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trachten, um nachzusehen, ob man etwa dort vergessen habe, die Maschinen aufzuziehen*). Dass die Insel Helgoland unter brittischer Herrschaft steht, ist mir schon hinlänglich fatal. Ich bilde mir manchmal ein, ich röche jene Langeweile, welche Albion's Söhne überall ausdünsten. In der That, aus jedem Engländer entwickelt sich ein gewisses Gas, die tödliche Stickluft der Langeweile, und Dieses habe ich mit eigenen Augen beobachtet, nicht in England, wo die Atmosphäre ganz davon geschwängert ist, aber in südlichen Ländern, wo der reisende Britte isoliert umherwandert, und, die graue Aureole der Langeweile, die sein Haupt umgiebt, in der sonnig blauen Luft recht schneidend sichtbar wird. Die Engländer freilich glauben, ihre dicke Langeweile sei ein Produkt des Ortes, und, um derselben zu entfliehen, reisen sie durch alle Lande, langweilen sich überall und kehren heim mit einem Diary of an ennuyé. Es geht ihnen, wie dem Soldaten, dem seine Kameraden, als er schlafend auf der Pritsche lag, Unrath unter die Nase rieben; als er erwachte, bemerkte er, es röche schlecht in der Wachtstube, und er ging hinaus, kam aber bald zurück,

*) Dieser Satz fehlt in der französischen Ausgabe.

Der Herausgeber.

und behauptete, auch draußen röche es übel, die ganze Welt stänke.

Einer meiner Freunde, welcher jüngst aus Frankreich kam, behauptete, die Engländer bereisten den Kontinent aus Verzweiflung über die plumpe Küche ihrer Heimat; an den französischen Tabled'hôten sähe man dicke Engländer, die Nichts als Vol-au-Vents, Crème, Süprèmes, Ragouts, Gelées und dergleichen luftige Speisen verschluckten, und zwar mit jenem folossalen Appetite, der sich daheim an Roastbeefmassen und Yorkshirer Plumpudding geübt hatte, und wodurch am Ende alle französischen Gastwirthe zu Grunde gehen müssen. Ist etwa wirklich die Exploitation der Table-d'hôten der geheime Grund, wesshalb die Engländer herumreisen? Während wir über die Flüchtigkeit lächeln, womit sie überall die Merkwürdigkeiten und Gemäldegalerien ansehen, sind sie es vielleicht, die uns mystificieren, und ihre belächelte Neugier ist Nichts als ein pfiffiger Deckmantel für ihre gastronomischen Absichten.

Aber wie vortrefflich auch die französische Küche, in Frankreich selbst soll es jetzt schlecht aussehen, und die große Retirade hat noch kein Ende. Die Jesuiten florieren dort und singen Triumphlieder. Die dortigen Machthaber sind dieselben Thoren, denen man bereits vor fünfzig Jahren die Köpfe

abgeschlagen

Was half's! sie sind dem Grabe wieder entstiegen, und jetzt ist ihr Regiment thörichter als früher; denn als man sie aus dem Todtenreich ans Tageslicht heraufließ, haben Manche von ihnen in der Haft den ersten, besten Kopf aufgesezt, der ihnen zur Hand lag, und da ereigneten sich gar heillose Missgriffe; die Köpfe passen manchmal nicht zu dem Rumpf und zu dem Herzen, das darin spukt. Da ist Mancher, welcher wie die Vernunft selbst auf der Tribüne sich ausspricht, so dass wir den klugen Kopf bewundern, und doch lässt er sich gleich darauf von dem unverbesserlich verrückten Herzen zu den dümmsten Handlungen verleiten . . . Es ist ein grauenhafter Widerspruch zwischen den Gedanken und Gefühlen, den Grundsäten und Leidenschaften, den Reden und den Thaten dieser Revenants!

Oder soll ich nach Amerika, nach diesem ungeheuren Freiheitsgefängnis, wo die unsichtbaren Ketten mich noch schmerzlicher drücken würden, als zu Hause die sichtbaren, und wo der widerwärtigste aller Tyrannen, der Pöbel, seine rohe Herrschaft ausübt! Du weißt, wie ich über dieses gottverfluchte Land denke, das ich einst liebte, als ich es nicht kannte Und doch muss ich es öffentlich loben und preisen, aus Metierpflicht... Ihr lie

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ben deutschen Bauern! geht nach Amerika! dort giebt es weder Fürsten noch Adel, alle Menschen sind dort gleich, gleiche Flegel ... mit Ausnahme freilich einiger Millionen, die eine schwarze oder braune Haut haben und wie die Hunde behandelt werden! Die eigentliche Sklaverei, die in den meisten nordamerikanischen Provinzen abgeschafft, empört mich nicht so sehr, wie die Brutalität, womit dort die freien Schwarzen und die Mulatten behandelt werden. Wer auch nur im entferntesten Grade von einem Neger stammt, und wenn auch nicht mehr in der Farbe, sondern nur in der Gesichtsbildung eine solche Abstammung verräth, muss die größten Kränkungen erdulden, Kränkungen, die uns in Europa fabelhaft dünken. Dabei machen diese Amerikaner großes Wesen von ihrem Christenthum und sind die eifrigsten Kirchengänger. Solche Heuchelei haben sie von den Engländern gelernt, die ihnen übrigens ihre schlechtesten Eigenschaften zurückließen. Der weltliche Nußen ist ihre eigentliche Religion, und das Geld ist ihr Gott, ihr einziger, allmächtiger Gott. Freilich, manches edle Herz mag dort im Stillen die allgemeine Selbstsucht und Ungerechtigkeit bejammern. Will es aber gar dagegen ankämpfen, so harret seiner ein Märthrthum, das alle europäischen Begriffe übersteigt. Ich glaube, es

war in Newyork, wo ein protestantischer Prediger über die Misshandlung der farbigen Menschen so empört war, dass er, dem grausamen Vorurtheil trogend, seine eigene Tochter mit einem Neger verheirathete. Sobald diese wahrhaft christliche That bekannt wurde, stürmte das Volk nach dem Hause des Predigers, der nur durch die Flucht dem Tode entrann; aber das Haus ward demoliert, und die Tochter des Predigers, das arme Opfer, ward vom Pöbel ergriffen und musste seine Wuth entgelten. She was flinshed, d. h. sie ward splitternackt ausgekleidet, mit Theer bestrichen, in den aufgeschnittenen Federbetten herumgewälzt, in solcher anklebenden Federhülle durch die ganze Stadt geschleift und verhöhnt.

Freiheit, du bist ein böser Traum!

Helgoland, den 8. Julius.

Da gestern Sonntag war, und eine bleierne Langeweile über der ganzen Insel lag und mir fast das Haupt eindrückte, griff ich aus Verzweiflung zur Bibel . . . und ich gestehe es dir, trozdem, dass ich ein heimlicher Hellene bin, hat

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