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Leiber oder in die Geister eingeprügelt werden sollte, nahm man einen deutschen Exerciermeister. Auch haben wir die Sklaverei über ganz Europa verbreitet, und als Denkmäler dieser Sündfluth sizen deutsche Fürstengeschlechter auf allen Thronen Europa's, wie nach uralten Überschwemmungen auf den höchsten Bergen die Reste versteinerter Seeungeheuer gefunden werden . . . Und noch jetzt, kaum wird ein Volk frei, so wird ihm ein deutscher Prügel auf den Rücken gebunden . . . und sogar in der heiligen Heimat des Harmodios und Aristogeiton's, im wiederbefreiten Griechenland, wird jezt deutsche Knechtschaft eingesetzt, und auf der Akropolis von Athen fließt baiersches Bier und herrscht der baiersche Stock... Ja, es ist erschrecklich, dass der König von Baiern, dieser kleine Tyrannos und schlechte Poet, seinen Sohn auf den Thron jenes Landes seßen durfte, wo einst die Freiheit und die Dichtkunst geblüht, jenes Landes, wo es eine Ebene giebt, welche Marathon, und einen Berg, welcher Parnass heißt! Ich kann nicht daran denken, ohne dass mir das Gehirn zittert . . . Wie ich in der heutigen Zeitung gelesen, haben wieder drei Studenten in München vor dem Bilde des König Ludwig's niederknien und Abbitte thun müssen. Niederknien vor dem Bilde eines Menschen, der noch

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dazu ein schlechter Poet ist! Wenn ich ihn in meiner Macht hätte, dieser schlechte Dichter sollte niederknien vor dem Bilde der Musen und Abbitte thun wegen seiner schlechten Verse, wegen belei= digter Majestät der Poesie! Sprecht mir jetzt noch von römischen Kaisern, welche so viel' Tausende von Christen hinrichten ließen, weil Diese nicht vor ihrem Bilde knien wollten . . Jene Tyrannen waren wenigstens Herren der ganzen Welt von Aufgang bis zum Niedergang, und wie wir an ihren Statuen noch heute sehen, wenn auch keine Götter, so waren sie doch schöne Menschen. Man beugt sich am Ende leicht vor Macht und Schönheit. Aber niederknien vor Ohnmacht und Hässlichkeit, vor einem süddeutschen Winkeldespötchen, welches aussieht wie ein

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Es bedarf wohl keines besonderen Winks für den scharfsinnigen Leser, aus welchen Gründen ich den Frevler nicht weiter sprechen lasse. Ich glaube, die angeführten Phrasen sind hinreichend, um die damalige Stimmung des Mannes zu bekunden; sie war im Einklang mit dem hißigen Treiben jener deutschen Tumultanten, die seit der Juliusrevolution in wilden Schwärmen nach Paris kamen und sich schon gleich um Börne sammelten. Es ist kaum zu begreifen, wie dieser sonst so ge= Heine's Werke. Bd. XII.

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scheite Kopf sich von der rohesten Tobsucht be= schwagen und zu den gewaltsamsten Hoffnungen verleiten lassen konnte! Zunächst gerieth er in den Kreis jenes Wahnsinnes, als dessen Mittelpunkt der berühmte Buchhändler F. zu betrachten war. Dieser F., man sollte es kaum glauben, war ganz der Mann nach dem Herzen Börne's. Die rothe Wuth, die in der Brust des Einen kochte, das dreitägige Juliusfieber, das die Glieder des Einen rüttelte, der jakobinische Veitstanz, worin der Eine sich drehte, fand den entsprechenden Ausdruck in den Pariser Briefen des Andern. Mit dieser Bemerkung will ich aber nur einen Geistesirrthum, keineswegs einen Herzensirrthum andeuten, bei dem Einen wie bei dem Andern. Denn auch F. meinte es gut mit dem deutschen Vaterlande, er war aufrichtig, heldenmüthig, jeder Selbstopferung fähig, jedenfalls ein ehrlicher Mann, und zu solchem Zeugnis glaube ich mich um so mehr verpflichtet, da, seit er in strenger Haft schweigen muss, die servile Verleumdung au seinem Leumund nagt. Man kann ihn mancher unklugen, aber keiner zweideutigen Handlung beschuldigen; er zeigte namentlich im Unglück sehr viel Charakter, er war durchglüht von reinster Bürgertugend, und um die Schellenkappe, die sein Haupt umklingelt, müssen wir einen Kranz von Eichenlaub

flechten. Der edle Narr, er war mir tausendmal lieber, als jener andre Buchhändler, der ebenfalls nach Paris gekommen, um eine deutsche Übersetzung der französischen Revolution zu besorgen, jener leise Schleicher, welcher matt und menschenfreundlich wimmerte und wie eine Hyäne aussah, die zur Abführung eingenommen. . . Übrigens rühmte man auch Letztern als einen ehrlichen Mann, der sogar seine Schulden bezahle, wenn er das große Loos in der Lotterie gewinnt, und wegen solcher Ehrlichkeitsverdienste ward er zum Finanzminister des erneuten deutschen Reichs vorgeschlagen . . . 3m Vertrauen gesagt, er musste sich mit den Finanzen begnügen, denn die Stelle eines Ministers des Innern hatte F. schon vorweg vergeben, nämlich an Garnier, wie er auch die deutsche Kaiserkrone dem Hauptmanne S.*) bereits zugesagt .

Garnier freilich behauptete, der Buchhändler F. wolle den Hauptmann S. zum deutschen Kaiser machen, weil dieser Lump ihm Geld schuldig sei und er sonst nicht zu seinem Gelde kommen könne Das ist aber unrichtig und zeugt nur von Garnier's Medisance; F. hat vielleicht aus repu

*) „Seybold" stand ursprünglich in dem mir vorliegenden Originalmanuskript.

Der Herausgeber.

blikanischer Arglist eben das kläglichste Subjekt zum Kaiser gewählt, um dadurch das Monarchenthum herabzuwürdigen und lächerlich zu machen . . .

Der Einfluss des F. war indessen bald beendigt, als Derselbe, ich glaube im November, Paris verließ, und an der Stelle des großen Agitators einige neue Oberhäupter emporstiegen; unter Diesen waren die Bedeutendsten der schon erwähnte Garnier und ein gewisser Wolfrum. Ich darf sie wohl mit Namen nennen, da der Eine todt ist, und dem Andern, welcher sich im sicheren England befindet, durch die Hindeutung auf seine ehemalige Wichtigkeit ein großer Gefallen erzeigt wird; Beide aber, Garnier zum Theil, Wolfrum aber ganz, schöpften ihre Inspirationen aus dem Munde Börne's, der von nun an als die Seele der Pariser Propaganda zu betrachten war. Der Wahnsinn blieb derselbe, aber, um mit Polonius zu reden, es kam Methode hinein.

Ich habe mich eben des Wortes „Propaganda" bedient; aber ich gebrauche dasselbe in einem andern Sinne als gewisse Delatoren, die unter jenem Ausdruck eine geheime Verbrüderung verstehen, eine Verschwörung der revolutionären Geister in ganz Europa, eine Art blutdürftiger, atheistischer und regicider Maçonnerie. Rein, jene Pariser Propaganda bestand vielmehr aus rohen Händen als aus feinen

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