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entdeckt, daß Lambert samt dem Priester Jouan und allen andern Franzosen von der Insel verbannt, und daß die Verfolgung über die Christen, denen ohne Unterschied Mitwissenschaft und Mitschuld zur Last gelegt ward, blutiger als je erneuert wurde.

Doch wir müssen den Prinzen Rakoto selbst näher kennen lernen. Wann und wie er mit dem Christenthum bekannt wurde, und ob er wirklich ein entschiedener Christ sei, darüber ist bis jetzt noch keine sichere Nachricht uns zugekommen. Missionar Ellis, der ihn im Jahr 1856 in der Hauptstadt öfters sprach und mit ihm wichtige Unterredungen hatte, wagt in seinem Buche aus natürlichen Gründen nicht, sich frei über ihn auszusprechen, da dieses sein Buch ohne Zweifel am Hofe zu Lananarivo bekannt und gelesen wurde. Er schildert ihn aber als einen „offenen, ehrlichen, biederen Charakter, als einen Feind von Lug, Trug und Verrath. Er interessirt sich lebhaft für England und Alles, was Politik, Bildung und Gesittung angeht. Oft sprach der Prinz mit ihm über Beglückung seines Volkes, über Handel und Gewerbe, über Schulen und dergleichen, und sagte, er würde Alles anwenden, um sein Volk glücklich zu machen, und sollte es auch sein Leben kosten. Dabei bemerkte er, daß er sein Vertrauen auf Gott sebe, der sei sein Schuß und Truß, und Herr über sein Leben. . . Er verabscheut die Grausamkeit und hält ein Menschenleben für ein Heiligthum. Die Ehrfurcht, die er seiner Mutter beweist, und der Respekt vor den Gefeßen des Landes zeugen von seiner Festigkeit und Gewissenhaftigkeit. Obgleich er die jeßige Verwaltung verabscheut, würde er doch der Erste sein, der in der Vertheidigung seiner Mutter das Leben ließe; dabei versäumt er keinen passenden Anlaß, um einen heilsamen Einfluß auf die Angelegenheiten des Landes zu üben. . . Seinem Schuß haben auch viele eingeborene Christen (namentlich während der lezten Verfolgungen) ihr Leben zu verdanken."

Wie weit diese überaus günstige Charakteristik ihre volle Wahrheit und Berechtigung habe, vermögen wir natürlich nicht zu beurtheilen; doch sind uns zwei Thatsachen in nicht geringem Maaße bedenklich. Die eine ist seine enge Verbindung und intime Freundschaft mit einem Manne, wie Lambert. Sobald Rakoto als König Radamall den Thron bestiegen," heißt es in den neuesten Berichten, ,,eilten Lambert und der Pater Jouan mit zwei andern Priestern (von der französischen Insel Bourbon oder Reunion her) nach der Hauptstadt. Der jugendliche König betraute Herrn Lambert mit einer Mission

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an die Höfe von Frankreich und England, um ihnen seine Thronbesteigung als König der Howa's zu notificiren. Zugleich sagt man, daß der König die Absicht habe, Lambert zu seinem Premier-Minister zu machen, und daß er demselben bereits eine bedeutende Landstrecke abgetreten habe, auf welcher sich reiche Minen befinden, die von einer englisch-französischen Bergwerks-Kompagnie bearbeitet und ausgebeutet werden sollen.“ Die andere Thatsache, die uns bedenklich macht, liegt in dem Grund dieser vertrauten Verbindung mit Lambert und Jouan. Es heißt in dem öfters erwähnten Bericht: „Der Prinz fühlt sich ihnen ganz besonders zum Dank verpflichtet um der Gefahren willen, denen sie sich um seinetwillen ausgesezt haben.“ Was soll dieß anders heißen, als daß Rakoto um die Verschwörungen und Umsturzpläne gewußt, welche jene Männer gegen die Königin Mutter und zu Gunsten ihres Sohnes unternommen, aber nicht durchzuführen vermocht hatten? Wir können uns täuschen; aber wenn die eben genannte Vermuthung richtig wäre, so muß das günstige Urtheil, das Ellis über den Prinzen fällt, we= sentliche Beschränkungen erleiden. Auch jene Besorgniß, welche schon öfters durch die öffentlichen Blätter gieng, daß nemlich Rakoto-Radama dem Katholicismus sich zugewendet habe, muß so lange als nicht ganz unbegründet stehen bleiben, als nicht ganz klare und bestimmte Erklärungen diesen Verdacht entfernen.

