ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Vorrede zur dritten Auflage.

Die vorliegende dritte Auflage der neutestamentlichen Zeitgeschichte hat Plan und Eintheilung des ursprünglichen Werks festgehalten. Dagegen sind einige ergänzende Abschnitte eingefügt und die Ergebnisse der seit 1873 geführten wissenschaftlichen Verhandlungen thunlichst berücksichtigt worden. Da das Buch gerade in der ursprünglichen Form einem bestehenden Bedürfniß entgegenkam, wollte ich seinen Charakter durch näheres Eintreten auf einzelne Streitfragen nicht zerstören. Es will auch jezt nicht ein archäologisches Handbuch, sondern ein Geschichtsbild sein.

Die wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiete des Urchristenthums besteht seit nächstdem fünfzig Jahren in kritischen Erörterungen über den wahren Sinn und Zusammenhang eines verhältnißmäßig nicht sehr umfangreichen Quellenmaterials. Diese kritische Arbeit kann aber, auch wenn sie jemals zu einem vollkommen übereinstimmenden Resultate führte, immer nur eine Anzahl von thatsächlichen Anhaltspunkten für das historische Vorstellungsvermögen ergeben, nicht selbst ein geschichtliches Bild jener Zeit gestalten. Dieses Lettere ist Sache einer wissenschaftlichen Divination, die eine geahnte Welt schildert und die Ergebnisse so erzählt, wie sie nach den gefundenen Anhaltspunkten sich entwickelt zu haben scheinen. Uns bleibt keine Wahl, als entweder

auf eine geschichtliche Vorstellung der Vergangenheit zu verzichten, oder wir müssen die unter Aufsicht der beglaubigten Nachrichten gestellte Phantasie zu Hülfe nehmen, um zu einem Bilde der vergangenen Zeit zu gelangen.

Ob man diesen Proceß des historischen Vorstellens hoch oder nieder werthe, bleibt sich gleich; es genügt, daß der menschliche Geist nicht umhin kann, ihn zu vollziehen. Wir haben freilich, troh Keim's bleibenden Leistungen auf diesem Gebiet, in letter Zeit mehrfach die vornehme Rede hören müssen, da es an wissenschaftlichen Kriterien fehle, nach welchen sich die Quellen des Lebens Jesu methodisch sichten ließen, seien auch alle biographischen Versuche ohne wissenschaftlichen Werth. Allen denen, die sich ernstlich mit der Evangelienfrage beschäftigt haben, steht doch fest, daß in allen wesentlichen Punkten die Quellen des Lebens Jesu sich mit derselben Sicherheit beurtheilen lassen, wie die Nachrichten über irgend einen andern religiösen Genius der alten und mittleren Zeit und mir scheint, daß sie auch ausreichen, um ein wissenschaftlich wohlbegründetes Bild der heiligen Geschichte zu gestalten, sobald die psychologische Analyse und die Interpretation der ermöglichenden Bedingungen mit Fleiß und Umsicht thut, was ihres Amtes ist.

Heidelberg, am 30. October 1878.

A. Hausrath.

Vorrede zur ersten Auflage.

Wenn gleich die geschichtlichen Verhältnisse, die das vorliegende Buch darstellen möchte, so weit dieselben mit dem Leben Jesu zusammenhängen, in neuester Zeit vielfach und eingehend behandelt worden sind, so wird sich doch der Versuch rechtfertigen, die neutestamentliche Zeit auch ein Mal nach ihrem eigenen Zusammenhang und nicht blos als Hintergrund des Lebens Jesu zu beschreiben. Dazu liegt es in der Absicht dieser Darstellung, sich dann weiterhin über die Zeit der Apostel und die nachapostolische Zeit zu verbreiten, welche bis jetzt weniger berücksichtigt worden ist.

Was wir die heilige Geschichte nennen, ist die Darstellung der höchsten Spizen eines breiteren geschichtlichen Lebens. Die des alten Testaments wird von jeher im Zusammenhang der israelitischen Geschichte abgehandelt. Wenn dagegen erst Dr. M. Schneckenburger den Versuch gemacht hat, eine zusammenhängende Darstellung aller derjenigen geschichtlichen Zustände zu geben, die die Voraussetzung der neutestamentlichen Geschichte und Literatur bilden, so liegt das an dem disparaten Charakter des Stoffs. Die neutestamentliche Geschichte ist nämlich keineswegs, wie die alt= testamentliche, Glied einer einzigen nationalen Entwickelung, sondern sie spielt sich auf verschiedenen Gebieten ab und greift in die verschiedensten Entwickelungen über. Läßt die Zeit Jesu fich

X

noch in die Grenzen der jüdischen Geschichte einschließen, so wird von da ab mit jeder neuen Periode der Rahmen weiter, die Perspective großartiger. Beginnen müssen wir unsere Erzählung mit der Zeit, in der die allgemeinen Verhältnisse sich zu den Configurationen zusammenzogen, welche die Evangelien wiederspiegeln. So sehen wir uns bis in die erste Zeit der Römerherrschaft in Judäa hinaufgewiesen. Unsere Aufgabe wird sein, diese Zeit zu beschreiben, so weit ihr Inhalt mit den großen religiösen Thatfachen des neuen Testaments in mittelbarer oder unmittelbarer Beziehung steht.

