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Erster Abschnitt.

Das heilige Land zur Zeit Jesu.

Hausrath, Zeitgeschichte. I. 3. Aufl.

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1. Galiläa.

Das jüdische Land liegt unmittelbar vor dem Untergang seines Staatswesens noch ein Mal hell im Licht der Geschichte. Josephus, der klassische Schriftsteller dieser Periode, hat über alle Verhältnisse desselben mit einer Liebe berichtet, wie man sie nur zu einem Vaterland hegt, das man verloren hat. Die römischen Historiker reden mit dem Eifer von ihm, den ein starker Haß eingibt. Die christlichen Quellen spiegeln es überall wieder, um so treuer, weil unwillkürlich.

Beginnen wir unsere Wanderung im Norden, wo weftlich der breite, zackenlose Rücken des Libanon, östlich die gewaltigen Kuppen des Hermon die natürlichen und geschichtlichen Grenzen des Landes bilden.

Gegen den Libanon hat das tiefe Felsthal des wild rauschenden Leontes eine durch alle Jahrhunderte sich gleich bleibende, unverrückliche Länderscheide gezogen. Nicht in ähnlicher Weise abgegrenzt zieht sich der Bezirk von Ulatha und Paneas in die Thäler des Hermon hinein. Auf dieser hochgelegenen Bergterrasse finden wir die in der Zeit Jesu eben erbaute nördlichste Stadt des jüdischen Landes Cäsarea Philippi, eingeschmiegt in eine Schlucht des Hermon, der sich hinter ihr majestätisch in die Wolken erhebt. Am Abhang des Berges, tausend Fuß über der Stadt, hängt das uralte Kastell, „der Thurm am Libanon, der gen Damaskus schaut".1 Diese Landschaft, der der Berg Panios ihren Namen gegeben und die seit dem Jahr 19 vor Chr. wieder mit

1 Hoh. Lied 7, 4.

dem Reich des Herodes vereinigt war, von deren Wäldern und rauschenden Quellen schon die Dichter des Hohen Lieds und der Psalmen gesungen hatten, war auch jetzt noch um ihrer frischen Bergmatten und lachenden Fruchtgefilde willen hoch geschätzt, wie das Heiligthum des Pan, der Marmortempel des Augustus und die stolzen Namen Cäsarea und Neronias beweisen, durch welche die Devotion der Tetrarchen Philippus und Agrippa die Stadt als ihr bestes Gut dem Herrn der Welt darbrachte.2

Unter den steilen Abhängen dieses Hochlandes dehnt sich eine fumpfige, mit gewaltigem Rohr- und Rietgras bewachsene Ebene aus, deren Fieberluft keine Bewohner duldet. Der Jordan sucht zögernd durch sie seinen Weg nach dem mit Schilf überwucherten Meromsee. Die Bewohner Galiläas tamen in dieses Revier nur herauf, um Eber und Büffel zu jagen, die sich dort rudelweise des Sumpfs und Röhrichts freuten. Sonst war die Gegend verrufen, da auch Räuber und politische Flüchtlinge sich hinter den unzugänglichen Morästen und Schilfwäldern zu bergen pfleg= ten. Erst unterhalb des Meromsees wird die Landschaft wieder bewohnbar und ein regeres Treiben beginnt hier, da in der Nähe der heutigen Jakobsbrücke die Karavanenstraße, die Damascus mit Ptolemais verbindet, den Jordan kreuzt und zum See Tiberias hinabsteigt.

Dort unten lag auch das eigentliche Leben der Landschaft und man kann den See Tiberias mit Fug und Recht das Auge Galiläas nennen. Damals war noch mehr als heute die volle Herrlichkeit südlicher Natur über ihn ausgegossen. In reizendem Kontraste liegt der blaue Wasserspiegel eingesenkt zwischen die gelben Kalkberge. Die Küste lacht in freundlichem Blüthenschmuck und nur der östliche Abhang steht kahl und traurig mit seinen nackten, düsteren Basaltfelfen. Der freundlichste Platz am See ist die Ebene Genezareth, wo einst alle Früchte Palästinas gediehen. Auch fehlte es den Bergen nicht an Baumwuchs. Cypressen, Tannen, Mandeln, Kiefern, Fichten, Cedern, Seven, Citronen, Delbaum, Myrthe, Lorbeer, Palme und Balsam nennt ein jüngerer

1 Hoh. L. 4, 8; 7, 5. Ps 42, 7 f. 2 Jos. Bell. I; 21, 3; II; 9, 1. Jos. Ant. XX; 9, 4. 3 Bell. III; 10, 7. Robinson, Palästina, 3, 604. 606.

4 Bell. I; 16, 5.

Zeitgenosse Jesu die edelsten Hölzer seiner Heimath.1 Solche Wälder krönten damals noch die Höhen und die jetzt kahle Landschaft war in den Tagen des Josephus ein üppiger Garten. Roth blühende Oleanderbüsche, Feigen und Weingelände und saftige Rasenplätze umgaben das Ufer, und während stolze Nußzbäume und Olivenwälder sich an den Abhängen hinzogen, wiegten am Gestade schlanke Palmen ihre Fächer.2

Rings um den fünf Stunden langen und drei Stunden breiten See lagen drei größere Städte und eine ganze Reihe von Dörfern. Da wo die Karavanenstraße den See berührt, finden wir die Stadt Jesu, Kapernaum. Während nördlich in der Nähe der Jordanmündung Chorazin in der Höhe, Bethsaida am Ufer zu suchen ist, folgen südlich Dalmanutha und Magdala. Die Häuser und Straßen dieser Plätze haben wir uns den heutigen orientalischen Flecken ähnlich vorzustellen und nicht nach Analogie des griechisch-römischen Bauwesens, denn wo, wie in Sebulon, dieses vorherrschte, findet Josephus für nöthig, es ausdrücklich hervorzuheben.3 Anders war das in Tiberias, das Antipas nördlich von den heißen Quellen von Emmaus im römischen Stile gebaut hatte. Der See, der sonst nur einförmige syrische Hütten und unschöne, viereckige Synagogen fah, spiegelte hier stolze griechische Säulengänge und römische Thore, Paläste mit Sculpturen, an deren Schönheit ein jüdisches Auge sich freilich nicht zu freuen vermochte. Es fehlte nicht Sta= dium und Palatium. Doch zeichnete sich die Stadt auch durch eine stattliche Synagoge aus, in deren kolossaler Basilika während der Revolutionszeit Volksversammlungen abgehalten wurden. Die Verfassung war die der hellenischen Städte mit einem Rath von 600 Bouleuten und Magistraten nach griechischem Vorbild. Ein größerer Platz von mehr jüdischem Zuschnitt war das am Südende des Sees gelegene Tarichäa. Hier am Ausfluß des Jordan aus dem Genezareth, der einer der fischreichsten Seen der Welt ist, blühte das Gewerbe der Fischer. In Tonnen gepökelt wurden die Fische von Tarichäa weithin versendet. Auch die Evangelien kennen dieses rege Fischerleben. Hin und wieder fahren

1 Jubil. 21. (Göttg. Jahrb. 1851, p. 19.) 2 Bell. III; 10, 7. 8. 3 Bell. II; 18, 9. 4 Jos. Vita 54. 5 Strabo, 16, 2.

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