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hoffnungslos darnieder. Er galt für wahnsinnig und man zweifelte an seinem Aufkommen. Schwer kann man sich des Gedankens erwehren, daß er damals wirklich sich die erste Störung seines geistigen Lebens zuzog, die später in so verhängnißvoller Weise den Geist dieses genialen Menschen umnachtete.1

Seine Gegner frohlockten. Er hatte sich in eine Lage gebracht, in der man nicht mehr schwach sein darf. Gar viele standen auf der Lauer, um mit der tödtlichen Klinge zuzustoßen, sobald er sich eine Blöße geben würde. Alexandra diese Niobe, die all die Ihrigen hatte hinsterben sehen - lebte noch, und ihr Haß gegen den Tyrannen war um so leidenschaftlicher, mit je größerer Selbstverachtung fie an den Tag zurückdenken mußte, an dem sie ihr unglückliches Kind im Schloßhof verläugnet und mißhandelt hatte. Kaum hatte sie von dem Zustand ihres Feindes gehört, als sie sich der beiden Burgen, Baris und der Zionsburg, zu bemächtigen suchte, um ihren Enkeln, die durch Mariamne die makkabäischen Ansprüche geerbt hätten, die Krone zu sichern. Gleichzeitig bearbeiteten die Rabbinen das Volk, die eingetretene Pest sei die Strafe für den Mord der edlen Königin. Als der kranke Tiger von diesen Umtrieben hörte, raffte er sich auf. Jezt war er wieder Herodes. Er eilte nach Jerusalem, tödtete Alexandra und fing an gegen Freund und Feind zu wüthen. Auch der Statthalter von Jdumäa fiel im Jahr 252 dem langverhaltenen Groll zum Opfer. Salome, die ihrem Gemahl entlaufen war, verrieth, daß er all die Jahre her die Babasföhne verborgen gehalten habe, nach denen der König seit Antritt seiner Regierung vergeblich forschte. Mit ihrem Schüßer Kostobar wurden sie hingerichtet, als die letten Verwandten des gestürzten Königshauses. Auch zwei Höflinge aus Herodes nächster Umgebung theilten ihr Schicksal, da Salome sie als Mitschuldige ihres Mannes angab. Bereits aber hatte der lette Aufstand „zu Gunsten der hasmonäischen Enkel“ einen neuen Argwohn in ihm erweckt. Waren nicht seine eigenen Söhne durch Mariamne neue Hasmonäer. Sein Wahnsinn heftete sich an dieses Testament der Alexandra. Sie hatte ihm durch ihre Proclamation die eigenen Kinder zu Prätendenten

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gemacht. So wuchs dem Könige mit dem neuen Argwohn neues Elend auf.

10. Das augufteische Beitalter in Judäa.

Die großen organisatorischen Veränderungen, die Augustus, nachdem er im Herbst 29 nach Rom zurückgekehrt war, mit dem Reich vornahm, berührten Judäa zunächst nicht, da dem Lande feine Souveränetät verblieben war. Um so mehr fühlte man die größere Lebhaftigkeit von Handel und Verkehr, die sich unter dem Schutz der Monarchie bald einstellte. Im Osten erhielt namentlich die Gewerbthätigkeit der Hellenen neue Nahrung, aber auch die handelnde Judenschaft verehrte in Augustus den Patron ihrer Geschäfte. Die Sorge für Straßen und öffentliche Bauwerke wurde Hauptgegenstand der Verwaltung, und wie Augustus selbst dem öffentlichen Schatz in dieser Hinsicht die größten Opfer auferlegte, muthete er auch seinen Freunden und Verwandten gleiche An= strengungen für diese Zwecke zu. So stellt sich unter den um Roms Gunst buhlenden Dynasten ein wahrer Wetteifer ein, sich durch Bauten, Weganlagen, Straßencorrectionen, Aquäducte, Canalisationen, Hafenerweiterungeu und ähnliche gemeinnüßige Werke bemerklich zu machen, was um so lohnender war, als der Minister Agrippa in dieser Bauleidenschaft seinen Herrn und Freund faft noch übertraf.

