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wo reichlichere Zuflüsse vom Gebirge Juda die Ebene bewässern und der Jordan all die fruchtbare Thalsohle abgelagert hat, die er von seinem obern Lauf mit sich führte, eine von Felsen um= kränzte Dase. Selbst von Sumpfland und dichten Wäldern wird. hier berichtet. Noch einen Schritt weiter wuchsen „die Palmen am Waffer, die Rosenbäume, die man zu Jericho zicht“. Diese wichtige und berühmte Stadt war in der Zeit der Herodäer nicht wenig verschönert worden. Von Herodes stammten die Mauern, Theater, der Circus, von Archelaus der neue Palast mit seinen Gärten. Hier war die Rennbahn, in der Herodes die Volfsältesten Judäas nach seinem Tod wollte hinrichten lassen, hier der Teich des Königsgartens, in dem er den lezten Hasmonäer, den Bruder der Mariamne, erfäufte. Durch Jericho führte die große Karavanenstraße im Osten des todten Meers, das Gebirge Seir entlang, zum rothen Meer hinab, so daß die Stadt für den Han= del mit Arabien und Aegypten von Bedeutung war. Der rege Verkehr belebte sich noch mehr zu den Festen, wenn die Pilgerzüge aus Galiläa, die den Weg durch Samarien scheuten, pfalmensingend hier durchkamen. Der Maulbeerbaum, auf den Zac= chäus stieg, um Jesum zu sehen, erinnert an solche Tage. Dazu hatte das kostbarste Erzeugniß des Thals, der Balsam, eine schwunghafte Industrie erzeugt. In weiten Plantagen wurde die Balsamstaude gepflegt. Die der mit scharfen Steinen gerigten Rinde entfließenden Thränen, die einer schleimartigen Milch ähnlich sehen, sammelte man in Gefäßen oder in Wolle. Der anfangs flar, später roth und dick aussehende Saft, wird alsdann in Muschelgefäße gegossen, wo er feste Gestalt annimmt und so verfandt wird. Man schäßte an ihm nicht nur seinen Geruch, sondern noch mehr seine medicinischen Eigenschaften. „Er heilt Kopfschmerzen zum Erstaunen, sagt Strabo, auch anfangende Augenflüsse und Kurzsichtigkeit“.3 Für die Römer war nach der Einverleibung Judäas der Balsamhandel ein einträgliches Regal geworden. Die Hauptplantage lag hinter dem königlichen Schloß und war eine Perle, um deretwillen Kleopatra ihrem Nachbar Herodes mehr als einmal nach dem Leben getrachtet hatte. Dem

1 1 Mac. 9, 45. Plin. hist. nat. 12, 54.

2 Sir. 24, 18.
Tac. ann. 5, 6.

3 Strabo XVI; 2. Jos. Bell. I; 6, 6

blühenden Handel zu Ehren errichteten die Römer an dieser Grenze ein eigenes Zollamt, dessen Pächter zu Jefu Zeit der kleine, verwachsene Zacchäus war. Er war reich geworden auf der Stelle, und das Volk verschrie ihn als Geizhals. Bei dieser Bedeutung der Stadt durch ihre eigenen Producte und als Schlüssel Judäas, war sie jederzeit, besonders zum Schutz gegen die Nabatäer, stark befestigt gewesen; so lagen hier die Castelle Thrar und Taurus, Dagon oder Dock3 und Kypros, die in schönem Kranz die lachende Oase umgaben.

Wie nun aber in diesem seltsamen Lande die stärksten Contraste unmittelbar neben einander liegen, so folgt auf die Rosengärten und Palmenhaine von Jericho die Wüste des todten Meeres. Der Boden wird rasch wieder felsig und unfruchtbar. Zwischen buschigen Ufern, zugedeckt mit Schilf, schleicht der Jordan durch das mit Salzblöcken übersäte Wüstenland. Das war die unwirthliche Gegend, in der einst Johannes der Täufer zur Buße aufforderte. „Der Fluß zögert, sagt Plinius, als nahe er sich nur ungern dem abscheulichen See, der ihn verschlingt und sein gepriesenes Wasser durch Vermischung mit seinem stinkenden verdirbt". In der Nähe des Salzmeers hört die Vegetation gänzlich auf. Es öffnet sich eine große und breite Ebene, in der der 10 Meilen lange und 2 Meilen breite See daliegt, im Osten und Westen von steilen, zerklüfteten Kalkhöhen umschlossen. Der Boden ist weitumher verfalzen. Unterseeische Asphaltquellen fenden ihre harzigen Massen nach der Oberfläche. Vermuthlich ein Erdbeben begrub hier noch in geschichtlicher Zeit die Schwesterstädte Sodom und Gomorra unter der blauen Fluth des Salzsees, wobei die zahlreichen Asphaltlager am Ufer in Brand ge= rathen sein mögen. „Und Abraham blickte von dem Hügel bei Hebron hinüber nach Sodom und Gomorra und schauete, und siehe ein Rauch stieg auf von der Erde, wie ein Rauch des Ofens".

Die Gegend war zur Zeit Jesu schon so unbewohnt wie heute. Nur an dem westlichen Abhang finden wir ein freundliches Thal an einer schönen von jähem Felsen fallenden Quelle.

1 Luc. 19, 2. 2 Strab. XVI; 2 (pag. 763). I; 2, 3. 1 Mac. 16, 15. 4 Bell. I; 21, 4. - 5 5, 2.

3 Ant. XIII; 15. Bell.

Hier liegt die Oase Engedi und noch weiter füdlich, auf jähem Felsen, das feste Masada, das von Herodes in bewundernswerther Weise auf dieser Klippe ausgebaut und wohnlich gemacht worden war. Ungeheure Waffenvorräthe hatte der König hier aufgespeichert, durch die es den Juden, als sie sich im Frühling 66 der Feste bemächtigten, erst möglich wurde, den Krieg gegen Rom zu beginnen. Wie der jüdische Krieg hier seinen Ausgangspunkt nahm, so war dies Felsennest auch die lehte Feste, die sich hielt und ihn endlich mit einem grausen Todtenopfer beschloß, indem die ganze Besatzung sich selbst entleibte, als die Burg nicht mehr zu halten war.2

An den öden Felsen von Masada wollten die Gewährsmänner des Strabo und Josephus noch die Spuren der Flammen vom Untergang Sodoms und Gomorras sehen. „Angebrannte rauhe Klippen, Sprünge und aschenähnliche Erde, auch Pechtropfen, die aus den Felsen hervorquellen und weithin übelriechende Bäche und zerstreute Wohnungen in Trümmern".3 Aehnlichen Phantasien haben sich auch neuere Reisende ergeben. Der That nach aber hat hier niemals eine directe vulkanische Thätigkeit gearbeitet. Erderschütterungen mögen Städte unter dem See begraben, Blize die Petroleumquellen und Asphaltlager entzündet haben, Eruptionen aber haben hier niemals stattgefunden. Die Landschaft selbst ist bei dem steilen Absturz der Kalkfelfen und dem salzigen Strand unfruchtbar. Ihre einzige Industrie war die Gewinnung des Asphalts, der auf der Oberfläche des Sees schwimmt, in den er von den heißen und lothrecht zum Meer abfallenden Felsen des Ufers herabgeflossen ist, oder vom Grund des Sees durch Stürme nach oben getrieben wird. In Kähnen schleppen die Umwohner die angeblich stiergroßen Klumpen an's

1 Bell. VI; 8, 3. 2 Bell. VII; 9, 1. 3 Strabo 16, 2. Ebenso Bell. IV; 8, 4. Tac. hist. 5, 7 u. A. Philo (Vita Mos. II, Mangey 143) will sogar von noch fortdauernden schwächeren Eruptionen wissen: Er avadidouérn φλὸς ἀμαυρα, καθάπερ διασμυχομένου πυρός. Srntf. ausg. Ε. 662. - 4 291. Fraas, das todte Meer, Stuttg. 1867 pag. 18: „Mit ganz schwacher Abdachung gegen Nordost liegen die Schichten alle fast ganz horizontal, Bank auf Bank, so regelmäßig wie nur im schönsten Flößgebirge Schwabens, ohne Knick, ohne Biegung, ohne Spur irgend einer Störung". Ueber den Irrthum, daß gediegener Schwefel stets auf vulkanische Thätigkeit hinweise vgl. Fraas, Aus dem Orient pag. 66. Hausrath, Zeitgeschichte. I. 3. Aufl.

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Land. Nachdem sie hier ausgetrocknet sind, werden sie mit Keilen und Aerten wie Bäume gespalten und zur Küste versendet, wo man Schiffstheer aus ihnen bereitet. Am östlichen Ufer hatten die heißen Quellen berühmte Badeanlagen hervorgerufen. So Kalirrhoe im Thal des Zerka-Ma'in und die höher gelegenen bei der Feste Machärus in den Bergen.