Die Art und Weise nun, wie dieser Prinz zum Throne kam, ist jedenfalls denkwürdig und bedeutungsvoll. Es ist bekannt, daß die Königin Ranavalona in früheren Jahren ihren Neffen Ramboasalama (den Sohn einer ihrer Schwestern) adoptirt und zum Thronfolger bestimmt hatte, mit Uebergehung ihres eigenen Sohnes RakotoRadama. Je älter sie aber wurde, desto stärker machte sich die natürliche Liebe zu ihrem einzigen eigenen Sohne in ihrem Herzen geltend; auch wußte Rakoto durch ehrerbietige Hingebung, vielleicht auch durch Klugheit und Gewandtheit, das Herz der Mutter zu gewinnen. Ohne Zweifel hatten auch andere Anhänger des Prinzen zu dieser Wendung der Dinge mitgewirkt. Genug, in der alternden Königin wurde der Wunsch immer lebhafter, den eigenen Sohn zum Erben des Thrones zu machen. Die Sache war aber mit großen Schwierigkeiten verbunden. Auf der Seite Ramboasalama's, ihres Neffen, stand nicht nur das früher gegebene königliche Wort und somit ein wohlbegründetes Recht, sondern auch eine überaus mächtige Partei der Großen des Reichs. Er war das Haupt und die Stüße der großen

christenfeindlichen Faktion, die zur blutigen Verfolgung der Christen und zur völligen Vernichtung des christlichen Namens auf der Insel wesentlich mitgewirkt hatte. Eine Reihe der höchsten Offiziere der Armee und der angesehensten Civilbeamten des Reichs stand auf seiner Seite. Mit ihnen Allen den Kampf aufzunehmen, mußte selbst für die kräftige entschlossene Königin nicht leicht sein. Je deutlicher aber ihre Vorliebe für Rakoto hervortrat, desto gefahrvoller wurde die Stellung dieses Prinzen. Mehr als einmal wurde sein Leben ernstlich bedroht, und wie er selbst gegen Missionar Ellis sich äußerte, „nur der besondere Schuß Gottes vereitelte die wiederholten Mordanschläge seiner Feinde." Dieß Alles mußte die alternde Königin gegen die Gegner ihres Sohnes nur erbittern und sie endlich veranlassen, einen entscheidenden Schritt in der Sache zu thun. Wie dieser Schritt geschehen sein soll, erzählt das Schreiben eines auf Mauritius lebenden madagassischen Christen vom Frühling des Jahres 1860. Wir geben die Erzählung, wie sie dasteht, obgleich wir nicht unterlassen können, darauf hinzuweisen, daß der Schreiber des Briefes kaum als ein ganz authentischer Berichterstatter gelten kann.

„Rakoto trat zu seiner Mutter," heißt es darin, und sprach zu ihr folgender Maaßen: 'Ich lasse dich wissen, Mutter, daß, sobald du die Augen schließst, die Leute mich tödten und den Prinzen Rambo asalama zum Königsthron erheben werden; denn sie sagen, ich sei nicht der Sohn Radama's [des verstorbenen Königs und des Gemahls der Königin Ranavalona]. Auch sagen die Leute, Ramboasalama werde ein besserer König sein; denn sein Vater und seine Mutter seien königlichen Stammes.' Als die Königin dieß vernahm, fragte sie: 'Wer sind die, die da sagen, du seiest nicht Radama's Sohn?' Der Prinz erwiederte: 'Die Leute in der Stadt sagen so, aber die Worte kamen aus dem Munde der beiden Offiziere des vierzehnten (höchsten) Ranges [die Namen sind absichtlich in dem gedruckten Bericht nicht genannt] und deiner beiden Schwestern. Von ihnen haben die Leute gehört, ich sei nicht Radama's Sohn.' Als die Königin dieß hörte, ward sie zornig und ließ die vier genannten hohen Personen tödten → man sagt, durch Gift.

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Etwa anderthalb Monate nach dem Tode dieser Vier fieng die Königin an, Vorbereitungen zu einer großen und wichtigen Feierlichkeit zu treffen. An einem bestimmten Lage schmückte sie eine Lafel im königlichen Palast auss schönste, nahm zwei silberne Becher und