Es handelt sich dabei in keiner Weise um den nichtigen Ver= such, die Entstehung des Christenthums selbst aus vorübergehenden Zeitverhältnissen herleiten zu wollen. Begünstigende Verhältnisse, ermöglichende Bedingungen, unhaltbare, Katastrophen zudrängende, Zustände sind auch sonst wohl gewesen, und ist doch keine neue Religion daraus hervorgegangen, weil dem Chaos der gestaltende schöpferische Geist ausblieb. Das Christenthum ist das Werk Christi, nicht der Verhältnisse. Das persönliche Leben aber, dieser schöpferische Punkt, um den die gährenden Elemente sich ansetzen, ist immer eine unmittelbare That Gottes, die sich nicht weiter erklären und ableiten läßt. Hier ist der Faden zu suchen, durch den die Dinge unmittelbar mit Gott zusammenhängen. Daneben wird doch Niemand verkennen, daß auch diese heilige Geschichte Theil einer Zeitgeschichte gewesen ist. Sie ist nicht phantasmagorisch auf den Hintergrund der wirklichen Geschichte vom Himmel her gespiegelt worden, sondern hat sich als ein wirkliches Stück der wirklichen Geschichte und unter den lebendigsten Wechselwirkungen mit den gegebenen Zeitverhältnissen entwickelt, wenn auch wir uns gewöhnt haben, sie losgelöst von ihrem ursprünglichen Zusammenhang, als einen über alle historischen Begebenheiten, wie über das Leben des damaligen Geschlechts wegschreitenden Gang der göttlichen Offenbarung zu betrachten. So erwächst uns denn die Aufgabe, diese neutestamentliche Geschichte wieder einzu

ΧΙ

gliedern in den zeitgeschichtlichen Zusammenhang, in dem sie stand, als sie Gegenwart war; sie zu betrachten, zwar nicht als Product, wohl aber als Theil eines allgemeineren historischen Processes; fie darzustellen, wie die Mithandelnden sie erlebten, vermischt und verworren mit durchaus profanen Ereignissen.

In dieser Fassung der Aufgabe nun liegt eine doppelte Beschränkung. Nicht Alles, was in den zwei Jahrhunderten sich zutrug, die wir mit dem Namen der neutestamentlichen Zeit bezeichnen, kann Gegenstand unserer Betrachtung sein, sondern nur das, was mit der neutestamentlichen Geschichte in Beziehung steht. Auch diese aber ist nicht an und für sich das Object, das wir beschreiben, sondern nur mit ihrer zeitgeschichtlichen Seite haben wir es zu thun. Die Geschichte des sittlichen und religiösen Processes, d. h. die Heilsgeschichte liegt außerhalb unserer Aufgabe. Nehmen wir ein Beispiel. Jesus hat eine weltgeschichtliche Bedeutung, die sich in der Geschichte von achtzehn Jahrhunderten offenbart, er hat eine heilsgeschichtliche Stellung, die Millionen Herzen kennen, eben so aber hatte er für die Zeit, von der wir handeln, auch eine zeitgeschichtliche Stellung, die nur dem damaligen Geschlechte galt. Im Zusammenhang unserer Aufgabe nun haben wir ihn nicht als der Welt Heiland, nicht als der Herzen Seligmacher, sondern als den Unterthanen des Antipas, als den Gegner der Rabbinen, als den Angeklagten des Synedriums zu betrachten. Daß auch diese Seite des Gegenstands ein Interesse beanspruchen darf, wird Niemand beabreden.

Ein solcher Versuch verhält sich nun freilich von Haus aus ablehnend gegen die magische wie gegen die mythische Ableitung des Christenthums. Für die poetische Welt der religiösen Sage ist innerhalb einer rein historischen Darstellung kein Raum; ihre Gebilde verbleichen vor einem geschichtlich hellen Hintergrund. Je schärfer die Umrisse der irdischen Dinge erkennbar werden, um so weniger haben dazwischen gute und böse Engel Platz. Aber auch jene Auffassung, die das concrete Leben der neutestament=

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »