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der Götter erklären, die den Staaten eines Bundes oder den Abtheilungen (Phratrien) des Jonischen Stammes vorstanden, sondern als eine Vereinigung der höchsten Götter betrachten, die von allen mit einander verkehrenden Staaten verehrt wurden, in denen also die sonst vielfach eigenthümlich gestalteten Religionen der verschiedenen Städte und Staaten übereinstimmten, wobei für die Zwölfzahl die religiöse und politische Bedeutung derselben gerade bei den beiden am meisten mit einander verkehrenden Stämmen, den Aeolern und Joniern, maßgebend gewesen sein wird. Hat die Zusammenstellung diesen Ursprung gehabt, so dürfen wir nicht nach besonderen Beziehungen der einzelnen Götter zum Ganzen suchen, sondern jeder hat dieselbe Bedeutung, die allgemein anerkannt war, in ihrem ganzen Umfange behalten. Dann werden wir aber den Ausgangspunkt nicht, wie Welcker vermuthet, in Athen, dessen Handelsverkehr in den frühern Zeiten, die hier in Betracht kommen, wenigstens nicht der bedeutendste war, sondern in Chalkis auf Euböa oder im Aeolischen Kyme Kleinasiens suchen müssen. Daß aber nicht von Kyme, sondern von Chalkis die Verehrung der 12 Götter ausgegangen sei, dafür spricht nicht sowohl, daß die Verpflanzung dieses Cultus von Chalkis nach Leontini die älteste Kunde ist, die wir von demselben haben, sondern daß auch Athen, wo derselbe außerdem am frühesten und bedeutendsten uns entgegentritt, in jenen Zeiten mit Chalfis in der engsten Beziehung stand, ja als dessen Mutterstadt (Metropolis) ́angesehen ward. Die Verpflanzung nach Megara findet darin die einfachste Erklärung, daß Chalkis und Megara, wie früher Kyme und Chalkis, gemeinsame Colonien stifteten.

Daß Chalfis in früher Zeit den Mittelpunkt des Verkehrs bildete, bezeugen die ältesten beglaubigten Ueberlieferungen. Es lag am Euripus, wo die Meerenge zwischen Euböa und dem Festlande am engsten ist, deren wechselude Strömungen die Fahr

ten nach Norden eben so sehr begünstigten als nach Süden. Gegenüber lag Aulis, wo die Sage die Flotte der Achäer zum Zuge gegen Troja sich sammeln und wovon die beglaubigte Ueberlieferung die Nachkommen derselben Achäer ausfahren läßt, um in demselben Troas Colonien zu stiften. Doch muß Aulis von Chalkis bald überflügelt sein. Denn schon 50 Jahre später soll gemeinsam von Chalkis und Kyme in Aeolis die älteste aller Griehiichen Colonien, Cumae, in Italien gestiftet sein. Daß aber das Zwölfgöttersystem nicht zuerst in den Aeolischen Städten Kleinafiens entstanden, sondern aus dieser Gegend dorthin gekommen, scheint die Sage anzudeuten, welche den Altar der zwölf Götter im Limen Achaeon, d. h. dem Hafen der Achäer eben nördlich von Kyme, vom Agamemnon gründen läßt, der ja in Argos zu Hause war, aber die vereinigten Griechen von Aulis hinüberführte.

Aus dem Bedürfniß hervorgegangen wird dieser Cultus auch dem Bedürfniß gedient haben und nicht bloß dem religiösen, sondern auch dem praktischen, indem man diese gemeinsamen Götter als Richter über Streitigkeiten dachte und bei ihnen schwor. Das bezeugt wenigstens die mythische Ueberlieferung Athens, welche die 12 Götter in Athen über NichtAthener zu Gericht sigen läßt, wie im Rechtskampf um Orestes zwischen Apollon und den Eumeniden, zwischen Poseidon und Ares, weil Poseidon den Halirrhothios, den Sohn des Ares, erichlagen hatte, und selbst zwischen Athene und Poseidon, deren Ansprüche auf Attika zu Gunsten Athenes entschieden wurden.

Und auch Athens Bundesgenossen und Kleruchen (die in unterworfenen Staaten angesiedelten Athener) nahmen Theil an der Verehrung der Zwölfgötter in ihrer Haupt- und Mutterstadt. So erkennen wir auch in diesem Theil der Religion eines jener Bande, welche die politisch so zerklüfteten Stämme und Staaten der Griechen verknüpften. Ja auch die Macedonischen

Herrscher gaben durch Annahme dieses Cultus zu erkennen, daß sie sich an die Spize Griechenlands gestellt. Alexander bezeichnete die Grenze seines Eroberungszuges durch 12 Altäre, auf denen er den 12 Göttern opferte. Und selbst Rom huldigte den Griechischen 12 Göttern auf seinem Forum (Markt), von dem aus Jahrhunderte die Geschicke der Welt gelenkt wurden, durch Errichtung ihrer Statuen. Und die Bilder derselben 12 Götter auf ebenso vielen prachtvoll ausgestatteten Gerüsten getragen und später ihre Symbole und Bilder auf Wagen von Silber und Elfenbein gefahren, bildeten den Glanzpunkt des großen Feierzugs, mit denen die Weltstadt das Hauptfest der Circus-Spiele verherrlichte.

