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ie Gnade unfers Herrn, Jesu Chrifti, fen mit euch allen; Amen.

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Die Freiheit der Gedanken war es, M. 3., worüber wir, durch das heutige Evange lium veranlaßt, im vorigen Jahr an diesem Tage eine Untersuchung mir einander anstellten. Eine viel zu wichtige Erscheinung in dem Gebiet unfree geistigen Wirksamkeit ist diese Freyheit;" als 'daß es nicht nöthig gewesen wåre, bey ihr zu verweilen, und sie zum Gegenstand einer aufmerksamen Betrachtung zu wählen. Sie genauer fen nen zu lernen, war alfo das Erste, was uns damals beschäftigte. Und wir haben gesehen, unfre Gedanken sind frey, weil uns kein blosser Mensch darüber in Anspruch zu nehmen berechtigt ist; weil Niemand ihre Entstehung, Beschaffenheit und Folge anordnen und erzwingen kann; weil wir endlich selbst nicht immer im Stan. de sind, ihnen zu gebieten. Allein so groß und ungebunden uns auch die Freiheit der Gebanken bey dieser Erläuterung vorkam: ein wei

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dieses Nachgeben unschuldig seyn würde; fie aber sogleich unterdrücken, wenn unser Gewissen sie mißbilligen sollte. Aber auch in Hinsicht auf unfre Mitmenschen und die Freyheit der Gedanken bey ihnen drang sich uns eine wichtige Pflicht auf. Wir konnten es nicht läugnen, daß es uns obliege, diese Freyheit bey Andern gebührend zu achten; wir ers fannten es also für Schuldigkeit, sie nicht zudringlich zu stören, aber ihr wohl durch unsre Handlungen eine heilsame Richtung zu geben....

Und so entwickelt sich denn aus dem, was wir im vorigen Jahre von der Freyheit der Ge banken nach Anleitung des heutigen Evangelii ge funden haben, der merkwürdige und doch so we nig beherzigte Sak, M. 3., daß wir bey, un ferm Verhalten auch auf die Gedanken Andrer Rücksicht nehmen sollten. Auch auf die Gedanken Anderer! O wir glauben ge wöhnlich alles geleistet zu haben, was wir Andern schuldig sind, wenn wir ihren Körper nicht verlezt, ihr Eigenthum nicht vermindert, ihre Ehre nicht gefrånkt, und feinen Eingriff in ihre Rechte ge than haben; was sie denken, wie sie unser übri ges Verhalten ansehen, welchen Vorstellungen, Be trachtungen und Zweifeln sie sich dabey überlassen wollen, darum sind wir gemeiniglich sehr unbe fümmert, wir halten es weder für nöthig, noch für möglich, das Geheimniß ihrer Gedanken zu ergründen, und unser Betragen darnach abzumesfen. Und doch muß dieß geschehen, M. Br., es ist nicht blos möglich, sondern auch nöthig, es ist heilige, unerläßliche Pflicht, selbst die Gedanken Andrer bey unserm Verhalten nicht zu vernachlässigen;

das

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das Evangelium, welches ich jest erklären soll, spricht so laut für diese Wahrheit, daß wir es nur hören dürfen, um sie anerkennen zu müssen. Laffet uns also eine Betrachtung, auf die uns im vorigen Jahre, unser Nachdenken über das Evangelium blos geführt hat, heute anstellen; lasset uns eine Pflicht in Erwägung ziehen, ohne deren Beobachtung wir weder edel und recht, noch vorsichtig und flug, noch mit der Liebe handeln können, die jeden wahren Bekenner Jesu beseelen muß. Gott laffe uns immer weiser, behutsamer und gewissenhafter werden, und jeden zu beleh ren, jeden zu ermuntern, jedem nüglich zu wer den suchen, der uns sieht und beobachtet. flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

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vor ihn

Wir

Es fällt zu stark in die Augen, als daß ich es euch erst bemerklich zu machen brauchte, M. 3., wie sehr Jesus unser Herr, in dem vorges lefenen Evangelio auf die Gedanken derer Rück sicht nahm, mit welchen er umgeben war. Mit vieler Mühe hatte man ihm einen Gichtbrüchigen, einen unglücklichen gelähmten Menschen, zu Fußfen gelegt; man hatte, weil man des Gedränges wegen nicht ommen fonnte, wie Mar fus berichtet, das Dach des Saales geöffnet, in welchem er sich befand, und diesen Kranken vor ihm niedergelassen. Da nun Jesus ihren Glauben fah, spricht der Evangelist; es wa= ren die groffen Vorstellungen, die diese Leute von ihm hatten, es war das daraus entspringende Ver trauen zu ihm, das in ihrer Seele war, es wa ren mit einem Worte die Gedanken, die er bey

D. Reinh. Preb. 4té Samml. ater Band.

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hnen wahrnahm, was fein Verhalten gegen fre bestimmte. Der Evangelist fährt fort; er sprach zu dem Gichtbrüchigen: fen getrost, mein Sohn, deine Sünden find dir vergeben. Uch das Andenken an vorige Vergebungen, an Schändliche Ausschweifungen, unter deren schreckTichen Folgen er nun seufzte, mochte diesen Unglücklichen peinigen, als er vor Jesu da lag, mochte

hülfe

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ihn zweifelhaft machen, ob ihm m

fonne und werde. Auch diesem Gedanken begegnet Jesus mit seinem Verhalten; es ist Verge. bung der Sünde, was er diesem Bekümmerten ankündigt, und womit er vor allen Dingen seine Seele beruhigt. Doch es sind die nachtheiligsten, die feindseligsten Gedanken, welche diese Reusserung bey den anwesenden Schriftgelehrten erweckt; dieser låstert Gott, sprachen sie bey sich selber. Allein auch diese Vorstellungen läßt der Herr nicht ungerigt und unverbessert. Warum denfet ihr so Arges in eurem Her zen, ruft er ihnen zu, und richtet nun sein Ver halten gegen den Gichtbrüchigen, und die Heilung desselben so ein, daß ihr Zweifel dadurch aufgelöst, und ihre Beschuldigung widerlegt werden Die

Betrachtungen danken, die Vorstellungen, die

derer, die Jefum umgeben, sind es also, wornach er handelt. Ohne daß diese Gebanken laut werden, ohne daß man ihm diese Vorstellungen und Betrachtungen ausdrücklich mittheilt, nimmt er sie zur Richtschnur seines Be tragens, und thut gerade das, was den Umstån. ben und Bedürfnissen der Denkenden gemås war. Gleichsam von selbst geht daher aus der Geschichte des Evangelii der Saß hervor: daß wir bey unserm Verhalten auch auf die Gedan

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