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ichleim-Körper von sehr verschiedener Größe, die größten mit bloßem Auge als Pünktchen sichtbar. (Auf dem Titelkupfer find diese Bathybius-Cytoden mit a und b bezeichnet. In Fig. a 1 bis a 4 und bl-b 3 find unregelmäßige (amoebenförmige) Urschleimstücke abgebildet, in Fig. a 9 und b 4 netförmige Stücke. Die mit b bezeichneten Cytoden enthalten Coccolithen, die mit a bezeichneten dagegen nicht.) Ihr chemisches Verhalten beweist ihre Protoplasma-Natur unzweifelhaft. Auch haben Carpenter und Thomson im letzten Sommer an dem eben heraufgeförderten Bathybius-Schlamme die charakteristischen Bewegungserscheinungen des Urschleims wahrgenommen. In dem von mir untersuchten Tiefseegrunde sind die Bathybius-Klößchen in solcher Menge zusammengehäuft, daß sie etwa 1-3 der ganzen Masse bilden, eine Thatsache von außerordentlicher Bedeutung. Diese Protoplasma-Haufen scheinen auch die einzige Ursache der merkwürdigen Klebrigkeit zu sein, durch welche sich der Tiefseegrund ren gewöhnlichem Schlamm so auffallend unterscheidet.

Vor den übrigen Moneren zeichnet sich Bathybius dadurch aus, daß er bei seinem Stoffwechsel kleine Körperchen von kohlenaurem Kalf ausscheidet. Das sind die schon erwähnten Kernsteine oder Coccolithen, die zahlreichsten unter allen kleineren Fermbestandtheilen des Tiefseegrundes. (Im Titelbilde Fig. c1 bis c 4.) Ihr Entdecker, Hurley, nannte sie zuerst (1858) Coccelithen, unterschied aber zehn Jahre später (1868) als zwei verschiedene Formen derselben die Diskolithen und Cyatholithen. Die Diskolithen oder Scheibensteine sind einfache, kreisrunde oder elliptische Scheiben von kohlensaurem Kalk, concentrisch zeichichtet wie Stärkemehl - Körnchen (Fig. Aa, Ab, S. 36). Die Cratholithen oder Napfsteine sind aus zwei eng verbundenen Scheiben zusammengesetzt, von denen meistens die kleinere eben, die größere conver vorgewölbt ist. Daher befißen sie genau die Form

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Fig. A. Ein Diskolith oder Scheibenstein, a von der Fläche, b vom Rande. Fig. B. Ein Cyatholith oder Napfstein, a von der Fläche, b vom Rande. Fig. C. Eine Kernkugel oder Coccosphäre.

von gewöhnlichen Hemdenknöpfchen oder Manschettenknöpfchen (Fig. Ba, Bb). Zwischen den ungeheuren Massen derselben kommen einzeln auch Kugeln vor, welche aus mehreren solchen Scheiben zusammengesetzt erscheinen: Kernkugeln oder Coccosphären (Fig. C). Alle diese geformten Kalkkörperchen scheinen lediglich Ausscheidungsproducte des Bathybius zu sein, und sich zu dessen nackten Urschleimstücken ebenso zu verhalten, wie die Kalknadeln oder Kieselnadeln eines Schwammes zu dessen lebendigen Zellen. Die geformten Kalkförperchen des Bathybius sind deßhalb noch von besonderer Wichtigkeit, weil sie auch massenhaft versteinert vorkommen, und zwar in der weißen Kreide. Dadurch wird wiederum die längst aufgestellte Ansicht bestätigt, daß die Kreidelager Tiefseebildungen sind, verhärteter Schlamm, welcher in sehr bedeutenden Tiefen des offenen Oceans abgelagert wurde. Die Uebereinstimmung zwischen dem lebenden Bathybius-Schlamme und der fossilen Kreide wird dadurch vollständig, daß auch die Kalkschalen der Globigerinen neben den Coccolithen und Coccosphären zu den Hauptbestandtheilen der Kreide gehören. Mit anderen Worten: der Bathybius-Schlamm, welcher noch heutzutage den Boden unserer größten Meerestiefen bedeckt, ist in Bil

dung begriffene Kreide. Die Organismen aber, welche diese moderne Kreide bilden, sind weder Thiere noch Pflanzen, sondern lediglich Protisten.

Wenn man diese merkwürdigen Verhältnisse der lebendigen Tiefsee-Bevölkerung in eingehendere Erwägung zieht, so drängen fich eine Menge von bedeutsamen Fragen auf. Sei es mir schließlich gestattet, in Kürze noch auf zwei von diesen Fragen hinzuweisen, auf die Fragen von der Ernährung und von der Entstehungs-Weise derselben.

Die Ernährung des Bathybius und der übrigen Protisten, welche die Abgründe des Oceans zwischen 3000 und 30,000 Fuß beleben, erscheint außerordentlich räthselhaft. Bekanntlich besteht zwischen Thier- und Pflanzen-Reich im Großen und Ganzen in der Ernährungsweise ein durchgreifender Gegensaß, in der Art, daß beide organische Reiche sich gegenseitig ergänzen und in der Dekonomie der Natur das Gleichgewicht halten. Die Pflanzen besigen meistens die Fähigkeit, aus sogenannten anorganischen Verbindungen, nämlich aus Wasser, Kohlensäure und Ammoniak, durch Sauerstoff-Entbindung und Synthese eiweißartige Stoffverbindungen, und vor allem Protoplasma zusammen zu setzen. Diese Fähigkeit besißen die Thiere nicht. Vielmehr müssen sie das Protoplasma oder den Urschleim, den sie nothwendig für ihr Leben brauchen, direct oder indirect aus dem Pflanzenkörper beziehen. Das Thierleben sett also eigentlich überall schon das Pflanzen= leben voraus.

Wenn wir nun, eingedenk dieses fundamentalen Wechselverhältnisses, die Dekonomie des Meereslebens in Betracht ziehen, so begegnen wir zunächst der befremdenden Thatsache, daß gerade das Pflanzenleben schon in verhältnißmäßig geringer Tiefe gänzlich aufhört. Während die Seethiere massenhaft bis zu 3000 Fuß Tiefe hinabgehen, und einzelne auch noch tiefer, so scheint dagegen

das Pflanzenleben in der Regel schon bei 2000 Fuß völlig zu verschwinden. Man nimmt nun an, daß die unterhalb dieser Zone vorkommenden Thiere sich von den unsichtbar kleinen Theilchen von zersetter organischer Substanz ernähren, die allenthalben im Meereswasser vertheilt sind. In der That ist das Seewasser, besonders in der Nähe der Küsten, keineswegs eine reine Salzlösung, sondern vielmehr eine Art von sehr dünner Brühsuppe. Denn von den zahllosen Thieren und Pflanzen, die täglich im Meere sterben, vertheilt sich immer ein kleinerer oder größerer Bruchtheil der Körpersubstanz, der nicht von anderen Thieren sogleich verzehrt wird, im Wasser. Wenn man nun aber auch seine Phantasie noch so sehr anstrengt, um sich das Meerwasser in der Nähe der Küsten als eine leidlich nahrhafte Bouillon vorzustellen, so gilt das doch keineswegs für den offenen Ocean und besonders für dessen tiefste Abgründe. Gerade hier aber fanden wir jenes wunderbar üppige Protistenleben, jene ungeheuren Protoplasma-Haufen des Bathybius und der Globigerinen. Daß diese alle sich allein von jener homöopathisch verdünnten Brühe, in der vielleicht auf hundert Milliontheile Wasser nur ein Theil organischer Substanz kommt, sollten ernähren können, erscheint bei nüchterner Erwägung aller hier einschlagenden Verhältnisse sehr unwahrscheinlich.

Wenn demnach einerseits die Ernährung des BathybiusSchlammes durch die im Wasser aufgelöste minimale Quantität von organischer Substanz kaum glaublich erscheint, andrerseits aber die Ernährung jener ansehnlichen Protoplasma - Massen durch Pflanzen bei dem gänzlichen Mangel von Vegetation gänzlich ausgeschlossen wird, so bleibt kaum noch etwas Anderes übrig, als die Annahme, daß die freien Urschleim-Körper des Bathybius fich an Ort und Stelle unter dem Einflusse der eigenthümlichen hier waltenden Eristenz-Bedingungen aus anorganischer Substanz bilden;

mit anderen Worten, daß sie durch Urzeugung entstehen. Vielleicht leitet uns die Entdeckung des Bathybius auf die lange gesuchte Spur von der spontanen, mechanischen Entstehung des Lebens. Theoretisch hat diese tiefgreifende biologische Grundfrage keine Schwierigkeiten mehr, seitdem die neuere Biologie den durchgreifenden Beweis von der Einheit der organischen und der anorganischen Natur geführt hat, und seitdem insbesondere die Moneren die letzten hier noch bestehenden Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt haben. 8) Vielleicht ist in dem Bathybius bereits ein Organismus gefunden, der durch Zusammensetzung von Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Eticstoff in bestimmten verwickelten Verhältnissen freies Protoplasma bildet, der also durch Urzeugung oder Archigonie, auf rein mechanischem Wege, sich selbst erzeugt. Wenigstens ließe sich diese Annahme gerade hier eher, als bei jedem anderen, bisher befannten Organismus mit triftigen Gründen stützen. Sollte diese Bermuthung richtig sein, so würde sie eine glänzende Bestätigung des mystischen, von Oken prophetisch ausgesprochenen Sahes entbalten: „Alles Organische ist aus Schleim hervorgegangen, ist Nichts als verschieden gestalteter Urschleim. Dieser Urschleim ist im tiefen Meere aus anorganischer Materie entstanden.“

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