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Stadt, gleichsam als Repräsentation aller Samariter, an Gewicht, und seitdem kann die Stadt als die eigentliche Hauptstadt des Ländchens gelten.1 In südöstlicher Richtung von Samarien zieht ein Felsthal, das da, wo die Felswände am steilsten sich erheben, nur noch eine Felsspalte zu sein scheint und vor Zeiten reich bewaldet und von Quellen durchzogen war. Hier liegt das alte Sichem, eingeklemmt zwischen die Berge Ebal und Garizim. Das Thal ist kaum fünfhundert Schritte breit und prangt anmuthig im Schmuck seiner Obstbäume. Der Berg Garizim war nach seiner Lage, nach seiner Fruchtbarkeit und seiner imposanten Gestalt von alten Zeiten her der Mittelpunkt des Landes; 3 dorthin pflegte die waffenfähige Mannschaft sich zusammenzufinden, wenn der Feind das Land überschwemmte. Auf der flachen Höhe desselben war zweihundert Jahre lang der Tempel der Samariter gestanden. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet",5 läßt der vierte Evangelist die Samariterin sprechen; aber auch dieses Heiligthum des Stammes hatte Johannes Hyrkan dem Erdboden gleich ge= macht, und die große Synagoge des spätern Neapolis war ein ärmlicher Ersatz für den weiland so gepriesenen Tempel. Die alten heiligen Erinnerungen freilich hatte der blutige Priesterkönig den Männern von Sichem nicht rauben können. Noch rauschten die Eichen, unter denen Abraham dem Herrn den ersten Altar errichtet, noch tränkte vor der Stadt der Jakobsbrunnen die Durstenden aus derselben Quelle, an der der Erzvater seine Heerden getränkt hattes und daneben zeigte man noch das Grab Josephs, das die Söhne Israels auf dem Acker Hemors gruben. Auf ihren Berg Garizim hatte Moses den Segen Jehovas gelegt 10 und hatte in seinen Schluchten die alten heiligen Gefäße verborgen.11 Auf ihrem Markte hatte Josua Recht gesprochen.12 Sichem war die erste Residenz des Reiches Israel gewesen13 und hatte geblüht, während Jerusalem in Schutt und Trümmern lag.14

1 Ant. XVIII; 4, 2. 2 Richt. 9, 48, 49. 3 5 Mos. 11, 29; 27, 11-13. Ant. XI; 8. 2. XIII; 9, 1. 4 Ant. X1V; 6, 2. Bell. III; 7, 32.

10 Deut.

5 Joh. 4, 20. 6 Epiph. haer. 80, 1. 7 Gen. 12, 7. Vgl. Jubil. cap. 31. Göttg. Jahrb. 1850. S. 39. 8 Joh. 4, 12. 9 Jos. 24, 32. 11, 29. 11 Ant. XVIII; 4, 1. 12 Jos. 24, 25. 13 1 Kön. 12, 25.

14 Jerem. 41, 5.

Südlich vom Garizim beginnt die Gemarkung von Akrabbi, die die römische Verwaltung schon unter die Toparchien Judäas eingetheilt hatte,1 die aber nach der Mehrzahl ihrer Flecken samaritisch war. Viel jüdisches und samaritisches Blut hat hier die Erde getrunken, denn dieser Grenzdistrikt war am häufigsten der Play, wo die Fehden beider Stämme ausgefochten wurden. So oft der Haß der Juden bei einem Feste zu Jerusalem neue Nahrung erhielt, mußten die Dörfer von Akrabatene rauchen, die von der Stadt zuerst zu erreichen waren. Auch während des Kriegs mit den Römern hatte diese Landschaft am meisten zu leiden.3 Neben den genannten finden wir noch eine große Reihe samaritischer Ortschaften erwähnt, wie Tirathaba am Fuße des Garizim,4 Rafidia, Salem, Thebez, Gitta und Piraton bei Sichem, das schöne Thirza und Geba bei Sebaste. Thaenach und Bethulia 10 über der Ebene Esdraelon und andere, deren vielfach hellenisirte Namen schon darauf hinweisen, wie wenig Widerstand die Bevölkerung dem seit Alexander die Welt immer mehr überfluthenden griechischen Wesen entgegengesetzt hatte.

Je näher man den Grenzen Judäas kommt, um so dürftiger werden die Anger und Rasenplätze, um so kahler und felfiger die Berge, um so seltener die Quellen und Laubhölzer. Dorthin wendete sich auch der Verkehr der Samariter nicht. Er hatte seine natürliche Straße hinunter nach der Küste, wo etliche Flecken der Ebene Saron, wie es scheint, ihnen angehörten.12 Sie wollten deßhalb den Fremden gegenüber gelegentlich auch für Phönizier gelten. 13

In ihren Bergen trieben sie Ackerbau und Viehzucht und lieferten Wolle für die phönizischen Spinnereien. Ihre junge Mannschaft nahm Kriegsdienste und hatte einigen militärischen Ruf.14

1 Bell. III; 3, 4. Plin. 5, 15. 3 Bell. II; 22, 2. ann. 12, 54.

-

14

Ptol. 5, 16.
4 Ant. XVIII; 4, 1. 5 Jos. 19, 20.