goß in jeden derselben ein wenig Wasser; dann legte sie in den einen Becher ein äußerst werthvolles Juwel, und in den andern that sie ein wenig Erde vom Grabe des verstorbenen Königs Radama. Endlich bedeckte sie beide Becher, band die Deckel fest zu und stellte sie auf die Tafel. Niemand aber wußte, wozu dieß Alles geschah. Nun berief die Königin die Richter (oder höchsten Civilbeamten) und die Offiziere der Armee in den Palast. Als diese sich versammelt hatten, wurden die beiden Prinzen [Ramboasalama, ihr Neffe und Adoptivsohn, und Rakoto Radama, ihr eigener Sohn) herbeigerufen. Darauf sprach die Königin: 'Sehet, was ich gethan habe: zwei Becher stehen hier auf der Tafel. Was ich hier gethan, ist ein Scherz, der uns Allen viel wird zu lachen geben. Sehet, die Silberbecher sind für euch beide Prinzen. Ich habe aber etwas hineingethan: es greife nun jeder von euch zu und nehme einen dieser Becher. Dann wollen wir Alle ein großes Fest mit diesen Richtern und Offizieren halten.' Nun erhob sich zuerst Prinz Ramboasalama und nahm einen der Becher, und dann stand Prinz Rakoto auf und ergriff den andern. So standen beide vor dem Tisch, worauf die Königin sprach: 'Kommet näher zur Tafel, etliche von euch Richtern, und du, Raharo vom vierzehnten Rang, und schauet, was in den Bechern ist.' Als nun der Becher Ramboasalama's eröffnet ward, fanden sie (die Richter) das Juwel darin, während Rakoto's Gefäß die Erde enthielt. So gaben denn die Nichter und Offiziere der Königin Bescheid und sprachen: 'Gepriesen seist du, o Königin! Also haben wir es gesehen: in dem Becher des Prinzen Ramboasalama befindet sich ein Juwel, und in dem des Prinzen Rakoto ist etwas von dunklem Aussehen, als wenn es Erde wäre.'

,,Da erhob sich die Königin von ihrem Siß und sprach vor allen Offizieren und Richtern: Die Bedeutung von dem, was ich mit den beiden Bechern gethan habe, ist diese: Ich, Königin Ranavalona, bin nun alt, und ich habe zwei Söhne. Aber weder ich, die Königin, weiß, noch wisset ihr, meine Offiziere und Beamten, welcher von Beiden das Reich am besten regieren wird; deshalb habe ich dieses vorgenommen. Ich habe alle unsre verstorbenen Vorfahren und die zwölf Berge angerufen; ich habe die zwölf Könige, und Radama's Grab, und die Kraft aller Könige angerufen; die heilige Entscheidung dieser Aller habe ich mir erfleht, denn Gott hat sie Alle geheiligt. Und folgendes war mein Gedanke: Derjenige, der im Stande sein

wird, das Reich wohl zu regieren, der das Volk richtig zu lenken und das Land von Madagaskar zu schirmen vermögen wird, das soll der sein, welcher den Becher mit der Erde in der Hand hält. Und da ich diese Sache selbst vorbereitet habe, ungesehen von euch Allen denn ich habe es allein veranstaltet ; da ferner es allein den beiden Prinzen zustand, die Becher vom Tische zu nehmen, euch (Richtern) aber allein es zukam, den Inhalt der Becher zu untersuchen; und da ihr nun saget, daß die Erde in Rakoto's Becher gefunden ward, so erkläre ich euch hiemit, daß dem Prinzen Rakoto das Reich gehören soll; denn es war das Fleisch Radama's, das ich von Radama's Grab nahm und in den Becher that. Deshalb gehört dem Prinzen Rakoto dieses Madagaskar.'

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Dann erhob sich Raharo, vom vierzehnten Ehrenrang, und erwiederte auf diese Erklärung der Königin folgendes: 'Gepriesen seist du, o Königin! Schon lange haben wir, dein Volk, dir geschworen, daß wir lieber sterben wollen, als deinen Befehlen widerstreben. Und nun hast du in unsrer Gegenwart diese Sache gethan. Diese Sache ist gut, wir billigen dieß, o Königin.' Darauf erhob sich Prinz Ramboasalama und sprach: 'Das sage ich dir, o Königin, und euch Allen, ihr Männer der Weisheit, daß, was Rakoto befiehlt, dem werde ich gehorchen; denn er ist der Herrscher des Landes Madagaskar.'

Und als die ganze Festlichkeit vollendet war, freute sich alles Volk hoch; und ein großes Gastmahl von fettem Rindvieh ward bereitet samt starkem Getränk, und dieses Gastmahl soll vier Lage in der Hauptstadt gewährt haben."

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So schreibt ein eingeborener Madagasse, der um seines Glaubens willen sein Vaterland verlassen mußte und bis dahin auf der Insel Mauritius lebte. Wie weit der Bericht authentisch sei, namentlich aber ob bei diesem eigenthümlichen Gottesgericht", das mittelst der beiden Becher ausgeführt worden sein soll, nicht geheime Verabredungen zwischen der Königin Mutter und ihrem Sohne Rakoto stattgefunden haben, können wir nicht sagen. Jedenfalls ist auffallend, daß der hohe Offizier Raharo laut jenem Bericht bei dem Vorgang eine so wichtige Rolle spielte. Dieser Raharo nemlich ist ein erklärter Anhänger des Prinzen Rakoto und steht zugleich als General an der Spiße eines Heeres von 30,000 disciplinirten Madagassen. Er ge hört zu einer reichen und angesehenen Familie," schreiben die Misfionare schon im Jahr 1860, und hat den Prinzen von jeher in seiMiff. Mag. VI.

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