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der verhaßtesten Knechtschaft erschienen. Als Gabiniopolis erhob sich Samarien wieder aus den Trümmern, bis ihm Herodes den stolzern Namen Sebaste verlich. An den Samaritern fand der neue Tyrann Judäas, der Mörder der Makkabäer, seine natür= lichen Bundesgenossen, die sich freuten, in seinem Heere den Juden die erlittenen Mißhandlungen heimzuzahlen. Mit ihnen hält Herodes Rath, mit ihnen führt er Krieg und zu ihnen begibt er sich, wenn es ihm in Jerusalem zu eng wird. Wie der Jdumäer in Jerusalem gehaßt war, so war er in Samarien geliebt. All die römischen Neigungen, die ihm die Rabbinen Judäas zum Verbrechen machten, durfte er hier um so glänzender befriedigen. Theater und Tempel entstanden in der neuen Sebaste, die er zu einer starken Trukfeste gegen die Juden gemacht hatte. All den Wirrfalen, die den Tyrannen zu Jerusalem im Kampf mit dem Anhang der makkabäischen Dynastie ängsteten, war er in Samarien entrückt, wo Niemand für die Sprößlinge der makkabäischen Brut Sympathien empfand. Für sie war er der gute König, der ein Weib ihres Stammes (Malthake) heimgeführt hatte und als Vater unter ihnen weilte. Sie hielten sich darum auch ruhig, als nach seinem Tode Judäa und Galiläa gegen die Söhne der Samariterin die Waffen ergriffen, und zum Lohn dafür nahm ihnen Rom den vierten Theil ihrer Steuern ab und schlug den Betrag auf die jüdische Bevölkerung aus. Ein neuer Grund des Hasses für das Volk von Judäa.

Der ganze Gegensatz beider Stämme trat nun aber jezt unter der römischen Verwaltung grell hervor. Während die Juden sich gegenüber dem römischen Wesen auf Kriegsfuß seßten, und mit allen Mitteln sich abarbeiteten, dem Eindringen der Ausländerei Einhalt zu thun, freuten sich die Samariter ihrer neuen Wichtig= keit. Ihr Sichem blühte auf; im nahen Cäsarea saß der Procurator; zu Sebaste wurde eine Reiterabtheilung aus Eingebornen errichtet; in ihren waldgrünen Thälern mochten im Sommer die römischen Fremdlinge gern weilen. Kurz ihr Land genoß einen Vorzug, den sie sich durch kein religiöses oder nationales Vorurtheil verkümmern ließen.

So war es denn allerdings eine lange Rechnung, die beide Stämme mit einander abzuthun hatten und man ließ keine Gelegenheit vorübergehen, nach Kräften daran abzuzahlen. Der dog-.

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matische Haß, der die Juden kennzeichnet, läßt sie auch hier als die schuldigeren und unversöhnlicheren erscheinen. Der samaritische Charakter hatte vergleichungsweise mildere Seiten, wie Jesus sie in den Erzählungen vom dankbaren und barmherzigen Samariter heraushebt. Schon ihr ungebundener Verkehr mit den Völkern der Küste und die gemischte Bevölkerung ihrer Ansiedelungen hatte ihnen ein geschmeidigeres Wesen anerzogen. Dennoch waren auch sie Kinder der syrischen Sonne, in deren Adern ein heißes Blut kochte. Nicht selten spannen sie Raufhändel mit den zum Feste durchziehenden Juden an, denen Menschenleben zum Opfer fielen.2 Ihre Hütten waren jüdischen Pilgern verschlossen,3 und selbst der Trunk kühlen Wassers wird dem jerufalemfahrenden Juden verweigert. Sie nahmen ihn nicht an, heißt es von Jesu, darum daß er sein Angesicht gewendet hatte, gen Jerusalem zu ziehen.“ „Wie bittest Du, fragt das Weib am Jacobsbrunnen den Dürstenden, der Du ein Jude bist, um einen Trunk von mir, die ich ein samaritisches Weib bin?" Dabei war ihr früherer Zug zum Tempel Jehova's seit ihrer Abweisung in Spott und Hohn verwandelt, der sich in allerlei Neckereien erwies. In älterer Zeit pflegten die Priester zu Jerusalem die im Lande Wohnenden durch Feuerzeichen auf den Bergen an den Osterneumond zu erinnern, die Samariter aber brachten durch frühere oder spätere Signale die Landbevölkerung so in Verwirrung, daß man schließlich eine andere Weise der Mittheilung ersann.5 In ähnlicher Weise äfften fie die jüdische Gemeinde am Paffahfest des Jahres 10, indem sich Einige nach Jerusalem stahlen und nach Anbruch des Festes, als die Priester, Gewänder und Gefäße bereits allen Reinigungen unterworfen worden waren, in den Hallen des Tempels menschliche Gebeine ausstreuten, so daß man des Morgens die feftfeiernde Menge an den Thüren des Vorhofs abweisen und die Feier einstellen mußte, um die Bevölkerung nicht unrein zu machen. Die Wuth der Juden war um so größer, als Procurator Coponius die Tempelschändung ungestraft ließ.

