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Porzellan auf den Hals geladen, um mich zu zähmen. Ja, ja, desshalb war es so wohlfeil, und der Mann war so beredsam. Ach, die Zuckerdose mit dem ehelichen Glück war eine so süße Lochspeise! Ja, je mehr ich mein Porzellan betrachte, desto wahrscheinlicher wird mir der Gedanke, dass es von Metternich herrührt. Ich verdenke es ihm nicht im Mindesten, dass man mir auf solche Weise beizukommen sucht. Wenn man kluge Mittel gegen mich anwendet, werde ich nie, unwirsch; nur die Plumpheit und die Dummheit ist mir unausstehlich. Da ist aber unser Frankfurter Senat

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Ich habe meine Gründe, den Mann nicht weiter sprechen zu lassen, und bemerke nur, dass er am Ende seiner Rede mit gutmüthigem Lachen ausrief:

„Aber noch bin ich stark genug, meine Porzellanfesseln zu brechen, und macht man mir den Kopf warm, wahrhaftig, die schöne vergoldete Theekanne fliegt zum Fenster hinaus mitsammt der Zuckerdose und dem ehelichen Glück und dem Katharinenthurm und der Konstablerwache und den vaterländischen Gegenden, und ich bin dann wieder ein freier Mann, nach wie vor!"

Börne's Humor, wovon ich eben ein sprechendes Beispiel gegeben, unterschied sich von dem

Humor Sean Paul's dadurch, dass Letterer gern die entferntesten Dinge ineinanderrührte, während Sener, wie ein lustiges Kind, nur nach dem Nahliegenden griff, und während die Phantasie des konfusen Polyhistors von Baireuth in der Rumpelfammer aller Zeiten herumkramte und mit Sieben meilenstiefeln alle Weltgegenden durchschweifte, hatte Börne nur den gegenwärtigen Tag im Auge, und die Gegenstände, die ihn beschäftigten, lagen alle in seinem räumlichen Gesichtskreis. Er besprach das Buch, das er eben gelesen, das Ereignis, das eben vorfiel, den Stein, an dem er sich eben gestoßen, Rothschild, an dessen Haus er täglich vorbeiging, den Bundestag, der auf der Zeil residiert und den er ebenfalls an Ort und Stelle hassen konnte, endlich alle Gedankenwege führten ihn zu Metternich. Sein Groll gegen Goethe hatte vielleicht ebenfalls örtliche Anfänge; ich sage Anfänge, nicht Ursachen; denn wenn auch der Umstand, dass Frankfurt ihre gemeinschaftliche Vaterstadt war, Börne's Aufmerksamkeit zunächst auf Goethe lenkte, so war doch der Hass, der gegen diesen Mann in ihm brannte und immer leidenschaftlicher entloderte, nur die nothwendige Folge einer tiefen, in der Natur beider Männer begründeten Differenz. Hier wirkte keine kleinliche Schelsucht, sondern ein uneigennüti

ger Widerwille, der angebornen Trieben gehorcht, ein Hader, welcher, alt wie die Welt, sich in allen Geschichten des Menschengeschlechts kundgiebt und am grellsten hervortrat in dem Zweikampfe, welchen der judäische Spiritualismus gegen hellenische Lebensherrlichkeit führte, ein Zweikampf, der noch immer nicht entschieden ist und vielleicht nie ausgekämpft wird, der kleine Nazarener hasste den großen Griechen, der noch dazu ein griechischer Gott war.

Das Werk von Wolfgang Menzel war eben erschienen, und Börne freute sich kindisch, dass Iemand gekommen sei, der den Muth zeige, so rücksichtslos gegen Goethe aufzutreten.

„Der Respekt," sette er naiv hinzu, „hat mich immer davon abgehalten, Dergleichen öffentlich auszusprechen. Der Menzel, Der hat Muth, Der ist ein ehrlicher Mann und ein Gelehrter; Den müssen Sie kennen lernen, an Dem werden wir noch viele Freude erleben; Der hat viel Kourage, Der ist ein grundehrlicher Mann und ein großer Gelehrter! An dem Goethe ist gar Nichts, er ist eine Memme, ein serviler Schmeichler und ein Dilettant."

Auf dieses Thema kam er oft zurück; ich musste ihm versprechen, in Stuttgart den Menzel zu be= suchen, und er schrieb mir gleich zu diesem Behufe eine Empfehlungskarte, und ich höre ihn noch eifrig

hinzusehen: „Der hat Muth, außerordentlich viel Kourage, Der ist ein braver, grundehrlicher Mann und ein großer Gelehrter!"

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Wie in seinen Äußerungen über Goethe, so auch in seiner Beurtheilung anderer Schriftsteller, verrieth Börne seine nazarenische Beschränktheit. Ich sage nazarenisch, um mich weder des Ausdrucks „jüdisch“ noch „christlich“ zu bedienen, obgleich beide Ausdrücke für mich synonym sind und von mir nicht gebraucht werden, um einen Glauben, sondern um ein Naturell zu bezeichnen. „Juden“ und „Christen" sind für mich ganz sinnverwandte Worte, im Gegensatz zu Hellenen," mit welchem Namen ich ebenfalls kein bestimmtes Volk, sondern eine sowohl angeborne als angebildete Geistesrichtung und Anschauungsweise bezeichne. In dieser Beziehung möchte ich sagen: alle Menschen sind entweder Juden oder Hellenen, Menschen mit ascetischen, bildfeindlichen, vergeistigungssüchtigen Trieben, oder Menschen von lebensheiterem, entfaltungsstolzem und realistischem Wesen. So gab es Hellenen in deutschen Predigerfamilien, und Juden, die in Athen geboren und vielleicht von Theseus abstammen. Der Bart macht nicht den Juden, oder der Zopf macht nicht den Christen, kann man hier mit Recht sagen. Börne war ganz Nazarener, seine Antipathie gegen Goethe

ging unmittelbar hervor aus seinem nazarenischen Gemüthe, seine spätere politische Exaltation war begründet in jenem schroffen Ascetismus, jenem Durst nach Märtyrthum, der überhaupt bei den Republikanern gefunden wird, den sie republikanische Tugend nennen, und der von der Passionssucht der früheren Christen so wenig verschieden ist. In seiner spätern Zeit wendete sich Börne sogar zum historischen Christenthum, er sank fast in den Katholicismus, er fraternisierte mit dem Pfaffen Lamennais und verfiel in den widerwärtigsten Kapuzinerton, als er sich einst über einen Nachfolger Goethe's, einen Pantheisten von der heitern Observanz, öffentlich aussprach. — Psychologisch merkwürdig ist die Untersuchung, wie in Börne's Seele allmählich das eingeborene Christenthum emporstieg, nachdem es lange niedergehalten worden von seinem scharfen Verstand und seiner Lustigkeit. Ich sage Lustigkeit, gaité, nicht Freude, joie; die Nazarener haben zuweilen eine gewisse springende gute Laune, eine wißige, eichfäßchenhafte Munterfeit, gar lieblich kapriciös, gar süß, auch glänzend, worauf aber bald eine starre Gemüthsvertrübung folgt; es fehlt ihnen die Majestät der Genussseligkeit, die nur bei bewussten Göttern gefunden wird.

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