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selbst der greise Kanzler Ptolemäus ganz vergaß, daß er einen amtlichen Act hatte aufnehmen sollen. Endlich fertigte der König Botschafter nach der Hauptstadt ab, mit dem Auftrag, bei dem Kaiser die Bestrafung der Prinzen zu verlangen, sobald Nicolaus denselben zu andern Ansichten über Sylläus würde gebracht haben. Der Vollzug dieses Auftrags brachte Herodes um die Krone von Arabien. Als der Kaiser die neuen Berichte gelesen, erklärte er, das sei nicht mehr der Mann, dem man neue Königreiche anvertrauen könne, und auf dessen Rath einst römische Triumvirn Werth gelegt hätten, sondern ein geistig zerrütteter Greis, der nicht ein Mal das eigene Haus in Ordnung zu halten wisse. Dennoch gab er Herodes die Vollmacht, mit seinen Söhnen zu verfahren nach seiner königlichen und väterlichen Gewalt. Augustus lernte soeben im eigenen Haus den Jammer entarteter Kinder kennen. Er zweifelte nicht, daß auch in Jerusalem der Vater im Recht sein dürfte. So wurde zu Berytus ein halb aus Römern, halb aus Juden zusammengesettes Gericht berufen, vor dem der König persönlich als Ankläger seiner Kinder auftrat. Proconsul Saturninus brachte zu demselben seine drei Söhne mit, um in Herodes die väterlichen Gefühle aus dem Schlummer zu wecken. Aber der König benahm sich wie ein Rasender. Auf's leidenschaftlichste trug er seine Beschuldigungen vor, den Mangel an Beweisen durch die unsinnigsten Wuthausbrüche ersehend, mit dem steten Schluß, daß er nach königlicher Gewalt und jüdischem Recht des Verdicts dieses Gerichtshofs gar nicht bedürfe. Den Römern ekelte vor diesem Einblick in die Palastintriguen eines orientalischen Serails, und Niemand begriff, warum ein Vater, dem so viele Rechtskundige zur Verfügung standen, in eigener Person die gehäffige Rolle des Anklägers übernehme. Indessen der Spruch erfolgte nach seinem Wunsch. Nur der Consular Saturninus und seine drei Söhne hatten gegen die Todesstrafe gestimmt. Noch eine Weile befann sich Herodes, ehe er das Urtheil vollstreckte. Ein biederer Kriegsmann, der durch Vorstellungen seine Wuth reizte, dann sein Bartscheerer, der sich mit Entdeckung einer neuen Verschwörung Geld verdienen wollte, versezten ihn aber bald wieder in die Stimmung, in der er zum Entschlusse zu kommen pflegte. Wegen der angeblichen Ver

1 Agrippa's Tod 12 v. Chr., stärkere Mißstimmung gegen Julia. Dio 55, 10.

schwörung wurden 300 Soldaten und Officiere sammt dem An= geber zu Cäsarea hingerichtet. Die Prinzen aber wurden nach Samarien gebracht und dort, wo Herodes ihre Mutter Mariamne geheirathet hatte, im Jahr 8 erdrosselt.

In der Gruft der Makkabäer zu Alexandrion ließ er sie beisetzen, um anzudeuten, daß er sie selbst im Tode mehr als Makkabäer, denn als seine Kinder betrachte.

14. Das Ende.

Wenn der unselige Mann nun aber gemeint hatte, durch diesen Schlag sich endlich Ruhe zu schaffen, so kannte er die Seinen schlecht. Der Haß, den Antipater gegen die Brüder gehegt, galt nicht minder ihren Kindern, in denen ihm neue Rivalen aufwuchsen. Neber ihre Erziehung und Verlobung entbrannten bald neue Zwistigkeiten, doch fand Antipater bei den vorliegenden Verhältnissen und nachdem er seinen Hauptzweck erreicht hatte, für gut, sich als Gesandten zur Betreibung der Streitfache mit den Arabern nach Rom schicken zu lassen. Selbst den gewiegten Saturninus hatte er so zu täuschen gewußt, daß dieser ihn dorthin empfahl. In Herodes' Umgebung ging es nun sehr still zu, und die drei lezten Jahre seines Lebens waren überaus leer und öde. Glaphyra kehrte auf Befehl des Königs zu ihrem Vater nach Kappadocien heim, von wo ein seltsames Schicksal fie später als Königin nach Jerusalem zurückführte. Bernice ging mit ihren Kindern nach Rom. Die Uebrigen hielten nach dem vollkommenen Sieg ihrer Verwandtschaft gegenseitig Freundschaft, allein so krankhaft war das Mißtrauen des Königs geworden, daß er ihre Verträglichkeit als Complott gegen sich auffaßte, so daß sie vor seinen Augen die Entzweiten und Verfeindeten spielen mußten und nur des Nachts in wohlbewachten Gemächern Zusammenkünfte hielten. Die männersüchtige Salome hatte der Bruder unter Beistand der Kaiserin Livia, die schon zuvor mit Salome's Heirathsplänen behelligt worden war, zu einer ihr nicht zusagenden Ehe mit seinem Höfling Alexas gezwungen. Antipater dagegen sezte von Rom

aus sein altes Wesen fort. Sein Proceß gegen die Araber gab ihm Gelegenheit, mit vielen vornehmen Römern anzuknüpfen. Niedere gewann er durch Bestechung. Selbst im Gefolge der Kaiserin Livia hatte er eine griechische Sklavin gedungen, die seiner Verrätherei dienstbar war. Die jüngern Brüder Archelaus und Philippus, die in Rom lebten, verhette er gegen den Vater und denuncirte sie dann wieder bei diesem. Seinen Oheim Pheroras suchte er zu Anschlägen gegen Herodes aufzureizen. Ueberhaupt arbeitete er mit der Haft eines bösen Gewissens an des alten Königs Untergang, damit nicht das ganze Gewebe seiner Lügen noch vor des Vaters Tod an's Tageslicht komme.

Er war aber nicht der Einzige, der auf des Königs Ende hoffte. Auch die Pharifäer hatten sich schon über die Thronfolge Gedanken gemacht und hofften, den ihnen ergebenen Pheroras durchzusetzen, dessen Frau, Schwiegermutter und Schwägerin streng pharisäisch gesinnt waren und um Unterstüßung der Volkspartei warben. Die drei Frauen bemerkten bald, daß Salome die Fährten dieses Plans ausgespürt hatte; sie trennten sich deßhalb und lebten scheinbar in großer Feindschaft, allein ihre schlaue Schwägerin ließ sich dadurch nicht täuschen. Sie wußte, wer seiner Zeit den Pharisäern ihre Geldstrafen bezahlt hatte, und beobachtete die Beziehungen ihres Bruders Pheroras zu den Frommen voll Argwohn. Diese selbst machten auch aus ihren Plänen viel weniger Hehl und gaben die Prophezeiung aus: „Für Herodes und dessen Nachkommen sei von Gott bestimmt, das Reich zu verlieren, das dann an die Gattin des Pheroras und ihren Gemahl fallen werde.“ Das Reich, das Pheroras ererben sollte, war indessen nicht durchaus von dieser Welt. Vielmehr war die Meinung der Pharisäer, daß die Tage des Messias vor der Thüre seien. Ihre Verheißungen fanden namentlich unter den Sklaven und Hofbedienten Gläubige, die im Einvernehmen mit ihrer Herrin große Dinge von der kommenden messianischen Zeit erwarteten. Den Eunuchen Bagoas verwiesen die frommen Freunde des Pheroras unter An= derem auf die Verheißung des Jesaja: „Nicht spreche der Eunuch, siehe, ich bin ein dürrer Baum! Denn so spricht Jehova von den Eunuchen: die meine Ruhetage wahren und erwählen, was mir wohlgefällt, und festhalten an meinem Bunde, denen gebe ich in meinem Hause und meinen Mauern Denkmal und Namen, besser

als Söhne und Töchter, einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der nicht ausbleibt."1 Noch materieller hatte Henoch 10, 17 jedem Gerechten verheißen, er solle so lang im messianischen Reiche leben, bis er tausend Kinder werde gezeugt haben. Mit dieser Verheißung kirrte man den Eunuchen. Man sagte ihm, er werde die Kraft zu heirathen und eigene Kinder zu zeugen zurückerhalten, ja ihm sei es beschieden, dem kinderlosen Pheroras den Sohn zu erwecken, der das Reich bringe, so daß er „Vater und Wohlthäter des Messias" heißen werde. Auch den Lustknaben Carus, der für den schönsten Jüngling des Landes galt, brachten die Rabbinen in ihre Schlingen, gleichviel welche Rolle ihm bei der Verwirklichung dieser Prophezeiung zugedacht war. So finden wir den greifen Tyrannen in der That umschwirrt von den Gerüchten des kommenden Messias, die die Sage von den Weisen aus Morgenland in seine Geschichte verflicht. Am meisten war der Eunuch von den ihm gemachten Vorspiegelungen erregt und fing an, im Palaste sich unsinnig zu gebärden. Dadurch ward eine Untersuchung veranlaßt, und der König, der die messianische Weisjagung haßte, wie Alles, was mit den nationalen Hoffnungen des Volkes zusammenhing, ließ die am meisten betheiligten Pharisäer und Bagoas, sowie den Pagen Carus hinrichten. Als die Urheberin des ganzen Unfugs aber zog er die abergläubische Gattin des Pheroras zur Rechenschaft und verlangte von diesem, daß er fie verstoße. Das fromme Weib hatte indessen solche Gewalt über ihren sonst treulosen Gemahl, daß er lieber den Hof mied und sich mit ihr in seine Tetrarchie zurückzog. Der König aber „tödtete alles, was in seinem Hause dem, was die Pharifäer sagten, zugefallen war." Was die Pharifäer sonst noch sagten, hat Nikolaus von Damaskus, den Josephus hier benüßt, vielleicht berichtet, aber Josephus gleitet auch an dieser messianischen Bewegung leise vorüber und so entzieht sich das Nähere unserer Kunde. Immerhin ist es eine merkwürdige Thatsache, daß in der Zeit, in der, so viel wir wissen, Jesus geboren ist, in der Zionsburg und am Hofe des Tetrarchen von Peräa in der That der Messias erwartet wurde und die Kunde zu blutiger Verfolgung Anlaß gab. Aber auch ein anderer Kindermord" als der des Pagen

1 Jes. 56, 3-5. Vgl. Haverkamp zu Jos. Ant. XVII; 2, 4.

Carus spielte noch in dieser lezten Periode des Königs. Eine Krankheit, die erst Herodes, dann Pheroras durchmachte, schien die greisen Brüder sich wieder näher zu bringen. Da starb Pheroras plöglich weg. Man munkelte, nicht Alles sei mit rechten Dingen zugegangen. Eine Untersuchung brachte die unerwartetsten Entdeckungen zum Vorschein. „Die abgeschiedenen Geister Aleran= ders und Aristobuls, sagt Josephus, gingen im Palaste um und zogen die tief versteckten Geheimnisse an's Licht und forderten selbst diejenigen vor den Richterstuhl, die dem Verdacht am fern= sten zu stehen schienen."1 Das Gift, an dem Pheroras gestorben sein sollte, war allerdings vorhanden, aber es war für Herodes bestimmt von seinem Lieblingssohn Antipater, der es Pheroras geschickt hatte. Jetzt ward Herodes inne, welchen Menschen er sein Weib und seine Kinder geopfert habe. Aber eine ausgesuchte Rache sollte nun auch den treffen, der ihn um sein letztes Gut betrogen hatte. In verstellter Freundschaft rief er Antipater aus Rom zurück, als ob er ihm den letzten Segen zu geben gedenke. Allen erschien es merkwürdig, daß, nachdem der Proceß schon sieben Monate gedauert und bereits zur Verstoßung der Doris geführt hatte, Antipater über die neueste Wendung deffelben doch ohne Kunde war. Niemand hatte ihn gewarnt, denn Niemand war sein Freund. Vielleicht, meint Josephus, schloffen auch denen, die ihn etwa warnen wollten, die Geister seiner ermordeten Brüder den Mund." Erst als er in Cäsarea keinen Menschen im Hafen fand, um ihn zu bewillkommnen, ward ihm die Sache bedenklich. Allein, nachdem er so weit gegangen, konnte er nicht zurück. Trozig ritt er nach der Hauptstadt hinauf und betrat die Königsburg. Erst als man dort sein Gefolge von ihm trennte, erkannte er, daß er verloren sei. Alle Kraft zusammennehmend, wollte er den Vater jubelnd umarmen, dieser aber stieß ihn zurück und wendete sich zu dem anwesenden Quinctilius Varus, Proconful von Syrien, dem bekannten Helden des Teutoburger Waldes und bat ihn, dem Vater- und Brudermörder den Proceß zu machen. Die Untersuchung war nicht schwierig, da Alles sich herzudrängte, um gegen den Verhaßten zu zeugen. Nicolaus Damascenus faßte als Fiscal die belastenden Momente klar zusammen. Daß Anti

1 Josephus, Bell. I; 30, 5.

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