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Während sich so die Gesinnung der Samariter in dieser Nei

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gung zum Spott und zu Reibereien kund that, erfüllte dagegen die Juden ein blutiger Haß gegen die Kuthäer und unter der römischen Procuratur büßte mancher Mann am Kreuz seine Betheiligung an den Mordzügen nach Akrabbi, die die Bewohner Jerusalems noch immer nicht laffen konnten. Schon Jesus Sirach hatte gesagt: „Zwei Völker haßt meine Seele und das dritte, das ich hasse, ist gar kein Volk: die da fihen auf dem Gebirge Seir, die Philister und das thörichte Volk, das zu Sichem wohnt"? und mit jeder Generation war dieses thörichte Volk zu Sichem den Juden verhaßter geworden. Schon ihr Name galt für ein Schimpfwort. „Wir wissen, daß Du ein Samariter bist und hast den Teufel", sagen die Juden bei Johannes zu Jesu.3 Auf Umwegen zogen die Galiläer zu den Festen nach Jerusalem, denn wie der Heiden Straßen, so sind der Samariter Städte unrein und verboten ist es, bei ihnen Unterkunft zu suchen oder Speise von ihnen anzunehmen. Die Samariterin am Brunnen hat darum ganz Recht mit ihrer Frage: Wie magst du, da du ein Jude bist, zu trinken fordern von mir, da ich ein samaritisch Weib bin," denn die jüdischen Lehrer sagten: „Esra, Zorobabel, Josua bannten und verfluchten die Samariter, daß keiner aus Israel den Bissen eines Samariters esse . . . Wer das Brod eines Samariters nimmt, ist wie Einer, der Schweinefleisch ißt . . . Kein Israelite nehme einen Samariter als Proselyten auf: sie sollen nicht Theil haben an der Auferstehung der Todten."5 Jeder Vertrag, dem ein Kuthäer beigezogen wird, ist ungültig. Während der Heide Judengenosse werden kann, ist das dem Samariter verboten. Er ist ein Fremdling, und wenn ein Lehrer auch nur ein Wort mit einer Samariterin spricht, so wundert man sich darüber.8

So war es denn auch eine spite Streitfrage der jüdischen Schulen geworden, wie weit die Producte des samarischen Bodens zu genießen, dem Juden erlaubt sei. Feld- und Baumfrüchte waren sicher rein, ob aber auch das bereitete Mehl, der gekelterte Wein? Das Ei, wie das Huhn es legt, verunreinigt keinen, aber das gefottene Ei, die fertige Speise? Hin und wieder neigten sich die

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Ansichten und im Allgemeinen galt das Wort: „Wer das Brod eines Kuthäers genießt, ist, als ob er Schweinefleisch äße.“

