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Herodias, die Tochter der Bernice und Enkelin der Salome. Das ganze leidenschaftliche, ruhelose, ehrgeizige und grausame Temperament ihrer Großmutter Salome und ihres Großvaters Kostobar war auf diese Tochter des hingerichteten Aristobul übergegangen. Sie war in Galiläa, was die Unruhe in der Uhr, und stürzte schließlich sich und Antipas in's Verderben.

Am meisten Aehnlichkeit mit Herodes selbst hatte Archelaus. So war wenigstens die Meinung des Volks. „Da Joseph hörte, sagt der Evangelist, daß Archelaus in Judäa regiere, anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich dahin zu kommen." Seine eigenen Verwandten hatten ihn, im Bund mit der Bevölkerung Jerusa= lems, vom Thron fernhalten wollen. Der Aufenthalt in Rom war für ihn eine nicht endende Reihe von Demüthigungen ge= wesen. Mit Selbstwegwerfung hatte er die Bestätigung des väterlichen Testaments erkaufen müssen, und die Krone im eigentlichsten Sinn auf den Knieen erbettelt. Er kehrte heim mit dem Vorjah, seinen Gegnern die Kränkungen heimzuzahlen. Nur Philippus, der fromme und getreue Knecht, den er zum Verwalter seines Erbes eingesezt hatte, war nicht von ihm abgefallen, alle Andern hatten mehr oder weniger gegen ihn intriguirt, seine jezigen Unterthanen am entschiedensten. Als ein Regiment der Rache ward daher von vornherein seine gewaltthätige Herrschaft aufgefaßt. So hat in der Parabel von den anvertrauten Pfunden Jesus des Archelaus Regierungsantritt geschildert. „Ein Edler, heißt es dort, zog in ein fernes Land, daß er ein Königthum für sich empfange und dann wiederkäme. Da rief er zehn seiner Knechte und gab ihnen zehn Minen zur Verwaltung bis zu seiner Wiedertehr. Seine Bürger aber waren ihm seind und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: „Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche!" Er aber empfing dennoch das Königthum und kehrte zurück, um mit seinen Verwaltern abzurechnen. Von den Treuen sette er den Einen über zehn Städte, den Andern über fünf Städte, den Dritten aber, der zugewartet hatte, weil er wußte, daß der Herrscher ein harter Mann sei, der nimmt, was nicht sein ist und schneidet, wo er nicht gesät hat, treibt er von Haus und Hof. Und dann ruft er: „Doch jene

1 Luc. 19, 11-27.

meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrsche, bringet her und erwürget sie vor meinem Angesicht."

Mit dieser Zeit der Abrechnung hatte das Regiment des Archelaus begonnen.1 Zunächst entsezte er den Boethusen Joazar seiner Hohenpriesterwürde, indem er ihn beschuldigte, es mit den Aufständischen gehalten zu haben; dann verhängte er über Juden und Samariter allerlei quälende Strafmaaßregeln, die so drückend waren, daß die beiden feindlichen Stämme darüber sogar ihren gegenseitigen Haß vergaßen und gemeinsame Schritte gegen den Tyrannen beriethen. Was ihm aber vor Allem den Haß der Schriftgelehrten und Pharisäer zuzog, war seine gesezwidrige Ehe mit seines Bruders Wittwe Glaphyra, die er geheirathet hatte, obgleich sie Kinder von seinem Bruder Alexander besaß.2 Die leichtfertige Kappadocierin hatte nach dem Tod ihres ersten Gemahls den König Juba von Mauritanien geheirathet, der als Schriftsteller sich großen Ruhm erworben hat. Bald schied fie sich aber von dem gelehrten Gemahl3 und kehrte zu ihrem Vater zurück. Hier traf sie Archelaus, der sich leidenschaftlich in sie verliebte, seine Gattin verstieß und die geistvolle Glaphyra nach Jerusalem zurückführte. Wie es scheint überfielen sie hier in der dumpfen Königsburg die Erinnerungen ihrer ersten Ehe mit Macht. Sie starb, nachdem ihr ihr erster Gemahl im Traum erschienen war. Fast scheint es, als ob ihr Schicksal das Motiv zur Eheparabel der Sadducäer geliefert hätte. Glaphyra hatte zwar nicht sieben Männer, wie das Weib in der Sadducäergeschichte, aber doch ihrer drei gehabt, als ihr der erste im Traum erschien und ihre Seele heimforderte, damit sie in jener Welt ihm und nicht den beiden andern gehöre. Das Problem der Sadducäer hatte somit das Gespenst gelöst.