Ein weiteres Verdienst der neuen Aera war die Pflege der Poesie und Kunst. Da der Beredtsamkeit ihre höchste Aufgabe auf dem Forum versagt war, warfen sich alle Talente auf die schriftstellerische Laufbahn. Die Rostra verödeten, es kam die Zeit der Oden, des Epos, der Elegie, der Lyrik und namentlich der Bühne. Die Theater, der Circus, die Kampfspiele der Wagen und Gefänge wurden allenthalben gepflegt, um das Volk das öffentliche Leben vergessen zu lassen. Auch darin wollte der Ehrgeiz der kleinen Herrn hinter ihrem Meister nicht zurückbleiben.

Herodes bemächtigte sich dieser Richtung der Zeit mit einem Eifer, als ob die Sorge für gemeinnüßige Zwecke und die Pflege der schönen Künste von Haus aus seine größte Neigung gewesen

wäre. Und doch lag seiner Natur nichts ferner. Nicht wegen hellenischer Neigungen, sondern als Sohn Edoms war er den Juden fremd, aber darum stand er mit der ungebrochenen Wildheit seines Temperaments der abendländischen Gesittung um nichts näher. Seine persönlichen Neigungen waren weit mehr die eines morgenländischen Despoten als die eines für die Werke der Civi= lisation begeisterten Staatsmannes. Vergeblich würde man während der Zeit des Antonius bei ihm nach Aeußerungen einer solchen Richtung suchen. Er hatte mit Antonius gezecht,1 eifer= süchtig seine Frauenfäle gehütet, Soldaten geschult und Geld expreßt - von irgend welchem Interesse für Kunst war in dieser ganzen ersten Hälfte seiner Regierung nichts zu verspüren. Aber eben darin war er mit den Gesinnungen seines Volks zusammengetroffen. Der Semite ist ein Mensch ohne Kunstsinn, sonst würde ihm sein Geseß nicht verbieten Bilder und Symbole zu schaffen. Er kann leben ohne ein Bild zu malen, eine Statue zu formen, eine Münze zu prägen und der Mangel an Geschmack ist eines der Merkmale semitischer Eigenart.2 Allein da die Zeit es begehrte, ging dem vielgewandten Judenkönige auch der Sinn für solche Werke des Friedens auf und die erste Bethätigung desselben war die Theilnahme an jener servilen Demonstration, in der die morgenländischen Könige sich zusammenfanden, um den Tempel des olympischen Jupiter zu Athen auf gemeinsame Kosten zu voll= enden und Augustus zu weihen.3 Bald aber trug er in Palästina selbst die Farbe der neuen Zeit zur Schau.

Die rücksichtslose und herausfordernde Art, wie er dabei allen frommen Gefühlen der Rabbinen entgegentrat, lassen weniger irgend welches künstlerische Interesse als die tiefe Erbitterung auf den Pharisäismus erkennen, die sich an dem Gegner recht empfindlich zu rächen gedenkt. Herodes hatte nach dem Regierungsantritt des Kaisers für diesen und sich einen Huldigungseid verlangt, aber die Pharifäer hatten ihn verweigert. Mehr als 6000 blieben renitent. Man mußte sich darauf beschränken, sie um Geld zu strafen, allein das Geld wurde ihnen, die sich so trefflich darauf verstanden, der Wittwen Häuser zu freffen, vorgeschoffen und des

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1 Ant. XV; 3, 8. 2 Vgl. Dixon, das heil. Land 235. Bell. I; 21, 11.

Hausrath, Zeitgeschichte. I. 3. Aufl.

3 Suet. Oct. 60.

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Königs eigene Familie lieferte dazu ihre Beiträge.1 Grollend stand der König seinem Volke gegenüber. In all den Leidenschaften, die in diesen lezten Jahren in ihm gestürmt hatten, in der Empfindung, unheilbar mit den Besten seiner Unterthanen zerfallen zu sein, in der Ziellosigkeit seines eigenen Wollens, dem jeder höhere Zweck geraubt war, schien das Wenige, was an ihm noch sittlich und wahr gewesen, untergegangen. Selbst seine Regierungshandlungen, deren kluge Schachzüge früher die Bewunderung römischer Staatsmänner herausforderten, trugen damals für eine Zeit lang das Kainszeichen des Menschenhasses, der sich vor Allem in dem gefällt, was seinem Volk am widrigsten ist. Vergötterung der Gewalt und Verachtung der idealen Richtungen des Volkslebens schien seine einzige Regierungsmaxime, die nirgends schlechter am Plat war, als bei einer Nation, die das ganze Leben bis in's Einzelste unter transscendente Gesichtspunkte zu stellen gewohnt war.

