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stecken, fürchtet aber die Fußtritte der hohen Gönner. Und sie geben ihm wirklich Fußtritte und halten das arme Vieh für einen Revolutionär. Lieber Himmel, es verlangt nur ein bisschen Wedelfreiheit, und wenn man ihm diese gewährt, so leckt es dankbar die goldenen Sporen der uckermärkischen Ritterschaft. Nichts ist ergöglicher, als solche unermüdliche Beweglichkeit neben der unermüdlichen Geduld. Dieses tritt recht hervor in jenen Briefen, wo der arme Laufhund auf jeder Seite selbst erzählt, wie er vor den Pariser Theatern ruhig Queue machte

Ich versichere Sie, er machte ruhig Queue mit dem großen Tross und ist so einfältig, es selbst zu erzählen. Was aber noch weit stärker, was die Gemeinheit seiner Seele ganz zur Anschauung bringt, ist das Geständnis, dass er, wenn er vor Ende der Vorstellung das Theater verließ, jedesmal seine Kontremarke verkaufte. Es ist wahr, als Fremder braucht er nicht zu wissen, dass solcher Verkauf einen ordentlichen Menschen herabwürdigt; aber er hätte nur die Leute zu betrachten brauchen, denen er seine Kontremarke verhandelte, um von selbst zu merken, dass sie nur der Abschaum der Gesellschaft sind, Diebesgesindel und Maquereaus, kurz Leute, mit denen ein ordentlicher Mensch nicht gern spricht, vielweniger ein Handelsgeschäft treibt. Der muss

von Natur sehr schmußig sein, wer aus diesen schmußigen Händen Geld nimmt!“

Damit man nicht wähne, als stimme ich in dem Urtheil über den Herrn Professor Friedrich von Raumer ganz mit Börne überein, so bemerke ich zu seinem Vortheil, dass ich ihn zwar für schmutzig halte, aber nicht für dumm. Das Wort schmutzig, wie ich ebenfalls ausdrücklich bemerken will, muss hier nicht im materiellen Sinne genommen werden... Die Frau Professorin würde sonst Zeter schreien und alle ihre Waschzettel drucken lassen, worin verzeichnet steht, wie viel reine Unterhemden und Chemisettchen ihr liebes Männlein im Laufe des Jahres angezogen. . . und ich bin überzeugt, die Zahl ist groß, da der Herr Professor Raumer im Laufe des Jahres so viel läuft und folglich schwigt und folglich viel Wäsche nöthig hat. Es kommt ihm nämlich nicht der gebratene Ruhm ins Haus geflogen, er muss vielmehr beständig auf den Beinen sein, um ihn aufzusuchen, und wenn er ein Buch schreibt, so muss er erst von Pontio nach Pilato rennen, um die Gedanken zusammenzukriegen und endlich dafür zu sorgen, dass das mühsam zusammengestoppelte Opus auch von der literarischen Klaque hinlänglich unterstügt wird. Das be= wegliche füßhölzerne Männchen ist ganz einzig in

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dieser Betriebsamkeit, und nicht mit Unrecht be= merkte einst eine geistreiche Frau: „Sein Schreiben ist eigentlich ein Laufen.“ Wo was zu machen ist, da ist es, das Raumerchen aus Anhalt-Dessau. Jüngst lief es nach London; vorher sah man es während drei Monaten überall -hin und her laufen, um die dazu nöthigen Empfehlungsschreiben zu betteln, und nachdem es in der englischen Gesellschaft ein bisschen herumgeschnoppert und ein Buch zusammengelaufen, erläuft es auch einen Verleger für die englische Übersetzung, und Sara Austin, meine liebenswürdige Freundin, muss nothgedrungen ihre Feder dazu hergeben, um das saure fließpapierne Deutsch in velinschönes Englisch zu übersehen und ihre Freunde anzutreiben, das übersezte Produkt in den verschiedenen englischen Revues zu recensieren ... und diese erlaufenen englischen Recensionen lässt dann Brockhaus zu Leipzig wieder ins Deutsche übersetzen, unter dem Titel: Englische Stimmen über Frau von Raumer!"

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Ich wiederhole, dass ich mit dem Urtheil Börne's über Herrn von Raumer nicht übereinstimme; er ist ein schmußiger, aber kein dummer Kerl, wie Börne meinte, der, vielleicht weil er ebenfalls „Briefe aus Paris" drucken ließ, den armen Nebenbuhler

so scharf kritisierte, und bei jeder Gelegenheit eine Lauge des boshaftesten Spottes über ihn ausgofs.

Ja, lacht nicht, Herr von Raumer war damals ein Nebenbuhler von Börne, dessen „Briefe aus Paris" fast gleichzeitig mit den erwähnten Briefen erschienen, worin es, das Raumerchen, mit der Madame Crelinger und ihrem Gatten aus Paris korrespondierte.

Diese Briefe sind längst verschollen, und wir erinnern uns nur noch des spaßhaften Eindrucks, den sie hervorbrachten, als sie gleichzeitig mit den Pariser Briefen von Börne auf dem literarischen Markte erschienen. Was lettere betrifft, so gestehe ich, die zwei ersten Bände, die mir in jener Pe= riode zu Gesicht kamen, haben mich nicht wenig erschreckt. Ich war überrascht von diesem ultra-radifalen Tone, den ich am wenigsten von Börne erwartete. Der Mann, der sich in seiner anständigen, geschniegelten Schreibart immer selbst inspicierte und kontrolierte, und der jede Silbe, ehe er sie niederschrieb, vorher abwog und abmaß der Mann, der in seinem Stile immer etwas beibehielt von der Gewöhnung seines reichsstädtischen Spießbürgerthums, wo nicht gar von den Ängstlichkeiten seines früheren Amtes ... der ehemalige Polizeiaktuar von Frankfurt am Main stürzte sich

jezt in einen Sanskülottismus des Gedankens und des Ausdrucks, wie man Dergleichen in Deutschland noch nie erlebt hat. Himmel! welche entsetzliche Wortfügungen; welche hochverrätherische Zeitwörter! welche majestätsverbrecherische Accusative! welche Imperative! welche polizeiwidrige Fragezeichen! welche Metaphern, deren bloßer Schatten schon zu zwanzig Jahr' Festungsstrafe berechtigte! Aber tróß des Grauens, den mir jene Briefe einflößten, weckten sie in mir eine Erinnerung, die sehr komischer Art, die mich fast bis zum Lachen erheiterte, und die ich hier durchaus nicht verschweigen kann. Ich gestehe es, die ganze Erscheinung Börne's, wie sie sich in jenen Briefen offenbarte, erinnerte mich an den alten Polizeivogt, der, als ich ein kleiner Knabe war, in meiner Vaterstadt regierte. Ich sage: regierte, da er, mit unumschränktem Stock die öffentliche Ruhe verwaltend, uns kleinen Buben einen ganz majestätischen Respekt einflößte und uns schon durch seinen bloßen Anblick gleich auseinander jagte, wenn wir auf der Straße gar zu lärmige Spiele trieben. Dieser Polizeivogt wurde plöglich wahnsinnig und bildete sich ein, er sei ein kleiner Gassenjunge, und zu unserer unheimlichsten Verwunderung sahen wir, wie er, der allmächtige Straßenbeherrscher, statt Ruhe zu stiften, uns zu dem lautesten Unfug auf

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