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Die Felsregion, die sich vom todten Meer in die Nähe von Jerusalem hinaufzieht, heißt die Wüste Juda und gliedert sich wieder in eine Reihe einzelner Wüsten, das heißt felfiger Steindistricte und grasreicher Plateaus, die sich um bewohnte Thalgründe ausdehnen, nach denen sie benannt sind. In diesen einsamen Thälern, in denen nur große Heerdenbesizer, wie weiland Nabal, ihre Gehöfte und arme Hirten ihre Hütten haben,3 lagen auch die Colonien der Essäer, die auf die Fremden einen so wun= derbaren Eindruck machten. Ein wunderliches Volk, sagt Plinius, das, jeder Wollust entsagend, ohne Weiber, ohne Geld und nur in Gesellschaft seiner Palmen lebt. Durch die täglich Hinzukommenden pflanzt sich die Gesellschaft immer gleichmäßig fort; denn die Zahl der Lebensmüden, welche sich durch die Stürme des Schicksals zur Annahme ihrer Sitten gedrungen fühlen, ist bedeutend. Auf solche Weise dauert (was gewiß unglaublich scheint) ein Volk, bei dem Niemand geboren wird, durch Tausende von Jahren fort. So ergiebig ist für Jene der Lebensüberdruß Anderer!" 4

Auch sonst waren die Höhlen, an denen dieses Kalkgebirge so reich ist, Herbergen von Einsiedlern, die hier, wie Johannes und Banus, der Askese lebten. Ihre Nachbarn aber waren die Räu= ber, die namentlich am nördlichen Abhang in der schluchtenreichen, felsigen Wüste von Jericho dem Wanderer auflauern, der von Jerusalem nach Jericho zieht, oder die Flüchtlinge, die Tyrannei und Krieg aus der Heimath verscheucht hat.?

1 Bell. IV; 8, 4. Tac. Histor. 5, 6.

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2 Nach den oben erwähnten 3. Th.

auf der Höhe gelegeneu Flecken: Wüste Thekoa, Engedi, Siph, Maon und Berseba. Eine abgeschlossene Schlucht für sich ist die Wüste Jericho, die von dieser Stadt bis in die Gegend von Bethanien hinaufzieht. 3,,Cuncta sunt plena pastoribus.“ Hieron. prol. in Amos. 4 Hist. nat. 1, 15. 5 Mth. 3, 1. Jos. Vita 2. 6 Luc. 10, 30. 7 Bell. IV; 8, 2.

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Die Einrichtungen in der ganzen Landschaft waren noch die alten jüdischen. Die griechische Städteverfassung ist hier unbekannt und die Gemeindeordnung lehnt sich an das alte Testament an. Der jüdische Flecken unterscheidet sich von Orten wie Sebaste oder Tiberias, wie sich heute die Türkenstadt von der Frankenstadt unterscheidet. Noch spielt die Eintheilung in Stämme und Geschlechter hier eine große Rolle1. Die Ortsgerichte und Verwaltungsbehörden waren nach alttestamentlichem Vorbild berufen. Es sollen gebieten, sagt Josephus, in jeder Stadt fieben Männer; und jeder Behörde sollen zur Unterstützung zwei Leviten beigeordnet werden." Daß in Galiläa diese Ordnung nicht allgemein bestand, ersehen wir daraus, daß Josephus sie dort erst während seiner Statthalterschaft einführt. Auch dieser patriarchalische Zuschnitt des Gemeindelebéns gab Judäa sein besonderes Gepräge, das sich schließlich vollendet in dem Zusammenhang mit dem Tempelleben und der Theokratie, auf die das ganze Treiben der Landschaft bezogen war.

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Noch haben wir nur im Vorbeigehen von Jerusalem selbst geredet, das, wie nur wenige Hauptstädte, Herz und Mittelpunkt des Landes bildete. Die Geschichte, die Athen auf einer unfruchtbaren, öden Klippe, Rom zwischen Sümpfen und Wüsten gebaut hat, hat auch Jerusalem auf eine kahle Steinzunge gestellt, die von Natur so reizlos, so unfruchtbar, so unwirthlich ist, als nur eine im Lande zu finden war. Zwölf Stunden vom Meer, acht Stunden vom Jordanthal, unfern der Wasserscheide zwischen beiden, lag die Stadt am Ende eines gegen Süden sich streckenden felfigen Bergrückens, der in drei Hügeln abfällt: im Süden der Berg Zion, im Osten Moriah, gegen Nordwesten Akra und darunter gegen Norden der sogenannte „Sumpfplatz“ Bezetha.5 Längs des Bezetha und Moriahhügels diesseits, und des Oelbergs jenseits, zieht, vom Bache Kidron ausgewaschen, das Thal Josaphat. Auf der Westseite des Akra und Zionhügels, liegt das Thal Hinnom, das dann im Süden von Zion in das Thal Josaphat mündet. Nach Often, Westen und Süden ist so die Stadt durch steile

1 Nehem. 7, 5. Jos. vita 1. 2 Ant. IV; 8, 14. 3 Bell. II; 20, 5. 4 Robins. 2, 13. 5 Die Neustadt Bezetha bestand zur Zeit Jesu noch nicht. Bell. V; 4, 1; 5 8. 6 φάραγε Κεδρών. Bell. V, 2, 3, 4, 2.

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