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in Kinderspielen und im Aberglauben, wie auch in Sitten und Gebräuchen, was hier nicht ausgeführt werden kann. Der Mythos ist aber auch religiös geworden, und dieses Verhältniß wellen wir etwas näher betrachten, wegen seiner praktischen Wichtigfeit.

Wir haben uns zunächst klar zu machen, was Religion ist, um dann ihr Verhältniß zum Mythos begreifen zu können, dessen Beien uns nun genügend bekannt ist. Nicht davon ist die Rede, mas irgend eine Religion lehrt; sondern die Frage geht auf den allgemein menschlichen Grund, aus dem jede Religion fließt, den Grund, welcher sie in der Urzeit hervortrieb, und welcher sie heute nec in jedem Menschen hervortreibt und dies für immer thun wirt. Ohne Religion wäre nur der eigentlich Böse, der nur am Bösen Lust fühlte, ausschließlich am Gemeinen Wohlgefallen kitte; oder auch der völlig Blasirte.

Denn was ist Religion? Nichts anderes und nichts weiter ale das Gefühl der Erhebung, welches zunächst die Ideale und tann auch alle wirklichen Dinge in uns erwecken, insofern und in dem Maße als sie das Ideal verwirklichen; Begeisterung für das Gute, das Wahre und das Schöne schlechthin, und folglich für jedes einzelne Gute, Wahre, Schöne, das hervorgebracht ist, eter für irgend etwas Vorhandenes, insofern es gut, wahr, schön it. Der Mensch hat nicht nur den kalten Trieb, alles um sich ber und sich selbst zu erkennen und die äußere Natur zu seinem Rugen und zum Besten aller Andern zu bearbeiten; auch ge= wibit nicht nur diese Thätigkeit des Forschens und Erkennens und der Unterwerfung der Natur dasjenige Gefühl der Befriedigung, welches jede Uebung einer uns inwohnenden Kraft herbeiführt: fondern, hiervon noch abgesehen, liegt im Menschen ein

Drang, über jedes Gegebene, über alles was er vorfindet, hinauszugehen, von jedem Beschränkten (und alles Wirkliche, was er findet, ist beschränkt und endlich und mangelhaft) vorzuschreiten zum Unendlichen, zum Vollkommenen ohne Fehl. Wir lernen zwei, drei zählen an den Dingen, die vor unserm Auge liegen und zählen dann weiter, ohne Rücksicht auf die Dinge, zehn, hundert, tausend, bis ins Endlose. Wir durchschreiten einen beschränkten Raum und ziehen dann weiter Linien in unzähligen Richtungen ins Endlose. Wir durchleben eine Spanne Zeit und sehen sie in Gedanken fort vor- und rückwärts zu einer endlosen Vergangenheit und einer endlosen Zukunft. Wir sehen Kräfte in Bewegung, die irgend etwas in bestimmtem Maße leisten, und bilden uns den Begriff unendlicher Leistungen und unerschöpflicher Kraft. So giebt jede Erfahrung eines Hohen und Werthvollen den Gedanken des Höhern und Werthvolleren, des Unendlichen. Dieses Hinausschreiten über das Vorliegende ist nun eben zugleich an sich selbst eine Werthschätzung des Vorliegenden, ein Messen desselben am Unendlichen. Je niedriger etwas gesetzt ist, um so mehr Stufen haben wir in der Vorstellung zu durchlaufen, um in die Höhe zu gelangen; je höher aber ein Gegenstand unserer Betrachtung steht, um so näher dem Vollendeten wird durch denselben unser Bewußtsein augenblicklich gebracht; solch ein Gegenstand reißt unsern Geist in plöhlichem Schwunge zu seltener Höhe; und dieser Schwung und die Nähe zum Unendlichen erzeugt das wohlthuende Gefühl der Erhabenheit, und dieses ist Religion.

Religion, Idealismus, Begeisterung, ist das Gefühl für das Unendliche schlechthin und für das Endliche, insofern es eine Darstellung des Unendlichen ist. Darum setzt die Religion immer ein Höchstes, das wir Gottheit nennen, einen unauslöschlichen Heerd der Begeisterung, von welchem die Strahlen ab

wärts gehen. Daher ist der religiöse Ausdruck für die Religion der: Gefühl für die Gottheit und für alles Seiende, insofern uns dieses vollkommener oder unvollkommener die Gottheit Caritellt.

Die Gottheit ist das, was wir als Höchstes, als unendlich Vollkommenes verehren. Alles Endliche, und darunter auch wir selbst, ist von ihm abhängig, erhält von ihm Dasein und Werth. Darum hat man die Religion Abhängigkeitsgefühl genannt. Der Ausdruck ist schlecht. Das Abhängigkeitsgefühl ist drückend; es ist das Gefühl des Sclaven, der mit seinen Fesseln rasselt. Es kann nur Groll und Empörung wecken. Wenn sich aber das endliche, beschränkte Wesen vom Unendlichen abhängig weiß, ie fühlt es sich frei. Denn es giebt keine andere Freiheit als im Unendlichen sich zu finden". Was wir erhaben nennen, ist nach der Bestimmung der Aesthetiker das, was in uns den Getanken und das Gefühl unserer Kleinheit erweckt. Wäre das nun ein erdrückendes Abhängigkeitsgefühl, so wäre es nicht einmal angenehm, geschweige ein Ziel der Kunst. Die Sache ist aber anders: indem wir uns im Angesicht des Großen klein erkennen, erfaffen wir doch zugleich das Große, schwingen wir uns zu dessen Höhe hinauf und fühlen uns über alles Kleine erhoben, über unsere eigene Kleinheit hinausgetragen. So wirkt alles Erle erhaben, weil es uns über alles Gemeine hinausreißt. Religiös sein heißt nun aber schlechthin, sich emporschwingen über alles Kleine, Niedere, frei werden aller gemeinen Banden, ababen, ideal gestimmt sein; und das ist Seligkeit. Religion it der Quell aller Luft an allem, was unser Bewußtsein erhöht nd erweitert, reinigt und veredelt; aus ihr strömt die Lust an ten Entdeckungen der Wissenschaft, welche uns das Unendliche am klarsten zeigt; aus ihr die Lust am sittlich Guten, welches ung mit dem Unendlichen am wesenhaftesten verbindet; und aus

