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druck die Kirche ja von Anfang von diesem Verhältniß der Jünger zu Jesu hatte. Auch als Berichterstatter haben die Jünger nicht nach Zeugenart hervorgehoben, was sie in solch großer Zeit ge= than oder gelassen haben, wenigstens ist uns aus den synoptischen Quellen darüber wenig zugekommen. Wahre Andacht schweigt von sich, und den Eindruck wird Jeder von den drei Evangelien empfangen, daß die Berichterstatter, auf die sich unsere Quellen leztlich zurückführen, ihr eigenes Sein vergessen hatten in der Nähe dieses Mannes aus Nazareth. So war in der That das messianische Reich angebrochen in dem Umgang des Messias mit kindlich willigen Gemüthern. Mochten die Jünger auch schwache und irrende Menschen bleiben, das Bewußtsein hatten sie doch selbst, daß die wenigen Monde, die sie in seiner Nähe athmeten, sie emporgetragen. über Tausende, die mit ihnen und vor ihnen unter den Palmen Judäas gewandelt find.1 Schon die eine Thatsache, daß sie nach Jesu Tod ein ganzes Leben lang warteten auf seine Wiederkehr, ist für die Inbrunst ihrer anbetenden Liebe das vollgültigste Zeugniß.

Neben dieser intensiven Wirkung auf einen kleinen Kreis, war nun aber die extensive auf die ganze Nation keineswegs aufge= geben. Jesu Auftrag lautete nicht auf einige wenige Häuser Kapernaums sondern auf Israel. Das Reich, das er predigte, galt allen Kindern des Vaters, vor Allem aber denen, die die Ver= heißung hatten. War dieses verheißene Reich in seiner äußer= lichen Form der eigentliche Inhalt des jüdischen Cultus und der jüdischen Sitte, so wollte er das Volk aufklären über die wahre Bedeutung desselben, ja er schreckte vor dem Gedanken nicht zurück, diese in ihren Gewohnheiten verhärtete, gesehesstolze, parteisüchtige, zum Theil verkommene Nation zu freien Bürgern des Gottesreichs zu werben. Daß er der Aufgabe diese weiten Grenzen steckte, und ihm dabei die gewaltige Arbeit eines solchen Unternehmens klar vor Augen stand, beweisen die Bilder, in denen er von ihr redet. Wie ein endlos sich hindehnendes reifes Garbenfeld stand fie ihm vor Augen, als er den fünf Jüngern sagte: „Die Ernte ist groß, bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter sende. "2 Dann schwebt ihm wieder das Bild des Sauerteigs vor, mit dem

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er diese Massen durchwirken und durchsäuern will,1 oder auch das dürre Stoppelfeld, in das er den Feuerbrand zu werfen im Begriff steht: „Ich bin gekommen, spricht er zum Volk, ein Feuer anzuzünden auf Erden, und was wollte ich lieber, denn es brennete schon!"2

Wie nun aber die Zeitgenossen sich zu diesem Reich verhalten würden, darum handelte es sich vor Allem.

10. Das Reich und die Beitgenossen.

Die Wahl der zwölf Apostel hatte etwa um Pfingsten stattgefunden. Als die Jünger die reifenden Aehren auskörnten, hatte der Streit mit den Rabbinen sich erhoben, über den Jesus Kapernaum verließ. Als die Felder weiß waren zur Ernte, hatte auch er befchloffen neue Arbeiter herbeizurufen. In der Zeit des Erntedankfestes also, der Pfingstzeit, wurde die Bergrede gehalten und die Apostelgemeinde gegründet. Es folgt nun der schwüle Sommer, der längere Rückzüge und zeitweises Stilleliegen bedingt. Doch stand der Kampf nicht still.

So gewiß vielmehr die Heranziehung eines festen Kreises einen weiteren Schritt zur Begründung der zu stiftenden großen Gemeinde bezeichnete, so unfehlbar mußte auch sofort wieder, wie bei der Berufung der ersten fünf Jünger, der Widerstand der Synagoge gegen die Verwirklichung eines Neuen sich regen, das die Umgebung nur so lang ohne Einsprache dulden konnte, als es sich in der rein idealen Sphäre der Lehre und Verheißung bewegte. Zunächst berichtet die Grundschrift,3 daß der Zustrom des Volkes sich verdoppelt habe, gleichzeitig aber erscheinen Schriftgelehrte aus Jerusalem in Kapernaum, um Jesu Thätigkeit zu beobachten. Von Haus aus waren die Schulen argwöhnisch gegen jede Bewegung der Geister, die nicht von ihnen ausging, und ihre Abgesandten

1 Luc. 13, 20.

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2 Luc. 12, 49.

