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halt um so reiner und heller strahle, ist eine gebotene That, ist die Aufgabe unserer Zeit. Mit der Beseitigung des Mythos aber und dann noch hauptsächlich durch allseitige Pflege der geiftigen Gesundheit arbeiten wir auch jenen Verirrungen entgegen, welche nicht Ursache, sondern Folge und Ausbruch geistiger Krankbaftigkeit sind.

Diese Aufgabe aber ist schwer. Mit Bilderstürmerei ist nichts gethan; und die am meisten zertrümmern wollen, mögen sich hüten, daß sie nicht tief in Gößendienst stecken bleiben. Es handelt sich um einen Befreiungsact rein innerer Art; es handelt sich darum, einen Grad von Bildung zu erreichen, um das Göttliche zu fühlen, in welcher Gestalt es erscheinen mag; um die Erhabenheit der wissenschaftlichen Erkenntniß, die Heiligkeit der reinen sittlichen Gesinnung, den Adel alles Schönen in steter Herrschaft über unsere Stimmung zu erhalten und zum einzigen. Beweggrunde unserer Handlungen werden zu lassen. Ja, auch die Kunst wirkt religiös, erhebt zum Unendlichen, die echte Kunst, wenn sie rein aufgenommen wird (eine Symphonie Beethovens ist heiliger als manche Kirchenmusik und ist es gerade in demselben Maße, als fie musikalisch vollkommener ist, künstlerisch böher steht als jene) und wehe der falschen Kunst, die dem

Zeitvertreibe dient oder noch Schlimmerem.

Die unnatürliche, unglückliche Ehe der Religion mit dem Methos wäre längst zerrissen, wenn nicht alles, was mit ihr zufammenhängt, eine besonders conservative Kraft hätte. Denn wenn wir durch alles, was wir sind und haben, mit unsern Eltern und den früheren Geschlechtern zusammenhängen, so thun wir es doch am innigsten durch die Religion, die uns als Heiligstes gilt, wie sie jenen dafür galt. Uns von ihr losmachen erwecft am meisten das Gefühl, als habe man sich von den

Eltern abgelöst; und die Religion muthwillig verleugnen, scheint uns, müsse dieselben am meisten schmerzen. Nun war doch einmal ein gewisser Mythos religiös geheiligt, also mochte man auch ihn nicht aufgeben, an dem die Eltern hingen. Auch war noch zu keiner Zeit die Bildung so allgemein verbreitet, daß man hätte wagen dürfen, öffentlich und für Alle die Form abzustreifen ohne Gefahr, damit den Inhalt selbst zu schädigen, zu vernichten. Selbst der edelste unserer Dichter, Schiller, mahut zur Vorsicht. Vorsichtig müssen wir allerdings sein, nicht aus vornehmer Rücksicht auf das Volk, von dem wir meinen, daß es an Bildung unter uns stehe, nein - sondern zunächst und . vorzüglich unser selbst wegen. Das sei nie vergessen: man ist darum noch nicht innerlich frei, weil man gesagt hat: ich will frei sein. Innere Freiheit ist die schwerste Arbeit, und endlose Mühe.

Den Mythos übergeben wir der Verklärung durch die Poesie. Ob wir aber die würdigen Nachkommen unserer Vorfahren sind, mag sich darin zeigen, ob wir es vermögen, das heilige Feuer, das sie entzündet und genährt haben, noch heller leuchten zu lassen; ob uns unsere abstracte, bildlose Religion das leistet, was ehedem die mythische Religion geleistet hat wenn sie es thut, so wird sie es besser thun. Wir müssen von uns fordern, daß wir mit nicht geringerem Eifer als unsere Eltern dem Studium, der Erforschung der Wahrheit obliegen, und daß wir es in höherem, reinerem Sinne thun; daß wir in sittlicher Lauterkeit leben und im Vermeiden wie im Ausüben strengeren, feineren Anforderungen nachkommen, und zwar aus einer Gesinnung, die das Gute will, weil es gut ist. Unser Idealismus muß reiner, fräftiger, umfassender sein; das Gemeine soll weit hinter uns bleiben, selbst im Scherz und Spiel. So wird nicht nur

