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Patrioten, um protestantische Regierungen zu be= fehden, mit der katholischen Partei gemeinschaftliche Sache treiben, kann ich nicht begreifen. Man wird mir, dem die Preußen bekanntlich soviel Herzleid bereiteten, man wird mir schwerlich eine blinde Sympathie für Borussia zuschreiben: ich darf daher freimüthig gestehen, dass ich in dem Kampfe Preußens mit der katholischen Partei nur Ersterem den Sieg wünsche ... Denn eine Niederlage würde hier nothwendig zur Folge haben, dass einige deutsche Provinzen, die Rheinlande, für Deutschland verloren gingen. Was fümmert es aber die frommen Leute in München, ob man am Rhein Deutsch oder Französisch spricht; für sie ist es hinreichend, dass man dort lateinisch die Messe singt. Pfaffen haben kein Vaterland, sie haben nur einen Vater, einen Papa, in Rom.

Dass aber der Abfall der Rheinlande, ihr Heimfall an das romanische Frankreich, eine ausgemachte Sache ist zwischen den Helden der katho= lischen Partei und ihren französischen Verbündeten, wird männiglich bekannt sein. Zu diesen Verbündeten gehört seit einiger Zeit auch ein gewisser ehemaliger Jakobiner, der jetzt eine Krone trägt und mit gewissen gekrönten Jesuiten in Deutsch

land unterhandelt . . . Frommer Schacher! scheinheiliger Verrath am Vaterland!

Es versteht sich von selbst, dass unser armer, Börne, der sich nicht bloß von den Schriften, sondern auch von der Persönlichkeit Lamennaie's födern ließ und an den Umtrieben der römischen Freiwerber unbewusst Theil nahm, es versteht sich von selbst, dass unser armer Börne nimmermehr die Gefahren ahnte, die durch die Verbündung der katholischen und republikanischen Partei unser Deutschland bedrohen. Er hatte hiervon auch nicht die mindeste Ahnung, er, dem die Integrität Deutschlands, eben so sehr wie dem Schreiber dieser Blätter, immer am Herzen lag. Ich muss ihm in dieser Beziehung das glänzendste Zeugnis ertheilen. „Auch keinen deutschen Nachttopf würde ich an Frankreich abtreten,“ rief er einst im Eifer des Gesprächs, als Semand bemerkte, dass Frankreich, der natürliche Repräsentant der Revolution, durch den Wiederbesit der Rheinlande gestärkt werden müsse, um dem aristokratisch-absolutistischen Europa desto sicherer widerstehen zu können.

"Keinen Nachttopf tret' ich ab," rief Börne, im Zimmer auf und ab stampfend, ganz zornig. „Es versteht sich," bemerkte ein Dritter, „wir treten den Franzosen keinen Fußbreit Land vom

deutschen Boden ab; aber wir sollten ihnen einige deutsche Landsleute abtreten, deren wir allenfalls entbehren können. Was dächten Sie, wenn wir den Franzosen z. B. den Raumer und den Rotted abträten ?"

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„Nein, nein,“ rief Börne, aus dem höchsten Zorn in Lachen übergehend, auch nicht einmal den Raumer oder den Rotteck trete ich ab, die Kollektion wäre nicht mehr komplet, ich will Deutschland ganz behalten, wie es ist, mit seinen Blumen und seinen Disteln, mit seinen Riesen und Zwergen nein, auch die beiden Nachttöpfe trete ich nicht ab!"

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Ja, dieser Börne war ein großer Patriot, vielleicht der größte, der aus Germania's stiefmütterlichen Brüsten das glühendste Leben und den bittersten Tod gesogen! In der Seele dieses Mannes jauchzte und blutete eine rührende Vaterlandsliebe, die ihrer Natur nach verschämt, wie jede Liebe, sich gern unter knurrenden Scheltworten und nergelndem Murrsinn versteckte, aber in unbewachter Stunde desto gewaltsamer hervorbrach. Wenn Deutschland allerlei Verkehrtheiten beging, die böse Folgen ha= ben konnten, wenn es den Muth nicht hatte, eine heilsame Medicin einzunehmen, sich den Staar stechen zu lassen oder sonst eine kleine Operation aus

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zuhalten, dann tobte und schimpfte Ludwig Börne und stampfte und wetterte; wenn aber das vorausgesehene Unglück wirklich eintrat, wenn man Deutschland mit Füßen trat oder so lange peitschte, bis Blut floss, dann schmollte Börne nicht länger, und er fing an zu flennen, der arme Narr, der er war, und schluchzend behauptete er alsdann, Deutschland sei das beste Land der Welt und das schönste Land, und die Deutschen seien das schönste und edelste Volk, eine wahre Perle von Volk, und nirgends sei man flüger als in Deutschland, und sogar die Narren seien dort gescheit, und die Flegelei sei eigentlich Gemüth, und er sehnte sich ordentlich nach den geliebten Rippenstößen der Heimat, und er hatte manchmal ein Gelüste nach einer recht saftigen deutschen Dummheit, wie eine schwangere Frau nach einer Birne. Auch wurde für ihn die Entfer nung vom Vaterlande eine wahre Marter, und manches böse Wort in seinen Schriften hat diese Qual hervorgepresst. Wer das Exil nicht kennt, be= greift nicht, wie grell es unsere Schmerzen färbt, und wie es Nacht und Gift in unsere Gedanken gießt. Dante schrieb seine Hölle im Exil. Nur wer im Eril gelebt hat, weiß auch, was Vaterlandsliebe ist, Vaterlandsliebe mit all' ihren füßen Schrecken und sehnsüchtigen Kümmernissen! Zum Glück für

unsere Patrioten, die in Frankreich leben müssen, bietet dieses Land so viele Ähnlichkeit mit Deutschland; fast dasselbe Klima, dieselbe Vegetation, dieselbe Lebensweise. „Wie furchtbar muss das Exil sein, wo diese Ähnlichkeit fehlt,“ bemerkte mir einst Börne, als wir im Sardin-des-Plantes spazieren gingen, wie schrecklich, wenn man um sich her nur Palmen und tropische Gewächse sähe und ganz wildfremde Thierarten, wie Kängurus und Zebras

Zu unserem Glücke sind die Blumen in Frankreich ganz so wie bei uns zu Hause, die Veilchen und Rosen sehen ganz wie deutsche aus, auch die Ochsen und Kühe, und die Esel sind geduldig und nicht gestreift, ganz wie bei uns, und die Vögel find gefiedert ́und singen in Frankreich ganz so wie in Deutschland, und wenn ich gar hier in Paris die Hunde herumlaufen sehe, kann ich mich ganz wieder über den Rhein zurückdenken, und mein Herz ruft mir zu: Das sind ja unsre deutschen Hunde!“

Ein gewisser Blödsinn hat lange Zeit in Börne's Schriften jene Vaterlandsliebe ganz verkannt. über diesen Blödsinn konnte er sehr mitleidig die Achseln zucken, und über die keuchenden alten Weiber, welche Holz zu seinem Scheiterhaufen herbeischleppten, konnte er mit Seelenruhe ein Sancta simplicitas! ausrufen. Aber wenn jesuitische Bös

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