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wie er uns alle geliebt hat. Lasset uns also festhalten an dem Bekenntnisse seines Namens; es wird unsre Herzen heiligen, es wird unsre Verbindungen sichern, es wird die Quellen unsers Gea nusses reinigen; es wird uns fähig machen, mit den Theuern, die hier unser Trost, unsre Freude, unser Alles sind, einst die Wonne des Himmels zu theilen; Amen.

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XXVI.

Am achten Sonntage nach Trinitatis.

Evangelium: Matth. VII. v. 15—23.

Die Gnade unfers Herrn, Jefu Christi, die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sen mit euch allen; Amen.

Ben den Stürmen unsers Zeitalters, und bey den groffen alles erschütternden Veränderun gen, welche sich im Staat und in der Kirche vor unsern Augen zutragen, M. Z., ist nichts mehr In Gefahr, seine Lebhaftigkeit und Kraft, oder wohl gar sein Daseyn zu verlieren, und aus den Seelen aufmerksamer Beobachter zu verschwinden, als der Glaube an die menschliche Tu gend. Frecher, dieß läßt sich unmöglich laug. nen, wenn man unparthenisch seyn, und die Wahrheit gestehen will, hat sich das Laster fast nie hervorgedrängt, fast nie hat es allem, was man bisher für wahr, für recht, und für heilig zu halten pflegte, mehr Hohn gesprochen, als in un fern Tagen. Mit der ganzen Wuth wilder ent fesselter Leidenschaften, mit einer Verwågenheit, die es nicht einmal der Mühe werth fand, fich zu ver

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stellen, mit einer Grausamkeit, die feines Menschen schonte, und Blut in Strömen vergoß, hat es alte Verfassungen umgestürzt, verderbliche Kriege geführt, ganze Länder und Reiche verwüstet, und eine Macht an sich geriffen, der fast nichts zu widerstehen vermag. Kühne Unternehmungen, Thaten eines aufferordentlichen Heldenmuths, glänzende Siege, und das ganze Glück eines groffen unerwarteten Erfolgs, alle diese Dinge, so gut sie auch in die Augen fallen, und das Ur theil der Unverständigen irre leiten, können doch unmöglich den blenden, der nur das zu schäßen, nur das zu billigen gewohnt ist, was mit den Grundsäßen des Rechts und der Sittlichkeit übereinstimmt, was aus den reinen Quellen einer wahren Achtung gegen Schuldigkeit und Pflicht, und einer tiefen Ehrfucht gegen Gott und fein heiliges Gesch entspringt; der mit einem Worte nicht auf die scheinbare Grösse, sondern auf die innere Rechtmässigkeit, nicht auf die Folgen, sondern auf den Werth der menschlichen Handlungen vor dem Richterstuhle des Gewissens sieht. Ach das, was er auf dem Schauplage der burgerlichen Gesellschaft wahrnimmt, ist zu sehr das Werk des Eigennutzes und der Leidenschaft, als daß sein Glaube an die menschliche Tugend bey einem solchen Anblick nicht erschüttert wer den sollte.

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Nicht viel besser, nicht viel ermunternder für diesen Glauben ist das, M. Z., was sich dem aufmerksamen Beobachter in der Kirche Christi darstellt. Wenn es auf der ganzen Erde keine Tugend giebt, so muß fie, so sollte man denken, unter den Bekennern Jesu anzutreffen seyn, de

ren Religion ganz darauf abzweckt, Sünder zu gewinnen und zu bessern, und verdorbene laster. hafte Geschöpfe zu neuen, nach dem Muster Gottes gebildeten Menschen umzuschaffen. Aber wo foll man diese Wirkungen des Christenthums bey seinen Anhängern suchen? Ist den meisten unter ihnen die Religion nicht die gleichgültigste Sache von der Welt? Sind sie nicht mit dem åufferlichen Bekenntnisse derselben zufrieden, ohne Die bessernde Kraft des Evangelii an ihren Herzen zu fühlen? Mißbrauchen sie nicht häufig die Verheissungen desselben, ohne seinen Forderungen Genüge leisten zu wollen? Giebt es nicht Heuch ler in ihrer Mitte, die blos den Schein der Gottseligkeit haben, und das Wesen derselben ver. läugnen? Regt sich endlich ein gewisser Widerwille gegen das Christenthum, ein bittrer Haß gegen dasselbe, und eine schnode Verachtung aller Religion überhaupt, nicht immer allgemeiner, und offenbart sich durch einen gänzlichen Abfall, durch einen frechen alles verwerfenden Unglauben, sobald es die Umstände erlauben, daß man sich auffern und dem Antrieb seines Herzens ungehindert folgen kann?

„Vallzuôft verknü

** Núr allzuoft, M. Br., pfen sich mit diesem öffentlichen, dem Glauben an eine menschliche Tugend so nachtheiligen Schauspiele, besondre Erfahrungen, die ihn vollends todten und vernichten. Wer es weiß, wie schwer es ist, gut zu seyn, und die wilden Neigungen eines Herzens zu beherrschen, in welchem so viel Boses wohnt; wer oft durch einen guten Schein betrogen wurde, und da, wo er lauter Rechtschaffenheit und Redlichkeit zu sehen meinte, zuleze

Heuchelen und Fatschheit entdeckte; wer durch Den Eigennuß der Menschen überall gehindert, durch ihre Ungerechtigkeit zurückgesezt, durch ihre Niederträchtigkeit überlistet, durch ihre Treulosig feit um Glück, Ehre und Zufriedenheit gebracht worden ist; wer wenigstens Gelegenheit gehabt hat, folche Beyspiele in Menge zu sehen und zu beobachten, und sich ein langes Leben hindurch von den Tücken der menschlichen Natur, und dem tiefen Verderben derselben zu unterrichten: wird man es dem verdenken können, wenn er anfängt, fein ganzes Geschlecht mit Mistrauen und Geringschäßung zu betrachten; wenn er zweifelhaft wird, ob es irgendwo wahre Rechtschaffenheit und reine Liebe zum Guten gebe; wenn er sichs endlich zum Grundsaß macht, an feine menschliche Eugend weiter zu glauben? Wehe dem Unglücklichen, der diesen schrecklichen Grundsatz einmal angenommen hat! Alle Achtung gegen die Menschen, alle Freuden des Wohlwollens und der Liebe, alle wahre Zufriedenheit, alle, lebendige Hoffnung, der Glaube an Gott und Jesum selbst geht verloren, sobald der Glaube an die mensch liche Tugend aus unserm Herzen verschwindet. Laffet mich die ersten wenigen Kräfte, die mein Körper nach einer beschwerlichen Krankheit gesam melt hat, dazu anwenden, M. Br., euch zu zei gen, wie sehr ihr Ursache habt, euren Glauben an die menschliche Tugend zu bewahren, und ihn durch alle die Mittel zu stårken, die euch das Evangelium Jefu an die Hand giebt. Ihn, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit, zur Ges rechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung lasset uns um Beystand und Segen anflehen in stiller Andacht.

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