unier Zusammenhang mit unsern Eltern bewahrt, sondern überbaurt jene Verbindung der Humanität, von der ich zu Anfang dieies Vortrages als von einer erkannten Idee sprach, praktisch bergestellt werden die ganze Menschheit eine Kette, in welcher jede Regung durch alle Glieder zuckt die gegenseitige Verbürgung Aller für Alle, eines Jeden für Jeden.

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Vorstehender Vortrag ist so abgedruckt, wie er gehalten war. Da ich ihn nun der Oeffentlichkeit übergebe, drängt es mich, noch vieles über die Religion der Gegenwart und Zukunft zu agen. Es sei aber genug an folgendem

Zusak.

Es wäre sehr weitläufig, die vielen mythischen Elemente, welche noch immer in unserer heutigen Wissenschaft versteckt sind, and Licht zu stellen. Mancher dünkt sich sehr frei, in dessen eithetif eder Geschichte oder welche Wissenschaft er treiben mag, bie mythische Denkweise sich noch breit hindurchzieht und tiefere Erkenntniß nicht aufkommen läßt.

Andrerseits ist mit der Einsicht, daß die Begriffe Gott und Seele in dem Mythos ihren Ursprung und ihre erste Entwickang haben, noch gar nichts über den Werth und die Giltigkeit tiefer Begriffe entschieden. Unsere ganze Metaphysik ist dem Methos entsproffen. Ihr liegt es eben ob, ererbte Begriffe zu trifen und zu läutern. Und ihr nebst der Religionsphilosophie find auch die Begriffe Gott und Seele zu näherer Bestimmung und Beurtheilung anheimzustellen.

Gott und Seele zu leugnen, ist eine alte Mode; und auch theje Mode, wie jede andre, ist fanatisch und eitel. Ihre Eiteleit und ihr Fanatismus zeigt sich darin, daß sie sich auf ihre

Negation an sich viel zu gute thut und dieselbe überall ausschreit, auch da wo die Annahme oder die Abweisung jener Begriffe gar nicht in Betracht kommt; sie freut sich ihrer Negation so sehr, daß sie vor allem nur diese hören will und sich der Mühe der Position überhoben glaubt.

Wie die Religion und Sittlichkeit ihrem Wesen nach nicht vom Mythos abhängig sind, so sind sie es auch nicht von den Begriffen Gott und Seele. Sie fließen ganz und gar und lediglich aus dem menschlichen Wesen, und auf dieses sind Ethik und Religionsphilosophie zu gründen. Das Wesen des Menschen aber ist hierbei zunächst so zu fassen, wie die rationale Erfahrung es kennen lehrt. Daß es sittliche Gefühle giebt, ist eine Annahme, die davon ganz unabhängig ist, ob sie durch materielle Combinationen bedingt sind, oder als Bekundungen eines immateriellen Wesens anerkannt werden. Ebenso hat nicht der Glaube an Gott religiöse Gefühle geschaffen; sondern diese Gefühle sind das causale Prius und haben sich in Glauben und Cultus-Handlungen offenbart. Wenn ihnen solcher Glaube und Cultus nicht nothwendig ist, so werden sie in Zusammenhang mit höherer Sittlichkeit und tieferer Metaphysik in andern Formen wirksam werden und sich lebendig erhalten.

Wahrhafte Erfahrungs-Erkenntniß vom innern Wesen des Menschen thut uns noth. Wer giebt uns diese? Nur eine, von allen metaphysischen und religiösen Voraussetzungen freie, rationale Psychologie.

Druck von Gebr. Unger (Th. Grimm) in Berlin, Friedrichsstr. 24.

16.

Physiognomik und Phrenologie.

Vertrag, gehalten am 19. Januar 1869 in Königsberg in Pr.

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