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find, ohne den Entschluß zu fassen, auch in unferm Kreise Schöpfer wahren Wohlseyns und erquickender Freuden für alle zu werden, auf die wir wirken können? Die Natur um uns her ist so groß, so prachtvoll, so erhaben, oft auch in ihren Wirkungen so gewaltsam und fürchterlich, daß selbst das unempfindlichste Herz gerührt und erschüttert wird. Können wir diese Wirkungen wahrnehmen, diese Pracht und Gröffe betrachten, ohne von Ehrfurcht gegen den Urheber durch brungen zu werden, ohne uns zu seiner Anbetung nieder zu werfen, ohne uns über alle thierische Fühllosigkeit zu erheben, ohne unser Herz zu Gefühlen, Vorfäßen und Gesinnungen zu gewöhnen, die einer beffern Welt würdig sind? Ihr seher, wie Jesus im Evangelio die Gegenstände der Na tur benuzt, welche Wahrheiten er aus ihnen ableitet, zu welchen Ermunterungen er sie anwenbet, welche Pflichten er aus ihnen folgert. Folgen wir der Anweisung, die er uns hiermit ertheilt, so liegen schon in der ganzen Natur um uns her Einrichtungen, durch die uns Gott erinnert, für eine beßre Welt zu leben.

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Doch solche Einrichtungen finden sich auch in der Beschaffenheit unsers Wesens; denn wir fühlen uns zu edel, um im Staub der Erde zu bleiben, und unsre besten Neigungen führen uns aufwärts.

Zu edel fühlen wir uns, um im Staub der Erde zu bleiben. Seyd ihr benn nicht viel mehr, denn sie, sagt Jes fus im Evangelio. Wie wahr ist dieser Ausspruch, M. Z., wie übereinstimmend mit dem, was unfre innerste Empfindung uns sagt, was wir durch

alle Nachforschungen unfrer Vernunft bestätigt sehen. Wir sind edler, als alles, was der Erdfreis enthält. Denn sind wir unter allen Wuns dern, mit denen er angefüllt ist, nicht bey weitem das größte? Hat Gott in unsrer Natur nicht mehr vereinigt, als ein irdisches Geschöpf befißen zu können schien? Hat er uns nicht einen Geist geschenkt, der unglaubliche Kräfte besist, der ins Heiligthum der Wahrheit eindringt, der sich in die Tiefen der Erde versenkt, der sich zu den Räumen des Himmels erhebt, der die Ges stirne auf ihren Bahnen verfolgt, der Ordnung und Schönheit, Uebereinstimmung und Zusam menhang fühlt und beurtheilt, der fähig ist, durch Rechtschaffenheit und Tugend, durch Wohlthätig. keit und Liebe dem Urheber der Welt selbst nachzuahmen? Olafset uns nicht vergessen, wer wir sind; lafset uns nicht von niedrigen Lüsten gefes felt in fråger Uuthätigkeit schlummern; laffet uns das Gefühl unsrer höhern Natur nicht ge waltsam unterdrücken. Es spricht darum so stark in uns, weil es uns unaufhörlich erinnern soll, daß wir einer bessern Welt angehören, und für fie leben müssen; weil wir es nie verkennen fol len, daß wir zu edel sind, um im Staube der Erde zu bleiben.

Aber noch mehr, auch unsre beßten Nei gungen führen uns aufwärts. Denn so belehrend, so wohlthätig, so reich und mannichfaltig, fo unermeßlich und prachtvoll auch die Natur um uns her ist, so viel Gegenstände ders Betrachtung und des Genusses fie uns auch dar bietet die besten und edelsten Triebe unsers Herzens bleiben dennoch unbefriedigt, und wenn wir