3 Mr. 3, 20-30. Mth. 9, 32-34. 12, 22-32. Luc. 11, 14-23. Ueber den ursprünglichen Text vgl. Holtzmann, Syn. pag. 78.

pflegten sich zudringlich überall einzuführen, wo man sie nicht ge= rufen. Hier mag ihr Erscheinen noch außerdem mit der Furcht vor der Reichspredigt zusammenhängen, die der Täufer den Pharifäern eingeflößt. In Judäa war die Taufbewegung zur Ruhe gekommen, um so mehr galt es zu verhindern, daß sie nicht in dem unruhigen Galiläa neuerdings Eingang finde. So schickten die Synagogen Jerusalems Lehrer hinauf nach Galiläa, um Jesum zu überwachen. Die Abgesandten mischen sich bei dem öffentlichen Auftreten Jesu unter die Menge und als sie Zeugen der Heilung eines Beseffenen werden, den sein Dämon am Reden verhindert hatte, ruft einer von ihnen entrüstet aus: „Er vertreibt die Teufel durch Beelzebul, der Teufel Obersten". Jesus verhandelt nun mit ihnen im Hofe des Petrus und fragt fie: „Wie kann Satan den Satan austreiben? Und wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, mag dasselbige Reich nicht bestehen. Sezet sich der Satan wider sich selbst, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Und so ich die Teufel durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Kinder sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen."3 Mit anderen Worten also ist die Meinung, daß die Austreibung der Dämonen durch den Geist Gottes die thatsächliche Ankunft des Gottesreichs beweise und diese Behauptung stüßt Jesus durch den weiteren Hinweis darauf, daß sein Einbrechen in das Haus des Starken, des Teufels, dem er sein Geräth, den kranken Menschen wegnimmt, klar zeuge, daß schon zuvor der Starke gebunden war und des Teufels Reich mithin ein Ende habe. Da das Volk, das durchaus unter dem Eindruck der eben vor seinen Augen vor sich gegangenen Dämonenaustreibung steht, von Staunen ergriffen sich stürmisch um das Haus drängt, bleibt das Einschreiten der Rabbinen ohne weitere Folgen, gleichzeitig aber tritt eine andere Störung hinzu, die Jesum dennoch bestimmt, Kapernaum auf's Neue zu räumen. Wie in Jerusalem, so hatte man gleichzeitig auch in der Heimath Jesu, in Nazareth, seine Wirksamkeit in's Auge gefaßt, und die Zweifel an seiner Mission machten sich hier

1 Vgl. Ant. XX; 2, 4. Wem fielen bei Lectüre dieser Stelle nicht die Verhältnisse des Galaterbriefs ein? 2 Mr. 3, 23. 3 Mth. 12, 22-32. Mr. 3, 20-30. Luc. 11, 14-22.