Neun Jahre lang dauerte der Kampf der Priesterschaft mit Archelaus, im Verlauf welcher der Ethnarch noch zwei Mal den Hohenpriester wechseln mußte. Auch die Verwandtschaft, von vornherein ihm gram, wird den Streit geschürt haben. Zu Anfang des Jahres 6 erreichte die Spannung ihren Höhepunkt: der Adel von

1 Bell. II; 7, 3. 2 Ant. XVIII; 13, 1. 3 Josephus meint, der Tod habe die Ehe getrennt, aber Juba lebte noch im Jahre 18. Vergl. Schuerer, Neutest. Ztg. 248.

Judäa und Samarien hatte eine Gesandtschaft nach Rom geschickt, um den Ethnarchen zu verklagen. Archelaus träumte damals, er sehe zehn Aehren, die von Ochsen abgefressen würden. Abergläubig, wie seine heimgegangene Gattin, ließ er zur Deutung des Traums einen Essäer mit Namen Simon in die Hofburg holen. „Die Ochsen, sagte der Essäer, bedeuten einen Wechsel, da sie das Land beim Pflügen umkehren, und die zehn Aehren bedeuten die zehn Jahre deiner Herrschaft“. Des Ethnarchen Träume waren bereits nicht mehr schwer auszulegen. Schon fünf Tage nachher holte ein kaiserlicher Bote den Archelaus von seiner Hoftafel weg nach Rom. Augustus nahm ihm sein ganzes Vermögen und schickte ihn nach Vienna Allobrogum an der Rhone, wo er über den Wechsel der Dinge, von dem der Essäer geredet, nachdenken konnte.1

Seine Herrschaft war ziemlich spurlos vorübergegangen. Nur das von ihm erbaute neue Schloß und die Wasserleitung in Jericho, sowie die schönen Anlagen von Archelais, die jezt an Salome fielen, erinnerten an den Ethnarchen, der sich sonst nur durch Grausamkeit und durch Erpressungen ausgezeichnet hatte.

Lieferen Eindruck machte es nach der rabbinischen Tradition, als ungefähr um diese Zeit der gefeierte Rabbi Hillel starb. Ganz Israel klagte an seinem Grabe: „Ach der Sanftmüthige, ach der Fromme, ach der Schüler Esra's!"2 Er blieb dem Volk als Musterbild der Geduld, des ergebenen, friedfertigen, leidenden Glaubens im Gedächtniß. Was freilich von seiner Friedfertigkeit erzählt wird, beweist, daß seine Gutmüthigkeit sprüchwörtlich geworden war, so daß der dichtende Volkswitz ihm ganz absonderliche Beweise derselben anhing. So wird berichtet, daß Schammai in dem Hochzeitsgesang auf die Braut, um ihn für die Neuvermählten wirksam zu machen, volle Wahrheit forderte; Hillel aber sagte, daß man, auch wenn die Braut häßlich sei, sich auf den Standpunkt des Bräutigams stellen und fingen müsse: „Ei du liebliche, anmuthige Braut!"3 Ebenso suchte er aber dem Manne, falls er

1 Bell. II; 7, 3. Ant. XVIII; 13, 2. 2 Sota, 9, 6. Chronologie: b. Sanh. 15 a macht Hillel 100 Jahre vor Jerusalems Zerstörung zum Präsidenten des Synedriums, d. i. im Jahre 30 v. Chr. Diese Stelle hätte er 40 Jahre lang bis zu seinem Tode bekleidet, das wäre bis zum Jahr 10. Sein Alter brachte er angeblich auf 120 Jahre. Beresch. Rabba § 100. 3 b. Ketuboth, 16b bis 17 a.

sich in seiner Ehe nicht glücklich fühlte, durch Erleichterung der Scheidung zu helfen. Nach 5 Mos. 24, 1—4 sollte der Mann die Frau entlassen dürfen, wenn er etwas „Schändendes“ an ihr wahrnähme; Schammai verstand darunter einen sittlich schändenden Makel, Hillel aber lehrte, daß der Mann die Frau auch schon, wenn sie ihm das Essen angebrannt habe, verabschieden könne.1 Sogar bis zur Unwahrheit steigerte sich seine Friedfertigkeit, so daß er ein Mal, um mit den Schülern Schammai's nicht in Streit zu gerathen, einen Ochsen, den er im Tempelvorhof als Opfer schlachten ließ, für eine Kuh ausgab, indem er wedelnd den Schweif des Thiers hin und her bewegte, um das Geschlecht desselben zu verbergen.2