Die Verbreitung dieses Zwölfgöttersystems mit gleichartiger oder ähnlicher Verehrung zeigt genügend, daß die Ansicht zur Geltung kam, sie seien die höchsten Götter und bildeten die nächste Umgebung, den engeren Rath des Zeus. Die allgemeine Verbreitung einer solchen religiösen Institution ist in Griechenland nicht denkbar, ohne daß ausdrücklich durch einen Orakelspruch darüber etwas festgestellt war. Die höhere Würde dieser Götter ist vom Drakel auch dadurch anerkanut, daß es andere Götter und Heroen, wie Herakles, Dionysos und Asklepios ihnen gleich sette.

Gegen die nachgewiesene Entstehung und Bedeutung des Zwölfgöttersystems scheint die Beziehung zu sprechen, in welche dieselben zu den 12 Zeichen des Thierkreises und den 12 Monaten gesetzt werden, sowohl auf Kunstwerken als in alten Kaleudarien. Wenn man erwägt, daß die zwölf Zeichen des Thierkreises und die zwölf Monate des Jahres es sind, von denen die Bedeutsamkeit und Heiligkeit der Zwölfzahl ausgegangen ist, so muß man um so mehr geneigt sein, anzunehmen, daß die zwölf Götter in unmittelbarer Verbindung mit beiden standen, da sichere Zeugnisse nicht zweifeln lassen, daß die Chaldäer, von de

nen das Duodecimalsystem ausgegangen war, über die Monate und Zeichen des Thierkreises zwölf herrschende Götter seßten und ebenso die Aegypter. Und diese 12 Aegyptischen Götter find es, denen, wie Herodot meint, die Griechen ihre 12 Götter nachgebildet haben. Und dennoch ist diese Verbindung nicht urfprünglich, denn von den Herren der 12 Zeichen des Thierkreises bei den Chaldäern in Babylon wissen wir nicht einmal, ja es icheint zu bezweifeln, daß sie besondere Namen hatten und mit den 12 Göttern der Griechen verglichen werden konnten. Von den 12 Göttern der Aegypter bezeichnet aber selbst Herodot mehrere mit Namen griechischer Götter, die nicht zu den Zwölfen gehören, so daß nichts übrig bleibt, als die Gleichheit der Zahl. Auch ist von Alters her keine Beziehung der 12 Götter auf die 12 Monate nachweisbar. Zwar wurden in den meisten Griechischen Staaten einzelne Monate einzelnen Göttern geheiligt, deren Hauptfeste in ihnen gefeiert wurden, nirgends aber ist dies mit allen 12 Monaten der Fall. Zwar verordnet Plato für sein Ideal eines Staats in den Büchern der Gesetze, daß jeder Monat einem der 12 Obersten Götter geheiligt sein und diefer in demselben sein Hauptfest haben soll, aber er nimmt da auch das Sonnenjahr, nicht ein Mondjahr an, wie es in den Griechischen Staaten im Gebrauch war. Das Sonnenjahr eht die Kenntniß des Thierkreises voraus, dessen Zeichen diese Beziehung der Götter auf die Monate vermittelt haben. Die Griechen aber hatten ein bewegliches Mondjahr, das kein feftes Verhältniß zum Thierkreis hat. Und zu demselben sind die 12 Getter erst später in Beziehung gesetzt. Plato also wird mit dem Sonnenjahr die Beziehung der Monate auf die 12 Götter von einem Freunde Eudoros entlehnt haben.

Wir besitzen zwei ländliche Kalendarien Römischen Ursprungs, in denen außer der Zahl der Tage, der Länge der Nacht, den wichtigsten ländlichen Arbeiten und den Hauptfesten die Zeichen

Januarius.

des Thierkreises, in denen die Sonne stand, und die Gottheit, unter deren Schutz jeder Monat gedacht wurde, angegeben wer

den, in folgender Weise:

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Steinbock.

Gottheit, unter derem Schuß der Monat steht. Juno.

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Stellt man die zweiten sechs Monate neben die ersten, so kommen dieselben Götter und Götternamen paarweise zusammen, die sich auf der Borghesischen Dreifußbasis neben einander befinden. Auffallend ist, daß die Zeichen des Thierkreises in den Kalendarien immer einen Monat später gesezt werden, als sonst geschieht. Manilius in seinem astronomischen Gedicht verbindet die Götter mit dem je folgenden Zeichen des Thierkreises (II, 439 fg.):

Schuß verleihet dem Widder Minerva, dem Stiere die Venus,
Lieblichen Zwillingen schenket Apollon, dem Krebse Mercur Schuß.
Du, o Jupiter! sammt der Mutter der Götter beherrscheft den Löwen,
Ceres ist Aehren tragende Jungfrau und dem Vulcanus

Eignet die Wage, dem Mars schwingt ruhig sich der Scorpion um,
Segen verleihet Diana dem Schüßen, der Pferdes - Gestalt theilt,
und die dunkelen Sterne des Steinbocks segnet die Vesta,
Dort entgegen dem Jupiter strahlet der Wassermann Juno's,
Und es erkennet die Fische, die seinen, am Aether Neptunus.

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