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XXXI.

Am XX. Sonntage nach Trinit.

Evangelium: Matth. XXII. v, 1—14.

Die Gnade unfers Herrn, Jesu Chrifti, sey mitgeuch allen; Amen.

19h 19 Ein mächtiger fast unbezwinglicher Widerwille gegen ble beffernde Wahrheit, welche Jesus, unferd Here, theils selbst vortrug, theils durch seine Apofel portragen ließ, war das Haupthinderniß, M. 3., mit welchem er bey seinem Lehramte zu kämpfen hatte, und durch welches seine Bemů. hungen bey unzähligen seiner Mitbürger vereitelt wurden. Es ist dieser Widerwille, auf welchen er bey jeder Gelegenheit hinzeigt, den er auf alle Weise bestreitet, über den er auf das wehmüthig, ste klagt, dessen traurige Folgen er mit dem großten Ernste vorhersagt. Das heutige Evangelium ist eine von den merkwürdigen Stellen, wo er diese Abneigung nicht blos rugt, sondern auch ihre Beschaffenheit beschreibt, ihre Ursachen ents wickelt, und das Unheil ins Licht sezt, das für sein unglückliches Vaterland daraus entspringen werde. Es will niemand kommen, fagt er in der treffenden Erzählung, in die er seine

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Belehrungen und Warnungen einkleidet; sie ver achten das grosse Mahl sogar, das ihnen zubereitet ist; sie gehen noch weiter, sie ver höhnen, fie ermorden die Knechte, von welchen sie dazu eingeladen werden. Welch ein Widerwille! Welche Erbitterung! Und woher diese Widerseßlichkeit? Ach sie haben andere Dinge zu besorgen, als auf die Wahrheit zu merken, die ihrem rohen Herzen wehe thut; fie gehen hin, der eine auf seinen Acker, der Andre zu seiner Handthierung; sie überlassen sich ih ren Neigungen, und vergessen sich in wilder Zer ftreuung. Aber wird eine Widerfeßlichkeit, dies so weit geht, die sogar das Blut unschuldiger Zeu gen der Wahrheit vergießt, ungestraft bleiben? Da das der König hörte, heißt es in der Erzählung des Evangelii, ward er zornig und schickte seine Heere aus, und brachte diese Mörderum, und zündete ihre Stadt an Und erfüllt, schrecklich erfüllt wurde die Dros hung, die in diesen Worten verborgen liegt. @Unter dem Schwerdte der Römer fielen die Móra der Jesu und seiner Apostel, und frauriger, ent« fehlicher, greuelvoller ist nie der Untergang einer Stadt gewesen, als der, den das widerspånstige Jerusalem fand.

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Aber bemerket es wohl, M. 3., nach ber Erzählung des Evangelisten regte sich der Widers wille gegen die bessernde Wahrheit des Evangelik selbst bey denen, welche dem Ruf zum grossen Königsmahle gehorsamer waren, als der größte Theil der Juden. Auch unter ihnen fand sich hier und da einer, der kein hochzeitlich Kleid anhatte, der es der Mühe nicht werth

hielt, fich Zwang anzuthun, ́ ́und sich auf eine der Wichtigkeit der Sache gemåße Art zu be nehmen. Konnte man gleich mit den meisten von denen, welchen der Lehre des Evangelii Gehör gaben, zufrieden seyn, weil sie wirklich besser burch sie wurden: so mischten sich doch bey Zeiten folche ein, die es nicht redlich meinten, die einen heimlichen Widerwillen gegen das Evangelium Jesu behielten, die sich der bessernden Kraft desselben wi derfesten, und wieder ausgestoffen werden mußten.