Besser als solche anekdotische Züge find die zum Theil schönen Sinnsprüche bezeugt, die die Pirke Aboth auf Hillel den Alten zurückführen, sofern solche characteristische Säße sich selbst bezeu= gen. „Viel Fleisch, sprach Hillel, viele Würmer; viele Reichthümer, viel Sorgen; viele Weiber, viel Zaubereien; viele Mägde, viel Sünden; viele Knechte, viel Raub; viel Gesetz, viel Leben; viele Schulen, viel Weisheit. Wer sich die Worte des Gesezes erwirbt, erwirbt sich das Leben der kommenden Weltzeit. Wer nicht zunimmt in der Lehre, nimmt ab, wer nichts lernt, verdient den Tod, und wer mit gemeinem, erwerbsüchtigem Sinn das Gesetz treibt, der stirbt."3 Als die Summe des Gesetzes schärfte er, wie nach ihm Jesus, einem Heiden ein: „Was dir verhaßt ist, thue auch deinem Nächsten nicht, das ist das ganze Gesez, alles Andere ift Erklärung."4 Sei aus den Schülern Aarons, der den Frieden suchte, die Menschen liebte und sie zum Gesetz brachte."5 „Wer seinen Namen groß machen will, deß Name wird untergehen; traue dir selbst nicht bis zum Tag deines Todes und sage nicht: wenn ich Zeit haben werde, will ich lernen; vielleicht nie wirst du Zeit haben. Sorge ich nicht für mich, wer denn? Und wenn nicht nur für mich, was bin ich? Und wenn jezt nicht, wann?" Liegt viel wahre Weisheit in diesen Säßen, so gewinnen sie noch an Gewicht durch die Bedeutung, die der Mann durch mehrere Jahrzehnte hindurch eingenommen hatte. Er hatte durch

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seine Deutungsregeln den Eifer der Schriftauslegung neu ange= regt. Veraltete Vorschriften hatte er durch sie beseitigt, ohne das Gesetz zu brechen. Mit der Freude am Gesetz hatte er auch den Glauben Israels an sich selbst aufrecht erhalten. „Bin ich, Israel, hier, so ist Alles hier; fehle ich, wer findet sich ein?" hatte er gesprochen in einer Zeit, in der Viele verzagen wollten. Anderseits hatte er auch Heiden gegenüber Milde, Geduld und Nachsicht walten lassen. Falls er wirklich gerade vierzig Jahre, was aller= dings eine verdächtig runde Zahl ist, im Synedrium gesessen, so hat er selbst noch die Niederlage seiner Partei gegenüber der strengeren und mit Leidenschaft patriotischen Schule erlebt. Es lag in den aufregenden und gespannten Verhältnissen, daß die extremen Richtungen nun wieder oben auf kamen.

2. Die Einverleibung Judäas in die Provinz Syrien.

Wenn die jüdischen Deputationen früher wiederholt Ab= schaffung des Königthums und unmittelbare Unterstellung des Hohenpriesters unter den Proconsul von Syrien verlangt hatten, so schwebte ihnen dabei wohl das günstige Verhältniß der phönicischen Städte vor, deren Archonten die öffentlichen Geschäfte nach den Ortsgebräuchen besorgten und wesentlich nur in Betreff der Militär- und Steuerpflicht mit dem Proconful zu thun hatten. Man vergaß dabei, daß zu einem solchen Verhältniß das jüdische Land viel zu groß, die Bevölkerung zu schwierig und die Lage von bedeutender militärischer Wichtigkeit war, und daß solche Dependentien größerer Provinzen durch einen Procurator vice praesidis pflegten regiert zu werden.2

Die Nachricht, Judäa werde einen Procurator erhalten, war wohl die erste Enttäuschung der über Archelaus Entfernung frohlockenden Juden, die nicht gewollt hatten, daß dieser über fie

1 Grätz 3, 174. 2 Solche Procuratoren waren in beiden Mauritanien, Rätien, Vindelicien, Noricum, Thracien, in den cottischen Alpen, Corsica u. f. w. Tac. Hist. 1, 11; 2, 16. Höck, röm. Gesch. I, 2. S. 202 f. Der Titel war procur. et praes. oder proc. v. praes; proc. et prolegatus; proc. cum jure gladii.

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