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Unter solchen Umständen waren die Berge jenseits Akrabbi den Samaritern ein fremdes Land geworden, und wenn die Juden hinauf wollten nach dem Oberland, umgingen sie in weiten Bogen den Jacobsbrunnen, wo vor Zeiten die Stämme Ephraim und Juda gemeinsam ihre Heerden getränkt hatten. In Beeroth oder Gophna pflegten sie noch zu übernachten,2 lebten während der beschleunigten Wanderung von ihren Vorräthen und tranken die Quellen abseits der Städte, bis sie wieder erleichterten Herzens zur Ebene Jesreel niederstiegen und froh waren, ihren Fuß auf jüdische Erde niederzusetzen, denn es hatten die Juden mit den Samaritern keinen Umgang."3 Wie in der lezten Periode des jüdischen Staats das Verhältniß der Galiläer zu den Samaritern be= schaffen war, ersehen wir aus den drastischen Worten des Tacitus: „Gegenseitige Plünderungen, Räuberbanden wider einander ausgefandt, Aufstellung von Hinterhalten, zuweilen regelmäßige Gefechte, nach denen man Beute und Gewinn zu den Procuratoren brachte. Denn beide Stämme, längst entzweit, hielten jezt wegen Verächtlichkeit des Regiments den Haß weniger zurück als früher.“ 4 Aehnlich haben aber auch milder gesinnte und fromme Juden dieses Verhältniß zu Samarien aufgefaßt; es ersieht sich das sehr deutlich aus den Jubiläen, die den ganzen Haß dieser jüngsten Zeit in die Patriarchengeschichte zurückdatiren. Dem Verfasser ist schon in den Tagen Jacobs Samarien der Boden, wo Verrath und Hinterhalt hinter den Bäumen lauert 5 und das Volk von Sichem schon damals der Abschaum der Menschheit. In grellen Farben malt er die Schandthat Sichems, des Sohnes Hemors, an Dina aus, die ein kleines Mädchen war von zwölf Jahren“, und schildert, ganz wie einen der üblichen Streifzüge nach Akrabbi Simeons Einbruch in Sichem, wo sie tödteten alle sichemitischen Männer und ließen keinen Einzigen übrig.... und sie führten ihre Schwester heraus aus dem Hause Sichems. Und sie führten

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1 Vgl. die Stellen bei Sepp, Thaten und Leben Jesu. 1864. S. 115.

2 Jos. Bell. III; 5, 1. Vgl. Euseb. Onom. Art. Bigo9. Robinson, Pal. 2,

347. Sepp 1. c. bücher 1850, 45.

3 Joh. 4, 9.

4 Ann. 12, 54. 5 Jubil. cap. 34. Jahr

als Beute fort Alles, was in Sichem war, ihre Schafe und Rinder und Esel und all' ihre Habe und all' ihre Heerden, und brachten es zu ihrem Vater Jacob."1 Den Söhnen Jakobs aber, die die Sichemiten tödteten, ward es aufgezeichnet im Buch des Himmels, daß sie Gerechtigkeit und Recht und Rache geübt haben an den Sündern und ward ihnen geschrieben zum Segen“. Und wie sie ihre Schwester Dina keinem Sichemiten geben wollten, so soll Keiner aus Israel seine Tochter einem Samariter geben: „dem Mann, der das thut, komme Plage auf Plage und Fluch auf Fluch und alle Strafen und Plagen und Flüche“.2

3. Judäa.

Der südliche Theil Palästinas ist am wenigsten reich von der Natur ausgestattet. Wie es nach den Schilderungen des Josephus scheint, war allerdings das unfruchtbare Kalkgebirge Juda wirthlicher als jezt, allein während man schon in der ältesten Zeit von den Cedern des Libanon, von den Eichen Basans, von den waldgekrönten Höhen Samariens redete, ist aus Judäa nie eine ähnliche landschaftliche Schönheit sprüchwörtlich gewesen. Felsig und wenig beneidenswerth 3 hat doch auch Strabo schon die Gegend von Jerusalem gefunden und die Landschaft unfruchtbar, trocken und steinig: „so daß sich wohl Niemand ihretwegen in einen ernstlichen Kampf einlassen möchte“.4

Eine natürliche oder geologische Grenze zwischen dem Gebirge Ephraim und Juda gibt es nicht; selbst die geschichtliche war verschoben, insofern die Juden den südlichen Theil des Gebirges Ephraim in Besitz genommen hatten. Um so mehr ließ sich von einer landschaftlichen Grenze reden. Das felsige Tafelland wird breiter, die Abhänge find schroffer, die ganze Landschaft strenger, kahler, unwirthlicher, der Absturz gegen das Jordanthal und todte Meer wüft und einöd. Während gegen Südwesten sich das Terrain in hundert kleine tiefe Thäler und schmale einförmige

1 Jub. 30 (p. 38). 2 Jub. 30 (p. 37). 3 Geogr. 16, 2 χωρίον οἰκ ἐπίφθονον, πειρῶδες u. f. w. - 4 Geogr. 16, 2 (pag. 761).

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