ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Das Recht der Ueberfeßung in fremde Sprachen wird vorbehalten.

Wir gehören einer Zeit an, welche, wie wohl noch nie eine

andere vor ihr, die Verhältnisse des menschlichen Lebens in Familie, Staat und Gesellschaft umgestaltet, und die ihre Arbeit noch lange nicht abgeschlossen hat. Die Eltern von uns Alten ahen zwar mit der französischen Revolution des vorigen Jahrbunderts ein Gebäude mit der Wirkung des Vulkans zusammentürzen, ohne jedoch noch die Tragweite des Ereignisses zu rüren und bemessen zu können: vorerst und es wurde uns m Sinnbild schafften sie Zopf und Perücke ab und das beagende Beinkleid. Die Vollendung oder die Fortsetzung des Bertes hat unsere Zeit übernommen, insofern ihrer Bewegung bewußt und unbewußt die freie Entwicklung des Menschen nach allen seinen Fähigkeiten zu Grunde liegt. Doch wie Grundie nie so durchschlagend wirken als Thatsachen, so würde vielicht auch unsere Zeit den langsamen Schritt der zwanziger Sabre beibehalten haben, wenn nicht die Erfolge der Wissenschaft Ya Grundsäßen zu Hilfe gekommen wären. Was die französide Guillotine mit der Zerstörung aufräumend begonnen, haben Campf und Elektrizität durch positives Schaffen aufbauend fortreht und erstrebt, die freie Entwicklung aller Kräfte des einelen Menschen, in der Gesellschaft wie im Staate.

Ihr wird überall die Bahn geöffnet: keine Schranke hemmt den Verkehr von Menschen und ihren Erzeugnissen, der Gedanke

ist kaum mehr an Raum und Zeit gebunden, er überfliegt am Drahte Länder und durchdringt Meere, keine Gebote unterdrükken ihn, die Wissenschaft gepflegt, die Kunst geliebt, kein Gewerbzwang, kein Bannrecht, die Polizei beugt sich vor den Gerichten, der Bürger hilft seine Gesetze selbst machen, der persönlichen Freiheit tritt keine Willkühr entgegen, der Krieg, im Prinzipe verurtheilt, wird nicht mehr aus Rauflust geübt, seine Unmöglichkeit angebahnt, wenn auch vorerst noch mit starkem Waffengeraffel; der Schwerpunkt aller Bestrebungen liegt in der Entwicklung des Individuums als Selbstzweck. Daß die spartanische Hingebung an den Staat in dieser Auffassung der Gemüther mehr zurücktritt, wird Niemanden Wunder nehmen können. Sollte ein solcher Umschwung den ärztlichen Beruf unberührt lassen? Man wird es nicht voraussehen dürfen.

Es hat Jahrtausende gebraucht, bis der ärztliche Beruf sich zu der Stufe erhoben, welche er jetzt einnimmt. Wie mancher Stand, wie mancher Beruf, der in der Geschichte seine große Bedeutung gehabt, ist nach längerem oder fürzerem Leben verkommen, dahingesunken, als er seine Bestimmung erfüllt hatte, Eintagsfliegen in der ewigen Schöpfung, während der Beruf des Arztes, untrennbar mit der Entwicklung und Kultur des Menschengeschlechtes verbunden, mit ihr wohl sinken kann, aber alsbald auch wieder mit ihr sich erhebt, und der auch jetzt so sicher wie die menschliche Kultur seine Höhe noch nicht erreicht hat.

Wenn wir seinem Entwicklungsgange nachgehen wollen, so werden in unbefangener Würdigung der Geschichte unserm Geiste auch die Bedingungen sichtbar werden, welche seine Blüthe begünstigen, welche seinen Verfall befördern.

