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immer verweilen darf, wo er sich nie vestseßen, und dauerhafte Besißungen erlangen kann? Giebt er nicht dagegen die Vortheile auf, die ihm das Vaterland darbietet, die sein bleibendes Eigenthum werden können, die sich als einheimisch, recht ei gentlich für ihn schicken, und alle feine Bedürf stiffe befriedigen? Wird er, wenn ihm die Noth Doch endlich zwingt, sich seinem Vaterlande zu nähern, nicht als ein treulofer pflichtvergessener Bürgert belyandelt, und, mit Verachtung und Schande bedeckt, einem traurigen Schicksal überlassen werden?

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Wollte Gott, M. Br., die Unbesonnenheit ich jest beschrieben habe, ware nichts weiter als eine Erdichtung! Aber ach wollen wir die Wahrheit bekennen, wollen wir diefes flüchtig gezeichnete Bild mit uns selbst vers gleichen, so werden wir gestehen müssen, wir selbst, wir selbst sind die unglücklichen Wanderer, die sich so vergessen. Eine Reise, dieß ist unläugbar, ift unser Leben auf Erden. Alles erinnert uns, al les beweist es uns, daß wir uns hier in einem Lande befinden, das unmöglich unser wahres Va terland seyn kann. Uns verkennen, uns selbst ent ehren müßten wir, wenn wir uns nicht sagen woll ten, eine beßre Welt, wo uns höhere Geschäfte, und edlere Güter erwarten, sey das Ziel unsrer Pilgrimschaft, und müsse mit Eifer von uns gefucht werden. Aber o mein Gott, wer unter uns ist dieses Ortes feiner Bestimmung, dieses Vaterlandes unsterblicher Geister immer eingedenk? Sind es nicht die mannichfaltigen Schönheiten, die über unsre Laufbahn auf Erden verbreiter ind, was uns beschäftigt und anzieht? Sind es

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nicht die vergånglichen Güter, die uns auf dem Wege zum Vaterlande blos zum Unterhalt und zur Erquickung dienen sollen, was wir zur Hauptsache machen, was wir gern in ein dauerhaftes immerwährendes Eigenthum verwandeln möchten? Unterlassen wirs beym Streben nach diefen Gütern, und beym Genusse derselben, nicht gemeiniglich ganz, unsern eigentlichen Weg zu verfolgen, und zum Eingang in das Vaterland, für welches wir bestimmt sind, und sand dessen Gränzen roir uns über furz oder lang, selbst wider unfern Willen, finden werden, uns gehörig vorzu bereiten? Wahrlich, nicht darum hat Gott der Bahn, auf der wir uns jest befinden, so viel Ret ke gegeben, und sie gleichsam mit Blumen be ftreut, daß wir gleichgültig gegen das Ziel derselben werden, und es_leichtsinnig aus den Augen verlieren" follen. Wir mißbrauchen die Güte, welche schon mit unserm irdischen Daseyn so viel Annehmlichkeiten und Freuden verknüpft hat, wenn wir nicht alles, was wir hier antreffen, und was uns hier begegnet, als eine Erinnerung an unser höheres Vaterland, und als eine Ermunterung betrachten, demselben mit aller uns möglichen Uleberlegung und Vorbereitung entgegen. zu gehen. O der Sohn Gottes selbst ist in dieser niedrigen Gegend erschienen, uns aus unsrer: Trägheit auf zuwecken, auf das Vaterland hinzuzeigen, das uns erwartet, und es uns begreiflich zu machen, daß die Güter der Erde, die wir so gern für die Hauptsache halten, nichts weiter als ein Zehrgeld find, das uns ju nichts mehr dienen kann, sobald unser Weg zu Ende ist. Horet feine Stimme, M. Br., in dem heutigen Evangelio; vernehmet, wie ihr euern jezigen Aufenthalt ansehen, wozu

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sihr ihn gebrauchen, und wornach the trachten sol. lets du, der du uns entgegen gekommen bist, der du das beßre Vaterland verlassen hast, um *diestrågen Bürger desselben auf Erden aus ihrem Schlummer aufzuwecken, Herr Jesu, laß auch Luns erwachen, laß uns das schöne Ziel, welches Zuns vorgesteckt ist, in seinem wahren Glanz er1blicken. Du bist in die Herrlichkeit zurück ge fehrt, nachdem du die Worte des Lebens gespro schen hatteft, die von einem Ende er Erde zum andern schallen. Auch unser Herz laß dadurch er›schüttert, gestärkt und erquickt werden, und gieb uns Kraft und Much, dir nachzustreben. Wir flehen zu dir in stiller Andacht.