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in einer für Jesum viel schmerzlicheren Weise geltend. Gerade seinen nächsten Angehörigen war sein Thun immer unverständlicher geworden, und wie sie erfahren, daß er sich für einen Propheten, ja vielleicht gar für etwas Höheres halte, vermuthen sie, er sei wahnsinnig geworden. Die Brüder, begleitet von der Mutter und den Schwestern, machen sich nach dem zwei kleine Tagreisen entfernten Kapernaum auf,2 um sich persönlich von der Verfassung ihres Angehörigen zu überzeugen. Nach Markus kamen fie eben an, als das aufgeregte Volk das Haus des Petrus umlagert und Jesus mit den Pharifäern darüber verhandelt, ob man durch des Teufels Hülfe Teufel austreiben könne. Er hat den stärkeren Dämon, hatten die Pharifäer gesagt, den Beelzebul, und durch den Obersten der Teufel treibt er die Teufel aus.“ Auch die Seinen greifen nun dieses Wort auf und vermehren damit die Verwirrung. Sie gingen hinaus und wollten ihn greifen, denn fie sprachen: Er ist außer sich gerathen." Zwar gelingt es ihnen nicht, sich durch die das Thor umgebende, drängende Menge, die auf Jesu Gespräch mit den Pharisäern lauscht, hindurchzuarbeiten, aber die Umgebung Jesu unterbricht ihretwillen seine Rede mit der Bestellung: „Siehe deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. Und er antwortete ihnen und sprach, wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und er sah rings auf die, so um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe das sind meine Mutter und meine Brüder. Wer Gottes Willen thut, der ist mein Bruder, und meine Schwester und meine Mutter".3 Sofort aber bricht er auf und geht hinab zum Ufer. Von dem Schnabel eines Schiffes aus redet er an die versammelte Menge Gleichnisse von dem verschiedenen Erfolg des Gottesworts und dem Schicksal des Gottesreichs. Es ist die Zeit nach der Ernte. Garben und Früchte sind ein= gebracht, die Unkrautbündel flammen rings auf den Höhen, neue Furchen zur zweiten Aussaat zieht der Pflug all diese Bilder verweben sich dem Redenden in seine Predigt, und nicht minder die Bilder des Sees, die er vom leise schaukelnden Kahn rings um sich wahrnimmt. Als dann endlich der sich niedersenkende

1 Mr. 3, 21.

2 Die Entfernung beträgt ungefähr 10 Stunden. 3, 20-31. 4 Vgl. Keim, Gesch. Jesu, 1873, p. 218.

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Abend diesen Tag voll Aufregungen beendet, kehrt er nicht nach dem Hause des Petrus zurück, wo vielleicht neue schmerzliche Scenen sein gewartet hätten, sondern er befiehlt, ihn nach der einsamen Küste jenseits überzusehen, wo er dem lärmenden Getriebe Kapernaums entrückt ist. Auf dieser Ueberfahrt war es, nach Markus, daß, während Jesus ermüdet hinten auf dem Kopfpolster schlief, das Schiff Wasser schöpfte, so daß die Jünger ihn mit den Worten wecken: „Meister frägst du nichts darnach, daß wir verderben?" Er aber bedrohte den Sturm und schalt die Jünger: Was seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?" So sagte Cäsar in der Brandung an den Akrokeraunien dem verzagenden Steuermann: „Sei getrost, du führst den Cäsar“.1 Die Gewißheit eines weltgeschichtlichen Berufs, der nicht an einem lecken Schiff scheitern kann, spricht aus beiden Worten. Vorerst blieb er in dem jenseitigen Lande, und wir finden ihn zunächst in dem halbheidnischen Gadara, einer Stadt der Dekapolis, deren Gebiet sich bis zum See hinunter erstreckte. Reste von Tempeln, Theatern und Säulengängen bezeugen noch heute den Glanz dieser von Pompejus wieder erbauten Heidenstadt, deren Weichbild dem galiläischen Propheten Ruhe schaffen sollte vor dem Zudrang der galiläischen Neugier. Der Rückzugsversuch wurde freilich bald ge= stört durch den Zusammenstoß mit einem Dämonischen, zu dem die Kunde von der Nähe des großen Exorcisten gedrungen war. Noch heute zeigt man jene in den Berg gearbeiten Grabhöhlen,2 in deren einer der Beseffenen hauste, von dem das Markusevangelium eine so ergreifende Schilderung macht. Als Jesus aus dem Schiffe trat, kam ihm entgegen aus den Gräbern ein Mensch mit einem unsauberen Geist, der seine Wohnung in den Gräbern hatte; und Niemand hatte bisher ihn binden können, auch nicht mit einer Kette. Denn er war oft mit Fußfeffeln und Ketten gebunden gewesen, und hatte die Ketten abgerissen und die Fußfesseln zerrieben, und Niemand konnte ihn zähmen. Und er war allzeit bei Tag und Nacht in den Gräbern und auf den Bergen, schrie und schlug sich mit Steinen".3 Wie sagenhaft nun auch die Erzählung in ihrem weiteren Verlauf ist, so zeigt sie doch ein treues Bild

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1 Cassius Dio 41, 46. 2 Burkhardt, R. I, 434. Jos. Ant. XIII; 13, 3. Bell. I; 7, 7. 3 Mr. 5, 1-10.

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