Der mächtigste Naturtrieb ist darauf gerichtet, den Tod zu vermeiden, das Leben zu bewahren. Den Leiden des menschlichen Körpers entgegenzuwirken, den Stillstand des pulsirenden

Lebens aufzuhalten, ist ein Drang, ein Bedürfniß, so tief jedem denkenden Wesen eingepflanzt, daß das Menschengeschlecht kaum früh genug diese Aufgabe erfaffen konnte. So weit des= halb Geschichte und Sage reicht, so weit geht auch das Bestre-. ben zurüd, Krankheiten zu heilen. Wie die vorgeschichtliche Zeit sich geholfen, wissen wir freilich nicht, doch mag auch der Bewohner der Pfahlbauten mit der Naturbeobachtung wilder Völker manche Unbilden schon auszugleichen verstanden haben. Der Griechen Heer vor Troja war nicht hilflos. Kannte es auch feine Feldärzte, so half der Held dem Helden, wie er das Geichid dazu hatte. Machaon und Podalirios werden im Schiffsverzeichniß als gute Aerzte aufgeführt. Jenen rief Agamemnon aus der Reihe der Streiter herbei zu dem verwundeten Menelacs, und ihm

„Sog er das Blut und legt ihm lindernde Salb auf.“

Auch dem Philoftet heilte er vor Troja seine vergifteten Bunden. Besonders aber Achilleus galt für weise in der Arzneifunde, unterrichtet darin wie in den Waffen von seinem Lehrer, dem Centauren Chiron. Sein Freund Patroklos zog dem verrundeten Eurypylos den Pfeil aus der Lende und streute ein linderndes Kraut auf die Wunde, wie ihn Achilleus gelehrt. Die Botanik nennt es noch dem Helden zu Ehren Achillea, und versteht darunter unsere Schafgarbe. Denn ein heilender Mann, rühmt Idomeneus, ist werth wie viele zu achten."

Wo es noch keine Aerzte gibt, wird, wie dort der Held, der Kamerad, Bekannter und Unbekannter darum angesprochen, und jeder sucht zu helfen, der meint, es zu können. In Asien, Jegypten, Assyrien, Griechenland, überall versucht man es bei hartnädigen Krankheiten, die Kranken an die Straße zu sehen; man bing ihnen Zettel an mit der Beschreibung ihrer Krankheit, oder ein Begleiter übernahm diesen Dienst, um bei Vorübergehenden,

denen etwa ähnliche Leiden schon befannt geworden, einen guten Rath sich zu erholen.

Bei den Völkern des Alterthums geht die Heilkunde, sobald es eine solche gibt, überall unmittelbar von den Göttern aus. Im Gefühl der Abhängigkeit und Hilflosigkeit leitet die kindliche Auffassung Schmerz und Krankheit, leitet sie alle Beschädigungen durch Naturereignisse vom Zorne der Götter her: diese zu versöhnen, ist der einzige Weg zur Heilung der Krankheiten. Es mag vielleicht zu einer erhebendern Ergebung führen, wenn die Griechen vor Troja ihre Kameraden, die der Pest erliegen, vor den Geschoffen des fernhintreffenden Apollon dahinfinken sehen, wenn das Schicksal der Kinder Niobes vielleicht kein anderes war, oder wenn unter dem Volke Israel Jehova einen Würgengel aussendet, der 70,000 Menschen durch die Pest erschlug, um den Vorwitz des Königs David zu züchtigen, weil er eine Volkszählung angeordnet. Jedenfalls aber wird ein Volk, das durch die Schönheit beherrscht wird, diese poetische Auffassung von Krankheit und Tod höher halten, als wenn es mit dem nüchternen Naturforscher unserer Tage den unsichtbaren Feind durch Vergrößerungsgläser zu entdecken sich bestreben müßte.

Sind es die Götter, welche die Krankheiten hervorrufen, so können auch sie nur die Helfer sein. So lange die Eigenschaften der Gottheit als eben so viele Götter verkörpert werden, so muß auch die Heilkunde eigenen Göttern zugetheilt werden, ihre Ausübung wird zum religiösen Kultus, die Tempel sind dazu die Stätten, und die Priester die Vermittler, die Ausleger des göttlichen Gedanken, sie sind die Aerzte. Den Priestern lag daran, diese Anschauung zu bestärken, zu nähren, sie sicherte ihnen den größten Einfluß auf den Menschen, der als krank ihrer Macht am leichtesten hingegeben ist. Durch diesen Umgang mit Kranken waren es aber wieder allein die Priester, welche Beobachtungen

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »