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ten Rath annehmen wollen; noch am Kreuze mischte das Wohlwollen, mit welchem er einen Uebelthåter dem Verderben entreissen konnte, Labsal in die Qualen seiner lezten Augenblicke. O daß uns diese Liebe fehlt, welche das Christenthum so nachdrücklich fordert, daß sie, diese Ges berin der besten Freuden und der feligsten Ruhe unserm Herzen so fremde ist, dieß, dieß ist ein Haupthinderniß unsers innern Friedens, wir be weisen nämlich zu wenig Theilnehmung, und zu wenig Mittheilung.

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Zu wenig Theilnehmung beweisen wir, wenn es uns an christlicher Menschenliebe fehlt. Denn ist etwas unter uns gewöhnlicher, als jene selbstsüchtige Fühllosigkeit, die sich ganz auf eigne Angelegenheiten beschränkt, die sich im mer nur mit sich beschäftigt, und den Grundfah befolgt, jeder sen sich selbst der nächste? Ist et was gewöhnlicher als jene Feindseligkeit, die so gar unwillig wird, wenn es Andern wohl geht, die sich den Empfindungen des Neides und der Mißgunst überläßt, und nicht das mindeste BeDenken trägt, das Glück Andrer sogar zu stören? Ich sage es euch frèy heraus, so lang dieser Mangel an Theilnehmung, so lang dieser feindfelige Sinn euch beherrscht, kann unmöglich wahrer Friede in euch wohnen. Nur der wird ruhig und getroff, nur dem fehlt es nie an Ursachen der Heiterkeit und Freude, dessen Herz sich über alle feine Brüder erweitert; dem alles Gute Vergnügen macht, das sie wirken und geniessen; ber jeden Beweis der göttlichen Huld bemerkt, er widerfahre wem er wolle; den jede edle, grosse rühmliche Aeusserung des menschlichen Geistes ent zückt, fie bestehe worin sie wolle; dem jede heilsame

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Veränderung erwünscht ist, sie ereigne sich, wo ie wolle; nur der, welcher alles Gute so be obachtet, ergreift, und wie eigne Angelegenheit betrachtet, trifft überall etwas an, was ihn ermuntern, stärken, und seine Ruhe, befestigen kann. So lang ihr den groffen Sinu des Gebotes noch nicht gefaßt habt: freuet euch mit den Froz lichen; so lang es euch noch an der Theilnehmung fehlt, die nichts, was Menschen® begegnet, für fremde hålt: so lange wird die Religion auf eure Zufriedenheit den Einfluß nicht haben können, den sie haben sollte.

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Zumal wenn endlich auch der Mangel an Mittheilung noch hinzukommt, wenn Ihr kein Gefühl für die Seligkeit des Gebens, des Helfens, des Beglückens habt. Auch die tiefste Traurigkeit wird verschwinden, ihr werdet den Frieden eurer Seele auch nach der größten Störung wieder hergestellt sehen, wenn ihr euch das Bewußtseyn verschaffen könnet, einen Leidenben erquickt, einem Bedrångten geholfen, einen Verirrten zurückgebracht, einen Lasterhaften ge bessert, einen Verlornen gerettet zu haben! Diese nie versiegende Quelle des Trostes und wah rer Zufriedenheit will euch das Christenthum da durch öffnen, daß es euch gebietet, euch auf alle nur mögliche Art mitzutheilen und -nüßlich zu machen, und die Summe eurer wohlthätigen Wirkungen mit jedem Tage zu mehren. Klager nicht darüber, daß die Religion so wenig inne ren Frieden bey euch wirkt, wenn ihr den Geist dieser Liebe nicht kennet; er allein kann euch den Frieden geben, den Jesus empfand; er allein kann euch der Seligkeit theilhaftig machen, die Gott selbst genießt.

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336 36fte Pred, am 25ften Sonnt. n. Trinit.

Nicht umsonst, M. Br., nicht umsonst werde ich dieses Kirchenjahr über zu euch geredet haben, wenn ich euch heute noch erbitten kann, euri Aufmerksamkeit auf die groffen Hindernisse eure Zufriedenheit zu richten, die ich euch jezt nachge wiesen habe, und denselben immer mehr entgegen zu arbeiten. Laffet mich mit der Versicherung schliessen, daß ich aus Erfahrung spreche. Ich bezeuge es vor Gott, daß ich nie unruhiger, nie mißvergnügter und elender gewesen bin, als wenn ich leichtsinnig vernachlässigte, was um mich her vorgieng; als wenn ich es unterließ, den Ber lehrungen des Christenthums zu folgen; als wenn ich unflug genug war, meine Wohlfahrt nicht nach seiner Anweisung zu suchen als wenn mein Herz sich verengte und eigennukig zu wer den anfieng. Aber eben so freymuthig bezeuge ich es vor Gott, daß Heiterkeit und stiller Friede, daß edle Selbstachtung und wahre Ruhe in eben dem Grad in meine Seele zurückkehrten, in welchem ich jene Hindernisse zu heben wußte; daß es mir felbst im Leiden (und wie oft hat mich mein schwacher Körper in dem verflossenen Kirchenjahre folche Erfahrungen machen lassen!) daß es mir selbst im Leiden nicht an Trost und Erquickung fehlte, wenn ich dem Evangelio Jefu von ganzem Herzen gehorsam war. Euch, die ihr ähnliche Er fahrungen gemacht habt, die ihr wisset, wie übers schwenglich dieses Evangelium trösten kann, euch befestige Gott durch seinen Geist in dieser glücklichen Verfassung; und euch, die ihr davon noch nichts wisset, euch rette, euch erleuchte, euch beßre er; und gebe uns allen seinen Frieden; Amen.

XXX VII.

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XXXVII.

Am ersten Sonntage des Advents.

Evangelium: Matth. XXI. v. 1—9.

Di

ie Gnade unsers Herrn, Jesu Chrifti, die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sey mit euch allen; Amen.

Das Eigenthümliche und Besondre, welches die Anbetung und Verehrung Gottes bey den Christen von jeder andern unterscheidet, wird nie anschaulicher und auffallender, M. Z. als bey den Festen, welche wir feyern, und deren jährlicher Kreislauf sich heute wieder anfängt. Die mei ften dieser Feste beziehen sich auf Christum; sie find dem Andenken solcher Begebenheiten gewidmet, die sich mit ihm zugetragen haben; sie erinnern an die Wohlthaten, die Gott unserm Geschlechte durch ihn erzeigt hat; sie sehen endlich die hohe Würde ins licht, die er besikt, und lenken unsre Aufmerk famkeit auf das Verhältniß, in welchem er noch immer mit unserm Geschlechte steht, und nach welchem er in der Ewigkeit noch einen entscheidenden Einfluß auf das Schicksal desselben haben soll. Ueberlegt man den Sinn und die Bedeutung dieser Feste, so läßt sich gar nicht daran, zweifeln, 2

D. Reinh. Vred. 4te Samml. 2ter Band.

daß die Anbetung und Verehrung Gottes bey den Christen etwas Eignes hat, und mit Gesinnungen verknüpft ist, die dem Nichtchristen fehlen. Darin sind wir mit allen wahren Verehrern Gottes einstimmig, daß man Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten müsse, daß nur der ihm würdig huldige, der ihm ein reines Herz, und ein tugendhaftes Leben weihe. Aber wir beten Gott zugleich als den Vater unsers Herrn Jesu Christi an; die Freudigkeit, mit der wir an ihn denken, der Gehorsam, den wir gegen seine Geseze beweisen, die Hoffnung, die wir zu ihm faffen, fließt aus dem Glauben an Christum, aus der Ueberzeugung, es feh Gottes Rath und Wille, uns durch Christum und seine Vermitte lung zu bessern und zu beglücken; wir verknüpfen also mit den Neufferungen unsrer Ehrfurcht gegen Gott auch Ehrfurcht gegen den, welchen er gesandt hat, und sind der Worte eingedenk: auf baß fie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren, wer den Sohn nicht ehret, der ehret auch den Vater nicht.

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Beym Anfang eines neuen Kirchenjahres, dessen Endzweck es ist, religiósen Sinn in uns zu wecken, und wahre christliche Verehrung Got. tes unter uns zu befördern, haben wir sehr Ur fache, M. 3., uns das Eigenthümliche und Befondre genau vorzustellen, das die Unbetung Gottes bey Christen haben soll. Wollten wir es blos bey dem bewenden lassen, was uns schon unfre Vernunft hierüber sagt, und worüber wir mit allen einig sind, die würdige Begriffe von Gott haben, fie mögen übrigens feyn, wer sie wollen: fo fonnte unfre Art, Gott zu verehren, zwar

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