Evangelium: Matth. VI. 6. 24–34.

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Alles Vorstellungen und Ermahnungen Jesu ling dem vorgelesenen Evangelio, vereinigen fich in bergroßen Vorschrift: trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigheit, suchet vor allen Dingen würdige Bürger des Reiches Gottes zu werden, und unterwerfet euch den Anstalten, die Gott trifft; so wird euch das Andre alles zufallen, fo wird es euch nie an den Gütern und Bedürfnis fem des irdischen Lebens fehlen. Welches ist aber das Reich Gottes, von welchem Jesus redet, welches sind die Anstalten, für die er Gehor fam und Unterwerfung fordert? Es giebt ein Reich der Wahrheit und Sittlichkeit, M. 3., eine Verfassung, die alle vernünftige Geschöpfe Gottes in allen Theilen seiner unermeßlichen Welt miteinander verknüpft, die sich über den Himmel und die Erde verbreitet, die ewig und

unvergånglich ist. Uns zu Mitgliedern biefes himmlischen Reiches zu bilden, uns fähig zu machen, einst ganz in dasselbe aufgenommen, und der Seligkeit und Würde theilhaftig zu werden, wel che den Bürgern desselben eigen ist, darauf zwea cken alle Anstalten Gottes ab, dieß ist insonder heit der Endzweck derjenigen Einrichtungen, welche Gott durch seinen Sohn Jefum auf Erden getroffen hat. Sehet hier die wichtigen Beleh. rungen, denen Jesus im Evangelio eine so ruhrende Einkleidung giebt, und denen' wir jeßt weitër nachdenken wollen. Wie mannichfaltig die Einrichtungen sind, durch die uns Gott erinnert, für eine beßrè Welt zu leben, dieß will ich heute zeigen. Laffet mich zu erst erklären, was das heiffe, für eine beßre Welt leben. Hernach wollen wir bemerken, wie mannichfaltig die Einrichtungen sind, durch die uns Gott an diese wichtige Pflicht erinnert.

Wåren wir, wie das Gras auf dem Felde, blos bestimmt, eine Zeit lang zu blühen, und dann auf immer zu verwelken; hätten wir, wie die Vôgel unter dem Himmel, kein andres eschäft, als Unterhalt und Speise zu suchen: so würden alle unsre Bemühungen auf das gegenwärtige Leben gerichtet seyn müssen. Aber unser innigstes Ge fühl fagt es uns, und Jesus im Evangelio be stätigt es, daß wir für edlere und höhere Zwecke geschaffen find, als die übrigen Geschöpfe dieses Erdkreises. Unfre Bestrebungen werden also auch ein andres Ziel haben, wir werden uns über das Gegenwärtige und Sinnliche emporschwingen, wir werden uns auf eine beßre: Welt vorbereiten,

und für sie leben müssen. Aber wie sollen wir für eine Welt leben, die wir so wenig kennen; wie sollen wir Zurüstungen zu einem 3u. stande, treffen, von welchem wir fast gar nichts wiffen; wie sollen wir uns für Verbindungen, Geschäfte und Freuden bilden, von welchen wir noch keine Vorstellungen haben, und so lange wir auf Erden sind, nicht einmal erhalten können? Jesus beantwortet diese Fragen und löset diese Schwierigkeiten durch den Ausspruch im Evangelio: trachtet am ersten nach dem Re iche Gottes und nach seiner Gerechtigfeit. Er verlangt nåmlich in diesen Worten das Streben nach einer Denkungsart, die nicht der Erde allein, sondern auch dem allgemeinen alle vernünftige Wesen umfassenden Reiche Gottes ge= måß ist; er fordert eine Gerechtigkeit und Tugend, die nicht blos hier und jeht, sondern überall und ewig, gültig und Gott wohlgefällig seyn kann, Wer diese Denkungsart annimmt, diese Gerech rigkeit übt, muß fähig und würdig seyn, in jeden Theil der Schöpfung Gottes, und in jede Verbindung aufgenommen zu werden, zu der ihn Gott bestimmt hat; von ihm kann man mit Recht fagen, er lebe für eine beßre Welt. Und so fällt es denn in die Augen, daß wir uns für eine beßre Welt vorbereiten, wenn wir unab. lässig darnach trachten, den Willen unfers Schöpfers immer richtiger zu fas fen; wenn wir immer geneigter werden, ihm zu gehorchen; wenn wir uns endlich burch Liebe zu nüßlichen wohlthätigen Geschöpfen bilden.

Wir leben für eine beßre Welt, wenn wir darnach trachten, den Willen unsers

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