiben aus Kairo seine ten, wo bis dahin das Heidenthum | Erlebnisse mitgetheilt hat, so lassen ungebrochen geherrscht hat.“ - Im wir hier Einiges daraus folgen. Jahr 1860 wurde dann die Frage Er reiste am 3. August 1861, begleibehandelt, welches der geeignete Ort tet von den beiden englischen Brühiefür wäre. Dr. Krapf's lehrrei- dern Woolner und Wakefield, ches (ins Englische überseßtes) Buch von seinem Wohnort Kornthal (Würüber seine Missionserfahrungen in stemberg) ab und traf in Ulm mit Ostafrika lenkte die Aufmerksamkeit | den von Basel her kommenden Chridieses Vereins nach jenen Ländern, schona-Zöglingen Elliker und Graf und man beschloß, eine oder zwei zusammen. Es gieng nun über MünStationen dort zu errichten. Krapf chen und Salzburg auf der Eisenbahn selbst wurde eingeladen nach England | nach Wien. Die hochanstrebenden zu kommen, und nach gründlichen Gebirgsstöcke Salzburgs erinnerten Verhandlungen erbot er sich, der Ge=mich lebhaft an die noch höheren sellschaft zwei Jahre lang seine per- Berge in Tigre nnd andern Theilen sönlichen Dienste zur Verfügung zu Abessiniens." Von Wien führte ste stellen, was mit Freuden angenommen ward. Man kam überein, unter seiner Leitung zwei englische Methodistenprediger und zwei Zöglinge von der Chrischona (bei Basel) nach Ostafrika zu senden. Diese vier jungen Brüder wurden dann aufgefordert, bis zu ihrer Abreise „so viel ärztliche, wissenschaftliche und mechanische Kenntnisse sich zu erwerben, als die Umstände erlaubten." Zugleich hatte Krapf ihnen die Elemente der ostafrikanischen Sprachen beizubrin

der Schienenweg über den Sömmering nach Triest, das sie am 8. August in der Morgenfrühe erreichten. Dort mußten sie bis zum 12. auf die Abfahrt des Dampfers warten, der sie direkt nach Alerandrien bringen sollte. Diese Verzögerung „gab uns Gelegenheit, am Sonntag den 11. in der schönen deutschen Kirche eine deutsche, recht evangelische und lebendige Predigt zu hören; doch war dieselbe nicht frei von einem gewissen Dogmatismus, den wir Süddeutsche gen. Die ganze Reisegesellschaft ist längst hinter uns haben. Die Aufam 19. Aug. 1861 in Kairo ange- stellung von sechs während des gankommen und beabsichtigte im No-zen Gottesdienstes brennenden Lichvember die Weiterreise anzutreten. tern und einem Kruzifir auf dem Die Gesellschaft hat für ihre in- | Altar war besonders meinen englischen nere und äußere Mission im leßten Begleitern zuwider. Auch beugte sich Rechnungsjahr 11,178 Pf. Sterling der Geistliche vor dem Kreuz, ehe er eingenommen, wovon 2399 Pf. aus das Gebet sprach." Einer der Dischließlich für äußere (Heiden-) Mis- rektoren der Schifffahrts-Kompagnie

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