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Unb o bieser Widerwille, diese Abneigung gegen alle bessernde Wahrheit und gegen die Lehre Jefu insbesondere, ist noch immer nicht bekämpft, M. Br. Was hindert uns, die wir fortfahren follen, den Gåsten zur Hochzeit zu rufen, mehr, was fezt sich unsern Bemühungen hartnäckiger, entgegen, was ist wirksamer, uns die Herzen de rer zu verschlieffen, auf die wir wirken sollen, als dieser Widerwille? Doch, was sage ich? Fångt er nicht hier und da an, eben so stark, eben so verwågen und frech hervor zu brechen, wie zu den Zeiten Jesu? Läßt sich nicht auch von Bielen unsrer Zeitgenossen sagen: aber fie verachteten das? Kann man nicht sogar hinzufezen: etliche aber griffen seine Knechte, höhne ten und tödteten sie! Ach man kann es uns nicht verdenken, M. Br., wenn wir keine wichtigere Angelegenheit haben, als der Abneigung entgegen, ju arbeiten, die das heutige Evangelium beschreibt, und die in unfern Tagen immer allgemeiner und herrschender wird. Ich brauche mich daher gar nicht zu entschuldigen, wenn ich bey dem HauptInhalte des Evangelii stehen bleibe, und mit Be trachtungen über den Widerwillen ge

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gen alle bessernde Wahrheit, die Gott uns an das Herz legt, eure Aufmerksamkeit beschäftige. Lasset uns zuerst einen Blick auf die Einrichtung werfen, durch die uns Gott bessernde Wahrheit an das Herz legt; hernach wollen wir uns den Widerwillen deutlich zu machen suchen, welchen wir dagegen empfinden; wir wollen ferner den Ursachen nachforschen, aus welchen er entspringt; und julezt den Schaden er wagen, den er hervorbringen muß. Bin bet ihm Hande und Füsse, und werfet ihn in das aufferste Finsterniß hinaus, dieß, dieß ist das drohende Urtheil, M. Br., das über Jeden ausgesprochen ist, welcher der Wahrs heit nicht von ganzem Herzen gehorsam wird. Möchten die Betrachtungen, die wir jezt anstel len wollen, tiefen Eindruck auf uns machen; möchten sie jeden antreiben, diesem Urtheil zu ent fliehen. Lasset uns Gott bitten, daß er diese Stunde fegne.

Evangelium: Matth. XXII. V. I-14.

Es giebt eine Wahrheit, M. Z., die blos unfre Vernunft beschäftigt, die in dem Zusam menhang unfrer Vorstellungen und Gedanken, und in der Uebereinstimmung derselben mit dem besteht, was ausser uns da ist und geschieht. Von dieser Wahrheit rebe ich jest nicht. Sie erregt nie Widerwillen; man freut sich über ihren Anblick; sie befriedigt unsre Wißbegierde und schmei chelt unserm Stolze; ste nimmt ein, reißt hin und fiegt, fobald man sie im rechten Lichte erblickt. Aber es giebt auch eine Wahrheit, die sich an unser Herz und an unfern Willen wen

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bet; bie uns unsre Pflicht vorhält, und uns die Heiligkeit und Strenge derselben fühlbar macht; die uns an unsre Fehler erinnert, und uns das tiefe Verderben unsers Gemüthes aufdeckt; die mit einer Zudringlichkeit, der wir uns nicht erwehren Fönnen, unser Gewissen rührt; die uns mit ei ner Gewalt, welche sich durch nichts abweisen läßt, nöthigt, uns selbst zu mißfallen, und es einzugestehen, daß es anders mit uns werden müsse. Diese Wahrheit nenne ich bessernd, und sie ist es, von welcher ich hier spreche. Nur fie fann nåmlich den Widerwillen erwecken, welchen Jesus in dem vorgelesenen Evangelio beschreibt, und der dießmal der Gegenstand unsrer Betrach tungen seyn sollte. Doch wenn wir die Beschaf fenheit dieses Widerwillens gehörig fassen, wenn wir einsehen wollen, wie ausgebreitet er in seinen Wirkungen ist: so müssen wir zuerst einen Blick auf die Einrichtungen werfen, durch die uns Gott beffernde Wahrheit an das Herz zu legen pflegt. Es ist nåmlich auf alle Weise dafür gesorgt, unfer Gewissen anzuregen, und uns die Nothwendigkeit einer wah ren Sinnesänderung, die Heiligkeit der Pflicht, die Würde der Tugend, und die Schändlichkeit bes Lasters anschaulich zu machen; es kommt uns, damit ichs kurz sage, bey dem Lauf unsers Schicksals, in den Verhältnissen der Gesellschaft, und unter dem Einflusse des Evangelii überall beffernde Wahrheit entgegen.

Sehet zuerst auf den Lauf eures Schickfals, vergegenwärtiget euch die Eindrücke, welche der Zusammenhang und die Folge eurer Begeben

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