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herabeilen und zu frühe, zur unrechten Stunde, das Erlösungswerk unternehmen. Er ist eben keine ruhige Schlafmüße. Er ist ein schöner, sehr schlanker, aber doch ungeheuer kräftiger Mann; blühend wie die Jugend. Das Leben, das er führt, ist übrigens sehr einförmig. Den größten Theil des Morgens verbringt er mit den üblichen Gebeten, oder lacht und scherzt mit seinen Dienern, welche verkleidete Engel sind und hübsch singen und die Flöte blasen. Dann lässt er sein langes Haupthaar kämmen, und man salbt ihn mit Narden und bekleidet ihn mit seinem fürstlichen Purpurgewande. Den ganzen Nachmittag studiert er die Kabbala. Gegen Abend lässt er seinen alten Kanzler kommen, der ein verkleideter Engel ist, eben so wie die vier starken Staatsräthe, die ihn begleiten, verkleidete Engel sind. Aus einem großen Buche muss alsdann der Kanzler seinem Herren vorlesen, was jeden Tag passierte. ... Da kommen allerlei Geschichten vor, worüber der Messias vergnügt lächelt, oder auch missmüthig den Kopf schüttelt ... Wenn er aber hört, wie man unten sein Volk misshandelt, dann geräth er in den furchtbarsten Zorn und heult, dass die Himmel erzittern . . . . . Die vier starken Staatsräthe müssen dann den Ergrimmten zurückhalten, dass er nicht herabeile auf die

Erde, und sie würden ihn wahrlich nicht bewältigen, wären seine Hände nicht gefesselt mit den goldenen Ketten . . . Man beschwichtigt ihn auch mit sanften Reden, dass jetzt die Zeit noch nicht gekommen sei, die rechte Rettungsstunde, und er sinkt am Ende aufs Lager und verhüllt sein Antliß und weint . . ."

So ungefähr berichtete mir Manasse ben Naphtali zu Krakau, seine Glaubwürdigkeit mit Hinweisung auf den Talmud verbürgend. Ich habe oft an seine Erzählungen denken müssen, besonders in den jüngsten Zeiten, nach der Suliusrevolution. Sa, in schlimmen Tagen glaubte ich manchmal mit eignen Ohren ein Gerassel zu hören wie von goldenen Ketten, und dann ein verzweifelndes Schluchzen

Overzage nicht, schöner Messias, der du nicht bloß Israel erlösen willst, wie die abergläubischen Suden sich einbilden, sondern die ganze leidende Menschheit! O, zerreißt nicht, ihr goldenen Ketten! O, haltet ihn noch einige Zeit gefesselt, dass er nicht zu frühe komme, der rettende König der Welt!

Fünftes Buch.

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