2 Bell. II; 12, 4. Tac.

Hieron. quaest. in Gen. 14, 18. Jubil. Cap. 30.

p. 37.

dith 6, 13.

7 Richt. 9, 50.

Göttg. Jahrbücher 1850.

s Hohes L. 6, 4. 91 Kön. 4, 12. - 10 Ju

11 Ein Verzeichniß derselben findet man in der samaritanischen Chronik des Abutfatch (abgedruckt bei Ewald, 2. Ausg. 4, 108). Die noch jetzt bekannten Flecken sind zusammengestellt bei Robinson Pal. 3, 876–881.

V, 13.

12 Plin.

13 Ant. XII, 5, 6. XI; 8, 6. 14 Ant. XX; 8. 7. XIX; 9, 2. XX; 6, 2. Bell. II; 12, 5. Vgl. auch Ant. XI; 8, 4.

Hausrath, Zeitgeschichte. 1. 3. Aufl.

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Die Stadt Sebaste allein stellte den Römern ein Reitergeschwader.1 Das Geschick zum Handel fehlte ihnen so wenig wie den übrigen Kindern der phönizischen Küste und nicht selten begegnen wir samaritischen Maklern und Wechslern auch im Ausland, wo der Handel oder der Krieg auch samaritische Gemeinden mit samaritischen Synagogen hatte erstehen lassen. Namentlich zahlreich waren sie in Aegypten, wohin schon Alexander sie verpflanzt haben soll.3 Der Samariter hatte hier den Ruf wie heute in Europa „der Jude" oder im Orient „der Grieche" und wir erinnern uns jenes Samariters der Apostelgeschichte, der sogar zu den Aposteln spricht : „Was kostet der heilige Geist?"

Die religiösen Eigenthümlichkeiten Samariens hatten sich von Anfang an im Gegensatz gegen das neue jüdische Wesen entwickelt. Die Söhne der Wegführung hatten nach ihrer Rückkehr die Kuthäer, wie sie die Samariter nach den vornehmlich aus Kutha (Kissien) eingewanderten Kolonisten nannten, von der Theilnahme am Tempelbau ausgeschlossen. So zogen sich die Synagogen der Samariter zurück auf den Stand des mosaischen Wesens, den sie bei den zurückgebliebenen Israeliten angetroffen hatten, beschränkten sich auf den Pentateuch und lehnten alle anderen, erst im Eril gesammelten oder nacherilischen Bücher als jüdisches Machwerk ab. In diese engen Grenzen ihres religiösen Vorstellungskreises eingeschlossen, hingen sie um so mehr an dem Inhalt der Patriarchengeschichte und wendeten viel Pietät auf die Pflege der Erinnerungen aus jener Zeit, deren Denkmale zum Theil in ihren Thälern lagen und mit Andacht betrachtet wurden. Ganz Sa= marien strömte zusammen, als unter Pilatus ein Goët sich erbot, noch zu all den Erinnerungen an die Patriarchen auch die ächten. Gefäße der Stiftshütte herbeizuschaffen, die auf dem Garizim vergraben sein sollten. Den Juden zum Troß ächte Söhne der Erzväter zu heißen,, war der Stolz dieses Mischvolks. „Du bist doch nicht größer, läßt der vierte Evangelist die Sichemitin zu Jesus

1 Bell. a. a. 0. 2 Ant. XVIII; 6, 4. Als solche werden sie auch erwäbut in sem Gbitt Suftinians: Περὶ ἀργυροπρατικῶν συναλλαγμάτων bei Cellarius, Collectan. Hist. Samar. I; 7. p. 22. 3 Ant. XI; 8, 6. 4 Joh. 4,

12. Auch andere Spuren dieser Pietät für die heiligen Orte sind erhalten. Vgl. Act. 7, 16. Ant. XVIII; 4, 1. XIII; 3, 4. Jubil. 31. Göttg. Jahrb. 1850. 39.

sprechen, als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gab und selbst daraus trank und seine Söhne und Heerden."1 Selbst ihren Tempel auf Garizim wußten sie aus 5 Mos. 27 zu rechtfertigen, und erhihte Disputationen fanden im In- und Ausland über die große Streitfrage statt, ob Moriah oder Garizim der Ort sei, da man nach Mose Willen Jehova anbeten solle. Aber auch keinen andern der heiligen Orte mochten die Juden ihnen gönnen, ja sie lästerten, unter der Terebinthe bei Sichem habe Jakob die vom Blut der Sichemiten besudelten Kleider seiner Söhne und die Gözen Labans, sammt den Amuletten seines Weibes vergraben und Das sei das Heiligthum, das die Samariter verehrten. „Erst dann, so faßt ein jüngerer Rabbi die zwischen beiden Parteien streitigen Punkte zusammen, wenn die Kuthäer dem Berge Garizim entsagten, Israel lobten und an die Auferstehung der Todten glaubten, könne zwischen ihnen und Jerusalem wieder Gemeinschaft sein."

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Nun war es allerdings für dies Völkchen eine schwierige Stellung, Feind des Judenthums und Bekenner seiner Religion zu sein, und der kleine Stamm war nicht selten in der Lage, mit der Zugehörigkeit zu Israel auch seinen Glauben an Jehova zu läugnen. Wenn es auch dahingestellt bleiben mag, was die Rabbinen ihnen nachsagten, daß der Jehova-Tempel auf Garizim zugleich das Bild einer Taube enthalten habe, vielleicht eine alte Erinnerung an die Tauben der Derketo und ihrer Tochter Semiramis, die die Unterthanen des Reiches Assur dereinstens in ihrer Heimath verehrt hatten, und die in dem benachbarten Askalon noch immer Pflege fanden, so sind sie doch von dem Vorwurf eines gewissen Zwitterwesens nicht frei zu sprechen. Sobald es die Noth erforderte, wollten sie nach ihrer Nationalität bald sidonisch, bald persisch, bald medisch, bald jüdisch sein, wie es sich eben schickte, und ebenso ließen sie ihren Gott bald mit jüdischen, bald mit hellenischen Namen nennen.7

5

1 Ant. XIII; 3, 4. 2 Jubil. 31 (p. 39).

3 Vgl. Kirchheim: „Sieben 4 Cholin fol. 6.

kleine Jerusalemische Massekhet“. Frankfurt 1851. S. 37.

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5 Diodor 2, 4. Tibull. Eleg. 1, 8. 18: „Alba Palaestino sancta columba 6 Ant. IX; 14, 3. XI; 8. 6. XII; 5, 6. 72 Mac. 6, 2. Ant. XI;

Syro".

Den Juden war eine solche Charakterlosigkeit anstößiger als ein ächtes Heidenthum. „Das Volk, das ich hasse, ist gar kein Volk," sagt darum Sirach und „ihr wißt nicht, was ihr anbetet", läßt das vierte Evangelium Jesum zu der Sichemitin sprechen. Man läugnete, daß die Samariter, die einst fünf Göhen angebetet, jezt Theil haben könnten an Jehova. Der Verfasser des Johannesevangeliums, der in symbolischer Weise die Samariterin am Brunnen als Repräsentantin ihres Volkes mit dem Messias zusammenführt, läßt darum Jesum von Samarien sagen: „Fünf Männer hast Du gehabt, und den Du jet hast, der ist nicht Dein Mann!" Ein solcher Synkretismus der Nationalität und Religion war denn natürlich auch ein fruchtbarer Boden für den krassesten Aberglauben und geschickte Goëten haben in diesen Bergen allzeit die reichsten Ernten gehalten. In unserer Periode spielte der erwähnte Schatzgräber eine Rolle, der im Jahr 35 halb Samarien am Garizim versammelte, um die alten heiligen Gefäße der Stiftshütte zu heben, die dem Volke Samariens einen neuen Vorzug vor den Dienern des Moriahtempels geben und zugleich das messianische Reich für die Anbeter des Garizim vorweg nehmen sollten.3 Wahrscheinlich war er der Simon Magus der Apostelgeschichte und des Josephus, der Jahre lang die leichtgläubige Menge ausgebeutet haben soll. Der scharfe jüdische Spott wurde nicht müde, diese schwachen Seiten des samaritischen Wesens zu geißeln, wie anderseits die Samariter die jüdischen Heiligthümer verhöhnten, von denen man sie ausschloß. Die alte Stammesfeindschaft hatte sich dadurch von Geschlecht zu Geschlecht mehr verbittert, und gerade die Stürme der letzten Zeit hatten auf's Neue die Asche von den glimmenden Kohlen geblasen.

Als die Römer der Herrlichkeit des maktabäischen Staates ein Ende machten, war es wie ein Jubelruf durch die samarischen Berge gegangen. Waren doch fünfzig Jahre lang die Trümmer des Garizimtempels und die Ruinen der Hauptstadt Denkmäler jüdischer Bedrückung gewesen, die jeden Samariter täglich zur Rache mahnten.

So waren ihnen Pompejus und Gabinius als Erlöser von

1 Sir. 50, 27,

2 Joh. 4, 22.

5 ff.

3 Ant. XVIII; 4, 1, vgl. 2 Mac. 2, 4 Act. 8, 9. Clem. Rec. I, 72; II, 7. Hom. II, 24.

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