So war die erste Anordnung, bei der er mehr den Beifall Roms, als den seiner Nation anschlug, die Einführung der actischen Spiele. Augustus hatte nach seinem Siege über Antonius die alten Spiele des Apollo zu Actium wieder neu ausgestattet. Im Jahr 28 wurde dieses Fest zum ersten Mal gefeiert, und es galt als ein Zeichen der Loyalität, diese für das Herrscherhaus so bedeutungsvolle Feier auch anderwärts von fünf zu fünf Jahren mit zu begehen.2 Herodes konnte dazu eine seiner syrischen oder phönicischen Städte wählen, aber er zog vor, bei Jerusalem selbst ein Amphitheater zu graben. Wettkämpfe, Gladiatorenspiele, Thierkämpfe, kurz alle Gräuel der Heiden kehrten an diesem Kaiserfest hier ein. Um nichts Schlimmeren willen hatten die Makkabäer einst gegen Syrien die Waffen ergriffen; die Zeiten des rasenden Antiochus schienen wiedergekehrt, von denen man im ersten Makkabäerbuch las: „Sie erbauten sich einen Uebungsplaß zu Jerusalem nach den Sitten der Heiden."3 In Menge strömten die Griechen herbei, um in allerlei verbotenen Künsten oder im Wettlauf mit zwei- und vierspännigen Wagen den in solchen Gräueln ungeübten Juden die reichen Preise des Königs abzugewinnen. Mit Abscheu betrachteten die Rabbinen dieses Gebäude, das mit seiner heid

1 Ant. XVII; 2, 5.

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2 Suet. Oct. 18. Dio 53, 1. 3 1 Mak. 1, 7.

nischen Architectur dem Gesetz Hohn sprach, mit Trauern sah das Volk den Thierkämpfen Menschenleben zum Opfer fallen.

Aber nicht zufrieden damit ging der König daran, in der heiligen Stadt selbst ein Theater zu bauen. Die Juden, die nie von einem Schauspiel gehört, sahen dieses Gebäude mit Grausen. Rings waren die Thaten des Octavian auf Gold- und Silber= grund abgebildet, die griechischen Mimen stolzirten in reichen Costümen und funkelnden Edelsteinen. Hebräische Stücke gab es nicht, auch der Inhalt der Spiele war also Gräuel und Lästerung. Dennoch heftete sich ächt rabbinisch der Haß der Frommen hauptsächlich an die in Trophäen bestehende Verkleidung der Säulen, hinter denen man argwöhnisch menschliche Statuen versteckt wähnte, was direct gegen den Dekalog gewesen und flache Abbildungen an Gräuelhaftigkeit noch übertroffen haben würde. Um diesen Argwohn zu beseitigen, ließ der König eines Tags die unzufriedensten Mitglieder des Synedriums in's Theater kommen und fragte sie, welche Decorationen ihnen so anstößig seien, und ließ dann sofort die Neberzüge wegnehmen, so daß die kahlen Holzklöße einen barocken Anblick darboten. Dennoch brachte er nur wenige Lacher auf seine Seite. Vielmehr predigten die Rabbinen fort und fort, Jehova werde alle Strafen, die geschrieben stehen, zur Sühne solcher Gräuel senden, und endlich verschworen sich zehn Eiferer, den Tyrannen in seinem Theater niederzustoßen, zufrieden, wenn auch ein mißglücktes Attentat ihm nur eine Erinnerung an den Gesezeseifer des Volkes sein würde. So tief war der Fanatismus erregt, daß selbst ein Blinder sich ihnen zugesellte, um wenigstens an dem Verdienst, den neuen Antiochus beseitigt zu haben, sich zu betheiligen. Eine Verschwörung aber, die wie diese hauptsächlich ein Zeugniß und ein religiöser Act sein sollte, zum Exempel für alles Volk, pflegt selten sehr geheim gehalten zu werden. Als die Verschwornen daher am verabredeten Tag sich nach dem Theater begaben, fanden sie den König nicht, sondern wurden von seinen Trabanten verhaftet. Sie starben wie die Helden, und den Angeber riß das Volk buchstäblich in Stücke, die den Hunden vorgeworfen wurden. Aber auch die Theilnehmer dieses Auflaufs

1 Ant. XV; 8, 2.

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