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alles empfunden haben, was sich auf Erden empfinden läßt, so find wir nicht etwa gesåttigt; nein, blos die Erfahrung haben wir gemacht, daß wir weit mehr sind, und weit mehr bedürfen, als dieß alles. Wie mannichfaltig sind die Erzeugnisse der Natur und der Kunst, die sich durch das Ebenmaas ihrer Theile, durch die Uebereinstimmung und Ordnung derselben, durch den Reiß und die Schönheit des Ganzen auszeichnen! Aber unbefrie bigt, unbefriedigt bleibt unser Gefühl für Schönheit und Ordnung, wenn wir auch alle diese Erzeugnisse genoffen haben; an allen entdecken wir zuleht ge nife Mangel, und immer schwebt uns das Bild einer Höhern fehlerfreyen Vortrefflichkeit vor, das wir hier nirgends erreicht finden. Wie mannichfaltig und reich sind die Quellen, aus denen wir Erkenntniß schöpfen und unsern Durst nach Wahrheit stillen können! Aber unbefriedigt, unbe friedigt bleibt unfre Sehnsucht doch zuleht, wenn wir auch aus allen diesen Quellen geschöpft ha ben; überall zeigen sich uns Dunkelheiten, die wir nicht zerstreuen können, wir schmachten nach ei= nem höhern Licht, das hier nirgends anzutreffen ist. Wie mannichfaltig und groß sind die Vor. juge und Tugenden, die sich unser Geist unter dem Beystande Gottes erwerben kann. Aber unbefrie digt, unbefriedigt bleibt doch zuleßt auch der edelste Trieb unsers Herzens, die Liebe zum Guten; wir fühlen es, wie mangelhaft auch die beste menschliche Tugend ist, und seufzen nach mehr Freyheit von der Sünde, nach mehr Kraft und Vollendung. Sehet, wie uns Gott selbst durch unsre Triebe erinnert, daß wir unmöglich der Erde angehören Fönnen, wie die Thiere, die hier alles finden, was fie wünschen und bedürfen; sehet, wie er uns die

Pflicht fühlbar macht, an eine beßre Welt nicht blos zu denken, sondern hier schon für dieselbe zu leben.

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Doch auch dabey hat es Gott nicht bewen, den lassen ; auch im Lauf unsers Schicksals liegen Einrichtungen, die uns an diese Pflicht er. innern. Denn darum hat jeder Tag seine eigne Plage, darum fallen uns die ir dischen Vortheile von selbst zu, wenn wir nach dem Reiche Gottes trachten.

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Nicht umsonst hat Gott den Lauf unsers Schicksals so eingerichtet, M. 3., daß, wie Jesus im Evangelio fagt, jeder Tag seine eigne Plage habe, daß kein Tag unsers Lebens vergeht, wo wir nicht manches Unangenehme erführen; wo wir nicht das Leere und Mangelhafte dessen em. pas wir unser Glück nennen; wo uns nicht die demüthigende Einschränkung unsrer Kräfte und unsrer Wirksamkeit fühlbar würde. Nicht umsonst hat Gott fogar Unglücksfälle, anhaltende Schmerzen und Krankheiten, langwierige Plageni aller Art, traurige Verluste unsrer Ehre und un fers Vermögens, schmerzhafte Trennungen von unsern Lieben und Freunden, in den Zusammenhang unsers Schicksals eingewebt. Wir sollen es täglich, und mit unwiderstehlicher Gewalt fühlen, hier könne der Ort unmöglich seyn, wo wir unsre Vollendung finden sollen. Auch wider unfern Willen soll sich uns die Wahrheit aufdringen, daß hier alles unvollkommen, vergånglich und flüchtig ist, daß wir thōricht handeln, wenn wir unser Herz an Dinge hången, bey deren Besit wir nicht einen Augenblick sicher sind; daß wir uns offenbar auf einer Reife befinden, wo uns

das, was wir haben, nicht zum Eigenthum, sondern blos eine Zeit lang zum Gebrauch überlassen ist, und bald einem andern Wanderer dienen soll, der uns nachfolgt. Wie bald würden wir uns vergessen, wie bald würden wir anfangen, hier zu bleiben, und uns hier ansässig machen zu wollen, wenn nicht so viel Beschwerlichkeiten mit unsrer Lebensreise verknüpft wåren, wenn uns nicht so viel Unfälle, so viel schmerzhafte Gefühle, so viel Ursachen des Todes unaufhörlich an unsern Ab. schied, an das Ende dieser Reise, und an den Uebergang in eine andre Welt erinnerten, die wir eben darum, weil sie uns einst gewiß aufnimmt, nicht aus den Augen verlieren dürfen, auf die wir uns eifrig vorbereiten müssen, wenn der mühevolle Weg durch das gegenwärtige leben am Ende nicht ohne Nußen für uns seyn soll.

Undo daran muß uns die Einrichtung un sers Schicksals um so mehr erinnern, da uns die irdischen Vortheile von selbst zufallen, wenn wir nach dem Reiche Gottes trach ten. Jesus sagt dieß im Evangelio ausdrück lich. Trachtet am ersten, ruft er, nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerech tigkeit, so wird euch solches alle ju fallen. Und fo ists auch, M. B., den ganzen Lauf unsers Schicksals hat Gott_so geordnet. Je eifriger und richtiger wir den Willen und die Zwecke unsers Schöpfers erkennen lernen; desto vernünftiger werden alle unsre Unternehmungen, desto besser gehen sie von Statten, desto besser wissen wir alles zu veranstalten und auszuführen; der weise einsichtsvolle Christ erhält tausend irdische Vortheile als eine Zugabe. Je geneigter

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