ihr auch die Lust am Schönen, welches uns den Glanz und den Reiz des Unendlichen fühlen läßt.

Prüfe ein Jeder, den Blick in sein eigenes Innere kehrend, ob ich mit dem Gesagten den wirklichen Springpunkt der Religion getroffen habe. Indessen weiß ich recht wohl, daß die bis hierher geführte Betrachtung selbst für einen allgemeinen Ueberblick noch einseitig, mangelhaft ist. Sie würde ausreichen, wenn der Mensch sich immer in Gleichmuth befände; dann würden die religiösen Stunden die seligen Momente sein, wo er über den gewöhnlichen, mittleren Höhestand erhoben wird. Des Menschen Gemüth sinkt aber aufs häufigste unter diesen Punkt mittlerer Höhe hinab. In seiner Endlichkeit fühlt er sich oft gedrückt. Es fehlt ihm, was ihm sehr wünschenswerth, gar nothwendig erscheint, und seine Kräfte erweisen sich als unzulänglich, das Ersehnte zu erlangen. Er verliert, was ihm kostbarer Besiz war, und kann es nie wiedergewinnen. Nicht selten tritt ihm die menschliche Schwäche, Hinfälligkeit, Ohnmacht, ja völlige Nichtigkeit vor das Auge. Die Natur erscheint ihm nicht immer mild und gütig, sondern auch furchtbar und schrecklich. Habe ich nöthig, solch ein Bild auszumalen? Oder wir blicken auf das menschliche Treiben und auf menschliches Schicksal_im_Privatleben der Einzelnen oder in der Geschichte der Völker: wo ist die Gerechtigkeit, die wir vorauszusetzen nicht unterlassen können? Ist es nöthig, dieses Bild aufzurollen? Oder, und das ist das Traurigste, der Mensch blickt in sich und erkennt und fühlt sich höchst mangelhaft, vielleicht gar schuldig; Reue zerquält ihn. Es ist nicht nöthig zu zeigen, was mancher in sich sieht, oder was jeder in sich sieht. In solchen Stunden nun ist es die Sehnsucht nach Erhebung zum Unendlichen, die das Gemüth erfaßt, und das ist die andere Seite der Religion. Sie ist nicht bloß die Seligkeit des Erhabenseins, sondern auch das Streben und

die Sehnsucht nach Erhebung über den Druck des Endlichen, nach Befreiung von den zwängenden Schranken.

Religion ist also im Allgemeinen Erkenntniß und Gefühl des Unendlichen, und danach erklärt und bestimmt sich die Verschiedenheit der wirklichen Religionen. Die Erkenntniß des Unendlichen kann mehr oder weniger vollkommen sein. Der Eine sieht das Unendliche an einem Punkte, über den der Andere noch mehr oder weniger weit hinausschaut; es kommt auf die Fassungshaft und Tragweite eines jeden Geistes an. Um ein Beispiel zu nehmen, das uns weitab liegt, und darum die Sache um so flarer macht, erinnere ich an jene unglücklichen culturlosen Völker Afrikas und Australiens. Wie muß der Begriff des Unendlichen bei Menschen beschaffen sein, deren Zählfähigkeit nicht über den materiellen Besitz hinausgeht, sondern beschränkt wird von der Anzahl der Schafe und Rinder, die man selbst oder der Herr eter der Nachbar besitzt? Ein solcher Mensch wandelt auch über den Sand am Ufer des Meeres und sein Auge zeigt ihm die Sterne des Himmels; aber sie geben ihm nicht den Begriff des Unzähligen, denn er hat viel zu früh zu zählen aufgehört, als daß er den Versuch, sie zu zählen, wagen könnte; sie liegen weiter als sein Unendliches; er kann sich bei ihnen nichts mehr tenten. Stumpf schreitet er über den Sand, schaut nicht auf nach oben, und wählt sich ein einzelnes Ding, das er vom Wege aufnimmt, zum Fetisch.

Von dieser niedrigsten Stufe bis zur höchsten giebt es viele 3richenstufen. Die höheren Religionen unterscheiden sich am refentlichsten durch die Weise, wie sie das Verhältniß des endlichen, bedrückten Menschen zum Unendlichen erfassen, und wie e temgemäß die Erhebung und die Befreiung von allem Niebern zu bewirken suchen. Hier liegt die Verschiedenheit in der Auffassung der menschlichen Natur, und nicht nur in der Form

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